Dysphagie: Symptome und Ursachen von Schluckstörungen
Menschen mit Dysphagie haben Schwierigkeiten, Nahrungsmittel und Flüssigkeiten zu schlucken. Hinter derartigen Schluckstörungen können viele Ursachen stecken, etwa neurologische oder muskuläre Krankheiten. Erfahren Sie, welche Symptome bei einer Dysphagie auftreten und was Betroffenen hilft.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Dysphagie
Dysphagie ist der medizinische Fachbegriff für Schluckstörungen. Betroffene können Nahrung oder Flüssigkeiten nur schwer oder gar nicht mehr schlucken.
Die Ursachen von Schluckstörungen sind vielfältig und reichen von neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder Multiple Sklerose über Erkrankungen der Speiseröhre wie Achalasie oder Tumoren bis hin zu psychischen Ursachen wie Angstzuständen. Nur durch eine ärztliche Untersuchung kann der genaue Grund herausgefunden werden.
Schluckstörungen können gefährlich werden, da sie zu einer Mangelernährung, Dehydration und schlimmstenfalls zu einer Lungenentzündung führen können.
Was ist eine Dysphagie?
Eine Dysphagie ist per Definition die Unfähigkeit, feste Nahrung oder Flüssigkeiten
- im Mund zu behalten,
- in den Rachenraum zu transportieren und/oder
- zu schlucken.
Derartige Schluckstörungen sind in Deutschland keine Seltenheit: Rund fünf Millionen Menschen leiden unter Schluckbeschwerden – vor allem ältere Personen. Sie beeinflussen den Alltag Betroffener meist stark und vermindern die Lebensqualität.
Hinweis: Vorübergehende Schluckbeschwerden haben häufig harmlose Auslöser, etwa wenn sie im Rahmen von einer Erkältung, Halsschmerzen oder einer Pollenallergie auftreten. Diese sind von einer Dysphagie abzugrenzen, bei der eine Phase des Schluckprozesses gestört ist.
Formen der Dysphagie: Störungen der Schluckphasen
Je nachdem, in welcher Schluckphase die Dysphagie auftritt, kommt es zu verschiedenen Schluckbeschwerden. Diese Phasen des Schluckaktes können gestört sein:
orale Phase: Bei einer Störung in der oralen Phase kann Nahrung nicht mehr ausreichend im Mund zerkleinert werden. Ursächlich ist meist, dass Lippen oder Kiefer nicht mehr richtig schließen oder eine eingeschränkte Zungenbewegung. Nahrungsbrei oder Speichel kann aus dem Mund laufen oder es verbleiben Nahrungsreste im Mund.
pharyngeale Phase: In dieser Schluckphase verschließen Kehlkopf und Gaumensegel die oberen und unteren Atemwege. Die Nahrung kann folglich nicht mehr ungehindert in die Speiseröhre gelangen.
ösophageale Phase: Bei einer Störung der ösophagealen Phase kann der Nahrungsbrei aufgrund einer Störung des unteren Speiseröhrenmuskels nicht in den Magen transportiert werden. Meist ist die Speiseröhre verkrampft.
Fachleute unterscheiden zudem zwischen:
- Dysphagie: schmerzfreie Schluckstörung
- Odynophagie: schmerzhafte Schluckstörung, etwa bei Rachenentzündungen
- Aphagie: Das Schlucken ist nicht mehr möglich, zum Beispiel wenn ein Tumor die Speiseröhre verengt.
Dysphagie: Diese Symptome sind möglich
Fast jeder Mensch hat sich schon einmal an etwas verschluckt oder kennt das Gefühl, die Nahrung würde wie ein Kloß im Hals steckenbleiben – das bedeutet nicht zwingend, dass eine behandlungsbedürftige Dysphagie dahintersteckt. Doch gerade bei älteren Menschen können bestimmte Hinweise auf krankhafte Schluckstörungen hindeuten.
Mögliche Symptome sind:
- Schmerzen beim Schlucken
- Kloßgefühl im Hals
- häufiges Verschlucken von Nahrungsmitteln
- Räuspern, Husten oder Würgen während der Nahrungsaufnahme
- Verbleib von Nahrungsresten im Mundraum
- Nahrungsbrei oder Speichel läuft aus dem Mund
- Veränderungen der Stimme
- Gefühl, Lebensmittel bleiben im Hals stecken
- Sodbrennen
- Erbrechen
- Mundgeruch
- Erstickungsanfälle
- Nahrungsverweigerung
- anhaltender Speichelfluss
Dysphagie: Welche Ursachen lösen eine Schluckstörung aus?
Eine Dysphagie kann durch harmlose, aber auch krankhafte Ursachen entstehen.
Mögliche Auslöser von Schluckstörungen sind:
- neurologische Krankheiten, wie Schlaganfall, Parkinson, Multiple Sklerose, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Demenz, Alzheimer, Schädel-Hirn-Verletzungen wie ein Schädel-Hirn-Trauma
- muskuläre Erkrankungen, etwa Sarkoidose, Myositis, Muskeldystrophie, Myasthenia gravis
- Erkrankungen der Speiseröhre, zum Beispiel Achalasie, Speiseröhrenentzündung, Speiseröhrendivertikel, Ösophagusvarizen, Verengung der Speiseröhre durch Narbenbildung
- Tumoren im Mund-Rachen-Raum, wie Speiseröhrenkrebs oder Kehlkopfkrebs
- angeborene Fehlbildungen, etwa eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte
- Infektionskrankheiten, beispielsweise Lyme-Borreliose, Herpes, Diphtherie, Tollwut (Rabies) oder Tetanus (Wundstarrkrampf)
- Stoffwechselerkrankungen, wie das Cushing-Syndrom oder Amyloidose
- Erkrankungen des Rachens und der Mundhöhle, etwa eine Mandelentzündung, Rachenentzündung, Entzündungen durch Pilzbefall wie bei Soor
- altersbedingte Dysphagie, zum Beispiel durch Sarkopenie (altersbedingter Muskelabbau), fehlende Zähne oder verschlechterte Wahrnehmung von Reizen
- Nebenwirkungen von Medikamenten oder durch Strahlentherapie bei Krebserkrankungen
- psychische Ursachen, wie das Globusgefühl (Kloßgefühl im Hals) oder Angststörungen
- Autoimmunerkrankungen, zum Beispiel das Sjögren-Syndrom
- verschluckte Fremdkörper
- Verätzungen der Speiseröhre
Dysphagie: Wann ist ärztlicher Rat bei Schluckstörungen erforderlich?
Grundsätzlich sollten alle Menschen, die länger als eine Woche unter Problemen beim Schlucken leiden, ärztlichen Rat einholen. Wer jedoch
- starke Schmerzen beim Schlucken (Odynophagie) verspürt,
- das Gefühl einer Blockade der Speiseröhre hat,
- keine Speisen und/oder Flüssigkeiten schlucken kann und/oder
- an Gewicht verliert,
sollte sich umgehend ärztlich untersuchen lassen. Nur durch eine genaue Diagnostik und entsprechende Behandlung können Komplikationen und Folgen wie eine Mangelernährung verhindert werden.
Dysphagie: Therapie bei Schluckstörungen
Die genaue Behandlung einer Dysphagie hängt von der zugrundeliegenden Ursache ab. Einige Beispiele sind:
medikamentöse Therapie: Bei bakteriellen Entzündungen im Mund- und Rachenraum helfen meist Antibiotika, bei Pilzinfektionen wie Soor kommen Antipilzmittel (Antimykotika) zum Einsatz. Auch entzündungshemmende Arzneimittel oder Protonenpumpenhemmer, welche die Magensäureproduktion eindämmen, werden je nach Ursache verschrieben.
Logopädie: Bei einer dauerhaften Dysphagie, etwa durch neurologische oder neurodegenerative Ursachen, kann eine Logopädie hilfreich sein. Durch eine Schlucktherapie sollen Reflexe und Schluckfunktion wiederhergestellt werden. Mithilfe von logopädischen Übungen stärken Patient*innen die Muskulatur und verbessern die Koordination.
Ernährung: Betroffenen hilft es oftmals, auf Nahrungsmittel mit weicher Konsistenz zu setzen. Hilfreich kann es sein, Speisen zu pürieren und kleinere, häufigere Mahlzeiten zu verzehren. Zudem ist eine professionelle Ernährungsberatung ratsam.
Magensonde: Bei einer ausgeprägten Dysphagie kann es unter Umständen notwendig sein, dass Betroffene über eine Sonde (weicher Schlauch, der durch die Nase in den Magen geführt wird) Flüssigkeit und Nahrung erhalten.
Operation: Manche Ursachen, wie etwa Speiseröhrenkrebs, erfordern meist einen chirurgischen Eingriff.
Dysphagie: Wie erfolgt die Diagnose?
Um die Ursache der Schluckstörungen herauszufinden, klärt die*der Ärztin*Arzt zunächst Fragen zu den genauen Beschwerden, begleitenden Symptomen und möglichen Vorerkrankungen.
Nach der Anamnese folgt eine körperliche Untersuchung. Dabei werden auch der Kau- und Schluckakt genau kontrolliert. Je nach vermuteter Ursache und Lokalisation der Dysphagie (im Mund- oder Rachenraum) können weitere Untersuchungen zur Diagnose durchgeführt werden. Hierzu zählen:
- Röntgenuntersuchung
- Endoskopie (Spiegelung) des oberen Verdauungstrakts, etwa eine Speiseröhren- oder Magenspiegelung
- Computertomographie (CT)
- Magnetresonanztomographie (MRT)
- Blutuntersuchung
Dysphagie: Mögliche Folgen von starken Schluckbeschwerden
Eine Dysphagie kann mit einigen Folgen und Komplikationen verbunden sein. Insbesondere starke Schluckbeschwerden schränken den Alltag stark ein und wirken sich negativ auf die Lebensqualität aus. Zu den möglichen Folgen zählen:
- Mangelernährung
- Dehydration
- Aspiration (Nahrungsreste verbleiben in den Atemwegen)
- Aspirationspneumonie (Lungenentzündung durch Aspiration)