Symphysenlockerung in der Schwangerschaft
Schmerzen beim Gehen oder Treppensteigen und Gleichgewichtsprobleme können ein Hinweis darauf sein, dass sich unter dem Druck des Babys die Schambeinfuge im Becken gelockert hat. Doch es gibt einige Dinge, die gegen Symphysenschmerzen helfen können.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Symphysenlockerung in der Schwangerschaft
Was ist die Symphyse überhaupt?
Als Symphyse wird eine unbewegliche Knorpelverbindung bezeichnet. Solche eine Verbindung ist die Schambeinfuge (Symphysis pubica) zwischen den beiden Beckenhälften. Das Becken besteht aus knöchernen Strukturen: Kreuzbein, Darmbein, Sitzbein und Schambein. Diese sind durch Binde- und Knorpelgewebe miteinander verbunden. Die Schambeinfuge besteht aus unbeweglichem Knorpelgewebe und ist durch Bänder straff mit den Beckenknochen verbunden.
Wenn Sie wissen möchten, wo die Symphyse bei Ihnen sitzt: ziemlich genau unter dem Schambereich.
Was kommt es zur Symphysenlockerung?
Der Körper einer schwangeren Frau muss sich auf die Geburt vorbereiten. Dazu gehört, dass die Bänder, Knorpel und Sehnen im Becken hormonell bedingt dehnbarer werden, damit sich der Spalt unten zwischen den Beckenhälften weiten kann. Dieser Vorgang ist wichtig, um den Weg freizumachen für das Baby. Für die schwangere Frau kann er jedoch Schmerzen zur Folge haben. Grund dafür ist eine Verschiebung der Beckenknochen bei bestimmten Bewegungen, die die Knochenhaut reizt. Je weiter die Schwangerschaft voranschreitet, desto mehr drückt das wachsende Baby auf die Beckenknochen. Manchmal kommt es auch erst während der Geburt dazu, dass sich die Symphyse stärker als üblich weitet.
Wie erkenne ich eine Symphysenlockerung?
Bemerkbar machen sich Probleme durch eine Symphysenlockerung meist ab der Mitte der Schwangerschaft. Und zwar vor allem beim:
- Gehen
- Treppensteigen
- Stehen auf einem Bein
- Schuhe anziehen
- Umdrehen im Bett
"Aus meiner Erfahrung ist bei etwa jeder dritten bis vierten Schwangeren der Beckenring gelockert und überlastet", sagt Susanne Teuerle, Hebamme aus Köln. Manchmal sind die Schmerzen so stark, dass jede Bewegung schwerfällt. Besonders häufig tritt das Problem bei Frauen auf, die nicht zum ersten Mal ein Kind erwarten. Die Symphysenlockerung kann außerdem in Rücken und Oberschenkel ausstrahlen und Gleichgewichtsprobleme verursachen. Außerdem verfallen viele Schwangere bedingt durch die Verschiebung im Becken in einen sogenannten Watschelgang.
Ist eine Symphysenlockerung gefährlich?
Viele Betroffene befürchten, dass eine Symphysenlockerung gleichbedeutend ist mit einem Kaiserschnitt. Das ist jedoch nur bei sehr schweren Verläufen der Fall. Äußerst selten kann es in der Endphase der Schwangerschaft oder unter der Geburt zu einer sogenannten Symphysensprengung kommen. Dabei reißt die Verbindung zwischen den Schambeinfugen und muss operativ wiederhergestellt werden. Ansonsten ist eine Symphysenlockerung zwar manchmal schmerzhaft, aber in aller Regel harmlos. Meist verschwinden die Beschwerden nach der Geburt von selbst wieder. Nach spätestens sechs Monaten hat sich die Lockerung dann zurückgebildet.
Was können Sie gegen Symphysenschmerzen tun?
Es ist wichtig, dass Schwangere asymmetrische Bewegungen vermeiden, um keine Schmerzen zu provozieren. Das bedeutet aber nicht, dass Sie sich zu sehr schonen sollten. Hebamme Susanne Teuerle empfiehlt im Gegenteil, die Muskeln von Hüfte, Beckenboden, Rücken und Bauch mit gezielter Gymnastik zu kräftigen. Entsprechende Übungen können Sie sich bei Ihrer Hebamme oder von einem Physiotherapeuten zeigen lassen.
Das kann außerdem hilfreich sein:
- sich im Stehen anziehen, da der einbeinige Stand Probleme bereiten kann
- Treppensteigen wenn möglich vermeiden
- keine ruckartigen Bewegungen und Sprünge machen
- eventuell kann Akupunktur Linderung verschaffen
- einen Arzt aufsuchen, eventuell auch einen Physiotherapeuten oder
- beim Schlafen ein Kissen zwischen die Knie legen
Ist ein Symphysengurt sinnvoll?
Der Frauenarzt kann spezielle Stützgürtel verschreiben, die das Becken sanft zusammendrücken und so die Schmerzen lindern können. Wichtig ist, dass der Beckengurt im Fachgeschäft angepasst und der Schwangeren die richtige Anwendung gezeigt wird.