Das Bild zeigt eine Läuferin, die vor Schmerzen ihr Knie hält.
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Gelenkschwellung

Von: Onmeda-Redaktion, Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften)
Letzte Aktualisierung: 24.10.2022

Ob am Knie, an den Fingern oder am Knöchel – eine Gelenkschwellung weist oft darauf hin, dass das betroffene Gelenk verletzt ist oder sich entzündet hat. Meist treten Schmerzen auf und die Gelenkschwellung schränkt die Beweglichkeit mitunter stark ein. Besonders bei Entzündungen fühlt sich das geschwollene Gelenk warm an und die Haut im betroffenen Bereich ist gerötet.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Definition

Was sind eigentlich Gelenke?

Gelenke verbinden Knochen beweglich miteinander. Der menschliche Körper besitzt mehr als einhundert Gelenke. Nicht jedes Gelenk gleicht vom Aufbau dem anderen – je nach Bewegungsmöglichkeit kann man verschiedene Gelenktypen unterscheiden: Die Fingergelenke sind zum Beispiel sogenannte Scharniergelenke, das Schultergelenk funktioniert hingegen als Kugelgelenk.

Zu einem Gelenk gehören im Wesentlichen folgende Bestandteile:

  • Knochenenden, die das Gelenk beweglich miteinander verbinden.
  • Gelenkknorpel, der die Oberfläche der Knochenenden überzieht.
  • Gelenkkapsel, die das Gelenk mit Bindegewebe umhüllt und
  • Gelenkflüssigkeit enthält.
  • Sehnen und Bänder, die dem Gelenk einerseits Halt geben und andererseits bestimmte Bewegungen ermöglichen.

Die Gelenke sind oft starken Belastungen ausgesetzt, sowohl im Alltag als auch bei sportlicher Betätigung, zum Beispiel beim Laufen, Heben oder Springen.

Falsche oder zu große Belastung ist oft die Ursache von Gelenkschwellung und Gelenkschmerzen.

Wie eine Gelenkschwellung entsteht

Infolge der Fehl- oder Überlastung kann sich das Gelenk akut verletzen oder mit der Zeit verschleißen: Bänder und Sehnen können zum Beispiel überdehnt werden oder sogar reißen, die Knorpelschicht kann sich abnutzen und den empfindlichen Knochen freilegen.

Aber eine Gelenkschwellung muss nicht zwingend durch zu große Belastung entstehen. Einige Krankheiten können zu Gelenkentzündungen führen, ohne dass die Betroffenen ihre Gelenke beim Sport oder durch monotone Bewegungen im Beruf überlastet haben. Erkrankungen, die zu Gelenkschwellungen führen, sind zum Beispiel:

Dauer und Ausprägung einer Gelenkschwellung unterscheiden sich je nach Ursache: In manchen Fällen ist ein Gelenk nur für kurze Zeit betroffen. Bei anderen Patienten hält die Gelenkschwellung hingegen über Wochen oder länger an.

Oft ist nur ein Gelenk geschwollen (z.B. nach einer Sportverletzung). Manchmal sind aber auch mehrere Gelenke gleichzeitig betroffen – hier kann eine rheumatische Erkrankung oder eine andere Grunderkrankung die Ursache für die Gelenkschwellung sein.

Was hilft?

Meist verschwinden eine Gelenkschwellung und die oft damit verbundenen Schmerzen nach einiger Zeit von ganz alleine – beziehungsweise wenn der auslösende Reiz oder andere Ursachen vermieden werden.

Sollte die Schwellung jedoch bestehen bleiben und die Schmerzen sehr stark sein, empfiehlt es sich einen Arzt oder im Notfall ein Krankenhaus aufzusuchen. Der Arzt kann durch einige Fragen und Untersuchungen wie Ultraschall oder Röntgen herausfinden, warum das Gelenk geschwollen ist. Besonders wenn der Verdacht besteht, dass die Gelenkschwellung durch eine Infektionskrankheit oder eine Autoimmunerkrankung entstanden ist, ist eine genaue Diagnose der Ursachen wichtig. Danach kann der Arzt eine entsprechend nötige Behandlung beginnen.

Bei einer Gelenkschwellung helfen oft entzündungshemmende Medikamente wie

Ist aber das Gelenk stark geschädigt, muss der Arzt in einigen Fällen operieren und den Schaden beheben, wie zum Beispiel bei einem Kreuzbandriss oder Meniskusschaden.

Wenn ein Gelenk stark flüssigkeitsgefüllt ist, kann manchmal eine Punktion des Gelenks helfen. Der Arzt sticht dazu in die Gelenkhöhle ein und saugt die überschüssige Gelenkflüssigkeit oder Eiter ab. Die Flüssigkeit wird im Labor weiter untersucht, um weitere Hinweise auf die Ursache der Gelenkschwellung zu finden (z.B. Bakterien).

Diese Ursachen stecken dahinter

Für eine Gelenkschwellung kommen viele verschiedene Ursachen infrage – zum Beispiel

  • Verletzungen (etwa beim Sport),
  • Gelenkverschleiß (sog. Arthrose)
  • und Gelenkentzündungen (sog. Arthritis).

Bei Gelenkverletzungen (z.B. durch einen Sturz auf das Kniegelenk) bildet sich oft ein Gelenkerguss – Flüssigkeit sammelt sich im Gelenk, es schwillt dadurch an und schmerzt.

Dauerhafte Überlastung kann Gelenke verschleißen. Mediziner sprechen von degenerativen Gelenkerkrankungen – die Betroffenen leiden unter einer Arthrose, in deren Verlauf es ebenfalls zu einer Gelenkschwellung kommen kann.

Auch Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren kommen bei einer Gelenkschwellung als Ursachen infrage. Sie führen (unter anderem) zu einer Entzündung des Gelenks (Arthritis). Beispiele für eine Gelenkentzündung im Rahmen bakterieller Erkrankungen sind:

Aber auch Erkrankungen, die nicht durch Krankheitserreger hervorgerufen werden, können Gelenkschwellungen hervorrufen. Ursachen sind dann Krankheiten wie die Psoriasis (Schuppenflechte) oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Was genau zu einer Gelenkschwellung führt, ist oft nicht vollständig entschlüsselt. Experten gehen aber – zum Beispiel beim Gelenkrheumatismus (Rheumatoide Arthritis) – davon aus, dass das körpereigene Abwehrsystem eine wichtige Rolle spielt: Es richtet sich dann unter anderem gegen das Gelenkgewebe und führt so zu den Beschwerden (Autoimmunkrankheit).

Weitere Erkrankungen oder Verletzungen, die bei einer Gelenkschwellung als Ursachen gelten, sind hier zusammengefasst:

Diagnose beim Arzt

Eine Gelenkschwellung ist oft sichtbar, die Diagnose lässt sich also schon mit bloßem Auge stellen. Was genau die Ursache für die Gelenkschwellung ist, muss der untersuchende Arzt allerdings mithilfe unterschiedlicher Untersuchungen herausfinden.

Der Hausarzt, Orthopäde oder Unfallchirurg, stellt dazu zunächst ein paar Fragen, beispielsweise:

  • Seit wann besteht die Gelenkschwellung?
  • Ist nur eins oder sind mehrere Gelenke geschwollen?
  • Haben Sie zusätzliche Beschwerden (z.B. Gelenkschmerzen, Fieber)?
  • Lag bereits ein Gelenkschaden vor?
  • Haben Sie sich verletzt oder hatten Sie einen Unfall?

Der Arzt untersucht das geschwollene Gelenk gründlich und tastet die Gelenkschwellung ab, außerdem bewegt er das Gelenk vorsichtig durch. Während dieser Untersuchungen achtet der Arzt darauf,

  • ob sich das Gelenk sehr warm anfühlt,
  • ob die Untersuchung Schmerzen hervorruft,
  • ob die Beweglichkeit des Gelenks eingeschränkt ist und
  • ob er einen Gelenkerguss (vermehrte Flüssigkeit im Gelenk) tasten kann.

Mithilfe verschiedener, auf die einzelnen Gelenke abgestimmter Bewegungstests kann der Arzt feststellen, in welchem Bereich und wie stark das Gelenk geschädigt ist. Beim Kniegelenk kann er zum Beispiel durch bestimmte Handgriffe feststellen, ob und welche Kreuzbänder gerissen sind.

Abhängig vom Ergebnis der Untersuchungen sind bei einer Gelenkschwellung weitere Maßnahmen zur Diagnose notwendig. Dazu zählen unter anderem:

Therapie

Liegt eine Gelenkschwellung vor, soll die Therapie die akuten Beschwerden lindern, aber – wenn möglich – auch die Ursachen bekämpfen. Wie die Behandlung genau aussieht, hängt natürlich davon ab, wodurch die Schwellung entstanden ist.

Bei einer Gelenkentzündung(Arthritis) mit Überwärmung, Schmerzen und Gelenkschwellung, besteht die Therapie zumeist aus:

  • Schonung
  • Kühlen
  • gegebenenfalls entzündungshemmenden Schmerzmitteln (wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac)

Bei einer entzündlichen Gelenkschwellung kann der Arzt gegen die Beschwerden den Wirkstoff Kortison oder ein örtliches Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) einsetzen, welches er in das Gelenk spritzt oder es damit spült. Zusätzlich zu Medikamenten wirken orthopädische Hilfsmittel wie Bandagen oder Gehhilfen bei Gelenkschwellungen unterstützend.

Bei einem Gelenkerguss ist es unter Umständen notwendig, etwas Gelenkflüssigkeit mit einer Nadel abzulassen, die sogenannte Gelenkpunktion. Dies kann der Arzt sowohl diagnostisch (um Krankheitserreger nachzuweisen), als auch therapeutisch (zur Druckentlastung des Gelenks) durchführen.

Im Falle einer Arthrose (Gelenkverschleiß) hingegen empfehlen sich eher gelenkschonende Bewegung und Sport (wie Schwimmen, Radfahren) – sofern das Gelenk nicht akut entzündet ist. Bei einer Arthrose können unter anderem auch hilfreich sein:

Einige Gelenkschwellungen erfordern eine operative Therapie. Je nach Ursache und Schaden kommen verschiedene Techniken und Eingriffe infrage: Der Chirurg beziehungsweise Orthopäde näht zum Beispiel gerissene Bänder wieder zusammen oder korrigiert Fehlstellungen, die zu Gelenküberlastung führen. Große Operationen am offenen Gelenk lassen sich heutzutage oft umgehen: Viele Gelenkbeschwerden können im Rahmen einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) operiert werden.