Bauchkrämpfe: Ursachen, Diagnose und was hilft
Ob Kneifen, Ziehen oder Stechen – Bauchkrämpfe können sich auf verschiedene Weise äußern. Oft sind die Ursachen harmlos. Bei bestimmten Warnsignalen sollte man die Krämpfe jedoch lieber ärztlich abklären lassen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Was sind Bauchkrämpfe?
Bauchkrämpfe sind plötzlich auftretende, starke Schmerzen im Bauch. Sie entstehen, wenn sich die Muskeln, die die Bauchorgane umgeben, zusammenziehen und Nervensignale ans Gehirn schicken. Ursprung kann jedes Organ im Bauchraum sein. In den meisten Fällen entspringen die Schmerzen dem Magen-Darm-Trakt, Gallenblase oder der Bauchspeicheldrüse.
Als Ursache kommen zahlreiche Erkrankungen und Störungen infrage. Einige sind harmlos und müssen nicht unbedingt behandelt werden, andere sind lebensbedrohlich.
Wann zum Arzt?
Sofort zu einem Arzt oder einer Ärztin sollten Betroffene, wenn
- die Bauchkrämpfe sehr stark sind,
- sie sehr plötzlich begonnen haben,
- der Bauch sich hart anfühlt oder
- der Bauch so angespannt ist, dass man ihn nicht eindrücken kann.
Auch weniger stark ausgeprägte Bauchkrämpfe, die länger anhalten oder immer wieder auftreten, sollte man ärztlich abklären lassen. Sie sind zwar meist kein akuter Notfall, können aber beispielsweise auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder eine chronische Magen- oder Darmerkrankung hindeuten, die einer Behandlung bedarf.
Begleitsymptome bei Bauchkrämpfen
Häufig gehen Bauchkrämpfe mit weiteren körperlichen Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Zittern, Fieber oder Schwitzen einher, die dem*der Arzt*Ärztin ebenfalls wichtige Hinweise auf die Ursache geben können.
Bauchkrämpfe: Ursachen
Häufige Ursachen für Bauchkrämpfe im Oberbauch sind:
- Magenschleimhautentzündung
- Nierensteine
- Gallenblasenentzündung oder Gallenblasenverschluss
- Magengeschwür oder Zwölffingerdarmgeschwür
- (seltener) Bauchspeicheldrüsenentzündung
Gehen die krampfartigen Schmerzen vom Unterbauch aus, spricht dies eher für eine der folgenden Ursachen:
- Infektionen wie Magen-Darm-Infekt
- Blinddarmentzündung
- Verdauungsstörungen bis hin zum Darmverschluss
- Divertikulitis
- Nahrungsunverträglichkeiten (wie Laktoseintoleranz) und Nahrungsmittelallergien
- chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
Zudem haben viele Frauen regelmäßig während ihrer Periode krampfartige Bauchschmerzen, meist im Unterleib. Stark ausgeprägte Regelschmerzen können allerdings auch ein Hinweis auf Endometriose sein.
Stress kann immer auch eine Ursache für psychosomatische Beschwerden wie Bauchkrämpfe sein.
Bauchkrämpfe mit Durchfall
Durchfallerkrankungen gehen häufig mit Bauchkrämpfen einher. Überwiegend sind Krankheitserreger (Noroviren oder Rotaviren, seltener Bakterien wie Salmonellen, Campylobacter oder Yersinien) die Ursache. Manchmal liegt es auch an bestimmten Lebensmitteln: Manche reagieren empfindlich auf ungewohntes Essen (z. B. im Urlaub) oder vertragen bestimmte Lebensmittel nicht.
Darüber hinaus gibt es chronische Erkrankungen, die die Verdauung beeinträchtigen und Durchfall und Bauchkrämpfen hervorrufen können. Dazu zählen das Reizdarmsyndrom, dessen Ursache bislang nicht eindeutig geklärt ist sowie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.
Bauchkrämpfe in der Schwangerschaft
Auch bei Schwangeren können Bauchkrämpfe Symptom einer der genannten Erkrankungen sein – die Beschwerden müssen nicht mit der Schwangerschaft zusammenhängen. Dennoch sollten Schwangere Bauchkrämpfe zeitnah ärztlich abklären lassen, um Risiken für das ungeborene Kind auszuschließen.
Schwangerschaftskomplikationen, die sich durch Bauchkrämpfe äußern und zu einer Fehlgeburt führen können, sind etwa die sogenannte Extrauteringravidität, bei der sich der Embryo außerhalb der Gebärmutter im Eileiter oder der Bauchhöhle einnistet, und vorzeitige Wehen.
Bauchkrämpfe beim Kind
Wenn Kinder über Bauchkrämpfe klagen, sind oft Verdauungsprobleme die Ursache, ausgelöst etwa durch eine Magen-Darm-Grippe, eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder eine zu süße oder fettige Mahlzeit.
Bei starken Bauchkrämpfen sollte man mit dem Kind zum*zur Arzt*Ärztin, da eine Blinddarmentzündung, ein Harnwegsinfekt, eine Nierenbeckenentzündung oder eine Vergiftung dahinterstecken könnten. Bei Kindern sind Bauchkrämpfe manchmal auch ein Hinweis auf eine Entzündung der Lymphknoten in der Bauchhöhle (Lymphadenitis mesenterialis), die sich ähnlich äußern kann wie eine Blinddarmentzündung, jedoch meist von selbst abklingt.
Bauchkrämpfe: Was hilft?
Die Behandlung richtet sich nach der zugrunde liegenden Erkrankung. Vor allem bei länger andauernden, kolikartigen oder sehr starken Bauchkrämpfen ist es wichtig, die Ursache der Beschwerden abklären zu lassen. Reichen bei vorübergehender Verstopfung oftmals abführende Maßnahmen oder Abwarten aus, können bei bestimmten Darminfekten Antibiotika notwendig sein. Bei Gallensteinen oder Darmtumoren ist eine Operation meist die geeignete Therapie.
Neben der ursächlichen Therapie der Bauchkrämpfe sind auch symptomatische Maßnahmen möglich, die zwar nicht die Auslöser beseitigen, aber starke Bauchkrämpfen lindern. Folgende Medikamente kommen infrage:
- Spasmolytika (krampflösende Schmerzmittel wie Butylscopolamin)
- die Darmmuskulatur entspannende Medikamente (wie Mebeverin)
- Phytotherapeutika (pflanzliche Arzneimittel mit Pfefferminze, Kümmel, Kamille, Fenchel oder Anis)
Hausmittel gegen Bauchkrämpfe
Wenn die Schmerzen dem Magen oder Darm entspringen, kann es helfen, vorübergehend die Ernährung umzustellen, indem man belastende Lebensmittel und Getränke meidet. Fettige, schwer verdauliche und blähende Speisen sowieAlkohol sollten dann nicht auf dem Speiseplan stehen. Um die Verdauung zu fördern, ist es wichtig, ausreichend zu trinken.
Darüber hinaus können helfen:
- Ruhe und Entspannung
- Wärme wie beispielsweise eine Wärmflasche
- warmer Tee (geeignet sind Pfefferminz-, Kümmel-, Kamille-, Fenchel- oder Anistee)
Wichtig: Auch Rauchen sollte man bei Magenschmerzen nicht, weil Nikotin die Magenschleimhaut reizt.
Video: Sechs Tipps für eine magenbekömmliche Kost
Bauchkrämpfe: Diagnose
Da es viele verschiedene Gründe für Bauchkrämpfe gibt, sind für eine genaue Diagnose unterschiedliche Untersuchungen notwendig. Zunächst ist es wichtig, die ausführliche Krankengeschichte (Anamnese) festzuhalten.
Der*die Arzt*Ärztin stellt deshalb eine Reihe von Fragen – zum Beispiel:
- Wo im Bauch sind die Schmerzen genau?
- Wie fühlen sich die Bauchschmerzen an – eher spitz oder stumpf, drückend oder schneidend?
- Wann sind die Krämpfe aufgetreten? Wie lange dauern die Krämpfe an?
- Sind die Beschwerden dauerhaft vorhanden oder eher kolikartig mit schmerzfreien Zwischenphasen?
- Sind die Krämpfe nach dem Essen stärker oder werden sie durch eine bestimmte Speise (z. B. fettreiches Essen) ausgelöst?
- Gibt es etwas, das gegen die Schmerzen hilft?
- Wie sieht der Stuhlgang aus? (Durchfall, Verstopfung, Farbe)
- Gibt es weitere Beschwerden wie Übelkeit, Blähungen, Erbrechen, Durchfall oder Blut im Stuhl?
- Bestehen andere Vorerkrankungen oder werden Medikamente eingenommen?
- Bei Frauen: Wann war der Zeitpunkt der letzten Menstruation?
Es folgt eine gründliche körperliche Untersuchung, bei welcher der Bauch abgetastet, abgeklopft und mit dem Stethoskop abgehört wird. Finden sich Hinweise auf eine Erkrankung des Dickdarms, tastet der*die Arzt*Ärztin gegebenenfalls den Enddarm des*der Patient*in mit dem Finger aus (rektale Untersuchung).
Je nach Ergebnis der vorangegangenen Untersuchungen und nach vermuteter Ursache der Bauchkrämpfe können zur richtigen Diagnose weitere Maßnahmen notwendig sein. Dazu zählen unter anderem:
- Ultraschalluntersuchung (Sonographie) des Bauchs
- Röntgenuntersuchungen/Computertomographie
- Blutuntersuchungen
- Urin- und Stuhluntersuchungen
Ist die Ursache der Bauchkrämpfe immer noch nicht auffindbar, können gegebenenfalls weitere Diagnose-Tests Aufschluss bringen:
- Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten (wie Laktose-Toleranztest)
- Magenspiegelung und/oder eine Darmspiegelung
- Computer- oder Kernspintomographie
- endoskopisch retrograde Cholangio-Pankreatikographie (ERCP) zur Darstellung und Behandlung der Gallen- und Bauchspeicheldrüsengänge
- weitere fachärztliche Untersuchungen, zum Beispiel in einer gynäkologischen oder urologischen Praxis