Das Bild zeigt den Bauch einer Schwangeren.
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Beckenendlage

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 19.01.2022

Bei einer Beckenendlage liegt das Baby statt mit dem Schädel mit dem Po oder den Beinen nach unten im Becken. Weil der Kopf dann verzögert geboren wird, kann es während der Geburt zu Komplikationen kommen. Grund zur Panik besteht allerdings nicht. Dreht sich das Baby im Bauch nicht von selbst in die richtige Geburtsposition, kann man versuchen, nachzuhelfen. Und nicht immer heißt eine Steißlage, dass das Kind per Kaiserschnitt geboren werden muss.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Beckenendlage: Muss ein Kaiserschnitt sein?

Was ist die Hinterhauptslage?

Normalerweise kommen Kinder aus der sogenannten Hinterhauptslage (Schädellage) mit dem Kopf voran zur Welt. Bis rund vier Wochen vor der Geburt macht das Baby idealerweise eine Rolle vorwärts und liegt dann mit dem Kopf nach unten im Becken – in der günstigsten Startposition ins Leben.

Im Mutterpass ist in diesem Fall die Abkürzung "SL" eingetragen. Die römische Zahl I als Zusatz bedeutet, dass das Kind mit dem Rücken zur linken Seite liegt. Die römische II, dass es mit dem Rücken zur rechten Seite liegt.

Was ist eine Beckenendlage?

Bei der Beckenendlage liegt das Baby mit dem Po nach unten in der Gebärmutter, der Kopf befindet sich unter dem Rippenbogen der Mutter. Im Mutterpass ist in diesem Fall die Abkürzung "BEL" für Beckenendlage vermerkt.

Die Beine des Babys liegen dabei entweder nach oben eingeklappt vor dem Bauch, oder das Kind hockt oder kniet. Manchmal hat es auch ein oder beide Beine nach unten gerichtet.

Rund vier bis fünf Prozent aller Babys kommen aus der Beckenendlage heraus zur Welt. Sie ist die häufigste sogenannte Lageanomalie.

Daneben gibt es zum Beispiel noch die Querlage, bei der das Kind quer zur Längsachse im Mutterleib liegt, was eine spontane Geburt unmöglich macht, wenn das Kind sich nicht vorher drehen lässt.

Es gibt verschiedene Formen der Beckenendlage:

  • Reine Steißlage: Das Kind liegt mit dem Po nach unten, die Füße sind vor dem Bauch hochgeklappt (wie im Bild oben)
  • Vollkommene Steiß-Fuß-Lage: Das Baby hockt, die Knie sind vor dem Bauch
  • Unvollkommene Steiß-Fuß-Lage: Das Baby hockt, ein Knie vor dem Bauch, ein Bein ist vor dem Bein hochgeklappt
  • Vollkommene Fußlage: Die Beine sind nach unten ausgestreckt
  • Unvollkommene Fußlage: Ein Bein ist nach unten ausgestreckt, das andere vor dem Bauch hochgeklappt
  • Vollkommene Knielage: Das Baby kniet und hat die Beine nach hinten angewinkelt
  • Unvollkommene Knielage: Das Baby kniet, ein Bein ist vor dem Bauch nach oben geklappt.

Etwa 60 bis 70 Prozent aller Beckenendlagen sind reine Steißlagen. Wie genau das Baby im Mutterleib liegt, ist wichtig, wenn es darum geht, die Geburt zu planen.

Bis wann kann das Baby sich drehen?

In der Mitte der Schwangerschaft liegt jedes zweite Kind mit dem Po nach unten in der Gebärmutter. Bis zur 36. Schwangerschaftswoche haben sich 94 Prozent aller Kinder mit dem Kopf nach unten gedreht. Danach wird es eng.

Manche Kinder machen es spannend und drehen sich einfach erst später – doch je näher die Geburt bevorsteht, desto weniger Platz hat das Baby dafür. Deshalb wird es immer unwahrscheinlicher, dass es sich von selbst noch wendet.

Aber: "Prinzipiell kann sich das Baby noch bis kurz vor der Geburt drehen", sagt Dr. Dietmar Schlembach, Chefarzt der Klinik für Geburtsmedizin am Vivantes Klinikum Berlin-Neukölln und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe.

Ob es das tut, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum Beispiel davon, wie viel Fruchtwasser noch vorhanden ist. Manchmal gibt es auch Gründe dafür, dass das Kind in der Beckenendlage liegt.

Warum liegt ein Baby in der Beckenendlage?

Die Form der Gebärmutter oder gutartige Muskelknoten (Myome) in der Gebärmutter können das Baby daran hindern, sich zu drehen.

Möglicherweise ist das Baby auch überdurchschnittlich groß oder die Nabelschnur so kurz, dass sie das Kind daran hindert, sich zu drehen. Und manche Babys drehen sich einfach ohne ersichtliche Ursache nicht.

"Die genauen Gründe weiß man bei den wenigsten Frauen", sagt der Geburtsmediziner Schlembach. Bei Frühgeburten kommen Babys manchmal einfach schon zur Welt, ehe sie sich drehen konnten.

Warum ist eine Beckenendlage problematisch?

Weil das Baby mit dem Kopf zuletzt auf die Welt kommt, besteht die Gefahr, dass es vorübergehend nicht ausreichend Sauerstoff bekommt.

Solange das Baby noch im Bauch der Mutter ist, wird es über die Nabelschnur mit Blut – und somit mit Sauerstoff – versorgt. Atmen kann es erst, wenn sein Kopf draußen ist. Kommt der Kopf erst zum Schluss heraus, kann es passieren, dass er auf die Nabelschnur drückt. Dann wird die Sauerstoffversorgung durch die Nabelschnur unterbrochen, bevor das Baby mit dem Atmen beginnen kann.

"Wenn das Köpfchen relativ schnell kommt, halten die Kinder das gut aus", sagt der Dr. Dietmar Schlembach, Chefarzt der Klinik für Geburtsmedizin am Vivantes Klinikum Berlin-Neukölln. "Wenn nicht, kann man das Kind immer noch mit manuellen Handgriffen entwickeln."

Soll das Kind vaginal geboren werden, wird häufig die Geburt aus dem Vierfüßlerstand empfohlen. "Da dabei alles umgedreht ist, drückt das Kind nicht so sehr auf die Nabelschnur", erklärt Schlembach. Es gibt jedoch keine Studien dazu, die belegen, dass diese Methode sicherer ist.

Drehung von außen: Wie läuft sie ab?

Liegt das Baby in der 37. Schwangerschaftswoche noch in der Beckenendlage, kann man unter bestimmten Voraussetzungen versuchen, es durch eine äußere Wendung in die Schädellage zu drehen.

Der Arzt versucht dann, das Baby vorsichtig manuell im Mutterleib zu drehen. Zusätzlich kontrolliert er die Lage des Kindes per Ultraschall. Die Frau bekommt zuvor wehenhemmende Mittel verabreicht, die die Gebärmutter entspannen sollen. Hat sie starke Schmerzen, kann der Arzt ihr auch schmerzlindernde Medikamente geben.

In etwa 50 bis 60 Prozent der Fälle gelingt dieser Versuch. Selten dreht sich das Baby anschließend noch einmal zurück. In großen Perinatalzentren gibt es häufig auf äußere Wendungen spezialisierte Teams.

Bedeutet die Beckenendlage immer, dass ein Kaiserschnitt gemacht werden muss?

Nein. Wenn die Drehung von außen nicht erfolgreich ist oder die Mutter sich dagegen entscheidet, kann das Kind auch aus der Steißlage heraus geboren werden – sofern es keine zwingenden Gründe für einen Kaiserschnitt gibt.

Eine vaginale Geburt ist grundsätzlich möglich, wenn

  • Das Verhältnis von Baby und mütterlichem Becken in Ordnung ist
  • Das Baby nicht zu groß ist
  • Es dem Baby gut geht und das CTG in Ordnung ist
  • Das Baby seinen Kopf nicht überstreckt hat
  • es keine zusätzlichen Komplikationen wie einen Diabetes oder eine Plazentainsuffizienz gibt
  • nicht absehbar ist, dass die Geburt langwierig wird (kein Fortschritt trotz Wehentätigkeit)
  • das Baby günstig liegt. Bei einer reinen Fußlage zum Beispiel wird häufig eher zum Kaiserschnitt geraten. "Der Bauchbereich des Kindes sollte einen größeren Umfang haben als der Kopf, damit alles so weit wie möglich vorgedehnt ist, wenn der Kopf drankommt", erklärt Schlembach.

Ob eine Spontangeburt oder ein Kaiserschnittbesser für das Baby ist, wenn es in Beckenendlage liegt, lässt sich nicht eindeutig beantworten.

In der Hannah-Studie aus dem Jahr 2000 erwies sich der Kaiserschnitt zwar als deutlich sicherer als die vaginale Geburt: Von den Feten, die trotz Beckenendlage vaginal zur Welt kamen, überlebten 5 von 100 die Geburt nicht oder trugen Schäden davon. Von den Babys, die per Kaiserschnitt geholt wurden, erlitten nur 1 bis 2 von 100 Schäden. Nach Veröffentlichung dieser Zahlen nahm die Kaiserschnittrate bei Babys in Beckenendlage deutlich zu.

Die Studie wurde in Fachkreisen jedoch wegen methodischer Probleme sehr kontrovers diskutiert. So ließen sich die Todesfälle in den meisten Fällen nicht eindeutig dem Geburtsmodus zuordnen. Eine nachfolgende Untersuchung der Kinder nach zwei Jahren zeigte außerdem keine Unterschiede in der kindlichen Entwicklung.

Nachfolgende Studien ergaben, dass ein geplanter Kaiserschnitt bei einer Beckenendlage keinen Vorteil gegenüber der spontanen Geburt hat, wenn die Geburtshelfer erfahren in der vaginalen Beckenendlagengeburt sind.

"Man sollte in eine Klinik gehen, die Erfahrung damit hat", bestätigt Chefarzt Dietmar Schlembach. "Das wird allerdings immer weniger, weil die Kaiserschnittrate bei Beckenendlage ansteigt." Heute kommen etwa 85 von 100 Babys in Beckenendlage per Kaiserschnitt zur Welt.

Für die Mutter bedeutet der Kaiserschnitt eine größere Einschränkung und ein höheres Risiko. "Jeder dieser Geburtsmodi hat seine Risiken", sagt der Geburtsmediziner.

Welche der beiden Optionen im Einzelfall die bessere ist, hängt in erster Linie von den individuellen Voraussetzungen der Mutter und des Kindes ab. Diese kann der Arzt am besten einschätzen. Er wird den Eltern im Rahmen einer ausführlichen Beratung bei der Entscheidungsfindung helfen.

Gibt es Übungen, die die Schwangere machen kann?

Hat sich das Baby nach der 30. Woche noch nicht gedreht, kann die Schwangere gemeinsam mit ihrer Hebamme Gymnastikübungen machen. "So versucht man, das Kind zu lockern und zum Drehen zu animieren", sagt Schlembach.

Bei der "Indischen Brücke" etwa legt die Frau sich auf den Rücken und hebt das Becken und den Po hoch. "Das ist eine erfolgversprechende Möglichkeit", sagt der Geburtsmediziner. Auch in der Fachliteratur wird diese Möglichkeit empfohlen.

Spürt die Schwangere anhand von Tritten, wie das Kind liegt?

Die Mutter selbst kann nicht immer sicher beurteilen, wie ihr Kind liegt. Bei Bewegungen muss es sich nicht unbedingt um Tritte handeln – es kann auch sein, dass das Kind mit einem anderen Körperteil gegen den Bauch drückt.

Auch ertasten lässt sich die Position des Kindes nicht ohne Weiteres. "Da braucht man schon etwas Übung für", sagt Schlembach. Hebammen setzen dazu die sogenannten "Leopoldschen Handgriffe" ein.

"Am ehesten merkt es eine Frau, wenn das Kind mit dem Kopf unten im Becken sitzt", sagt Schlembach. "Der Kopf ist doch etwas stabiler als der Po und es fühlt sich wahrscheinlich etwas unangenehmer an."