Frieren: Warnsignal für Krankheiten
Wenn es kalt ist, friert man – das ist ein normaler Schutzmechanismus des Körpers. Ständiges Frieren kann aber auch ein Zeichen für Erkrankungen sein. Welche Ursachen infrage kommen und was bei ständigem Frieren hilft.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Frieren: Der Körper im Energiesparmodus
Frieren ist eine Schutzreaktion des Körpers. Sie verhindert, dass die Körpertemperatur zu stark unter den Sollwert von 37 Grad Celsius abfällt.
Mit Wärme- und Kälterezeptoren in der Haut nimmt der Körper die Außentemperatur wahr. Wenn diese sinkt, senden die Rezeptoren – auch Thermorezeptoren genannt – Signale ans Gehirn. Dort, genauer gesagt im sogenannten Hypothalamus, befindet sich das Temperaturzentrum.
Dieses Netzwerk aus Nervenzellen empfängt Signale von den Thermorezeptoren und wertet sie aus. So kann es erkennen, ob die aktuelle Ist-Temperatur des Körpers der Soll-Temperatur entspricht. Ist dies nicht der Fall, kann das Temperaturzentrum den Körper in einen Zustand versetzen, in dem er Wärme erzeugt, spart und auf die lebenswichtigen Organe konzentriert. Diesen Zustand nimmt der Betroffene als "Frieren" wahr.
Beim Frieren geschieht im Körper Folgendes:
- Die Durchblutung konzentriert sich auf die lebenswichtigen Organe wie Herz, Gehirn, Nieren und Verdauungsorgane.
- Gleichzeitig strömt weniger Blut durch die Körperteile, die am weitesten vom Rumpf entfernt sind, also Finger, Zehen, Nase oder die Ohren. An diesen Stellen friert man bei Kälte zuerst.
- Die Blutgefäße in der Haut ziehen sich zusammen, dadurch wird die Haut blass.
- Die Muskeln zittern. Dieser Vorgang erzeugt Wärme.
- Die Härchen auf der Haut stellen sich auf, es kommt zur typischen "Gänsehaut".
Welche Ursachen kann ständiges Frieren haben?
Wie stark jemand bei einer bestimmten Umgebungstemperatur friert, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Menschen mit niedrigem Blutdruck (Hypotonie) neigen eher zum Frieren sowie zu kalten Füßen oder Händen als Menschen mit normalem oder hohem Blutdruck. Denn je niedriger der Blutdruck ist, umso schlechter ist die Durchblutung in den kleinen Blutgefäßen in Händen und Füßen. Als Folge fröstelt und friert die Person.
Warum frieren Frauen schneller als Männer?
Frauen frieren schneller als Männer. Die Gründe hierfür sind:
- ihre Haut ist dünner
- sie haben weniger Muskelmasse als Männer (Muskeln produzieren Wärme, wenn sie angespannt werden)
Zudem wird die Kälteempfindlichkeit eines Menschen auch etwas von der Dicke des Unterhautfettgewebes bestimmt. Fett wirkt isolierend und schützt somit auch vor Wärmeverlust.
Frieren: Welche Krankheiten können dahinter stecken?
Eine der Außentemperatur unangemessene Kälteempfindlichkeit kann auch Hinweis auf eine Erkrankung sein. So tritt Frieren häufig auf bei:
- Infekten mit Fieber
- Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
- Untergewicht (z. B. bei Magersucht oder infolge von Krebserkrankungen)
- Durchblutungsstörungen (z. B. bei Diabetes mellitus und Arteriosklerose)
- hormonellen Störungen
- Fibromyalgie
Innerliches Frieren kann auch von Belastungen der Psyche kommen. Dahinter können Ursachen wie Stress, Schlafmangel oder Depressionen stecken.
Auch mit zunehmendem Alter frieren Menschen schneller.
Frieren: Was hilft?
Wenn man friert, helfen meist folgende Maßnahmen:
- wärmende Kleidung, Körnerkissen oder Wärmflasche
- Bewegung, idealerweise an der frischen Luft
- Decke
- Heißgetränke und ausreichend essen
- ggf. Heizung etwas höher stellen, falls die Raumtemperatur zu kühl ist
Auch Muskelaufbau kann langfristig vor dem Frieren schützen: Muskeln halten warm, weil sie Energie aus der Nahrung oder körpereigenen Fettdepots in Wärme umwandeln. Das funktioniert natürlich nur, wenn ausreichend Nahrungsenergie vorhanden ist bzw. genügend Fettreserven zur Verfügung stehen.
Untergewichtige, die ständig frieren, haben somit zwei gute Gründe, auf eine ausreichende Kalorienzufuhr zu achten: Erstens brauchen ihre Muskeln die Kalorien zum Heizen. Zweitens wirkt Körperfett isolierend, wappnet also zusätzlich gegen Kälte.
Bei niedrigem Blutdruck bessert sich das Frieren durch Ausdauersport. Ist eine Erkrankung Grund für das ständige Frieren, hängt die Therapie von der Ursache ab. Eine Schilddrüsenunterfunktion lässt sich beispielsweise mit Medikamenten behandeln.
Frieren: Wann zum Arzt?
Wer den Eindruck hat, ungewöhnlich häufig und/oder stark zu frieren und möglicherweise weitere Symptome wie ständige Müdigkeit hat, kann im Gespräch in der hausärztlichen Praxis um Rat fragen. Es wird erfasst, ob noch weitere Beschwerden bestehen, die auf eine Erkrankung hindeuten könnten. Auch wird nach Vorerkrankungen gefragt, die das ständige Frieren erklären könnten, und der Blutdruck gemessen.
Zudem können bestimmte Blutwerte (z. B. die Schilddrüsenwerte) helfen, die Ursache des ständigen Frierens zu finden. Besteht der Verdacht auf eine bestimmte Erkrankung (etwa eine Schilddrüsenunterfunktion), können weitere Untersuchungen nötig sein.