Bitterer Geschmack im Mund: Harmlos oder Krankheitssymptom?
Ein anhaltend bitterer Geschmack im Mund beziehungsweise auf der Zunge kann durch Lebensmittel, Medikamente oder gesundheitliche Probleme entstehen. Manchmal ist diese Geschmacksstörung (Dysgeusie) auch ein Krankheitssymptom. Welche weiteren Ursachen infrage kommen und wie sich der schlechte Geschmack wieder vertreiben lässt, lesen Sie hier.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema bitterer Geschmack im Mund
Häufige Auslöser sind Lebensmittel, Medikamente, Refluxkrankheit, Gallereflux, Mund- und Zahnprobleme, Infektionen, hormonelle Veränderungen oder Leber- und Gallenprobleme.
Ja, das ist möglich. Häufig steckt eine Refluxkrankheit dahinter, bei der saurer Magensaft in die Speiseröhre aufsteigt. Auch Gastritis, Magengeschwüre oder Verdauungsprobleme können den Geschmackssinn beeinflussen.
Ja, hormonelle Veränderungen in der Schwangerschaft können den Geschmackssinn beeinflussen, was oft als metallischer oder bitterer Geschmack wahrgenommen wird.
Das hängt von der Ursache ab. Vorübergehende Geschmacksveränderungen durch Lebensmittel oder Medikamente verschwinden meist nach Stunden oder Tagen, bei Erkrankungen dauert es mitunter länger.
Dysgeusie: Geschmacksstörungen im Mund
Ein anhaltend bitterer Geschmack im Mund gehört zu den Geschmacksstörungen (Dysgeusie). Dabei ist die Wahrnehmung von Geschmacksreizen verändert oder verzerrt – unabhängig davon, was tatsächlich gegessen oder getrunken wird.
Dysgeusien treten in verschiedenen Formen auf, darunter ein bitterer, metallischer oder süßer Geschmack. Besonders häufig klagen Betroffene über einen bitteren Geschmack im Mund oder auf der Zunge. Einige Menschen nehmen den schlechten Geschmack dauerhaft wahr, andere nur zu bestimmten Tageszeiten – etwa morgens nach dem Aufstehen.
Häufig sind harmlose Faktoren wie eine unzureichende Mundhygiene die Ursache. Auch Bitterstoffe in bestimmten Lebensmitteln können vorübergehend eine ausgeprägte Bitterkeit im Mundraum hervorrufen. Dazu gehören Nahrungsmittel wie Chicorée oder Grapefruit.
Manchmal ist ein bitterer Geschmack im Mund jedoch ein Krankheitssymptom. Das gilt besonders, wenn er länger anhält oder mit weiteren Beschwerden wie Sodbrennen oder Übelkeit einhergeht. In solchen Fällen ist eine ärztliche Abklärung sinnvoll.
Bitterer Geschmack im Mund als Symptom: Mögliche Ursachen
Dysgeusien werden durch verschiedene Faktoren ausgelöst. Ein bitterer Geschmack im Mund kann insbesondere folgende Ursachen haben:
gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) und Gallenreflux: Hierbei steigt Magensäure oder Gallenflüssigkeit in die Speiseröhre und den Mundraum auf. Neben Sodbrennen führt dies oft zu einem bitteren oder sauren Geschmack im Mund. Eine chronische Reizung durch aufsteigende Magensäure kann zudem eine Schädigung der Schleimhäute im Mund- und Rachenraum verursachen, was die Geschmackswahrnehmung weiter beeinträchtigt.
Magenschleimhautentzündung: Eine Gastritis kann Einfluss auf die Produktion der Magensäure haben und zu Geschmacksstörungen führen. Besonders eine chronische Magenschleimhautentzündung kann zu einem anhaltenden schlechten, bitteren Geschmack führen, oft begleitet von Völlegefühl, Übelkeit, Oberbauchschmerzen, Mundgeruch und Aufstoßen.
stiller Reflux: Beim laryngopharyngealen Reflux steigt Magensäure in den Rachenraum auf – meist ohne Sodbrennen. Typisch sind stattdessen Symptome wie Räusperzwang, Heiserkeit oder Halsschmerzen. Der bittere Geschmack im Mund ist vor allem morgens wahrnehmbar.
Mund- und Zahnerkrankungen: Eine schlechte Mundhygiene und Zahnprobleme sind eine häufige Ursache für einen unangenehmen Geschmack im Mund. Auslöser sind etwa Zahnfleischentzündungen (Gingivitis, Parodontitis), Karies oder schlecht sitzende Zahnfüllungen (etwa mit Amalgam). Auch eine orale Pilzinfektion (Candidose) kann den Geschmackssinn verändern. Sie führt außerdem meist zu einem pelzigen Gefühl im Mund und Zungenbrennen.
Mundtrockenheit: Xerostomie entsteht, wenn die Speicheldrüsen zu wenig Speichel produzieren. Speichel spielt eine wichtige Rolle bei der Geschmackswahrnehmung, weswegen eine anhaltende Trockenheit im Mundraum zu einem bitteren Geschmack führen kann. Ursächlich sind oft Medikamente, Mundatmung, Schnarchen, Schlafen mit offenem Mund, eine unzureichende Flüssigkeitsaufnahme oder hormonelle Veränderungen.
Medikamente: Bestimmte Medikamente verändern als Nebenwirkung den Geschmackssinn oder beeinflussen die Zusammensetzung des Speichels. Besonders häufig betroffen sind Antibiotika, Antidepressiva, Blutdrucksenker und Chemotherapeutika. Manche Wirkstoffe tragen zu einer Schädigung der Mundgesundheit bei, indem sie die Mundflora verändern.
hormonelle Veränderungen: Während der Schwangerschaft berichten viele Frauen von einem bitteren oder metallischen Geschmack, insbesondere im ersten Trimester. Auch hormonelle Schwankungen in den Wechseljahren beeinträchtigen mitunter die Geschmacksknospen.
Stoffwechselerkrankungen: Bestimmte Stoffwechselstörungen beeinflussen die Geschmackswahrnehmung. Bei Diabetes mellitus verändert ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel die Speichelzusammensetzung und fördert Mundtrockenheit. Auch eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) oder eine chronische Niereninsuffizienz können Auswirkungen auf den Geschmackssinn haben.
neurologische Erkrankungen: Geschmackssignale werden über spezialisierte Nervenbahnen weitergeleitet. Neurologische Störungen wie Schlaganfälle, Multiple Sklerose oder Parkinson stören diese Signale, wodurch es zu einem anhaltend bitteren Geschmack kommen kann.
Leber- oder Gallenprobleme: Leber- oder Gallenblasenerkrankungen führen häufig zu einem bitteren Geschmack im Mund. Bei einer Cholestase (Gallenstau) oder Hepatitis verändert sich die Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit, was sich besonders morgens oder nach dem Essen bemerkbar macht. Da die Leber eine zentrale Rolle im Stoffwechsel des Körpers spielt, haben Funktionsstörungen mitunter weitgehende Auswirkungen auf die Geschmackswahrnehmung.
Infektionen und Atemwegserkrankungen: Atemwegsinfekte wie Sinusitis oder Erkältungen verschlechtern die Geschmackswahrnehmung, insbesondere wenn Schleimhäute anschwellen oder vermehrt Schleim produziert wird. COVID-19 führt ebenfalls häufig zu anhaltenden Geschmacksveränderungen, darunter einem bitteren Geschmack oder einem Metallgeschmack. Einige Betroffene leiden vorübergehend auch unter Ageusie, also einem Verlust des Geschmackssinns.
- sonstige Ursachen: Mitunter führen auch psychische Probleme und Stress zu einem bitteren Geschmack im Mund. Mit zunehmendem Alter ist zudem eine Geschmacksveränderung möglich. Auch starker Konsum von Alkohol und Nikotin beeinträchtigt die Geschmacksknospen.
Was hilft gegen einen bitteren Geschmack im Mund?
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Oft lassen sich die Beschwerden durch einfache Maßnahmen lindern. In anderen Fällen ist eine gezielte medizinische Therapie erforderlich, um das Krankheitssymptom loszuwerden.
Zu allgemeinen Maßnahmen gehören folgende Punkte:
gründliche Mundhygiene: Regelmäßiges Zähneputzen und die Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide helfen, Bakterien und Beläge zu reduzieren. Auch ein Zungenreiniger sowie antibakterielle Mundspülungen können einen unangenehmen Geschmack im Mund vertreiben.
viel trinken: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr regt die Speichelproduktion an und spült Geschmacksstoffe aus dem Mundraum. Besonders empfehlenswert sind Wasser und ungesüßte Tees.
bestimmte Lebensmittel meiden: Manche Nahrungsmittel können das unangenehme Geschmacksempfinden verstärken oder auslösen. Dazu gehören Kaffee, Alkohol, stark gewürzte oder fettige Speisen sowie sehr saure Lebensmittel wie Zitrusfrüchte oder Essig. Auch künstliche Süßstoffe und stark verarbeitete Lebensmittel können die Geschmackswahrnehmung negativ beeinflussen.
zuckerfreies Kaugummi oder Bonbons lutschen: Dies regt die Speichelproduktion an, was besonders bei Mundtrockenheit hilfreich ist und gleichzeitig Geschmacksrückstände neutralisieren kann.
Behandlung nach Ursache
Wenn einfache Maßnahmen nicht ausreichen, hängt die Behandlung von dem zugrunde liegenden Grund ab. Je nach Auslöser stehen unterschiedliche Therapieoptionen zur Verfügung, um die Schmeckstörung zu behandeln. Einige Beispiele:
Refluxkrankheit und stiller Reflux: Magensäurehemmende Medikamente wie Protonenpumpenhemmer (z. B. Omeprazol oder Pantoprazol) reduzieren die Säureproduktion im Magen, sollten aber nicht zu lange eingenommen werden. Spätes Essen, fettige Speisen und kohlensäurehaltige Getränke sollten vermieden werden, da sie den Rückfluss von Magensäure fördern. Wer mit leicht erhöhtem Oberkörper schläft, kann den Reflux verringern und damit auch den bitteren Geschmack am Morgen reduzieren.
Gastritis und Magenprobleme: Ist eine Magenschleimhautentzündung die Ursache, stehen Medikamente und eine angepasste Ernährung im Vordergrund. Magenschutzpräparate wie Antazida oder H2-Blocker können helfen, die Magenschleimhaut zu schützen und überschüssige Magensäure zu neutralisieren.
Mundtrockenheit (Xerostomie): Speichelersatzmittel oder spezielle Mundsprays befeuchten die Mundschleimhaut und lindern das Trockenheitsgefühl. Viel Wasser oder Kräutertee zu trinken sowie Kaugummikauen kann die Speichelproduktion unterstützen.
Mund- und Zahnerkrankungen: Bei Karies, Parodontitis oder schlecht sitzenden Füllungen sollte eine zahnärztliche Behandlung erfolgen, um die Ursache der Geschmacksstörung zu beheben. Eine orale Pilzinfektion (Candidose) wird mit Antimykotika wie Nystatin oder Fluconazol behandelt.
Leber- oder Gallenprobleme: Eine fettarme, ballaststoffreiche Ernährung entlastet die Leber und fördert die Verdauung. Gallenflussfördernde Medikamente (Choleretika) unterstützen die Funktion der Gallenblase. In schweren Fällen, etwa bei wiederholten Gallensteinen, kann eine operative Entfernung der Gallenblase erforderlich sein.
Infektionen und Atemwegserkrankungen: Bakterielle Infektionen erfordern gegebenenfalls eine Antibiotika-Therapie. Nasenspülungen mit Kochsalzlösung reinigen die Atemwege und beugen Geschmacksveränderungen durch Schleimablagerungen vor. Bei COVID-19-bedingten Geschmacksveränderungen gibt es bislang keine spezifische Therapie – hier hilft nur Geduld, da sich der Geschmackssinn meist innerhalb von Wochen bis Monaten regeneriert.
Führen regelmäßig eingenommene Medikamente zu Geschmacksveränderungen, sollte ärztlich abgeklärt werden, ob andere Arzneimittel infrage kommen. Patient*innen sollten Medikamente nicht ohne fachkundige Rücksprache absetzen.
Bitterer Geschmack im Mund: So verläuft die Diagnose
Eine ärztliche Untersuchung ist ratsam, wenn:
- der bittere Geschmack über Wochen anhält,
- zusätzliche Beschwerden wie Sodbrennen, Mundtrockenheit oder Übelkeit auftreten oder
- ungeklärter Gewichtsverlust oder anhaltende Erschöpfung hinzukommen.
Betroffene können sich mit ihren Beschwerden an ihre hausärztliche Praxis wenden. Falls nötig, erfolgt eine Überweisung zur zahnärztlichen oder HNO-ärztlichen Abklärung.
Um die Diagnose zu stellen, erheben Ärzt*innen zunächst eine ausführliche Anamnese. Wichtige Fragen betreffen die Dauer der Geschmacksstörung, mögliche Begleitsymptome sowie die Einnahme von Medikamenten.
Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung, bei der die Mundhöhle, Zähne und Zunge inspiziert werden, um Zahnprobleme, Zahnfleischentzündungen oder eine Pilzinfektion als mögliche Ursachen auszuschließen.
Gleichzeitig wird auf Anzeichen von Mundtrockenheit geachtet. Durch das Abtasten des Bauches lassen sich Hinweise auf Magenprobleme, Reflux oder Erkrankungen der Leber und Gallenblase erkennen. Auch die Haut und die Augen werden überprüft, da eine gelbliche Verfärbung auf eine Lebererkrankung oder einen Gallenstau (Cholestase) hinweisen kann.
Weitere Untersuchungsmaßnahmen sind:
Magenspiegelung (Gastroskopie): Falls der Verdacht auf eine Refluxkrankheit oder Gastritis besteht, wird eine endoskopische Untersuchung durchgeführt, um die Schleimhaut der Speiseröhre und des Magens zu beurteilen.
pH-Metrie: Diese Methode misst über 24 Stunden den Säuregehalt in der Speiseröhre und hilft, stillen Reflux oder GERD nachzuweisen.
Blutuntersuchung: Laborwerte geben Aufschluss über Leber- und Gallenfunktion sowie mögliche Stoffwechselerkrankungen.
Ultraschalluntersuchung von Leber und Galle: Bildgebende Verfahren zeigen Gallensteine, Entzündungen oder Störungen des Gallenflusses, die mit Geschmacksveränderungen in Zusammenhang stehen können.
neurologische Untersuchungen: Falls eine neurologische Ursache vermutet wird, können Tests der Hirnnerven oder ein MRT notwendig sein, um Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Schlaganfälle auszuschließen.