Eiweiß im Urin: Ursache, Symptome und Behandlung
Normalerweise befindet sich kein oder nur wenig Eiweiß im Urin. Wie viel davon im Harn vorkommt, lässt sich mithilfe von Teststreifen herausfinden. Erfahren Sie, welche Werte zu hoch sind und welche Ursachen es für Eiweiß im Urin gibt.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Eiweiß im Urin und Nierenfunktion
Befindet sich zu viel Eiweiß (Protein) im Urin, spricht man von einer Proteinurie. Ungewöhnlich viel Protein im Harn kann auf eine Erkrankung hinweisen.
Ähnlich wie ein Sieb filtern die Nieren, genauer die Nierenkörperchen, nicht benötigte Stoffe aus dem Blut, um diese mit dem Urin zu entsorgen. Im Blut befindliche Proteine halten die Nieren dabei fast vollständig zurück. Diese gelangen deshalb normalerweise nicht in den Urin. Zu große Proteine passen nicht durch den "Filter", kleinere Eiweiße führen die Nieren dem Körper nach dem Filtern wieder zu. Geringe Mengen Eiweiß können dennoch auch bei Gesunden im Urin vorkommen.
Unter bestimmten Umständen oder im Zusammenhang mit bestimmten Erkrankungen funktioniert die Filterfunktion der Nierenkörperchen jedoch nicht mehr richtig – sie werden durchlässiger. Das kann sich durch eine Proteinurie bemerkbar machen.
Eiweiß im Urin: Normwerte und Zusammensetzung
Werden im Urin innerhalb von 24 Stunden mehr als 150 Milligramm pro Liter (mg/l) Eiweiß nachgewiesen, liegt eine Proteinurie vor. Alles darunter gilt als normal. Bestimmt man die Eiweiß-Konzentration im Morgenurin, gelten Werte über 300 mg als Hinweis auf eine Proteinurie.
Von einer Proteinurie spricht man auch, wenn eine andere Eiweißverteilung als üblich im Urin auftaucht. Bei ansonsten gesunden Menschen setzt sich das von den Nieren aus dem Blut gefilterte Eiweiß im Urin meist wie folgt zusammen:
- Plasmaproteine (z. B. Albumin): 60 Prozent
- Glykoproteine und Immunproteine (z. B. Immunglobulin G): 40 Prozent
Die Mikroalbuminurie ist die schwächste Form der Proteinurie. Von Mikroalbuminurie sprechen Fachleute, wenn die Eiweißmenge im Urin zwischen 20 und 200 mg/l liegt beziehungsweise beim 24-h-Urin zwischen 30 und 300 mg/l.
Wann ist zu viel Eiweiß im Urin bedenklich?
Bei gesunden Menschen ist der Eiweißanteil im Urin niedrig. Vorübergehend kann es auch mal zu leicht erhöhten Protein-Werten kommen, ohne dass das bedenklich sein muss. Experten sprechen dann von einer sogenannten benignen reversiblen Proteinurie, also einer "gutartigen umkehrbaren Proteinurie". Diese Form der Proteinurie wird häufig zufällig im Rahmen einer Routineuntersuchung festgestellt. Durch Beschwerden macht sie sich in der Regel nicht bemerkbar.
Bleiben die Werte jedoch dauerhaft erhöht oder ist der Eiweißanteil sehr hoch, sollte das näher untersucht werden. Es kann ein Hinweis darauf sein, dass die Nieren nicht richtig arbeiten oder eine Schädigung dieser Organe vorliegt. Bei stärkeren Nierenschäden treten neben der Proteinurie zudem meist spürbare Symptome auf, zum Beispiel Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme).
Ursachen für Eiweiß im Urin
Für zu viel Eiweiß im Urin kann es verschiedene Ursachen geben. Unterschieden werden:
- Vorübergehende gutartige Proteinurie
- Eiweiß im Urin als Folge von Erkrankungen
- Eiweiß im Urin als Nebenwirkung von Medikamenten
- Eiweiß im Urin in der Schwangerschaft
Vorübergehende gutartige Proteinurie
Zu einer vorübergehenden und harmlosen Proteinurie (sog. benigne reversible Proteinurie) kann es zum Beispiel durch folgende Umstände kommen:
- körperliche Anstrengung (z. B. Sport)
- Stress
- Kälte
- Hitze
- Fieber
- Wachstum (orthostatische Proteinurie)
- kurzfristig zu geringe Trinkmenge
Die orthostatische Proteinurie ist eine lageabhängige Proteinurie, die vor allem bei Kindern und Jugendlichen im Wachstum auftritt. Nach längerem Stehen ist die Eiweiß-Ausscheidung im Urin höher, nach nächtlichem Liegen normalisiert sie sich wieder.
Eine benigne reversible Proteinurie erfordert normalerweise keine Behandlung.
Eiweiß im Urin als Folge von Erkrankungen
Häufige Ursachen für zu viel Eiweiß im Urin sind beispielsweise:
- Harnwegsinfekte wie Blasenentzündung
- Nierenbeckenentzündung, Nierenentzündung (Glomerulonephritis)
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- Schwangerschaft
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
Zu den seltenen Ursachen für eine Proteinurie gehören unter anderem:
- chronische Nierenerkrankungen
- Amyloidose (krankhafte Proteinanreicherung im Zellzwischenraum)
- Multiples Myelom
- Hodgkin-Lymphom
- Lupus erythematodes (chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung)
- Malaria
- rheumatoide Arthritis
- Sarkoidose
- Sichelzellenanämie
- Tuberkulose
Eiweiß im Urin als Nebenwirkung von Medikamenten
Ebenso können Medikamente bei manchen Betroffenen die Nierenfunktion stören und dadurch die Ausscheidung von Eiweiß erhöhen, wie etwa:
- Schmerzmittel, wie Wirkstoffe aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR)
- Antibiotika
- Mittel zur Krebstherapie (Zytostatika)
Eiweiß im Urin während der Schwangerschaft
Im Verlauf einer Schwangerschaft kann es zu erhöhten Eiweißausscheidungen im Urin kommen. Das kann unterschiedliche Gründe haben.
Häufig handelt es sich nur um eine vorübergehend erhöhte Eiweißausscheidung. Während einer Schwangerschaft sind die Nieren einer größeren Arbeitsbelastung ausgesetzt. Als Folge wird Eiweiß unter Umständen nicht vollständig herausgefiltert und gelangt in den Urin. Eiweißwerte im 24-Stunden-Sammelurin von bis zu 300 mg gelten noch als unbedenklich. Dennoch sollte man erhöhte Eiweißwerte im Urin während der Schwangerschaft regelmäßig kontrollieren.
Liegt die Eiweißkonzentration im 24-Stunden-Sammelurin über 300 mg, spricht man von einer Schwangerschaftsproteinurie. Tritt diese in der ersten Schwangerschaftshälfte auf, kann das ein Hinweis auf Nierenerkrankungen oder Harnwegserkrankungen sein, die wahrscheinlich bereits vor der Schwangerschaft bestanden. In der zweiten Hälfte der Schwangerschaft kann eine Proteinurie auf eine Gestose (Schwangerschaftsvergiftung) hindeuten, insbesondere wenn die erhöhten Eiweißwerte im Harn mit erhöhtem Blutdruck einhergehen.
Eiweiß im Urin (Proteinurie): Diagnose
Die Eiweißmenge im Urin wird mithilfe eines speziellen Teststreifens bestimmt. Je nach Art der Verfärbung lässt sich nun einschätzen, ob Normalwerte vorliegen oder ob es Abweichungen gibt. Solche Teststreifen sind auch in der Apotheke erhältlich, sodass ein Urin-Schnelltest im Prinzip auch zu Hause vorgenommen werden kann.
Weicht das Ergebnis des Schnelltests von der Norm ab, sind weitere Laboruntersuchungen notwendig, die mehr darüber aussagen, wie viel Eiweiß im Urin vorkommt und welche Eiweiße das genau sind (z. B. Albumin). In der Regel untersucht man bei auffälligen Befunden deshalb den 24-Stunden-Sammelurin.
Diese Auswertung ist genauer, weil sich die Konzentration von Eiweiß im Urin abhängig von der Trinkmenge unterscheiden kann: Eine hohe Trinkmenge verdünnt den Urin einer einzelnen Probe gewissermaßen und führt zu niedrigeren Konzentrationen; eine niedrige Trinkmenge wiederum führt zu einer höheren Konzentration. Sammelt man hingegen Urinproben über den ganzen Tag, erhält man einen verlässlicheren Durchschnittswert.
Bei zu viel Protein im Urin werden Blutdruck, Blutzucker und die Temperatur gemessen, außerdem wird bei Frauen eine Schwangerschaft abgeklärt.
Die Überweisung in eine fachärztliche Praxis kann erfolgen, wo dann weitere Untersuchungen folgen können.
Behandlung von Eiweiß im Urin
Ob bei zu viel Eiweiß im Urin eine Therapie notwendig ist und wie diese aussieht, hängt von der Ursache der erhöhten Werte ab. Eine vorübergehende Proteinurie ist in der Regel harmlos und erfordert meist keine Therapie.
Liegt eine dauerhafte Proteinurie vor, die in Zusammenhang mit einer Erkrankung steht, sollte diese behandelt werden. Blutdruck und Blutzucker sollten gut eingestellt sein.
Ist die übermäßige Eiweißausscheidung eine Nebenwirkung von Medikamenten, sollte in ärztlicher Absprache überlegt werden, welche anderen Medikamente infrage kommen.