Eingewachsenes Haar entfernen: Was tun und wann zum Arzt?
Eingewachsene Haare sind häufig Folge einer Rasur – und nicht nur ein kosmetisches Problem. Die betroffenen Hautstellen können sich entzünden und zu schmerzhaften Abszessen entwickeln. Woran erkennt man ein eingewachsenes Haar, wie lässt es sich entfernen und mit welchen Maßnahmen kann man vorbeugen?
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu eingewachsenen Haaren
Meist sind eingewachsene Haare die Folge einer falschen Rasiertechnik in Kombination mit einer trockenen Hautstruktur. Auch verstopfte Poren und zu enge Kleidung können eingewachsene Haare begünstigen.
Ja, meist verkapselt sich das Haar und wird nach rund ein bis zwei Wochen vom Körper abgestoßen. Geschieht dies nicht und treten starke Schmerzen und/oder Rötungen auf, sollte das Haar fachkundig entfernt werden.
Was ist ein eingewachsenes Haar?
Von einem eingewachsenen Haar (Pseudofolliculitis oder pili incarnati) ist die Rede, wenn es nicht wie üblich die Hautbarriere durchdringt, sondern unter der Hautoberfläche wächst. Daraus entsteht in der Regel eine Verkapselung, die sich als kleiner Knubbel unter der Haut zeigt und nach einer Weile von selbst verschwindet.
In einigen Fällen kann es jedoch auch zu einer Fremdkörperreaktion kommen, wodurch sich die betroffene Hautstelle entzündet.
Eingewachsene Haare können theoretisch an jeder Stelle des Körpers auftreten, an der Haare wachsen. Allerdings sind einige Körperstellen häufiger betroffen als andere.
Eingewachsenes Haar im Intimbereich
Vor allem im Intimbereich neigen viele Menschen zu eingewachsenen Haaren. Denn hier sind die Haare oft dicker und lockiger als an anderen Körperstellen. Diese Haarstruktur erhöht das Risiko, dass sich die Haare kräuseln und in die Haut einwachsen. Zudem ist die Intimzone oft feucht und warm – ein ideales Umfeld für Bakterienwachstum und Entzündungen.
Nicht zuletzt kann eng anliegende Kleidung wie Unterwäsche oder enge Hosen Druck auf die Haarfollikel ausüben und die Haare gegen die Haut drücken, wodurch sie leichter einwachsen.
Außerdem sind prinzipiell alle Hautbereiche anfällig, die regelmäßig rasiert werden:
- Gesicht und Hals (bei Bartwuchs)
- Achseln
- Brust, Bauch und Beine
Woran erkennt man ein eingewachsenes Haar?
Nicht immer verursachen eingewachsene Haare Beschwerden. In einigen Fällen schimmern sie lediglich durch die Haut hindurch, sodass sie optisch auffallen. In anderen Fällen können zusätzlich Symptome im betroffenen Hautbereich auftreten, etwa:
- sichtbare Rötungen und Hautreizungen
- Pickel und kleine entzündliche Hautveränderungen
- Schmerzen und Juckreiz
- Verhärtungen
Mitunter kann sich Eiter um die Haarwurzel bilden, was im schlimmsten Fall einen Abszess zur Folge hat. Nach Abheilung eines eingewachsenen Haares kann die Haut dunkler oder verfärbt zurückbleiben, ein Zustand, der als postinflammatorische Hyperpigmentierung bekannt ist.
Wie entsteht ein eingewachsenes Haar?
Dass ein Haar einwächst, kann grundsätzlich immer passieren. Einige Faktoren tragen aber besonders dazu bei.
Rasur: Beim Rasieren wird das Haar abgeschnitten, wodurch eine scharfe Spitze entsteht. Diese kann die Hautoberfläche erneut nach innen durchstoßen, sodass das Haar unter der Haut nachwächst. Insbesondere das Rasieren gegen die Wuchsrichtung der Haare kann dazu führen, dass die Haare scharfkantig werden und in die Haut wachsen.
Epilieren: Beim Epilieren werden die Haare an der Wurzel herausgerissen, manchmal brechen sie jedoch knapp unter der Hautoberfläche ab, anstatt vollständig herausgezogen zu werden. Diese abgebrochenen Haare können dann unter der Haut einwachsen. Eine Epilation kann zudem die Haarfollikel reizen und entzünden, was es neuen Haaren erschwert, durch die Haut zu dringen.
Wachsen: Wachsen (Waxing) entfernt nicht nur die Haare, sondern auch die obersten Hautschichten. Dies kann vor allem an sensiblen Stellen wie in der Bikinizone oder unter den Achseln zu einer Verdickung der Haut führen, die es den neuen Haaren erschwert, durchzudringen. Infolgedessen können diese einwachsen.
Verstopfte Haarfollikel: Abgestorbene Hautzellen, Talg und Schmutzpartikel können den Haarkanal verstopfen, sodass das Haar nicht richtig aus der Haut herauswachsen kann.
Enge Kleidung: Vor allem enge Hosen fördern das Einwachsen von Haaren nach einer Rasur der Beinhaare.
Welche Rolle spielen Haarstruktur und Hauttyp?
Lockige und/oder dicke Haare neigen eher dazu, sich zu kräuseln und einzuwachsen. Wer glattes und feines Haar hat, ist in der Regel seltener betroffen. Auch der Hauttyp kann beeinflussen, ob Haare einwachsen: Menschen mit empfindlicher und trockener Haut sind meist anfälliger. Auch verstopfte Poren können ein Risikofaktor sein, da sie den Haaren den Weg nach draußen erschweren.
Haarbalgentzündung als Ursache und Folge
Eine Haarbalgentzündung (Follikulitis) kann sowohl Ursache als auch Folge eines eingewachsenen Haares sein. Dabei handelt es sich um eine Entzündung des Haarfollikels, dessen Aufgabe es ist, Haare zu produzieren und den Haarschaft zu umschließen.
Ursächlich sind Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten, am häufigsten entsteht eine Haarbalgentzündung durch das Bakterium Staphylococcus aureus.
Haarbalgentzündung als Ursache für eingewachsenes Haar
Wenn ein Haarfollikel durch Follikulitis entzündet ist, kann die Schwellung und Verengung des Follikels dazu führen, dass das Haar nicht richtig herauswächst. Das Haar kräuselt sich unter der Haut und wächst ein.
Haarbalgentzündung als Folge eines eingewachsenen Haares
Wächst ein Haar in die Haut zurück, entsteht eine kleine Wunde. Diese kann von Bakterien wie Staphylococcus aureus besiedelt werden, was unter Umständen eine Follikulitis zur Folge hat.
Der Zusammenhang zwischen eingewachsenen Haaren und Follikulitis kann zu einem Teufelskreis führen:
- Ein eingewachsenes Haar führt zu einer Follikulitis.
- Der entzündete Follikel kann weitere eingewachsene Haare verursachen.
- Die fortlaufende Reizung und Infektion können zu schwereren Zuständen wie Furunkeln führen. Ein Furunkel beginnt als rote, empfindliche Beule und füllt sich dann mit Eiter, wodurch es größer, schmerzhafter und druckempfindlicher wird.
Eingewachsene Haare entfernen
Eingewachsene Haare sind in der Regel harmlos. Meist verkapselt das Haar und wird mit der Zeit vom Körper abgestoßen. Betroffene können versuchen, mit folgenden Schritten nachzuhelfen:
Die Haut aufweichen: Hierzu eignet sich am besten eine Dusche oder ein Bad mit warmem Wasser. In einigen Fällen tritt das eingewachsene Haar dann bereits durch die Hautschicht. Auch Zugsalben können helfen, die Hautbarriere aufzuweichen, indem sie die Durchblutung anregen. Sie haben zudem eine entzündungshemmende und antibakterielle Wirkung.
Die Haut peelen: Um die Poren von überschüssigem Talg zu befreien, kann ein Peeling helfen. Auch sanftes Rubbeln mit einem Waschlappen entfernt Hautschüppchen.
Haar entfernen: Nun kann man versuchen, das Haar vorsichtig mit einer Nadel oder Pinzette zu entfernen. Diese sollte unbedingt steril sein. Zum Desinfizieren eignet sich 70-prozentiger Alkohol aus der Apotheke.
Wann zum Arzt?
In einigen Fällen können sich eingewachsene Haare entzünden und unangenehme Beschwerden verursachen. Betroffene sollten ärztlichen Rat aufsuchen, wenn:
- ein eingewachsenes Haar starke Schmerzen verursacht
- es nicht von selbst verschwindet und sich nicht entfernen lässt
- sich Knubbel und/oder Abszesse bilden
Denn in diesem Fall liegt nahe, dass Bakterien in die Haut eingedrungen sind, die im schlimmsten Fall in die Blutbahn gelangen und dort eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen können. Womöglich liegt auch eine Haarbalgentzündung mit Furunkeln vor. Letztere müssen fachkundig entfernt werden, zur Behandlung der bakteriellen Infektion kommen Antibiotika zum Einsatz. Hierzu sollten Betroffene eine hautärztliche (dermatologische) Praxis aufsuchen.
Wer eine Entzündung in der Haut nicht behandeln lässt, riskiert zudem, dass wulstige Narben (Keloide) zurückbleiben, die über das ursprüngliche Wundgebiet hinauswachsen und das Hautbild dauerhaft beeinträchtigen.
Eingewachsenen Haaren vorbeugen
Das effektivste Mittel gegen eingewachsene Haare ist der Verzicht auf eine Haarentfernung. Wenn das keine Option ist, können aber auch andere Tipps helfen, das Risiko einzudämmen.
Peelings: Wer seine Haut vor dem Rasieren, Epilieren oder Wachsen peelt, entfernt so überschüssige Hautschuppen. Dadurch können die Haare die Hautbarriere besser durchdringen.
Haut mit Feuchtigkeit versorgen: Um für ausreichend Feuchtigkeit zu sorgen, können verschiedene Pflegeprodukte zum Einsatz kommen. Besonders feuchtigkeitsspendend sind etwa Sheabutter und Jojobaöl. Zudem sollten gesunde Fette in den Ernährungsplan eingebaut werden.
Poren öffnen: Um die Poren vor der Haarentfernung zu weiten, kann ein warmes Bad helfen. Auch vorsichtiges Rubbeln mit einem nassen Waschlappen empfiehlt sich.
Richtig rasieren: Indem man in Haarwuchsrichtung rasiert, können Rasierpickel weitgehend vermieden werden. Auch eine scharfe Rasierklinge ist empfehlenswert, stumpfe Klingen sollten ausgetauscht werden. Rasiergel und -schaum beugen Hautreizungen vor.
Wer dennoch regelmäßig Probleme mit eingewachsenen Haaren hat, sollte ärztlichen Rat einholen. Der*die Hautarzt*Hautärztin kann der Ursache auf den Grund gehen und spezielle Salben verschreiben, die antibakteriell und entzündungshemmend wirken.