Belegte Zunge: Harmlos oder Krankheitszeichen?
Eine belegte Zunge ist meist harmlos. Unangenehm ist der Zungenbelag trotzdem, weil er oft ein pelziges Gefühl im Mund und Mundgeruch verursacht. Der Belag kann aber auch ein Symptom für eine Erkrankung sein. Wie kommt es dazu?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Funktion der Zunge
Die Zunge ist ein von Schleimhaut überzogener Muskel im Mund, der dazu dient, Nahrung und Speichel im Mundraum zu transportieren: Ohne Zunge könnten wir nur schlecht kauen oder saugen. Auch verständliches Sprechen ist ohne Zunge nicht möglich.
Zudem befinden sich auf der Zunge Sinnesorgane für Geschmacks- und Tastempfindungen: die Tast- und Geschmackspapillen. Mithilfe der Papillen nehmen wir verschiedene Geschmacksrichtungen wahr: salzig, sauer, bitter, süß oder umami (was für einen herzhaft-würzigen Geschmack steht).
Bei einem gesunden Menschen ist die Zunge in der Regel rosa bis rot gefärbt, glatt und feucht. Die Farbe entsteht durch die vielen Blutgefäße, die den Zungenmuskel durchziehen. Auf der Zunge befindet sich eine dünne weiße Schicht. Dieser normale Zungenbelag setzt sich hauptsächlich zusammen aus:
- alten Zellen
- Papillenspitzen
- Speiseresten
- Keimen und Bakterien
- Schleim
Farbe der belegten Zunge
Wenn eine belegte Zunge krankhafte Ursachen hat – wie Infektionskrankheiten oder Vergiftungen –, treten mitunter weitere Symptome wie ein Brennen auf der Zunge auf. Erste Hinweise darauf, ob und welche Erkrankung hinter dem Zungenbelag steckt, kann die Farbe des Belags liefern. So kann der Belag auf der Zunge beispielsweise
- weiß,
- schmutzig weiß,
- gelb,
- rot,
- dunkelgrün oder
- braun bis schwarz
aussehen. Eine Infektionskrankheit, die sich durch eine weiß belegte Zunge äußert, ist zum Beispiel Soor. Ihr Auslöser ist der Pilz Candida albicans. Wenn Nahrungsreste für den Zungenbelag verantwortlich sind, hängt dessen Farbe von der jeweiligen Farbe der zu sich genommenen Speisen ab.
Ursachen für eine belegte Zunge
Meist hat eine belegte Zunge harmlose Ursachen. Der Zungenbelag besteht dann vor allem aus alten Zellen, Nahrungsresten und nicht krank machenden Keimen. Vor allem wer übermäßig viel Kaffee, Tee, Milch und Alkohol zu sich nimmt, entwickelt schnell einen Belag auf der Zunge.
Ursache für die belegte Zunge ist oft fehlende Reibung im Mund: Durch das Kauen fester Nahrung gelingt es normalerweise, den Zungenbelag zu entfernen. Darum haben Menschen, die überwiegend flüssige Nahrung zu sich nehmen (z. B. während einer Fastenkur) oder ihr Essen wenig kauen, sondern hastig herunterschlingen, einen stärkeren Belag auf der Zunge und oft auch Mundgeruch. Unzureichende Mundhygiene fördert die Entstehung des Belags zusätzlich.
Krankheiten als Ursache für eine belegte Zunge
Eine belegte Zunge kann aber auch Anzeichen für eine Krankheit sein: So kann beispielsweise ein nicht abstreifbarer weißer Belag auf der Zunge durch Mundpilz (v. a. Soor) entstehen. Fieberhafte Infekte und Magen-Darm-Erkrankungen (wie die Magenschleimhautentzündung) können ebenfalls einen weißlichen Zungenbelag verursachen.
Weitere Infektionskrankheiten, zu deren Symptomen eine belegte Zunge gehören kann, sind zum Beispiel:
- Scharlach (wobei ein schmierig-weißlicher Zungenbelag der sog. Himbeerzunge, vorausgeht, die typisch für Scharlach ist)
- Diphtherie (grau-weißlicher Belag auf der Zunge)
- Typhus (grau-gelber Zungenbelag)
Daneben können Zahn- und Zahnfleischkrankheiten (z. B. Parodontitis) für eine belegte Zunge verantwortlich sein. Der Zungenbelag ist dann meist grau-weißlich gefärbt.
Zudem kann eine Harnvergiftung hinter Zungenbelag stecken. In dem Fall sieht die belegte Zunge eher braun-schollig aus. Als Ursachen kommen Nierenerkrankungen bis hin zum Nierenversagen infrage.
Hingegen ist die schwarze Haarzunge (Lingua villosa nigra) harmlos. Sie entsteht durch vergrößerte Zungenpapillen (Hypertrophie der Papillae filiformes), die leicht die Farbe der verzehrten Speisen annehmen: Die Folge ist eine schmutzig-weiß oder dunkelgrün bis schwarz belegte Zunge. Ursache kann beispielsweise ein Mangel an Nikotinsäureamid oder eine Antibiotika-Behandlung sein – bestimmte Medikamente können also auch einen Zungenbelag hervorrufen.
Zungenbelag entfernen
Eine belegte Zunge ist meist harmlos – eine Therapie ist also selten nötig. Sie können einfach den Zungenbelag entfernen, indem Sie die alten Zellen, Nahrungsreste, Keime und so weiter von der Zunge abreiben:
- Bevorzugen Sie feste Nahrung wie Brot und kauen Sie Ihr Essen gründlich.
- Reiben Sie Ihre Zunge im Rahmen der täglichen Mundhygiene ab. Für diese Zungenhygiene eignet sich zum Beispiel eine weiche Zahnbürste oder ein spezieller Zungenreiniger beziehungsweise Zungenschaber.
- Nutzen Sie eine Mundspülung, um Bakterien zu beseitigen.
Ist eine Krankheit für die belegte Zunge verantwortlich, empfiehlt es sich, diese Grunderkrankung gezielt zu behandeln. Beispiele:
- Hat eine Pilzinfektion (Soor) den Zungenbelag verursacht, können Antipilzmittel (Antimykotika) helfen.
- Ist eine Magenschleimhautentzündung Grund für den Belag auf der Zunge, kann es sinnvoll sein, die Magensäureproduktion durch Säureblocker zu hemmen.
Wann zum Arzt bei belegter Zunge?
Wem Veränderungen an der Zunge auffallen, der kann zunächst versuchen, die Zunge mit der Zahnbürste oder einem Zungenschaber zu reinigen, eine Mundspülung anzuwenden und einige Tage abzuwarten.
Nur bei auffälligem Belag, der sich nicht entfernen lässt, sollte ärztlicher Rat hinzugezogen werden. Treten zusätzlich ungewöhnliche Symptome auf, sollte ebenfalls ein*e Arzt*Ärztin konsultiert werden. Erste Anlaufstelle sind der Zahnarzt oder die Zahnärztin sowie eine hausärztliche Praxis.