Flankenschmerzen: Was bedeuten sie rechts, links oder beidseitig?
Die häufigste Ursache für Flankenschmerzen ist eine Nierenerkrankung. Schmerzen in diesem Bereich können aber auch durch eine muskulär bedingte Verspannung entstehen oder vom Darm ausgehen. Wo und wie Flankenschmerzen auftreten, verrät viel über ihre Ursache. Erfahren Sie, was Schmerzen in der linken oder rechten Flanke zu bedeuten haben.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Flankenschmerzen
Die Flanken befinden sich beidseitig am seitlichen Rumpf des Körpers, zwischen der letzten Rippe und der Hüfte.
Rückenschmerzen treten typischerweise im Bereich der Wirbelsäule auf und sind meist bewegungsabhängig. Flankenschmerzen befinden sich eher seitlich am Körper. Sie können einseitig oder beidseitig auftreten und sind vorwiegend bewegungsunabhängig, sofern sie nicht durch Verspannungen verursacht werden.
Um herauszufinden, ob es sich bei Flankenschmerzen um Nierenschmerzen handelt, kann man mit der Handkante den Bereich zwischen der unteren Rippe und dem Beckenkamm abklopfen. Tut dies weh, ist eine Beteiligung der Nieren wahrscheinlich.
Was sind Flankenschmerzen?
Flankenschmerzen sind Schmerzen, die vom seitlichen Rückenbereich unterhalb der Rippen ausgehen oder vom Bauch über die Taille in diesen Bereich ausstrahlen. Sie können sowohl links als auch rechts oder beidseitig auftreten.
Nierenschmerzen sind häufig in der Flanke zu spüren. Flankenschmerzen können aber auch von anderen Organen ausgehen oder durch Verspannung der Rückenmuskeln entstehen. Im Bereich der Flanken liegen nicht nur die Nieren und die Nebennieren, sondern auch die Milz, die Gallenblase, der Darm sowie zahlreiche Muskeln, Nerven und Blutgefäße.
Flankenschmerzen: Rechts, links oder beidseitig?
Flankenschmerzen können auf harmlose Erkrankungen oder Verspannungen hindeuten, jedoch auch auf Krankheiten, die unbehandelt gefährliche Folgen nach sich ziehen können. Darum ist es wichtig, frühzeitig die hausärztliche Praxis aufzusuchen.
Der Ort der Schmerzen kann wichtige Hinweise auf das betroffene Organ und die Art der Erkrankung liefern:
Flankenschmerzen links: Treten Rückenschmerzen ausschließlich in der linken Flanke auf, kann eine Niereninfektion wie zum Beispiel eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) oder eine Nierenentzündung auf dieser Seite dahinterstecken. Auch Erkrankungen der Milz, des Magens oder des Darms führen häufiger zu linksseitigen Flankenschmerzen, wie etwa eine Milzruptur, eine Divertikulitis, eine Gastritis oder Magengeschwüre.
Flankenschmerzen rechts: Nieren- und Harnwegserkrankungen, die einseitig auftreten, können auch zu Schmerzen in der rechten Flanke führen. Erkrankungen der Gallenblase (z. B. Gallensteine, eine Gallenkolik oder eine Gallenblasenentzündung) oder eine Blinddarmentzündung zählen zu den weiteren möglichen Ursachen.
Flankenschmerzen beidseitig: Zu beidseitigen Flankenschmerzen kommt es unter anderem bei einer Entzündung der Nieren oder des Nierenbeckens, von der beide Nieren betroffen sind. Dies ist allerdings selten der Fall. Beidseitige Schmerzen im unteren, seitlichen Rückenbereich können aber auch durch Muskelverspannungen entstehen.
Auch der Charakter der Schmerzen gibt Aufschluss über die Ursache:
Starke, stechende Flankenschmerzen sprechen für eine Nierenkolik, die meist durch Nierensteine verursacht wird. Diese Art von Schmerz tritt oft wellenartig oder krampfartig in kurzen, intensiven Schmerzepisoden auf. In aller Regel führt dies zu einseitigen Flankenschmerzen links oder rechts. Harnsteine gehen mitunter mit weiteren Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, Schwitzen und Blut im Urin einher. Darmbeschwerden bzw. -erkrankungen können ebenfalls zu intensiv-stechenden Schmerzen führen. Treten starke, stechende Schmerzen auf der rechten Seite auf, können auch Gallensteine dahinterstecken.
Dumpfe, drückende Flankenschmerzen, die kontinuierlich bestehen und sich manchmal beim Einatmen, beim Husten oder bei Bewegung verstärken, können auf Entzündungen, etwa eine Blinddarmentzündung, Nierenbeckenentzündung oder Gallenblasenentzündung, hindeuten. Typischerweise nehmen Betroffene eine gekrümmte Schonhaltung ein oder legen sich hin. Bei einer Blinddarmentzündung verstärken sich die Schmerzen allmählich über zwölf bis 24 Stunden. Auch Nierenkrebs kann ein Grund für dumpfe, anhaltende Flankenschmerzen sein. Diese Krebsform verläuft lange Zeit unbemerkt und bereitet oft erst im fortgeschrittenen Stadium Beschwerden.
Scharfe, brennende Schmerzen treten manchmal bei einer Gürtelrose in der Flanke auf, bevor sich der Ausschlag entwickelt.
Ziehende, drückende Schmerzen, die sich bei Bewegung verstärken, sprechen fürmuskuläre Verspannungen oder Verletzungen im Rücken- oder Seitenbereich. Der Schmerz kann durch bestimmte Bewegungen oder Ein- und Ausatmen verstärkt werden. Dies ist weniger typisch für Schmerzen, die von den Nieren herrühren.
Weitere Ursachen für Flankenschmerzen
Flankenschmerzen können auch durch eine Verletzung im Rahmen eines Unfalls oder bei Sport mit starkem Körpereinsatz entstehen. Ein Stoß in die entsprechende Region kann einen leichten Bluterguss verursachen, aber auch zu Schäden an den inneren Organen, etwa den Nieren führen.
Infrage kommen außerdem folgende Ursachen:
- Probleme der Rückenmuskulatur
- Beschwerden der Wirbelsäule (z. B. Bandscheibenvorfall)
- Nervenreizungen
- Infektionen im Flankenbereich, z. B. Gürtelrose
- schmerzhafte Erkrankungen anderer Organe (wie Darm, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse), die in den Flankenbereich ausstrahlen
Bei Frauen kann auch eine Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter (Extrauteringravidität) Schmerzen im Flankenbereich verursachen.
Manchmal treten noch weitere Symptome bei Flankenschmerzen auf:
- Schmerzt der Rücken aufgrund einer Entzündung, können Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Fieber und Schüttelfrost dazukommen.
- Zum Krankheitsbild eines Harnwegsinfekts, etwa einer Nierenbeckenentzündung, gehören zusätzlich Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen sowie häufiger Harndrang.
- Entspringen die Schmerzen dem Darm, können Verdauungsprobleme (Blähungen, Verstopfung) und/oder Übelkeit hinzukommen.
Was wird bei Flankenschmerzen untersucht?
Es ist wichtig, bei starken oder anhaltenden Flankenschmerzen eine hausärztliche Praxis aufzusuchen. Bei Verdacht auf eine Beteiligung der Nieren kann ein*e Urologe*Urologin zurate gezogen werden. Um die Quelle der Schmerzen zu ermitteln, muss die*der Ärztin*Arzt zunächst wissen, wo genau die Flankenschmerzen auftreten und wie sie sich anfühlen. Folgende Fragen sind außerdem wichtig, um die möglichen Ursachen der Schmerzen bestimmen zu können:
- Seit wann bestehen die Beschwerden?
- Bestehen weitere Beschwerden (z. B. Brennen beim Wasserlassen, Fieber)?
- Gab es vor kurzem einen Unfall oder eine Verletzung?
- Gibt es Vorerkrankungen (wie Nierensteine, Harnleitersteine, chronische Blasenentzündung)?
Handelt es sich um eine Patientin im gebärfähigen Alter, besteht die Möglichkeit einer Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter. In diesem Fall ist zu klären, ob sie ungeschützten Geschlechtsverkehr hatte, ob ihre Menstruation ausgeblieben ist und ob Risikofaktoren für eine Extrauteringravidität bestehen (z. B. Eileiterentzündungen, künstliche Befruchtungen).
Welche Untersuchungen sind notwendig?
Nach dem Gespräch folgt die körperliche Untersuchung. Steht eine Nierenbeckenentzündung als Ursache in Verdacht, klopft die*der Ärztin*Arzt beide Nieren vorsichtig ab, um herauszufinden, ob sie schmerzempfindlich sind. Außerdem kann der Urin Aufschluss geben. Findet sich darin eine erhöhte Anzahl an Bakterien und Eiweiß, kann das auf eine Infektion hindeuten. Nierensteine lassen sich im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung erkennen.
Weitere Untersuchungen, die je nach vermuteter Ursache notwendig werden können:
- Blutuntersuchung
- spezielle bildgebende Verfahren (z. B. Magnetresonanztomographie oder Computertomographie)
- orthopädische Untersuchungen des Bewegungsapparats
- Untersuchungen des Gehirns
- gynäkologische Untersuchung der Geschlechtsorgane
Was kann man gegen Flankenschmerzen tun?
Die Therapie richtet sich nach der Ursache der Schmerzen. Eine Nierenbeckenentzündung zum Beispiel erfordert Bettruhe und eine Behandlung mit Antibiotika.
Nierensteine wandern meist über die Harnleiter in die Blase ab und werden dann von selbst über den Harn ausgeschieden. Gegen die Flankenschmerzen können krampflösende Schmerzmittel helfen. Sind die Steine etwas größer und können nicht über den Harn abgehen, können sie mithilfe von Stoßwellen (extrakorporale Stoßwellenlithotripsie, ESWL) zerkleinert werden. Anschließend werden die Bruchstücke mit dem Urin ausgeschieden. Ist das spontan nicht möglich, kann es durch Einlage einer Schiene erleichtert werden.
Auch bei einer akuten Gallenkolik, wenn also Gallensteine die Gallenblasenwand reizen oder einen Gallengang blockieren und dadurch Schmerzen in der rechten Flanke verursachen, können Schmerzmittel und krampflösende Medikamente die Beschwerden lindern.
Treten Flankenschmerzen aufgrund von chronischen oder wiederholten Rücken- und Wirbelsäulenproblemen auf, ist es sinnvoll, diese orthopädisch behandeln zu lassen. Akute Verspannungen lockern sich häufig durch Wärme und Massagen. Verspannen sich die Rückenmuskeln immer wieder, liegt das möglicherweise an einer falschen Haltung und/oder einer zu schwachen Rumpfmuskulatur. In diesem Fall können Dehnübungen und Krafttraining helfen, insbesondere Rückenübungen und Bauchmuskeltraining.