Aszites (Wasserbauch)
Aszites ist der medizinische Fachausdruck für Bauchwassersucht, die umgangssprachlich oft als Wasser im Bauch oder Wasserbauch bezeichnet wird. Dadurch kann sich der Bauchumfang beträchtlich vergrößern.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Aszites (Bauchwassersucht): Was ist das?
Meistens bildet sich eine solche Flüssigkeitsansammlung in Armen oder Beinen – das bezeichnen Mediziner als periphere Ödeme. Bei der vergleichsweise seltener vorkommenden Bauchwassersucht handelt es sich um Wassereinlagerungen im Bauch – genauer: in der freien Bauchhöhle (sog. Peritonealhöhle) zwischen den Bauchorganen (wie Magen, Darm oder Leber).
In der Regel ist der Aszites ein Symptom für eine Erkrankung und macht eine gezielte Behandlung nötig. Vor allem Erkrankungen, die zu einem Mangel an dem EiweißAlbumin (sog. Hypalbuminämie) führen, können eine Bauchwassersucht hervorrufen. Albumin wird in der Leber gebildet. Zu einem Albuminmangel kann es kommen, wenn
- die Bildung von Albumin verringert ist (z.B. bei einer geschädigten Leber) oder
- der Körper Albumin verliert (z.B. bei akuten Entzündungen oder bei geschädigten Nieren).
In wohlhabenden Ländern tritt ein Aszites meist im Rahmen von chronischen Lebererkrankungen auf. In Entwicklungsländern hingegen zählt Mangelernährung zu den Hauptursachen für Wasser im Bauch: Die Hungerbäuche von unterernährten Kindern sind typische Beispiele für diese Form des Bauchwassersucht.
Symptome einer Bauchwassersucht
Ob und wann sich ein Aszites bemerkbar macht, hängt von der Menge der angesammelten Flüssigkeit ab: Kleinere Wassereinlagerungen im Bauch verursachen meist wenig oder gar keine Beschwerden. Eine stark ausgeprägte Bauchwassersucht kann allerdings zu einer auffälligen Bauchschwellung führen. Mögliche Anzeichen:
- stark vergrößerter Bauchumfang
- Schmerzen
- Blähungen
- Druckgefühl
Nicht verwechseln: Wenn sich im Bauchraum Blut ansammelt, sprechen Mediziner nicht von einem Aszites, sondern von einem Hämaskos oder Hämoperitoneum. Ein Hämaskos kann infolge von inneren Blutungen zum Beispiel nach Verkehrsunfällen oder bei gynäkologischen Erkrankungen (wie Endometriose) auftreten.
Ursachen von Bauchwassersucht
Aszites (Bauchwassersucht) kann verschiedene Ursachen haben. Meist ist ein Wasserbauch Anzeichen für eine schwere Erkrankung.
Je nachdem, wo die Ursache für das Wasser im Bauch liegt, unterscheiden Mediziner mehrere Formen von Aszites – wie:
- Portaler Aszites: Dies ist die häufigste Form der Bauchwassersucht. Sie entsteht durch portale Hypertension – das ist ein erhöhter Blutdruck in einem der großen Blutgefäße der Leber, der Pfortader. Häufigste Ursache hierfür ist die Leberzirrhose.
- Kardialer Aszites: Dahinter stecken Herzerkrankungen wie schwere Rechtsherzinsuffizienz oder die Perikarditis constrictiva, die als Komplikation der tuberkulösen Herzbeutelentzündung (Perikarditis) auftreten kann.
- Maligner Aszites: Er kann durch bösartige (maligne) Veränderungen entstehen, zum Beispiel durch einen Tumorbefall des Bauchfells (Peritonealkarzinose), Lebertumoren, Lymphome (wie Morbus Hodgkin ) usw.
- Entzündlicher Aszites: Möglicher Auslöser hierfür ist zum Beispiel eine bakterielle Bauchfellentzündung (Peritonitis), Tuberkulose, eine Chlamydien- oder Gonokokkeninfektion, eine entzündliche Gefäßerkrankung (Vaskulitis) oder eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis).
In den meisten Fällen ist der Grund für einen Aszites im Bereich der Leber zu finden: Die (mit ca. 80%) häufigste Ursache für Bauchwassersucht ist die Leberzirrhose. Am zweithäufigsten (zu ca. 10%) steckt eine Krebserkrankung hinter Wassereinlagerungen im Bauch.
Warum kann bei Leberzirrhose ein Aszites auftreten?
Bei Leberzirrhose sind Lebergewebe und -gefäße in ihrer Struktur so zerstört, dass die Leber nicht mehr richtig arbeiten kann und der Blutfluss beeinträchtigt ist. Die Folgen sind ein Eiweißmangel und ein Blutstau – beides kann Bauchwassersucht verursachen:
- Bei Leberzirrhose bildet sich in der Leber zu wenig von dem Eiweiß namens Albumin: Diese Form von Eiweißmangel bezeichnen Mediziner als Hypalbuminämie. Normalerweise hält Albumin den sogenannten kolloidosmotischen Druck konstant, der für die richtige Flüssigkeitsverteilung innerhalb und außerhalb der Körperzellen sorgt. Bei Albuminmangel kann Flüssigkeit aus den Gefäßen austreten und in den Bauchraum gelangen.
- Durch den Blutstau in der Leber steigt der Druck in den Blutgefäßen. Das drückt Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in die Bauchhöhle.
Daneben kann ein Aszites viele andere (seltene) Ursachen haben – zum Beispiel:
- Stau der großen Lymphbahnen, z.B. nach einer OP (sog. chylöser Aszites)
- Nierenerkrankungen wie die Niereninsuffizienz (sog. nephrogener Aszites)
- aussickernde Galle nach Gallenblasen-OP, Gallenblasenriss/-perforation (sog. biliärer Aszites)
- starker Eiweißmangel (sog. Hypalbuminämie), z.B. als Zeichen für eine schwere Mangelernährung oder für ein nephrotisches Syndrom bei Nierenentzündung
- Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
Diagnose einer Aszites
Bei Verdacht auf einen Aszites (Bauchwassersucht) beginnt die Diagnose mit einem Gespräch, in dem der Arzt die Krankengeschichte erfasst (sog. Anamnese), und einer körperlichen Untersuchung. Daneben kann der Arzt im Labor verschiedene Blut- und Urinwerte (z.B. zur Leber- und Nierenfunktion) untersuchen lassen, um erste Hinweise auf die Ursache für das Wasser im Bauch zu erhalten.
Aszites ist oft ein Zeichen für eine schwere, fortgeschrittene Erkrankung. In manchen Fällen ist die Grunderkrankung bereits bekannt. In anderen Fällen beginnt die Suche nach der Ursache erst mit der Diagnose der Bauchwassersucht.
Bei der körperlichen Untersuchung fällt je nach Menge der Wassereinlagerungen ein vergrößerter Bauchumfang auf. Wenn man den Bauch mit der Hand seitlich anstößt, bildet sich eine Welle, die man auf der anderen Seite ertasten kann (sog. Undulationsphänomen). Damit kann der Arzt einen Aszites beispielsweise von einem durch Übergewicht bedingten vergrößerten Bauch unterscheiden.
Der Arzt kann während der körperlichen Untersuchung auch die Menge des Bauchwassers grob abschätzen, indem er den Bauch abklopft (sog. Perkussion). Eine sehr schnelle und genaue Methode zum Nachweis eines Aszites ist die Ultraschalluntersuchung (Sonographie): Hiermit lassen sich bereits kleine Mengen Flüssigkeit in der Bauchhöhle nachweisen.
Um das Wasser im Bauch zu untersuchen und zu klären, ob der Aszites eine bösartige Ursache hat oder eine Infektion vorliegt, punktiert der Arzt den Bauch (sog. Aszitespunktion). Das heißt, er sticht eine lange, feine Nadel vorsichtig durch die Bauchdecke in den Bauch hinein und entnimmt etwas Flüssigkeit.
Schon das Aussehen der entnommenen Probe kann erste Hinweise für die Diagnose geben: Wenn die Flüssigkeit blutig ist (sog. hämorrhagischer Aszites), kann das ein Anzeichen für Bösartigkeit sein. Aber auch Verletzungen, eine entzündete Bauchspeicheldrüse oder – sehr selten – eine Bauchfellentzündung im Rahmen einer Tuberkulose können dazu führen, dass Wassereinlagerungen im Bauch Blut enthalten.
Ist der Aszites trüb, kann das daran liegen, dass die Wassereinlagerungen im Bauch besonders viele weiße Blutkörperchen (Leukozyten) oder viel Eiweiß enthalten. Das ist unter anderem der Fall, wenn bei der Bauchwassersucht entzündliche Prozesse im Bereich des Bauchfells ablaufen.
Ein milchig-trüber (bzw. chylöser) Aszites hingegen ist typisch, wenn Lymphe (Chylus) in das Bauchwasser ausgetreten ist. Verantwortlich hierfür sind meistens bösartige Erkrankungen und Pfortaderhochdruck.
Um die Diagnose zu sichern, lässt der Arzt die Aszites-Probe später im Labor auf Zellen (z.B. Tumorzellen), Eiweiße und andere Bestandteile untersuchen.
Therapie der Aszites
Bei einem nachweisbaren Aszites (Bauchwassersucht) ist grundsätzlich eine Therapie ratsam. Dabei gilt: Je stärker sich das Wasser im Bauch bemerkbar machen, desto dringlicher ist die Behandlung. Dabei ist es sinnvoll, nach Möglichkeit sowohl gegen die Ursache als auch gegen die Symptome vorzugehen.
Mit der ursächlichen Therapie versucht der Arzt, die Grunderkrankung des Aszites zu behandeln. Ist zum Beispiel eine durch Bakterien ausgelöste Bauchfellentzündung für die Bauchwassersucht verantwortlich, kommen Antibiotika zum Einsatz, um die Erreger auszuschalten.
Hat hingegen eine starke Mangelernährung zum Aszites geführt, ist es wichtig, dass der Betroffene ausreichend Nahrung erhält. Hat sich der Ernährungszustand normalisiert, sammelt sich auch keine Flüssigkeit mehr in der Bauchhöhle an.
Doch nicht jede Ursache für einen Aszites lässt sich beseitigen. Besonders wenn eine fortgeschrittene Leberzirrhose oder Krebserkrankung hinter der Bauchwassersucht steckt, ist die ursächliche Therapie oft nur bedingt erfolgreich.
Das Ziel der symptomatischen Behandlung eines Aszites lautet: die Wassereinlagerungen so weit loswerden, dass sie keine Beschwerden mehr bereiten. Die Grunderkrankung ist dabei zweitrangig.
Bei einem durch Leberzirrhose bedingten Aszites hilft zum Beispiel eine salzarme Diät, die Flüssigkeit aus dem Bauch herauszuschwemmen. Darüber hinaus eignen sich entwässernde Medikamente (Diuretika wie die Wirkstoffe Spironolacton, Furosemid), um die Bauchwassersucht zu behandeln. Bleibt die Ursache für die Wasseransammlungen bestehen, bildet sich die Flüssigkeit jedoch wieder nach.
Aszitespunktion
Beim Aszites spielt die Aszitespunktion (auch Parazentese genannt) nicht nur eine wichtige diagnostische Rolle, sondern kann auch zur symptomatischen Therapie zum Einsatz kommen.
Die Aszitespunktion ist ein kleiner Routine-Eingriff, bei dem Komplikationen (wie Infektionen, Verletzung von Darmschlingen) zwar möglich, aber sehr selten sind. Im Einzelnen läuft sie so ab:
- Der Arzt desinfiziert die Haut an der Stelle, an der er die Aszitespunktion vornehmen möchte
- Dann betäubt er die Stelle örtlich.
- Sobald die Betäubung wirkt, sticht der Arzt mit einer Kanüle durch die Bauchdecke.
- Durch diese Kanüle lässt er die überschüssige Flüssigkeit aus der Bauchhöhle über einen feinen Schlauch ab in ein Gefäß oder einen Beutel ablaufen.