Gliederschmerzen: Was sind Ursachen und was hilft?
Gliederschmerzen sind ein häufiges unspezifisches Symptom. Oft treten sie bei einer Erkältung, Grippe oder einer Infektion mit Corona auf. Hinter den Beschwerden können aber auch andere Erkrankungen stecken. Was sind Ursachen und was hilft gegen Gliederschmerzen?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Zusammenfassung
- Definition: Gliederschmerzen treten oft im Rahmen eines grippalen Infekts auf. Es handelt sich um reißende oder stechende Schmerzen zum Beispiel in den Armen oder Beinen. Häufig gehen sie von der Muskulatur aus.
- Ursachen: Neben Infektionskrankheiten gibt es eine Vielzahl von weiteren Auslösern. Ungewohnte körperliche Belastung oder ein hoher Flüssigkeitsverlust können zu Gliederschmerzen führen. Aber auch Erkrankungen der Gelenke wie Arthrose oder eine rheumatoide Arthritis können Gründe sein.
- Therapie: Die Behandlung richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Treten Gliederschmerzen als Symptom eines Infekts auf, verschwinden sie meist nach einigen Tagen von allein. Schmerzmittel oder Hausmittel (etwa kühle Wadenwickel) können die Beschwerden erträglicher machen.
Was sind Gliederschmerzen?
Medizinisch gesehen versteht man unter Gliederschmerzen jegliche Gelenk- und Muskelschmerzen (Myalgie) der
- Arme,
- Beine,
- Hände und
- Füße.
Die Bezeichnung ist weit gefasst: So fallen unter den Begriff Gliederschmerzen beispielsweise auch Ellenbogenschmerzen nach einem Stoß oder Muskelkater in den Beinen nach dem Sport.
Dabei können die Schmerzen in und um die Muskeln und Gelenke sehr verschieden ausgeprägt sein: Der reißende oder ziehende Schmerz kann kaum spürbar, aber auch extrem stark sein. Außerdem können sie
- nur eine oder beide Extremitäten betreffen,
- symmetrisch oder einseitig auftreten
- und unterschiedlich lange andauern.
Starke und länger bestehende Gliederschmerzen wirken sich sehr einschränkend auf die Lebensqualität der Betroffenen aus und sollten daher ärztlich abgeklärt werden.
Muskel- und Gelenkschmerzen der Arme und Beine sind meist harmlos und treten nur vorübergehend auf. Ständige Gliederschmerzen beider Arme oder Beine sind selten: Meist betreffen chronische Gliederschmerzen nur eine Extremität und sind Begleiterscheinung einer Grunderkrankung, etwa bei Arthrose oder rheumatoider Arthritis (Rheuma).
Gliederschmerzen: Ursachen
In vielen Fällen sind Gliederschmerzen die Folge einer Infektionskrankheit – meist treten sie im Rahmen einer echten Grippe oder einer starken Erkältung auf. Dann sind auch Symptome möglich wie Kopfschmerzen, Halsschmerzen oder Fieber.
Die Krankheitserreger (wie etwa Grippeviren) oder die Entzündungen der oberen Atemwege im Rahmen einer Erkältung führen dazu, dass der Körper vermehrt bestimmte chemische Substanzen beziehungsweise Botenstoffe ausschüttet – unter anderem Prostaglandine.
Prostaglandine sind wichtig für die Funktions des Immunsystems: Sie sorgen dafür, dass die Körpertemperatur ansteigt (man bekommt Fieber), wodurch Krankheitserreger bekämpft werden können. Gleichzeitig stimulieren sie jedoch die Schmerzrezeptoren im Gewebe, was die typischen Schmerzen in den Gliedern verursacht.
Gliederschmerzen entwickeln sich außerdem häufig bei anderen Infektionskrankheiten wie
- Covid-19
- Masern,
- Borreliose oder
- Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
Weitere Auslöser von Gliederschmerzen
Gliederschmerzen sind aber auch ohne Fieber oder andere Anzeichen einer Infektion möglich. Folgende Phänomene und Krankheiten spielen mitunter eine Rolle:
Wassermangel: Wenn der Körper durch starkes Schwitzen viel Flüssigkeit und Elektrolyte verliert (Hitzeerschöpfung) können Gliederschmerzen entstehen.
Medikamente: Gliederschmerzen zählen zu den möglichen Nebenwirkungen mancher Medikamente: So können Gliederschmerzen auch durch eine Behandlung mit Heparin entstehen. Heparin wird etwa zur Vorbeugung und Behandlung von Blutgerinnseln verschrieben.
Durchblutungsstörungen: Auch Durchblutungsstörungen in den Beinen infolge einer Arterienverkalkung verursachen Gliederschmerzen. Umgangssprachlich ist von der Schaufensterkrankheit die Rede – fachsprachlich heißt sie pAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit)
Gelenkentzündungen: Auch eine Polyarthritis kommt für langanhaltende Gliederschmerzen in mehreren Gelenken als Ursache infrage. Vor allem bei älteren Menschen können entzündete Gelenke hinter den Schmerzen stecken – zum Beispiel im Rahmen einer Arthrose, Rheuma oder Gicht. Die Beschwerden gehen häufig mit Schwellungen einher.
Krankheiten: Wenn lang anhaltende Gliederschmerzen mehrere Gelenke betreffen, kann dies auf eine Polyneuropathie hinweisen: Diese Nervenerkrankung kann zum Beispiel infolge von Diabetes mellitus, Alkoholmissbrauch oder Vergiftungen entstehen.
Außerdem können Gliederschmerzen der Beine dadurch entstehen, dass bestimmte Nerven erkrankt oder gestört sind, wie
- der Ischiasnerv,
- der vordere Oberschenkelnerv (Nervus femoralis)
- oder das als Plexus lumbalis bezeichnete Nervengeflecht aus dem Rückenmark der oberen Lendenwirbelsäule.
Die genannten Nerven können auf verschiedene Weise verletzt werden und so zu Gliederschmerzen führen – als Ursachen kommen Operationen, Entzündungen oder Quetschungen durch zu enges Schuhwerk, Gipsverbände oder auch Tumoren infrage.
Woher kommen Gliederschmerzen in den Armen?
Lange andauernde Schmerzen der Arme – die sogenannte Brachialgie – treten manchmal als Begleitsymptom
- bei Nervenschmerzen (Neuralgie),
- einer Entzündung (Neuritis) des Plexus brachialis
- oder bei zusammengedrückten Nerven (wie z.B. beim Karpaltunnel-Syndrom) auf.
Außerdem kann eine solche Brachialgie entstehen, wenn die Schmerzen von der Wirbelsäule oder den Ellenbogen in die Arme ausstrahlen.
Darüber hinaus können sich Gliederschmerzen in den Armen nach einer Röntgenbestrahlung der Achselhöhle bei Brustkrebs oder einer radikalen Entfernung der weiblichen Brust (Mastektomie) entwickeln.
Gliederschmerzen: So erfolgt die Diagnose
Bei Gliederschmerzen ist meist keine komplizierte Diagnose erforderlich: Oft reicht es schon aus, den körperlichen Zustand kurz zu prüfen und nach weiteren Symptomen und der Krankengeschichte zu fragen, um eine Infektion als Ursache für die Gelenkschmerzen und Muskelschmerzen der Arme und Beine festzustellen.
Um den genauen Erreger der Infektionskrankheit zu bestimmen, kann eine Blutuntersuchung veranlasst werden, um Antikörper oder Viren im Blut nachzuweisen. In manchen Fällen ist es auch sinnvoll, das Hirnwasser (Liquor) und den Urin zu untersuchen.
Lässt sich keine Infektionskrankheit als Ursache für die Gliederschmerzen feststellen, sind zur Diagnose weitere Untersuchungen nötig. Dazu zählt beispielsweise eine sogenannte neurologische Untersuchung, die darin besteht, Sensibilität, Muskelkraft und Reflexe zu testen. Um die Diagnose zu unterstützen, können auch
Therapie: Was hilft bei Gliederschmerzen?
Was bei Gliederschmerzen zu tun ist, hängt in erster Linie von den Hintergründen der Beschwerden ab.
Steckt eine Erkältung oder eine Grippe hinter den Gliederschmerzen, gibt es keine spezielle Therapie, die an den Schmerzen ansetzt. Die Symptome lassen sich aber mit fiebersenkenden Schmerzmitteln wie Paracetamol behandeln. Manchmal verschaffen auch Hausmittel Linderung, wie
- kalte Wadenwickel,
- viel Flüssigkeit trinken (Kräutertee oder Wasser)
- oder ein warmes Vollbad.
Generell ist es bei einer Infektionskrankheit wie der Grippe wichtig, dass Betroffene
- ihrem Körper viel Ruhe gönnen,
- viel schlafen und
- sich schonen.
Infektionskrankheiten heilen meist von allein innerhalb weniger Tage aus, dann verschwinden auch die Gliederschmerzen. Sind sie allerdings Begleitsymptom einer anderen Grunderkrankung, ist die gezielte Therapie dieser Krankheit notwendig. Unerklärliche Gliederschmerzen, die auch nach mehreren Tagen nicht abklingen, sollten ärztlich abgeklärt werden.