Libido: Sexualtrieb bei Frau und Mann
Das Wort Libido kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Begehren oder Begierde. Gemeint ist damit allgemein sexuelles Verlangen beziehungsweise sexuelle Motivation – also ein Trieb, der auf die sexuelle Befriedigung abzielt. Was hinter einem Verlust der Libido stecken kann und wie sie sich bei Frau und Mann steigern lässt.
Was ist Libido?
Während des Geschlechtsverkehrs oder der Selbstbefriedigung laufen bestimmte körperliche Veränderungen ab, die sich in mehrere Phasen unterteilen lassen (sexueller Reaktionszyklus): Als Erstes kommt die Erregungsphase, dann folgen die Plateau- und die Orgasmusphase und am Ende steht die Rückbildungsphase. Die Libido bildet die Vorstufe der eigentlichen Erregung. Diese sogenannte Appetenzphase ist gekennzeichnet durch sexuelle Fantasien oder ein Verlangen nach sexueller Aktivität.
Demnach steuert die Libido das Bedürfnis nach sexuellen Handlungen. Sie sorgt dafür, dass Menschen sich gegenseitig oder sich selbst berühren möchten, um durch die Berührung der erogenen Zonen des Körpers ihre Lust zu steigern und schließlich sexuelle Befriedigung zu erfahren.
Libido bei der Frau und beim Mann
Die Libido wird bei Frau und Mann unter anderem durch Hormone gesteuert. Als mitverantwortlich für die Libido gilt das Hormon Testosteron. Dies ist zwar das männliche Sexualhormon, kommt aber sowohl bei Männern als auch bei Frauen vor. Doch nicht nur Hormone wirken sich auf die Libido aus, es gibt viele weitere Einflüsse.
Männliche Libido
Beim Mann ist der Geschlechtstrieb oftmals stärker ausgeprägt, was sich auf den deutlich höheren Testosteronspiegel zurückführen lässt. Eine gesteigerte Libido beim Mann ist zudem der Evolution geschuldet: Die männlichen Gene sollten an möglichst viele Frauen weitergegeben werden, um die eigene Art zu erhalten.
Weibliche Libido
Der weibliche Zyklus spielt eine Rolle bei der Libido der Frau. Vor allem um den Eisprung steigt bei Frauen oftmals die Libido, was ebenso eine biologische Bedeutung hat: die Fortpflanzung mit dem männlichen Geschlecht. Frauen verströmen während dieser Zyklusphase meist einen anderen Geruch, der auf Männer zusätzlich anziehen wirkt. Auch während der Periode oder einer Schwangerschaft ist die Libido bei Frauen oftmals erhöht, was ebenso eine hormonelle Ursache hat.
Die weibliche Libido ist in den meisten Fällen geringer ausgeprägt als die männliche. Auch das hat eine biologische Bedeutung, da Frauen den Nachwuchs austragen und aufziehen sollten. Jedoch können auch gesellschaftliche Einflüsse darauf haben, dass Frauen ihre Lust nicht so wahrnehmen, wenn sie früh gelernt haben, dass sich dies nicht gehört.
Libido: Was kann eine Störung auslösen?
Eine Libidostörung ist eine Störung des sexuellen Verlangens (sexuelle Appetenzstörung): Damit gehört sie zu den sexuellen Funktionsstörungen bei Frauen und Männern.
Typischerweise äußert sich eine Libidostörung dadurch, dass jemand zeitweise wiederholt kein Bedürfnis nach sexueller Aktivität verspürt und keine sexuellen Fantasien hat.
Eine solche sexuelle Lustlosigkeit kann bis hin zum vollständigen Libidoverlust reichen. Manche Betroffene fühlen sich durch sexuelle Annäherungsversuche von Partner*innen belästigt, andere verspüren sogar eine ausgeprägte Abneigung gegenüber Sexualität (sexuelle Aversion).
Demnach lässt sich eine Libidostörung einteilen in:
- allgemeine oder situationsabhängige sexuelle Unlust: zum Beispiel gegenüber einem*einer oder mehreren Partner*innen
- sexuelle Aversion oder Sexualangst: die sich in einem ausgeprägten Widerwillen gegen bestimmte Formen oder jede Art von sexuellen Handlungen äußert, wobei Betroffene teilweise sexuelle Aktivitäten vollständig meiden
Da jeder Mensch Sexualität anders erlebt, lässt sich allerdings nicht eindeutig eingrenzen, ab wann ein Verlust der Libido als Störung anzusehen ist. Wenn ein Mensch hin und wieder keine Lust auf Geschlechtsverkehr oder sonstige sexuellen Aktivitäten hat, ist dies noch keine sexuelle Funktionsstörung: Von einer Libidostörung sprechen Fachleute erst dann, wenn sexuelles Verlangen mindestens sechs Monate lang ganz oder wiederholt ausbleibt und dies mit einem Leidensdruck verbunden ist.
Menschen mit einer Libidostörung können aber trotzdem noch sexuell erregbar sein oder bei sexuellen Aktivitäten ein Gefühl sexueller Befriedigung erreichen. Sie ergreifen hierzu nur selten die Initiative.
Libido: Störung bei Frauen
Ein Mangel oder Verlust der Libido kommt bei der Frau deutlich öfter vor als beim Mann: Insgesamt haben 20 Prozent der Frauen und weniger als 3 Prozent der Männer eine Libidostörung. Gerade bei Frauen beeinflussen Faktoren wie Anspannung, Stress, Müdigkeit, Unsicherheit, körperliche Erkrankungen oder Probleme in der Partnerschaft die Libido. Fast jede dritte Frau verspürt – zumindest zeitweise – kein Verlangen nach Sex.
Störung der Libido: Weitere mögliche Ursachen
Weiterhin kann auch Scham oder Angst Auslöser einer Libidostörung sein. Ursächlich ist beispielsweise auch eine strenge, konservative Erziehung. Sprechen Eltern etwa nicht offen über Sexualität, kann das bei Kindern den Eindruck vermitteln, als sei Sex etwas Anstößiges. Im Erwachsenenalter kann es dann zu Schuld- und Schamgefühlen, sexuellen Hemmungen und einem Verlust der Libido führen. Auch die Kultur, Sitte oder ein Brauchtum können bestimmte Vorstellungen hervorrufen, die Scham oder Angstgefühle gegenüber Sexualität auslösen.
Zudem kann es zu einer Störung der Libido auch durch Krankheiten kommen. Ursächlich können zum Beispiel Stoffwechselerkrankungen oder psychische Erkrankungen wie Depressionen oder hormonelle Störungen, etwa im Rahmen der Wechseljahre, sein. Auch Medikamente wie die Antibabypille, Antidepressiva oder Blutdrucksenker können sich negativ auf die Libido auswirken.
Wer vermutet, dass eine Krankheit hinter dem Verlust der Libido steckt, sollte sich an eine*einen Ärztin*Arzt wenden. Nur durch eine ärztliche Untersuchung kann der Grund festgestellt werden.
Libido: Wie lässt sie sich steigern?
Kommt es hin und wieder zu einer verringerten Libido, lässt sich diese möglicherweise mit einigen Tipps wieder steigern:
für Entspannung sorgen: etwa durch Yoga, Meditation oder ein Schaumbad
Stress abbauen: neben Maßnahmen zur Entspannung sind auch Bewegung und Sport ratsam
aphrodisierende Lebensmittel konsumieren: zu den Aphrodisiaka zählen etwa Chili, Ingwer, Petersilie oder aber Brombeeren, Erdbeeren sowie Feigen
Austausch mit Partner*in: im Gespräch herausfinden, was dem*der Partner*in gefällt und was man sich in der sexuellen Beziehung wünscht
Sexspielzeug: möglicherweise finden Paare daran Gefallen und können so die Libido steigern
Selbstbefriedigung: unter Umständen hilfreich, um die eigene Sexualität zu erkunden und herauszufinden, was man selbst mag
Verzicht auf Alkohol und Nikotin: wirkt sich möglicherweise positiv auf die sexuelle Lust aus
Kommt es zu einer Störung der Libido durch eine Krankheit, sollte diese entsprechend therapiert werden. In anderen Fällen kann auch eine Sexualberatung, Sexualtherapie oder Psychotherapie helfen. Möglicherweise kommen auch Medikamente wie Antidepressiva zur Behandlung zum Einsatz.