Hämatemesis: Ursachen und Therapie bei Bluterbrechen
Wenn Menschen Blut erbrechen – medizinisch als Hämatemesis bezeichnet – ist das in der Regel ein Anzeichen einer ernst zu nehmenden Ursache. Was kann Bluterbrechen auslösen und wieso ist es unerlässlich, bei einer Hämatemesis umgehend ärztlichen Rat einzuholen?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Was ist eine Hämatesis?
Von einer Hämatemesis sprechen Fachleute, wenn Menschen größere Mengen Blut oder Blutbestandteile erbrechen. Das Blut stammt meist aus dem oberen Bereich des Verdauungstrakts (oberer Gastrointestinaltrakt), etwa aus dem Magen oder der Speiseröhre (Ösophagus). Neben Bluterbrechen kommt es bei Blutungen im oberen Gastrointestinaltrakt oftmals auch zu Blut im Stuhl (schwarzer Teerstuhl).
Auch Blut aus dem Nasen-, Rachen- oder Mundraum kann in den Magen gelangen und als Hämatemesis wieder erbrochen werden.
Von Bluterbrechen sprechen Fachleute nur, wenn größere Blutmengen im Erbrochenen zu finden sind. Kleinere Blutspuren, etwa durch Zahnfleischbluten, sind damit nicht gemeint. Bluterbrechen ist nicht zu verwechseln mit Bluthusten (Hämoptoe): Ausgehustetes Blut befindet sich im Auswurf und stammt aus den Atemwegen. Erbrochenes Blut stammt hingegen aus dem Magen-Darm-Trakt.
Wie sieht Erbrochenes mit Blut aus?
Erbrochenes Blut muss nicht unbedingt rot sein, es kann auch dunkler gefärbt sein. Die Farbe des Bluts kann darauf hinweisen, wo sich die Blutung befindet:
Wenn Blut mit Magensäure in Berührung kommt, verfärbt es sich schwarz. Ursächlich für die schwarze Färbung ist, dass sich Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) durch den Kontakt mit Magensäure zu Hämatin umwandelt. Hämatin wiederum sorgt für die schwarze Färbung des erbrochenen Blutes. Dies ist beispielsweise bei einem blutenden Geschwür (Ulcus) im Magen oder Zwölffingerdarm (Duodenum) der Fall. Erbrechen Betroffene dieses Blut, erinnert das Erbrochene an Kaffeesatz. Deshalb ist dann auch die Rede von kaffeesatzartigem Bluterbrechen oder Kaffeesatzerbrechen.
Frisches Blut, das noch nicht durch die Magensäure angegriffen wurde, ist hingegen hellrot oder dunkelrot. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn das Blut aus einer verletzten Krampfader der Speiseröhre stammt.
Hämatemesis: Ursachen für Bluterbrechen
Zu den häufigsten Ursachen einer Hämatemesis zählen:
blutende Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre: Breitet sich ein Geschwür in tiefere Schichten der Magenwand aus, kann es Blutgefäße verletzen, aus denen es dann ins Mageninnere blutet. Das Blut vermischt sich hier mit der Magensäure, die dafür sorgt, dass es gerinnt und sich dunkel verfärbt – es kommt zum typischen Kaffeesatzerbrechen.
Magenschleimhautentzündung (Gastritis): Auch im Rahmen einer Magenschleimhautentzündung können Betroffene Blut spucken.
erosive Gastritis: Bei dieser schweren Form der Magenschleimhautentzündung weist die Magenschleimhaut oberflächliche Schäden (Erosionen) auf.
Krampfadern in der Speiseröhre (Ösophagusvarizen): Vor allem bei Menschen mit fortgeschrittener Lebererkrankung (Leberzirrhose) kann es zu Krampfadern in der Speiseröhre kommen. Entstehen Einrisse in den Krampfadern, kommt es zu schwallartigem Bluterbrechen.
Mallory-Weiss-Syndrom: Dabei kommt es zu längs verlaufenden Schleimhautrissen im Übergang zwischen Magen und Speiseröhre und in der Folge zu Bluterbrechen.
Weitere Ursachen für Bluterbrechen
Zu weiteren, selteneren Ursachen einer Hämatemesis zählen:
- Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis)
- Magenkrebs (Magenkarzinom) oder Tumoren im Zwölffingerdarm
- Gerinnungsstörungen
- Blutungen im Bereich der Gallenwege oder der Bauchspeicheldrüse
- Tumoren der Blutgefäße (etwa gutartige Hämangiome)
- Morbus Osler, eine Erbkrankheit, bei der die Blutgefäße erweitert sind
- krankhafte Verbindung zwischen Hauptschlagader und Verdauungstrakt (aortointestinale Fistel)
- akuter Verschluss eines Darmgefäßes (Mesenterialgefäßverschluss)
Bluterbrechen kann prinzipiell auch durch heftiges Nasenbluten entstehen. Dabei verschlucken Betroffene das Blut aus der Nase und spucken es anschließend wieder aus.
Bluterbrechen: Wann ist ärztlicher Rat notwendig?
Wenn Menschen Blut erbrechen, sollte umgehend der Notruf (112) kontaktiert werden. Bei Bluterbrechen handelt es sich immer um einen medizinischen Notfall, der ärztlich abgeklärt werden muss. Betroffene entwickeln zudem oft einen Schock und benötigen eine medizinische Versorgung. Vor allem bei schwallartigem Bluterbrechen besteht ein ernst zu nehmender Zustand, der mit möglichen lebensbedrohlichen Komplikationen einhergehen kann.
Wie erfolgt die Diagnose bei Hämatemesis?
Bei Menschen, die Blut spucken, muss umgehend die Blutungsquelle gefunden und die Blutung gestillt werden. Wichtige Hinweise auf die Ursache geben die Farbe des Erbrochenen und die Intensität der Blutung. Die*der Ärztin*Arzt misst zunächst die sogenannten Vitalparameter und prüft so, inwieweit sich der Blutverlust durch die Hämatemesis auf das Herz-Kreislauf-System, wie Blutdruck oder Puls, ausgewirkt hat.
Ist die Blutung sehr stark, bleibt für eine weiterführende Diagnostik möglicherweise zunächst keine Zeit: Die betroffene Person muss umgehend versorgt und die Blutung gestillt werden.
Sind Betroffene ansprechbar, stellt die*der Ärztin*Arzt einige Fragen, um die Ursache für das Bluterbrechen eingrenzen zu können. Von Interesse sind etwa die genauen Beschwerden, Farbe des Erbrochenen und ob Erkrankungen im Verdauungstrakt bekannt sind.
Um die Blutungsquelle ausfindig zu machen, ist meist eine Spiegelung der Speiseröhre und des Magens (Gastroskopie) notwendig. Mithilfe des eingeführten Endoskops (kleiner biegsamer Gummischlauch mit Lichtquelle und Kamera) lassen sich die Schleimhäute genau betrachten und blutende Geschwüre, Entzündungsherde oder Risse erkennen.
Je nach vermuteter Ursache sind bei einer Hämatemesis weitere Untersuchungen sinnvoll. Dazu zählen unter anderem:
- Blutuntersuchungen
- Röntgenaufnahmen
- Ultraschalluntersuchungen des Bauchraums
Hämatemesis: Maßnahmen zur Therapie
Die genaue Therapie ist zum einen von der Intensität der Blutung, zum anderen von der Ursache des Bluterbrechens abhängig. Bei einer starken Blutung werden meist über einen Zugang in der Vene Medikamente sowie Flüssigkeit und Elektrolyte als Infusion verabreicht. So lässt sich der Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust durch das Bluterbrechen ausgleichen. Kommt es durch die Hämatemesis zu einem größeren Blutverlust, erhalten Patient*innen unter Umständen eine Bluttransfusion.
Besonders wichtig ist, dass die Blutung rasch ausfindig gemacht und gestillt wird, wie etwa bei einer blutenden Krampfader in der Speiseröhre oder ein Magengeschwür. Dies ist oft im Rahmen einer Spiegelung (Endoskopie) der Speiseröhre und des Magens möglich. Die weitere Therapie richtet sich dann nach der zugrunde liegenden Ursache.
Bei Krampfadern in der Speiseröhre lässt sich beispielsweise das Gefäß während der Spiegelung mit einer Art Gummiband abbinden (Ligatur) oder veröden. Wenn keine Magenspiegelung möglich ist, muss unter Umständen eine offene Operation, etwa über einen Bauchschnitt, durchgeführt werden.