Dyspareunie: Wenn Frauen Schmerzen beim Sex haben
Schmerzen beim Sex (Dyspareunie) können bei Frauen je nach Ursache sehr verschieden sein – und auch unterschiedlich stark. Manche Frauen spüren ein Brennen, Stechen oder Ziehen. Bei anderen fühlen sich die Schmerzen beim Geschlechtsverkehr eher diffus, dumpf oder auch krampfartig an. Wie lässt sich eine Dyspareunie behandeln?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Zusammenfassung
- Definition: Eine Dyspareunie zählt zu den sexuellen Funktionsstörungen. Gemeint sind Schmerzen, die vor, während oder nach dem Geschlechtsverkehr entstehen.
- Symptome: Die Schmerzen können sich schneidend, stechend, brennend oder juckend anfühlen und unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
- Ursachen: Häufige Gründe sind chronische Harnwegsinfekte oder durch Viren sowie Pilze ausgelöste Entzündungen. Aber auch nicht-infektiöse Krankheiten zählen zu den auslösenden Faktoren.
- Diagnose: Eine ausführliche Anamnese gibt erste Rückschlüsse, worin die Ursache für die Beschwerden bestehen könnte. Meist erfolgt zudem eine gynäkologische Untersuchung. Weitere mögliche Maßnahmen sind etwa Blut- und Urintests.
- Behandlung: Die Therapie richtet sich nach der Ursache und ist daher sehr individuell. Bei bakteriellen Infektionen helfen in der Regel Antibiotika, bei einer Endometriose kann eine Operation notwendig sein.
Was ist eine Dyspareunie bei der Frau?
Dyspareunie oder auch Algopareunie ist der medizinische Fachausdruck für körperliche Schmerzen beim Sex. Sie können primär sein, das bedeutet, dass die Frau niemals schmerzfrei Geschlechtsverkehr hatte oder sekundär, wenn zuvor schmerzfrei Sex möglich war.
Dyspareunie zählt zu den sexuellen Funktionsstörungen. Über 50 Prozent aller Frauen sind im Lauf ihres Lebens betroffen. Aber auch Männer können Schmerzen beim Geschlechtsverkehr haben.
Wie äußern sich die Schmerzen?
Schmerzen beim Sex können bei Frauen sehr verschieden sein – die Schmerzen treten in der Regel entweder vor dem Geschlechtsverkehr auf, währenddessen oder danach: Manche Frauen schmerzt das Eindringen des Penis in die Vagina oder wenn der Partner während der Penetration mit dem Glied an eine bestimmte Stelle stößt, etwa an den Muttermund. Die Beschwerden können rasch abklingen oder noch einige Zeit anhalten. Manchmal treten die Schmerzen auch erst beim Orgasmus auf.
Unterschied zwischen Dyspareunie und Vaginismus
Während bei einer Dyspareunie vorwiegend körperliche beziehungsweise biologische Faktoren ausschlaggebend sind, wird Vaginismus durch psychische Gründe, also etwa Stress, Angst oder auch Traumata, ausgelöst. Es kommt beim Einführen in die Vagina zu einer unwillkürlichen Verkrampfung der Beckenbodenmuskulatur. Die Abgrenzung ist allerdings nicht immer einfach, da sich die Störungen auch gegenseitig bedingen können. Medizinische Fachleute fassen sie meist unter dem Begriff Genito-Pelvine Schmerz-Penetrationsstörung zusammen.
Dyspareunie: Welche Ursachen haben Schmerzen beim Sex?
Eine Dyspareunie kann bei der Frau vielfältige Ursachen haben. Häufige Auslöser sind akute oder chronische Harnwegsinfekte und andere durch Bakterien, Viren oder Pilze ausgelöste Infektionen wie zum Beispiel:
- Scheidenentzündung (Kolpitis)
- Entzündung der Eileiter sowie Eierstöcke (Adnexitis)
- Entzündung bestimmter Drüsen der großen Schamlippen, der sogenannten Bartholindrüsen (Bartholinitis)
- Geschlechtskrankheiten, wie zum Beispiel eine Trichomoniasis, Gonorrhö oder Syphilis
- Genitalwarzen
- Scheidenpilz
- Tuberkulose
Zudem gibt es verschiedene nicht-infektiöse Gründe, die infrage kommen, etwa:
- Endometriose
- Myome, gutartige Wucherungen beziehungsweise Verwachsungen in der Gebärmutter
- trockene Scheide, etwa aufgrund hormoneller Veränderungen (Östrogenmangel) in den Wechseljahren
- Narben nach einer Geburt, zum Beispiel nach einem Dammschnitt oder Dammriss
- angeborene Fehlbildungen der inneren Geschlechtsorgane
- schmerzhafte Reaktion beziehungsweise Reizung durch chemische Verhütungsmittel oder Intimpflegeprodukte
- Schwäche der Scheidenwand (vor allem bei älteren Frauen)
- Verletzungen im Genitalbereich
- Hauterkrankungen wie Lichen sclerosus oder Lichen planus
- Muskelverspannungen beziehungsweise allgemein zu hohe Anspannung im Beckenboden
- psychische Gründe
- Stress
Weitere Ursache für Schmerzen beim Sex
Eine weitere Ursache für Schmerzen der Frau beim oder auch nach dem Sex kann das Beckenvenensyndrom sein. Hier spielen schmerzhafte Krampfadern im Beckenbereich eine entscheidende Rolle. Diese bleiben oft unerkannt und verursachen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder bei der Menstruation. Meist sind Frauen im gebärfähigen Alter betroffen, die schon zwei oder mehr Schwangerschaften durchlebt haben.
Dyspareunie bei der Frau: So erfolgt die Diagnose
Schmerzen beim Sex können sehr belastend sein und die Sexualität und Lust stark beeinträchtigen. Für betroffene Frauen kann schon der Gedanke an Geschlechtsverkehr Stress verursachen. Patientinnen sollten daher nicht davor zurückschrecken, sich mit ihren Problemen an eine gynäkologische Praxis zu wenden.
Dort erfolgt zunächst eine ausführliche Anamnese, in der die auftretenden Symptome und mögliche Vorerkrankungen erfragt werden. Außerdem wird oft eine gynäkologische Untersuchung vorgenommen. Die medizinische Fachperson überprüft dabei den Scheideneingang sowie die inneren Geschlechtsorgane auf Auffälligkeiten. Dabei wird auch ein Abstrich des Scheidensekrets entnommen, um mögliche Erreger nachzuweisen.
Je nach vermuteter Ursache können weitere Untersuchungen sinnvoll sein, zum Beispiel:
- Ultraschalluntersuchung
- Urin- und Blutuntersuchung
- Gewebeprobe (Biopsie) von auffälligen Stellen der Haut und Schleimhaut
Lassen sich nach der körperlichen Untersuchung organische Ursachen ausschließen, folgt oft ein Gespräch zur psychischen Verfassung. Zu klären ist, ob es einen Zusammenhang zwischen den Schmerzen und bestehenden psychischen Belastungen gibt, zum Beispiel aktuelle Beziehungsprobleme, Stress oder Ängste.
Wie wird eine Dyspareunie bei der Frau behandelt?
Welche Therapie helfen kann, hängt von der jeweiligen Ursache der Beschwerden ab. Einige Beispiele:
- Bei Harnwegsinfektionen, die durch Bakterien verursacht werden, helfen in der Regel Antibiotika.
- Bei einer Endometriose können Hormone die Beschwerden lindern, im fortgeschrittenen Stadium ist häufig eine Operation notwendig.
- Genitalwarzen können je nach Größe mit zellwachstumshemmenden Mitteln (zum Beispiel dem Wirkstoff Podophyllotoxin), dem virushemmendem Wirkstoff Imiquimod oder Trichloressigsäure bestrichen werden. Nur in seltenen Fällen müssen sie chirurgisch entfernt werden.
- Reagiert die Scheide überempfindlich auf chemische Verhütungsmittel, sollten diese durch andere Verhütungsmittel ersetzt werden.
- Bei einer zu trockenen Scheide kann ein Gleitgel helfen.
Sind die Schmerzen beim Sex das Begleitsymptom einer anderen Grunderkrankung, sollte diese Krankheit behandelt werden.
Kommen psychische Gründe infrage, kann der*die Arzt*Ärztin eine Überweisung an eine psychologische Praxis ausstellen. Im Vorgespräch lässt sich dann klären, ob gegebenenfalls eine Psychotherapie infrage kommt.