Gelenkschmerzen: Ursachen und was hilft?
Schmerzen in einem oder mehreren Gelenken gehören zu den häufigsten Gründen für einen Besuch in der ärztlichen Praxis. Welche Formen von Gelenkschmerzen gibt es, was sind die Ursachen für Gelenkschmerzen und was kann man dagegen tun?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufig gestellte Fragen und Antworten zu Gelenkschmerzen
Gelenkschmerzen werden oft durch Verschleißerkrankungen (Arthrose) oder entzündliche Prozesse (Arthritis) ausgelöst. Auch Infektionen, Stoffwechselerkrankungen und Verletzungen können zu schmerzhaften Beschwerden in den Gelenken führen.
Chronische Erkrankungen wie Fibromyalgie und Arthrose oder chronische Entzündungserkrankungen wie rheumatoide Arthritis und systemischer Lupus erythematodes können Gelenkschmerzen am ganzen Körper verursachen. Ein weiterer Grund für plötzliche Beschwerden sind manchmal Virusinfektionen.
Gegen den akuten Schmerz helfen Schmerzmittel. Als Hausmittel eignen sich kühlende Quark- oder Kohlwickel und Pfefferminzöl, grundsätzlich sollte aber die Ursache der Gelenkschmerzen behandelt werden.
Ein Mangel an Vitamin C und D, Magnesium, Kalzium sowie Omega-3-Fettsäuren kann Gelenkschmerzen begünstigen. Allerdings sind Mangelerscheinungen eher selten für die Schmerzen verantwortlich.
Vermeiden sollte man etwa stark verarbeitete Lebensmittel, tierische Produkte wie Fleisch und Wurst, Fast Food, zuckerreiche Speisen und Weißmehlprodukte. Derartige Lebensmittel können Entzündungen fördern und Gelenkschmerzen verstärken.
Was sind Gelenkschmerzen?
Gelenkschmerzen (Arthralgie) sind schmerzhafte Beschwerden in einem oder mehreren Gelenken. Sie können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und mit einer Gelenkentzündung (Arthritis) verbunden sein. Fachleute unterscheiden:
- akute Gelenkschmerzen, die weniger als sechs Wochen anhalten
- chronische Gelenkschmerzen, die länger als drei Monate andauern oder immer wiederkehren
Abhängig von der Anzahl der betroffenen Gelenke werden folgende Arten von Gelenkschmerzen unterschieden:
- monoartikulär (ein betroffenes Gelenk)
- oligoartikulär (zwei bis vier betroffene Gelenke)
- polyartikulär (mehr als vier betroffene Gelenke)
Gelenkschmerzen sind weit verbreitet: Etwa jeder zweite Mensch über 45 Jahren klagt über Gelenkbeschwerden. Besonders häufig betroffen sind die Knie-, Hüft-, Schulter- und Fingergelenke. In manchen Fällen treten Gelenkschmerzen am ganzen Körper auf.
Gelenkschmerzen: Ursachen und Risikofaktoren
Der häufigste Auslöser für Gelenkschmerzen ist Arthrose. Sie entsteht durch eine übermäßige oder ungleichmäßige Belastung der Gelenke, die den Knorpel schädigt. Dadurch kann sich das Gelenk entzünden und noch stärkere Schmerzen verursachen. Besonders oft sind stark beanspruchte Gelenke wie Knie- und Hüftgelenke betroffen.
Ist neben dem Knorpel auch der darunterliegende Knochen geschädigt, spricht man von einer Osteochondrose. In manchen Fällen lösen sich kleine Knorpel- oder Knochenteile ab und führen zu einer Bewegungseinschränkung. Dieses Phänomen wird als Impingement-Syndrom bezeichnet.
Entzündliche Erkrankungen als Ursache von Gelenkschmerzen
Arthritis ist eine entzündliche Gelenkerkrankung, die verschiedene Ursachen haben kann:
rheumatoide Arthritis: Dabei greift das Immunsystem fälschlicherweise das Gewebe im Gelenk an. Besonders häufig sind Hand- und Fingergelenke betroffen.
Gicht: Hierbei lagern sich Harnsäurekristalle in den Gelenken ab und verursachen akute Entzündungen (Gichtanfall).
Schleimbeutelentzündung (Bursitis): Die kleinen mit Flüssigkeit gefüllten Säckchen (Bursen) liegen an stark beanspruchten Stellen. Gereizte oder entzündete Schleimbeutel führen häufig zu starken Schmerzen, Schwellungen, Rötungen und Bewegungseinschränkungen.
reaktive Arthritis: Diese Gelenkentzündung tritt typischerweise nach einer Infektion in den Geschlechtsorganen, im Harntrakt oder Darm sowie bei Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen auf. Meist ist das Kniegelenk betroffen.
Psoriasisarthritis: Bei Menschen mit Schuppenflechte (Psoriasis) kann eine entzündliche Gelenkerkrankung auftreten, die oft nur eine Seite des Körpers betrifft.
Osteomyelitis: Diese bakterielle Entzündung der Knochen entsteht durch eine Infektion der Knochen über den Blutstrom oder durch eine Gelenkeröffnung von außen.
Achtung: Eine bakterielle Arthritis tritt manchmal nach Gelenkpunktionen oder Operationen auf und ist ein medizinischer Notfall, der operativ behandelt werden muss.
Gelenkschmerzen in den Wechseljahren
Bei vielen Frauen treten Gelenkschmerzen in den Wechseljahren auf. Das Hormon Östrogen spielt eine wichtige Rolle für die Gesundheit der Gelenke, indem es die Durchblutung fördert, die Flüssigkeitsversorgung der Gelenkhäute und des umliegenden Bindegewebes unterstützt und entzündungshemmend wirkt.
Sinkt der Östrogenspiegel, werden die Gelenke steifer, verlieren an Beweglichkeit und sind anfälliger für Abnutzung und Entzündungen. Zudem beeinflusst Östrogen die Kollagenproduktion, die für die Elastizität von Gelenkknorpel, Sehnen und Bändern wichtig ist. Der Östrogenmangel kann auch zu einer verminderten Schmerzlinderung führen, da das Hormon an der Freisetzung schmerzlindernder Botenstoffe beteiligt ist
Verletzungsbedingte Gelenkschmerzen
Auch Unfälle oder Fehlbelastungen können Gelenkschmerzen verursachen. Typische Beispiele sind Meniskus- oder Kreuzbandverletzungen durch Sportunfälle oder altersbedingten Verschleiß. Schmerzen im vorderen Knie, die durch Fehlstellungen oder Überlastung entstehen, deuten auf das femoropatellare Schmerzsyndrom hin.
Seltene Ursachen von Gelenkschmerzen
Neben Arthrose, Arthritis und Verletzungen gibt es weitere, aber eher seltene mögliche Ursachen für Gelenkschmerzen:
- Lyme-Borreliose nach einem Zeckenstich (meist in einem größeren Gelenk)
- Tripper (Gonorrhö, sexuell übertragbare Infektion)
- Sarkoidose (Multiorganerkrankung)
- Autoimmunerkrankungen wie systemischer Lupus erythematodes oder Morbus Bechterew
- Stoffwechselerkrankungen wie Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit) oder Amyloidose
- Hämophilie (Bluterkrankheit)
- familiäres Mittelmeerfieber (genetisch vererbte Erkrankung)
Vor allem bei Kindern und Jugendlichen mit Entzündungszeichen an den Beckenknochen oder an den langen Knochen der Beine sollte auch an einen bösartigen Knochentumor gedacht werden.
Wie äußern sich Gelenkschmerzen?
Typische Beschwerden sind Schmerzen, Schwellung, Überwärmung, Rötung und eine eingeschränkte Beweglichkeit des betroffenen Gelenks. Manchmal treten zusätzlich knirschende oder reibende Geräusche beim Bewegen des Gelenks (Krepitation) auf – das ist typisch für degenerative Erkrankungen.
In einigen Fällen kommen allgemeine Symptome wie Fieber, Müdigkeit oder Abgeschlagenheit hinzu, was oft ein Hinweis auf eine Entzündung ist.
Abhängig von der Ursache können Gelenkschmerzen sich auf unterschiedliche Weise äußern:
Anlaufschmerz: Schmerzen, die vor allem beim ersten Bewegen des Gelenks nach einer Ruhephase auftreten. Sie sind charakteristisch für degenerative Gelenkerkrankungen wie Arthrose.
Nachtschmerz oder Ruheschmerz: Schmerzen, die in Ruhe oder nachts auftreten. Diese Form deutet oft auf eine entzündliche Gelenkerkrankung hin, kann aber auch nach Überlastung bei Arthrose vorkommen.
Belastungsschmerz: Schmerzen, die nur bei Bewegung oder Belastung des betroffenen Gelenks auftreten und in Ruhe verschwinden. Sie können durch Verletzungen, Entzündungen oder Verschleiß entstehen.
Mit der Zeit treten oft zusätzlich Verspannungen und Muskelschmerzen durch Schonhaltungen auf, die Betroffene unbewusst einnehmen.
Diagnostik bei Gelenkschmerzen
Um die richtige Diagnose zu stellen, wird bei Gelenkschmerzen zunächst ein ausführliches Gespräch über die Beschwerden geführt (Anamnese). Dabei erfragt die*der Ärztin*Arzt nach Art, Dauer und Lokalisation der Schmerzen sowie Vorerkrankungen und eingenommenen Medikamenten.
Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung. Hierbei wird das betroffene Gelenk auf Entzündungszeichen oder Fehlstellungen geprüft. Durch Abtasten lässt sich feststellen, ob ein Druckschmerz besteht oder Bewegungseinschränkungen vorliegen.
Je nach Verdachtsdiagnose können zusätzliche klinische Tests sinnvoll sein:
Blutuntersuchung: Bestimmung von Entzündungswerten (CRP, Leukozyten) sowie Rheumafaktoren und Anti-CCP zur Diagnose einer rheumatoiden Arthritis. Ein erhöhter Harnsäurespiegel weist auf Gicht hin.
Gelenkpunktion: Wird eine bakterielle Gelenkentzündung vermutet, kann eine Probe der Gelenkflüssigkeit entnommen und im Labor untersucht werden.
Bildgebung: Mit bildgebenden Verfahren wie Röntgen, Ultraschall, Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) lassen sich Gelenkverschleiß, rheumatische Veränderungen oder knöcherne Schäden beurteilen sowie Entzündungen und Flüssigkeitsansammlungen nachweisen.
Gelenkspiegelung: Bestimmte Fälle erfordern eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie), um das Gelenk von innen zu beurteilen und gegebenenfalls sofort zu behandeln.
Abhängig vom Befund kann eine Überweisung zu spezialisierten Ärzt*innen (zum Beispiel in die Rheumatologie oder Orthopädie) nötig sein. Falls eine schwere Infektion mit Fieber oder Anzeichen einer Nervenschädigung vorliegt, ist eine stationäre Aufnahme im Krankenhaus erforderlich.
Behandlung von Gelenkschmerzen
Steckt eine Grunderkrankung hinter den Gelenkschmerzen, muss diese vorrangig therapiert werden. In vielen Fällen lassen sich die Beschwerden durch eine Kombination aus Medikamenten, physikalischer Therapie und Bewegung lindern. Folgende Maßnahmen kommen infrage:
Medikamente: Zur Schmerzlinderung werden häufig nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac eingesetzt. Bei starken Schmerzen können COX-2-Hemmer wie Etoricoxib oder in Ausnahmefällen Kortikosteroide (Kortison) verabreicht werden.
Hausmittel: Kühlende Quark- oder Kohlwickel sowie Pfefferminzöl können bei akuten Schmerzen helfen. Auch pflanzliche Wirkstoffe wie Beinwell oder die Afrikanische Teufelskralle sind entzündungshemmend und schmerzlindernd.
physikalische Therapie: Kälte- und Wärmeanwendungen, Bäder (Balneotherapie) oder Matrixtherapie fördern die Durchblutung und können Linderung verschaffen. Wichtig ist, dass Kälte vor allem bei Entzündungen hilft, während Wärme Muskelverspannungen lösen kann.
Bewegung und Physiotherapie: Gelenke brauchen regelmäßige Bewegung, um gesund zu bleiben. Schonende Sportarten wie Schwimmen, Nordic Walking oder Wassergymnastik eignen sich besonders gut. Spezielle Physiotherapie kann helfen, die Gelenkbeweglichkeit zu erhalten und Muskeln zu stärken.
Ernährung: Eine entzündungshemmende Ernährung kann Gelenkbeschwerden positiv beeinflussen. Omega-3-Fettsäuren (zum Beispiel aus Fisch oder Leinöl), Zink (zum Beispiel aus Hülsenfrüchten) und Vitamin E (zum Beispiel aus Nüssen) helfen mitunter Entzündungen zu reduzieren. Der Verzehr von tierischen Produkten mit hohem Arachidonsäuregehalt (wie Wurst oder bestimmte Fleischsorten) sollte eingeschränkt werden.
Nahrungsergänzungsmittel: Glucosamin, Chondroitinsulfat und Methylsulfonylmethan (MSM) werden oft zur Unterstützung der Gelenkgesundheit eingesetzt. Auch Astaxanthin und Weihrauch haben entzündungshemmende Eigenschaften.
chirurgische Eingriffe: Reichen andere Maßnahmen nicht aus, ist eventuell ein operativer Eingriff notwendig. In frühen Stadien kann eine minimalinvasive Gelenkspiegelung (Arthroskopie) ausreichen, bei schwerwiegenden Schäden ist dagegen eher ein Gelenkersatz erforderlich.
Wichtig: Treten Gelenkschmerzen plötzlich auf, sind sehr stark oder halten länger an, sollten sie unbedingt ärztlich abgeklärt werden. Bei Verdacht auf eine bakterielle Infektion im Gelenk ist eine sofortige Behandlung im Krankenhaus erforderlich.
Verlauf und Prognose bei Gelenkschmerzen
Eine akute Arthralgie tritt oft plötzlich (durch Verletzungen oder Überlastung) auf, bei schneller Behandlung klingen die Schmerzen meist vollständig ab. Eine chronische Arthralgie entwickelt sich über Wochen oder Monate (meist bei Erkrankungen wie Arthrose oder Rheuma), die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen nehmen mit der Zeit zu.
Eine intermittierende Arthralgie tritt schubweise auf (zum Beispiel bei Gicht), zwischen den Schmerzphasen gibt es beschwerdefreie Intervalle.
Die Prognose ist abhängig von der Ursache und der Therapie:
degenerative Erkrankungen (zum Beispiel Arthrose): Ohne Behandlung kann der Gelenkknorpel weiter zerstört werden, was zu dauerhaften Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt. Eine gezielte Therapie kann das Fortschreiten verlangsamen.
entzündliche Erkrankungen (zum Beispiel rheumatoide Arthritis): Mit früher Diagnose und konsequenter Behandlung lässt sich die Krankheitsaktivität oft kontrollieren. Ohne Therapie drohen Gelenkzerstörungen und Organschäden.
traumatische Arthralgie: Bei guter medizinischer Versorgung heilen Verletzungen meist vollständig aus. Ohne Behandlung können bleibende Schäden entstehen.
infektiöse Ursachen: Mit rechtzeitiger Antibiotikatherapie ist die Prognose gut. Unbehandelt kann eine bakterielle Infektion das Gelenk dauerhaft schädigen.
Stoffwechselerkrankungen (zum Beispiel Gicht): Medikamente und Lebensstiländerungen können Linderung verschaffen und Gelenkschäden vorbeugen.