Panikattacke: Ursachen und Behandlung
Kurze Momente der Panik, beispielsweise vor einer Prüfung, kennt wohl jeder Mensch. Ist die Angst übermäßig stark und geht mit Symptomen wie Atemnot und Herzrasen einher, kann es sich jedoch um eine Panikattacken handeln. Diese schränkt Betroffene in ihrem Alltag massiv ein. Wodurch die Angstanfälle ausgelöst werden, wie sich eine Panikattacke anfühlt und was dagegen hilft, lesen Sie hier.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Panikattacken
Eine Angstattacke tritt typischerweise plötzlich auf, hält meist nicht länger als 30 Minuten an und geht mit Kontrollverlust einher. Für eine klinische Diagnostik müssen mindestens vier körperliche oder psychische Symptome auftreten, darunter Brustschmerzen, Schwindel, Ohnmacht oder Atemnot.
Bei wiederholt auftretenden Panikattacken sollten Betroffene ärztlichen Rat einholen. Denn die Angstanfälle sorgen für einen hohen Leidensdruck und können Symptom einer Panikstörung oder anderen behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankungen wie Depressionen sein.
Bei einigen Menschen treten Panikattacken in Phasen der Ruhe, etwa abends oder nachts, auf. Denn im Ruhezustand, ohne die Ablenkung des Alltags, sind Betroffene mitunter empfänglicher für Sorgen und Ängste.
Was ist eine Panikattacke?
Eine Panikattacke ist eine extreme Stressreaktion auf eine vermeintliche oder reale Bedrohung. Sie tritt meist sehr plötzlich auf und ist mit einem starken Angstgefühl verbunden, viele Betroffene berichten sogar von Todesangst. Denn die Attacken gehen mit starken Beschwerden einher, die zunächst an einen körperlichen Auslöser, etwa an einen Herzinfarkt, denken lassen.
Panikattacken sind relativ häufig: Etwa jede zehnte erwachsene Person erlebt im Laufe ihres Lebens mindestens einen Angstanfall.
Angst und Panik: Was ist der Unterschied?
Biologisch gesehen ist Angst zunächst eine normale und sinnvolle Reaktion auf eine bedrohlich erscheinende Situation: Angstgefühle setzen im Menschen Ressourcen frei, um zu überleben. Bei der Begegnung mit einem wilden Tier bereitet sich der Körper etwa darauf vor, wegzulaufen.
Steigert sich Angst jedoch zu Panik, verliert die Person die Kontrolle und kann nicht mehr rational denken und handeln. Das kann für Betroffene sehr beängstigend sein und zu Selbst- und Fremdgefährdung führen.
Setzen Panikattacken als wiederkehrendes Muster und in Situationen ein, die aus objektiver Sicht keine starke Angstreaktion begründen, kann das auf eine sogenannte Panikstörung hinweisen, die zu den Angsterkrankungen zählt.
Symptome einer Panikattacke
Panikattacken treten in der Regel unerwartet und teilweise auch ohne objektiven Grund auf. Innerhalb kurzer Zeit steigert sich die Angst zu einem Höhepunkt und flaut dann langsam wieder ab. Eine Panikattacke kann einige Minuten bis zu einigen Stunden andauern – Meist vergehen jedoch zehn bis 30 Minuten, bis die Attacke vorbei ist.
Panikattacken äußern sich durch starke psychische und körperliche Symptome:
- starker Bewegungsdrang, manchmal aber auch Apathie und das Gefühl, wie gelähmt zu sein
- beschleunigter Herzschlag bis hin zu Herzrasen (Tachykardie)
- Druck auf der Brust oder Schmerzen im Brustkorb
- Atemnot
- Zittern
- Engegefühl oder Kloß im Hals
- Schwindel und Übelkeit
- Schweißausbrüche (Hyperhidrose)
- Taubheit oder Kribbeln in den Lippen und Fingern
- Harn- und Stuhldrang
- Depersonalisation und Derealisation (das Gefühl, neben sich zu stehen und die Umwelt als fremdartig wahrzunehmen)
Diese Symptome sind sehr beklemmend und können sogar zu Todesangst führen. So kommt es immer wieder vor, dass der Notruf gewählt wird. Nach einer Panikattacke entwickeln viele Betroffene eine "Angst vor der Angst" (Erwartungsangst). Als Folge vermeiden sie zahlreiche Situationen, in denen sie einen erneuten Panikanfall befürchten.
Ursachen für Panikattacken
Panikattacken werden häufig durch einen bestimmten Trigger ausgelöst, der Betroffenen Angst macht. Das können reale oder vermeintliche Gefahren sein, letztere führen vor allem im Rahmen einer spezifischen Phobie (z. B. vor Spinnen oder Höhe) zu Panik. In anderen Fällen entsteht eine Panikattacke ohne erkennbaren Auslöser.
Wiederkehrende Panikattacken im Rahmen einer Angststörung können durch verschiedene Faktoren begünstigt werden:
genetische Veranlagung: Kinder, deren Eltern bereits an einer Panikstörung leiden, haben ebenfalls ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.
Erziehungsstil: Der Grundstein für eine Panikstörung wird oft bereits in der Kindheit gelegt. Neben erblicher Vorbelastung spielt auch das Umfeld, in dem ein Kind aufwächst, eine zentrale Rolle. So können bestimmte Ängste durch Abschauen erlernt sein.
Traumata und belastende Lebensereignisse: Gewalterfahrungen, körperlicher und/oder emotionaler Missbrauch, der Verlust einer nahestehenden Person, eine Trennung oder finanzielle Notlage können die Entstehung einer Panikstörung begünstigen.
neurobiologische Faktoren: Studien zeigen bei Betroffenen einer Panikstörung Veränderungen bestimmter Botenstoffe im Gehirn. Das Verhältnis von Serotonin und Noradrenalin gerät aus dem Gleichgewicht, was zu einer Übererregbarkeit des Nervensystems führen kann.
Drogenmissbrauch: Vor allem halluzinogene Drogen wie LSD oder psychoaktive Pilze scheinen das Risiko für Panikattacken zu erhöhen. Auch der Konsum von Cannabis geht verstärkt mit Angstanfällen einher.
Darüber hinaus begünstigen eine grundsätzlich ängstliche Persönlichkeitsstruktur und chronischer Stress Panik.
Agoraphobie mit Panikstörung
Panikattacken treten häufig auch als begleitendes Symptom anderer psychischer Erkrankungen auf – zum Beispiel im Rahmen einer Agoraphobie. Betroffene dieser Störung fürchten sich vor Situationen, aus denen es vermeintlich keine Fluchtmöglichkeit gibt. Häufige Orte, die Menschen mit Agoraphobie meiden, sind etwa Marktplätze, Konzerte, Geschäfte oder öffentliche Verkehrsmittel.
Weitere psychische Krankheiten, die sich unter anderem durch Panikattacken äußern, sind:
- Phobien wie Klaustrophobie, Aviophobie (Flugangst) oder Arachnophobie (Angst vor Spinnen)
- Sozialphobie
- Zwangsstörungen wie Essstörungen
- posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
- generalisierte Angststörung
- Depressionen
- Psychosen wie Schizophrenie
- Hypochondrie
Panikattacken durch körperliche Erkrankungen?
Bestimmte körperliche Krankheiten können Panik ebenfalls begünstigen. Dazu zählen etwa:
- Stoffwechselerkrankungen wie Schilddrüsenerkrankungen oder Morbus Wilson
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- neurologische Erkrankungen
Panikattacke: Was tun?
Wer regelmäßig an Panikattacken leidet, sollte sich nicht scheuen, professionellen Rat einzuholen. Je früher die Ursachen ermittelt werden, desto größer sind die Chancen auf eine erfolgreiche Therapie. Bleibt eine Behandlung aus, verstärken sich die Angstsymptome meist und schränken Betroffene in ihrem Alltag stark ein. Durch ihr Vermeidungsverhalten geraten sie in einen regelrechten Teufelskreis.
Diagnose einer Panikattacke
Erste Anlaufstelle kann die hausärztliche Praxis sein. Zunächst wird der*die Arzt*Ärztin die ratsuchende Person gründlich untersuchen. Da Panikattacken mit zahlreichen körperlichen Symptomen einhergehen, müssen organische Krankheiten zunächst ausgeschlossen werden. Relevante Untersuchungen sind etwa:
- Messung der Herzaktivität (EKG)
- Messung der elektrischen Aktivität des Gehirns (EEG)
- Magnetresonanztomographie (MRT)
Sind die Angstanfälle auf eine körperliche Erkrankung zurückzuführen, verschwindet die Panik meist im Zuge der Behandlung der Grunderkrankung. Auch eine mögliche Anpassung eingenommener Medikamente kann für Besserung sorgen.
Behandlung einer Angststörung mit Panikattacken
Eine zugrunde liegende Angsterkrankung lässt sich in der Regel gut in den Griff kriegen: Rund 80 Prozent der Erkrankten genesen nach ihrer Behandlung. Bewährt hat sich vor allem eine kognitive Verhaltenstherapie mit Konfrontationstherapie sowie eine medikamentöse Behandlung.
Im Rahmen der Konfrontationstherapie wird nicht nur ermittelt, welche konkreten Situationen Panik auslösen – der*die Psychotherapeut*in unterstützt den*die Patient*in auch dabei, diese Situationen bewusst aufzusuchen.
Einigen Ratsuchenden hilft zudem der Austausch mit anderen Erkrankten: Selbsthilfegruppen mindern mögliche Schamgefühle und zeigen Betroffenen, dass sie nicht allein sind. Auch Angehörige können in therapeutische Hilfsangebote mit einbezogen werden. Ein stabiles soziales Umfeld ist ein wichtiger Faktor zur Genesung.
Medikamentöse Therapie bei Panikattacken
Zusätzlich zu einer Psychotherapie kommen häufig Medikamente zum Einsatz, etwa Benzodiazepine und Antidepressiva wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Gängige Wirkstoffe sind etwa:
- Citalopram
- Paroxetin
- Escitalopram
- Venlafaxin
- Sertralin
Einige Erkrankte empfinden zusätzlich Entspannungsverfahren wie die progressive Muskelentspannung als beruhigend. Fachleute raten außerdem zu regelmäßiger körperlicher Bewegung. Diese Maßnahmen der Selbsthilfe sollten jedoch nicht alternativ, sondern zusätzlich zu einem psychotherapeutischen Therapieprogramm stattfinden.
Akutmittel bei Panikattacken
Regelmäßige Angstattacken, denen eine Panikstörung zugrunde liegt, lassen sich in den meisten Fällen nur mit professioneller Hilfe in den Griff bekommen. Dennoch können Betroffene versuchen, ihre Beschwerden während akuter Angstanfälle zu lindern. Folgende Maßnahmen sind unter Umständen hilfreich:
Atmung kontrollieren, etwa durch eine bewusste Bauchatmung oder die 4-7-8-Atmung (4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden anhalten, 8 Sekunden ausatmen)
Sinne ablenken oder reizen (z. B. durch Kaugummi kauen oder eiskaltes Wasser im Gesicht oder indem man die Fäuste ballt)
körperliche Bewegung
Zudem empfehlen Fachleute, sich während einer Panikattacke immer wieder klarzumachen, dass man nicht in Gefahr ist. Auch, wenn sich ein Angstanfall bedrohlich anfühlt, ist er in der Regel harmlos und hat keine schädlichen Folgen wie eine Ohnmacht oder einen Herzinfarkt.