Mann hat Schmerzen im unteren Rücken
© MCM Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mbH

Fehlhaltungen im Alltag: Ursachen für Beschwerden im unteren Rücken – und was helfen kann

Letzte Aktualisierung: 28.04.2025

Der Frühling lockt zu mehr Aktivität – doch nicht selten machen Rückenschmerzen dabei einen Strich durch die Rechnung. Besonders der untere Rücken ist häufig betroffen. Oft sind Fehlhaltungen im Alltag, Bewegungsmangel oder ungewohnte Bewegungsabläufe ursächlich. Erfahren Sie in diesem Artikel, worauf Sie im Alltag achten sollten und wie Sie den unteren Rücken gezielt entlasten können.

Schmerzen im unteren Rücken: Ein verbreitetes Problem

Kneifend, drückend, ziehend: Rückenschmerzen sind meist sehr unangenehm und können den Alltag erheblich beeinträchtigen. Schätzungen zufolge erleben mehr als 80 Prozent1 der Deutschen mindestens einmal im Leben eine Phase starker Rückenschmerzen. 

In bis zu 90 Prozent2 der Fälle handelt es sich um sogenannte unspezifische Beschwerden, bei denen keine konkrete Ursache erkennbar ist. Zu den häufigsten Formen gehören dabei Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) – auch als Kreuzschmerzen oder LWS-Syndrom bezeichnet. 

Darum ist der untere Rücken so empfindlich

Der untere Rücken beginnt unterhalb der Rippen und umfasst die Lendenwirbelsäule, das Kreuzbein und das umgebende Muskel- und Bindegewebe. Dieser Abschnitt trägt einen Großteil des Körpergewichts und ist in nahezu allen Alltagssituationen gefordert: beim Sitzen, Stehen, Bücken, Tragen oder Drehen.

Fehlhaltungen und monotone Bewegungsabläufe – zum Beispiel langes Sitzen oder wiederholtes Heben mit gebeugtem Rücken – können zu einem Ungleichgewicht im Muskelapparat führen: Bestimmte Muskelgruppen werden überlastet, während andere kaum aktiv sind. Die Folge sind Verspannungen, Verhärtungen oder ziehende, stechende Schmerzen – manchmal auch krampfartige Beschwerden.

Unbehandelt können scheinbar harmlose Auslöser Teil eines Schmerz-Kreislaufs werden: Schmerzen führen zu Schonhaltungen und diese dann zu noch mehr Verspannungen. Frühzeitig gegenzusteuern ist daher besonders wichtig.

Wer chronischen Beschwerden entgegenwirken möchte, sollte zum Beispiel gezielte Dehnübungen für den Rücken in seinen Alltag integrieren. Eine Auswahl hilfreicher Übungen bietet die Patienteninitiative "Ratgeber Krämpfe und Verspannungen".

Typische Auslöser für Schmerzen im unteren Rücken

Die Ursachen für funktionelle Beschwerden im unteren Rücken sind oft alltäglich, aber folgenreich: langes Sitzen mit rundem Rücken, Arbeiten in gebückter Haltung, das Tragen schwerer Lasten oder einseitige Bewegungsabläufe. Auch ungewohnte körperliche Aktivitäten – etwa die erste Gartenarbeit im Frühling – können bei untrainierter Muskulatur zu Reizungen führen.

Bewegungsmangel verstärkt das Risiko zusätzlich: Ist die Rumpfmuskulatur dauerhaft unterfordert, sinkt ihre Stabilisierungsfunktion, was Fehlhaltungen und Überlastung begünstigt.

Auch Übergewicht, körperliche Veränderungen z. B. während der Schwangerschaft oder eine ungünstige Schlafposition können funktionelle Beschwerden auslösen – insbesondere, wenn sie mit einer schwachen Rumpfmuskulatur einhergehen.

Zudem zählen psychische Belastungen wie chronischer Stress oder innere Anspannung zu den Faktoren, die muskuläre Verspannungen im unteren Rückenbereich auslösen oder verstärken können. 

Funktionell oder strukturell? Die richtige Einordnung ist entscheidend

In den meisten Fällen steckt hinter Kreuzschmerzen keine ernsthafte Erkrankung, sondern funktionelle Ursachen wie Muskelverspannungen oder Fehlhaltungen. Halten die Beschwerden jedoch länger an und leidet man unter Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, sollte die Ursache zeitnah ärztlich abgeklärt werden. 

Treten zusätzliche Symptome wie Taubheitsgefühle, Muskelschwäche oder Schmerzen ausstrahlend ins Bein auf, kann auch eine strukturelle Ursache wie ein Bandscheibenvorfall dahinterstecken.

Was hilft gegen Verspannungen im unteren Rücken?

Früher galt Schonung als gängige Empfehlung bei Rückenschmerzen. Heute weiß man: Bewegung ist essenziell. Ziel ist es, die Muskulatur wieder ins Gleichgewicht zu bringen, Verspannungen zu lösen und die Beweglichkeit zu fördern.

Besonders wirksam sind Übungen, die gezielt die Rumpfmuskulatur ansprechen. Auch alltagstaugliche Maßnahmen wie Mikro-Pausen im Büro oder korrektes Heben mit gebeugten Knien entlasten den unteren Rücken spürbar.

Gezielte Übungen: Beweglichkeit fördern, Verspannungen lösen

Bestimmte Dehnübungen können helfen, Beschwerden im unteren Rücken zu lindern. Besonders sinnvoll sind Positionen, die die Hüftbeuger, die rückseitige Oberschenkelmuskulatur sowie die Lenden- und Gesäßmuskulatur mobilisieren. Die meisten Übungen lassen sich einfach zu Hause durchführen. Zwei alltagstaugliche Beispiele:

1. Rückenmobilisation im Vierfüßlerstand ("Katze-Kuh")

Diese Übung verbessert die Beweglichkeit der Wirbelsäule und fördert die Durchblutung der Rückenmuskulatur.

  • Ausgangsposition: Auf Händen und Knien auf die Matte stützen, Rücken gerade halten.

  • Mit der Einatmung das Brustbein anheben und den Rücken sanft ins Hohlkreuz bringen ("Kuh").

  • Mit der Ausatmung den Rücken nach oben wölben und den Kopf leicht Richtung Brust senken ("Katze").

  • Die Bewegungen langsam und kontrolliert durchführen, zwei bis drei Wiederholungen im Atemrhythmus.

2. Drehdehnung in Rückenlage

Diese Haltung löst Spannung in der Lendenwirbelsäule und wirkt sanft mobilisierend.

  • In Rückenlage die Beine angewinkelt aufstellen, die Arme locker zur Seite ausstrecken.

    Beide Knie langsam zur einen Seite ablegen, während der Kopf in die entgegengesetzte Richtung rotiert.

  • Die Dehnung für etwa 10 - 12 Sekunden halten, dann kontrolliert in die Mitte zurückkehren und zur anderen Seite wechseln.

  • Die Bewegung sollte ruhig und ohne Schwung ausgeführt werden.

Schon wenige Minuten pro Tag können helfen, die Beweglichkeit zu verbessern und den unteren Rücken zu entlasten. 

Wichtig: Alle Übungen sollten ohne ruckartige Bewegungen durchgeführt werden. Bei Unsicherheiten oder Schmerzen empfiehlt sich eine ärztliche Rücksprache.

Eine anschauliche Schritt-für-Schritt-Anleitung zu diesen und weiteren Übungen bietet die Patienteninitiative "Ratgeber Krämpfe und Verspannungen"  auf ihrer Webseite – mit Videos und weiterführenden Tipps zur richtigen Ausführung.

Hausmittel, die spürbar entlasten können

Wärme zählt zu den einfachsten und wirksamsten Mitteln gegen muskuläre Verspannungen. Sie fördert die Durchblutung, unterstützt die Entspannung der Muskulatur und kann Schmerzen lindern. Bewährt haben sich unter anderem:

  • Wärmepflaster oder Wärmeumschläge: langanhaltend, diskret im Alltag tragbar

  • Wärmflaschen oder Körnerkissen: für kurze Entlastungsphasen zu Hause

  • Bäder mit durchblutungsfördernden Zusätzen: z. B. Rosmarin oder Arnika, nicht heißer als 38 °C, maximal 15 Minuten

Auch Saunagänge wirken bei vielen entspannend – allerdings nicht bei akuten Infekten oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ergänzend eignet sich progressive Muskelentspannung, um Stress abzubauen und die Rückenmuskulatur zu lockern.

Fehlbelastungen im Alltag vermeiden

Viele Rückenschmerzen entstehen nicht durch eine einzelne falsche Bewegung, sondern durch wiederholte Fehlbelastungen im Alltag. Mit einfachen Veränderungen lässt sich der untere Rücken gezielt entlasten:

  • richtig heben: aus der Hocke mit geradem Rücken, nicht aus dem Oberkörper

  • ergonomisch sitzen: aufrecht, mit gestütztem Rücken, häufige Positionswechsel

  • Bewegung integrieren: Aufstehen im Büro, kurze Gehpausen, gezieltes Strecken

  • Lasten richtig tragen: lieber zwei leichte Taschen als eine schwere; Rucksack bevorzugen

Auch monotone Tätigkeiten wie Gartenarbeit, Fensterputzen oder Bodenwischen stellen häufig eine Belastung für den unteren Rücken dar. Wer auf eine bewusste Haltung achtet, regelmäßig pausiert und die Bewegungsabläufe gelegentlich variiert, kann Verspannungen und Schmerzen vorbeugen.

Die passende Therapie finden: Alltagstauglich und individuell abgestimmt

Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Gründen für einen Besuch in der ärztlichen Praxis. Die Herausforderung ist daher weniger, Hilfe zu suchen – sondern die passende Therapie zu finden. Besonders bei funktionell bedingten Beschwerden im unteren Rücken kommt es darauf an, eine Behandlung zu wählen, die gut verträglich ist, den Alltag nicht einschränkt – und dabei hilft, wieder in Bewegung zu kommen.

Im Vordergrund stehen bewährte, nicht-invasive Maßnahmen – dazu gehören:

  • Bewegungstherapie: gezielte Übungen zur Mobilisierung und Kräftigung der Rückenmuskulatur

  • manuelle Techniken: physiotherapeutische Maßnahmen wie Dehnungen, Drucktechniken oder geführte Bewegungen zur Lösung von Muskelverspannungen

  • physikalische Anwendungen: zum Beispiel Wärmebehandlungen (wie Wärmepflaster oder Fangopackungen) oder Reizstromtherapie zur Schmerzlinderung und Muskelentspannung

In manchen Fällen können auch muskelentspannende Medikamente (Muskelrelaxanzien) unterstützend wirken – idealerweise ohne sedierende Wirkung, damit die Mobilität erhalten bleibt.

Denn genau das ist entscheidend: Bewegung trotz Beschwerden zu ermöglichen, den Schmerz-Kreislauf zu durchbrechen und wieder mehr Lebensqualität zu gewinnen.

Weitere Informationen bietet die Patientenbroschüre der Initiative "Ratgeber Krämpfe und Verspannungen", die hier als PDF zum Download bereitsteht.