Was tun bei Herzschmerzen?
Herzschmerzen können viele verschiedene Ursachen haben. Neben Stress oder Muskelverspannungen können sie auch als Symptom von Krankheiten wie Corona oder Herzinfarkt auftreten. In jedem Fall gilt: Starke Schmerzen im Herz- und Brustbereich sollten ärztlich abgeklärt werden. Was sind weitere Ursachen und wie erfolgt die Behandlung?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Zusammenfassung
- Definition: Es handelt sich um einen stechenden oder dumpfen Schmerz in der Herzregion hinter dem Brustbein.
- Ursachen: Eine Vielzahl von Auslösern kommen infrage. Das Herz ist aber selten Ursprung der Beschwerden.
- Therapie: Die Behandlung richtet sich nach der Ursache beziehungsweise Grunderkrankung. Zum Einsatz kommen Medikamente wie Betablocker, eine Operation oder Änderung des Lebensstils.
Was sind Herzschmerzen?
Von Herzschmerzen wird gesprochen, wenn die Stelle in der Brust, an der das Herz liegt, wehtut. Das Herz befindet sich ungefähr hinter dem Brustbein, etwa auf Höhe der zweiten bis fünften Rippe. Dabei liegt es nicht ganz mittig, sondern leicht nach links versetzt.
Schmerzen im Brustbereich müssen nicht unbedingt vom Herzen ausgehen, sondern können auch von der Lunge, vom Rippenfell oder von der Speiseröhre herrühren oder ein Zeichen für Muskelverspannungen sein.
Handelt es sich bei den Beschwerden tatsächlich um Herzschmerzen, sind verschiedene Ursachen denkbar – harmlose, aber auch lebensbedrohliche. Bei Schmerzen im Brustkorb denken viele zunächst an einen Herzinfarkt. Da ein Herzinfarkt tatsächlich als Ursache infrage kommt und lebensgefährlich ist, sollten die Schmerzen unbedingt ärztlich abgeklärt werden.
Bei jüngeren Menschen unter 40 Jahren sind Herzschmerzen jedoch in der Regel nicht Folge einer Herzerkrankung. In den meisten dieser Fälle haben Herzschmerzen keine erkennbare körperliche Ursache. Dann sprechen medizinische Fachleute von funktionellen Herzschmerzen. Diese können etwa im Zusammenhang mit Stress oder psychischen Problemen auftreten (Herzneurose).
Wie fühlen sich Herzschmerzen an?
Schmerzen in der Herzgegend sind für Betroffene oftmals sehr beunruhigend. Sie fühlen sich häufig dumpf, brennend, ziehend oder stechend an und können von weiteren Symptomen wie
- Atemnot,
- Übelkeit,
- Schwindel,
- Schweißausbrüchen
- sowie Angstgefühlen
begleitet sein. Typisch ist außerdem ein Engegefühl in der Brust und Beklemmung. Stress und körperliche Anstrengung können die Symptome auslösen sowie verstärken. Die Schmerzen können in andere Körperbereiche ausstrahlen, wie zum Beispiel in
- den Arm,
- den Hals,
- den Oberbauch,
- die Schulter
- oder den Rücken.
Herzschmerzen: Mögliche Ursachen
Schmerzen in der Herzgegend können viele verschiedene Ursachen haben. Sie können auf Herzprobleme zurückzuführen sein oder ihren Ursprung in anderen Organen oder Körperbereichen haben.
Herzbedingte Herzschmerzen
Verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen können Herzstechen beziehungsweise Schmerzen in der Herzregion verursachen. Als typisches Anzeichen treten sie etwa bei folgenden Erkrankungen auf:
- koronare Herzkrankheit (KHK) mit Angina Pectoris
- Herzinfarkt
- Herzbeutelentzündung (Perikarditis)
- Herzrhythmusstörungen
- Anomalien der Herzkranzgefäße
- Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
- Verengung der Blutgefäße (Arteriosklerose)
- Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
- Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien)
- Ansammlung von Flüssigkeit im Herzbeutel (Perikarderguss)
- Bluthochdruck (Hypertonie)
Die genannten Herzkrankheiten äußern sich normalerweise nicht allein durch Herzschmerzen, sondern auch durch andere Beschwerden und Anzeichen. Welche das sind, ist von der Krankheit abhängig. Für den*die Kardiolog*in können die Begleitsymptome ein wichtiger Hinweis auf die mögliche Ursache der Schmerzen sein. Daher ist es wichtig, die Herzprobleme und Beschwerden möglichst präzise zu schildern.
Ursachen, die nichts mit dem Herzen zu tun haben
Schmerzen im Brustkorb beziehungsweise der Herzgegend gehen nicht immer vom Herzen aus. Herzschmerzen sind leicht zu verwechseln mit anderen Schmerzen in der Brust. Als mögliche Ursachen kommen dann auch folgende Beschwerden infrage:
- Muskelverspannungen
- Zwerchfellverspannungen
- Wirbelsäulen- und Gelenkbeschwerden
- Eine Infektion mit COVID-19
- Speiseröhrenerkrankungen (wie Refluxkrankheit)
- Magenbeschwerden (wie eine Magenschleimhautentzündung)
- Lungenerkrankungen (wie Lungenentzündung, Lungenembolie)
- Rippenfellerkrankungen (Pleuritis)
- psychische Erkrankungen (wie Angststörungen oder Depressionen)
Sonderfall Broken-Heart-Syndrom
Am Broken-Heart-Syndrom erkranken meist Frauen jenseits der Wechseljahre nach einem sehr belastenden Ereignis wie einem Trauerfall oder einer Trennung. Es ruft dieselben Beschwerden hervor wie ein Herzinfarkt. Anders als ein Infarkt wird das Broken-Heart-Syndrom jedoch nicht durch verstopfte beziehungsweise verengte Gefäße verursacht. Die heftigen Schmerzen rühren vielmehr daher, dass sich die kleinen Blutgefäße, die zum Herzmuskel führen, verkrampfen – vermutlich durch den Einfluss von Stresshormonen.
Das Broken-Heart-Syndrom hat wie die Herzneurose psychische Auslöser. Im Gegensatz zur Herzneurose kann das Broken-Heart-Syndrom jedoch lebensbedrohliche Folgen haben. Die Betroffenen müssen schnellstmöglich ins Krankenhaus.
Wie erfolgt die Diagnose bei Herzschmerzen?
Um die Ursache der Herzschmerzen klären zu können, müssen die Beschwerden beziehungsweise Herzprobleme möglichst genau untersucht werden. Im Rahmen der Anamnese erfolgt daher eine ausführliche Befragung durch den*die Arzt*Ärztin. Hier werden die Art der Herzschmerzen, Begleitsymptome und mögliche Risikofaktoren besprochen.
Deuten die Symptome auf eine lebensbedrohliche Erkrankung hin, erfolgen in der Regel eine Reihe von Untersuchungen, zum Beispiel eine Echokardiographie. Auch eine Blutuntersuchung kann Hinweise auf die Ursache der Herzschmerzen liefern. Beispielsweise stirbt bei einem Herzinfarkt Herzmuskelgewebe ab. Das abgestorbene Gewebe setzt bestimmte Eiweiße (sogenannte Enzyme) frei, die in die Blutbahn gelangen. Diese sogenannten Herzenzyme lassen sich bereits etwa wenige Stunden nach einem Herzinfarkt im Blut nachweisen.
Herzschmerzen: Behandlung ist von Ursache abhängig
Welche Behandlung bei Herzschmerzen infrage kommt, hängt von den Ursachen der Beschwerden ab. Ein paar Beispiele:
Wenn etwa eine Entzündung des Herzbeutels vorliegt, werden meist bestimmte Medikamente verschrieben – zum Beispiel Antibiotika sowie nicht-steroidale Antiphlogistika und, falls diese nicht ausreichend wirken, Glukokortikoide.
Bei einer Herzneurose kann eine Psychotherapie helfen.
Im Falle eines Herzinfarkts oder einer Angina pectoris ist meist eine Kombination verschiedener Therapie- und Überwachungsmaßnahmen nötig. In schweren Fällen ist eine Operation notwendig.
Um Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren, sollte der Lebensstil geändert werden. Wichtig ist etwa, auf Rauchen zu verzichten und auf regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung zu achten.