Nikotin: Wirkung und Entzugserscheinungen
Nikotin ist der Hauptwirkstoff in Tabak und der Grund, warum Rauchen süchtig macht. Welche Wirkung von Nikotin ausgeht, welche Folgen Nikotinabusus hat, wie ein Entzug gelingen kann, und ob Pflaster und Kaugummi gegen Entzugserscheinungen helfen, lesen Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Nikotin
Ein Nikotinentzug ist zwar unangenehm und kann beispielsweise Beschwerden wie Kopfschmerzen, Reizbarkeit und Verdauungsprobleme zur Folge haben. Er ist aber in der Regel ungefährlich.
Der Nikotingehalt einer Zigarette kann variieren, beträgt jedoch meist rund 8 bis 13 Milligramm (mg). Tatsächlich aufgenommen werden pro Zigarette jedoch nur etwa 1 bis 2 mg. Der in Europa geltende Grenzwert liegt bei maximal 1 mg Nikotin.
Nikotin hat eine Halbwertszeit von etwa zwei Stunden. Nach dieser Zeit hat sich die Nikotinkonzentration halbiert. Bei stark rauchenden Menschen kann das bereits nach 30 Minuten der Fall sein. Nikotin kann sich je nach Tabakkonsum jedoch im Körper anreichern und lässt sich im Blut noch ein bis drei Tage lang nachweisen.
Was ist Nikotin?
Nikotin ist eine chemische Verbindung, die vor allem in den Blättern der Tabakpflanze vorkommt. Der Stoff dient in Pflanzen vor allem als natürlicher Fraßschutz zur Abwehr von Insekten. In der Landwirtschaft wurde Nikotin noch bis in die 1970er Jahre als Insektizid eingesetzt. Auch für den Menschen ist Nikotin giftig. Es zählt zu den stimulierenden Drogen.
Wird Nikotin geraucht, verdampft und eingeatmet oder gekaut, gelangt es schnell in den Blutkreislauf und ins Gehirn. Es hat neben einigen angenehmen Effekten vor allem negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Beispielsweise greift es als Nervengift das Gefäß- und Nervensystem an und macht süchtig.
Nikotin: Welche Wirkung hat es?
Nikotin gelangt beim Inhalieren des Tabakrauchs innerhalb von Sekunden ins Gehirn. Dort dockt der Wirkstoff an spezielle Rezeptoren an und bewirkt eine Ausschüttung verschiedener Botenstoffe – unter anderem das Hormon Dopamin. Dopamin gehört zum körpereigenen "Belohnungssystem". Der Einfluss von Nikotin auf das Dopamin-System ist vermutlich ein wichtiger Grund, weshalb Rauchen als angenehm empfunden wird und süchtig macht.
Psychologische Effekte von Nikotin
Nikotin wirkt stimulierend auf das zentrale Nervensystem und fördert kurzfristig:
- Wachheit
- geistige Leistungsfähigkeit
- Gedächtnis
Es löst Ängste, Stress und Spannungen und wirkt beruhigend.
Was macht Nikotin im Körper?
Auch wenn viele der schwerwiegenden gesundheitlichen Risiken des Rauchens vor allem auf andere Substanzen im Zigarettenrauch zurückgehen: Nikotin selbst hat neben seinem Suchtpotenzial ebenfalls negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Es ruft beispielsweise folgende körperliche Reaktionen hervor:
Herzfrequenz und Blutdruck erhöhen sich: Nikotin stimuliert die Produktion des Stresshormons Adrenalin im Körper und führt so zu einer Erhöhung der Herzfrequenz. Die Blutgefäße verengen sich, der Blutdruck steigt und die Organe werden schlechter mit Sauerstoff versorgt. Der Hautwiderstand nimmt ab und die Hauttemperatur sinkt. Langfristig belastet dies das Herz und kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen.
Atembeschwerden: Das Nervengift und andere beim Rauchen eingeatmete Substanzen können die Atemwege reizen und zu Atembeschwerden führen. Langfristig wird die Lungenfunktion negativ beeinträchtigt.
- Stoffwechsel beschleunigt sich: Nikotin kann den Stoffwechsel erhöhen. Das Hungergefühl sinkt und es wird mehr Energie benötigt. Verdauungsprobleme wie Übelkeit und Magenschmerzen können die Folge sein. Außerdem stimuliert Nikotin die Produktion von Magensäure, weshalb es beispielsweise zu Sodbrennen kommen kann.
Körperlich spürbar sind diese Effekte vor allem bei Nichtraucher*innen, die erstmals Nikotin aufnehmen. Bei ihnen kann es zu leichten Vergiftungserscheinungen mit verschiedenen Symptomen kommen. Dazu gehören etwa:
Bei regelmäßigem Konsum setzt schließlich eine Gewöhnung an das Gift ein und es treten die als angenehm empfundenen Wirkungen in den Vordergrund.
Nikotin: Rauchen in Schwangerschaft und Stillzeit
Bei Schwangeren gelangt Nikotin über die Plazenta in den Kreislauf des ungeborenen Kindes und in das Fruchtwasser. Dadurch kann es das Kind schädigen. Der Stoffwechsel des Fötus ist noch nicht in der Lage, Nikotin richtig abzubauen, was zu höheren Konzentrationen in dessen Organismus führen kann. Nikotin ist auch in der Muttermilch von stillenden Raucherinnen enthalten. Während Schwangerschaft und Stillzeit sollten beide Elternteile auf das Rauchen verzichten – und möglichst auch danach. Denn auch Passivrauchen schadet Kindern.
Nikotinvergiftung: Vorsicht vor allem bei Kindern
Bei höherer Dosierung von Nikotin kommt es zu lebensbedrohlichen Symptomen wie:
- Atemlähmung
- epileptische Anfälle
Für einen Erwachsenen gelten 50 bis 60 Milligramm reines Nikotin über den Mund aufgenommen als tödlich. Für Kleinkinder ist bereits eine viel niedrigere Menge lebensgefährlich: Schon das Verschlucken von ein bis drei Zigaretten kann tödlich enden.
Nikotin: Welche Entzugserscheinungen treten auf?
Mögliche Entzugserscheinungen bei einem Nikotinentzug sind beispielsweise:
- niedrigere Frustrationsschwelle
- verringerte Leistungsfähigkeit
- Gereiztheit
- Aggressivität
- Angst
- Niedergeschlagenheit
- Konzentrationsprobleme
- Unruhe
- Müdigkeit
- Schlafstörungen
- gesteigerter Appetit
- starkes Verlangen nach einer Zigarette
Die meisten Symptome lassen nach etwa einem Monat nach. Ein Verlangen nach Nikotin kann jedoch noch länger bestehen bleiben.
Nikotin: Gelingt der Entzug mit Pflaster und Kaugummi?
Als besonders erfolgversprechend bei der Rauchentwöhnung hat sich eine Kombination aus Nikotinersatztherapie mit Pflastern oder Kaugummis und anderen Maßnahmen erwiesen. Infrage kommen bei Nikotinabhängigkeit beispielsweise:
- Verhaltenstherapie
- verschreibungspflichtige Medikamente wie Bupropion oder Vareniclin können Entzugssymptome lindern
- soziale Unterstützung durch Freunde und Familie, Selbsthilfegruppen oder Apps zur Raucherentwöhnung
Auch Nikotinersatzmittel wie Kaugummis oder Pflaster enthalten Nikotin. Da die Aufnahme des Stoffes in den Körper auf diese Weise jedoch langsamer erfolgt als beim Rauchen, ist bei korrekter Anwendung keine Abhängigkeit von solchen Präparaten zu erwarten. Nikotinersatzmittel können daher dabei helfen, Entzugssymptome bei einer Raucherentwöhnung zu minimieren.