Hospiz: Ein Lebensende in Geborgenheit
Am Lebensabend im Kreise der Familie friedlich einschlafen – so wünschen es sich viele, wenn sie einmal sterben müssen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Allgemeines
Auch wenn dies nicht immer genau so möglich ist: In einem Hospiz versucht man, diesem Wunsch möglichst nahe zu kommen. Hier finden Schwerkranke und ihre Angehörigen Unterstützung, Entlastung und ein Stück Geborgenheit auf ihrem letzten gemeinsamen Weg.
Die Idee der Hospizbewegung lehnt an die Tradition der Herbergen an, die ab dem 4. Jahrhundert nach Christus entlang der Pilgerrouten in ganz Europa entstanden. Zunächst gewährten diese Herbergen sowohl kranken als auch gesunden Pilgern Unterschlupf, später rückte mehr und mehr die Krankenpflege in den Mittelpunkt. Der Begriff Hospiz leitet sich vom lateinischen Begriff hospitium = Herberge ab.
Das Konzept der Herberge hat sich bis heute gehalten: Ein stationäres Hospiz nimmt schwerkranke Menschen auf, die sich nicht mehr selbst versorgen können, um sie auf ihrem letzten Weg zu begleiten und sie zu pflegen, psychologische Unterstützung und eine palliative Behandlung zu bieten.
Als palliativ bezeichnet man Maßnahmen, die auf die Linderung von Symptomen abzielen, wenn die Krankheit nicht mehr heilbar ist (z.B. Schmerztherapie, Kontrolle der Beschwerden). Dabei liegt der Fokus darauf, Lebensqualität und Selbstbestimmung eines unheilbar Kranken bestmöglich aufrechtzuerhalten und zu verbessern. Dies geschieht in Abstimmung mit behandelnden Ärzten und beteiligten Pflegediensten.
Neben der Pflege und Schmerzbehandlung geht es in einem Hospiz vor allem auch darum, den Betroffenen das Lebensende so angenehm wie möglich zu machen und soziale Bindungen aufrechtzuerhalten.
Oberste Priorität in einem Hospiz oder bei einem ambulanten Hospizdienst ist es außerdem, eine beschützende, würde- und respektvolle Atmosphäre zu schaffen und die Lebensqualität von Betroffenen auch im fortgeschrittenen Krankheitsstadium auf dem höchstmöglichen Niveau zu erhalten.
Im Unterschied zu einer normalen Krankenstation bieten Hospize oder Palliativstationen eine besondere Umgebung für ihre "Bewohner": Die Zimmer sind wohnlich eingerichtet, um eine warme Atmosphäre zu schaffen. Viele Einrichtungen verfügen über Gemeinschaftsräume und Küchen, in denen sich Patienten und Angehörige zusammenfinden können, um sich auszutauschen oder auch gemeinsam zu feiern. Denn in der Hospizbwegung versteht man die letzte Lebensphase nicht als ein "Warten auf den Tod" – vielmehr geht es darum, den letzten Monaten, Wochen und Tagen mehr Leben zu geben.
Auch die Angehörigen nehmen einen wichtigen Platz in der Hospizarbeit ein: Für sie besteht die Möglichkeit, den Betroffenen rund um die Uhr zu besuchen oder in der Einrichtung zu übernachten. Auf Wunsch werden Angehörige auch in die Behandlung und Pflege des Kranken miteinbezogen. Darüber hinaus erhalten auch sie psychologische Unterstützung.
Im stationären oder ambulanten Hospizdienst arbeiten Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen zusammen (interdisziplinär), so zum Beispiel Ärzte (Palliativmediziner), ausgebildetes Pflegepersonal, Sozialarbeiter, Psychologen und Laien. Neben hauptberuflichen Mitarbeitern engagieren sich auch viele Menschen ehrenamtlich in der Hospizarbeit.
Formen von Hospizarbeit
Es lassen sich verschiedene Formen von Hospizarbeit unterscheiden:
- ambulante Hospizdienste
- Tageshospiz
- stationäres Hospiz
- stationäre und ambulante Kinderhospizangebote
Die Hospizangebote unterscheiden sich hauptsächlich darin, ob es sich um reine Beratungsangebote handelt oder ob zusätzlich pflegerische Maßnahmen durch Fachkräfte angeboten werden. Manche Hospizdienste unterstützen Betroffene ausschließlich zuhause (ambulant), Tageshospize nehmen Kranke tagsüber auf, zum Beispiel, wenn Angehörige berufstätig sind und sich nicht rund um die Uhr kümmern können. Ein stationären Hospiz ist darauf ausgelegt, Sterbende bis zu ihrem Tod zu beherbergen. Darüber hinaus gibt es stationäre und ambulante Hospizangebote, die speziell auf die Bedürfnisse von kranken Kindern und Jugendlichen und deren Familien ausgerichtet sind.
Ambulante Hospiz- und Pflegedienste
Viele schwerkranke Menschen, deren Lebenserwartung begrenzt ist, wünschen sich, ihre letzte Zeit zu Hause verbringen zu können. Doch schwere Krankheit, aufwändige Pflege oder andere Lebenesumstände machen es oft schwer, dies alleine umzusetzen. Ambulante Hospizdienste unterstützen diese Menschen und begleiten sie in ihrer gewohnten Umgebung auf ihrem letzten Weg. Sie bieten Betroffenen und ihren Angehörigen psychosoziale Beratung und vermitteln weitere Institutionen wie Pflegedienste oder Selbsthilfe.
Die ambulante Hospizarbeit beinhaltet außerdem, Kranken und Angehörigen in Gesprächen zu helfen, sich mit der Krankheit, Schmerz, Abschied und Trauer auseinanderzusetzen. Neben der Sterbe- und Trauerbegleitung beraten die Mitarbeiter Betroffene hinsichtlich palliativ-pflegerischer Maßnahmen und vermitteln entsprechende Dienstleister. Wenn nötig erhalten Betroffene auch Unterstützung im Alltag (z.B. Hilfe bei Körperpflege, Ernährung oder Mobilität).
Im ambulanten Hospizdienst sind vorwiegend speziell geschulte ehrenamtliche Mitarbeiter tätig. Die Leitung und Koordination der ambulanten Hospizarbeit übernehmen hingegen hauptamtliche Mitarbeiter. Sie kümmern sich zum Beispiel darum, ehrenamtliche Hospizbegleiter zu gewinnen und zu schulen und sie steuern die Zusammenarbeit mit Pflegediensten und Ärzten.
Zu den Aufgaben des ambulanten Hospizdienstes gehört es,
- Sitzwachen zu halten,
- Informationen und Ansprechpartner in Bezug auf Schmerztherapie und Symptomkontrolle zu vermitteln,
- Betroffene in behördlichen Fragen zu beraten und zu unterstützen,
- Sterbende zu begleiten und
- Angehörigen bei der Trauerbewältigung zu helfen, oft auch über den Tod des Kranken hinaus.
Sogenannte ambulante Palliativpflegedienste sind darauf spezialisiert, schwerkranke Menschen in ihrer gewohnten Umgebung zu pflegen und ihre Angehörigen bei der Pflege zu unterstützen. In enger Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärzten überwachen sie die Schmerztherapie und kontrollieren belastende Beschwerden. Darüber hinaus sind die Mitarbeiter von ambulanten Palliativpflegediensten speziell dafür ausgebildet, Angehörige hinsichtlich der Versorgung des Schwerkranken anzuleiten und zu beraten.
Stationäre Hospize
Viele Angehörige möchten die Pflege von schwerkranken Familienmitgliedern selbst übernehmen. Wenn jedoch trotz Hilfe durch ambulante Hospiz- und Palliativdienste eine Versorgung zuhause nicht möglich ist – zum Beispiel, weil Angehörige berufstätig sind – bieten Tageshospize eine teilstationäre palliativ-pflegerische beziehungsweise medizinische und psychosoziale Betreuung. Sie nehmen tagsüber schwerkranke Menschen auf, sodass Angehörige zumindest teilweise ihrem Beruf weiter nachgehen können. Dies bedeutet neben der zeitlichen Erleichterung oft auch eine seelische Entlastung.
Ein stationäres Hospiz ist eine Einrichtung mit familiärem Charakter, in der eine kleine Gruppe von Kranken (in der Regel nicht mehr als 16 "Gäste", wie die Bewohner eines Hospizes genannt werden) unterkommen kann. Mitarbeiter des stationären Hospizes überwachen vorrangig die Schmerztherapie und Beschwerden und leisten palliativ-pflegerische und psychologische Unterstützung. Darüber hinaus finden Betroffene auch religiöse beziehungsweise spirituelle Betreuung. In den Räumlichkeiten wird besonders viel Wert auf eine wohnliche Atmosphäre gelegt. In einem Hospiz gibt es zum Beispiel Küchen und Gemeinschaftsräume, in denen sich Bewohner treffen, austauschen oder auch feiern können. Die meisten Einrichtungen haben zudem Gärten oder Terrassen, um den Kranken die Möglichkeit zu bieten, sich an der frischen Luft aufzuhalten.
Kinder- und Jugendhospiz
Nicht immer sind es ältere Menschen, die an einer unheilbaren Krankheit erkranken. Auch Kinder und Jugendliche kann dieses Schicksal treffen. Für schwerkranke Kinder und Jugendliche gibt es eine gesonderte Hospizarbeit.
Das Besondere an der Kinderhospizarbeit besteht darin, erkrankte Kinder nicht nur an den letzten Tagen ihres Lebens zu begleiten, sondern sie beginnt meist schon ab dem Zeitpunkt der Diagnosestellung. Unter Umständen begleiten die Mitarbeiter des Hospizdienstes die kleinen Patienten und ihre Familien über einen langen Zeitraum, denn zwischen Diagnose und dem Tod vergehen oft Jahre, in denen sie Unterstützung brauchen. Sie müssen sich mit ihrer Grunderkrankung und denen damit verbundenen Hoffnungen, Fragen, Verlusten, Sorgen und Ängsten rund um den nahenden Tod auseinandersetzen. Hier stehen ihnen die Mitarbeiter der Hospizarbeit zur Seite.
Kinder- und Jugendhospize – ob ambulant oder stationär – ermöglichen persönliche Begegnungen zwischen Betroffenen, bedeuten aber auch im hohen Maße Entlastung für erkrankte Kinder, ihre Eltern und Geschwister. Da sich die Erkrankung oft über Jahre hinzieht, kommen erkrankte Kinder immer wieder zeitlich begrenzt in stationären Kinder- und Jugendhospizen unter. In Krisensituationen und in der Endphase der Erkrankung können sie auf unbestimmte Dauer im Hospiz bleiben.
Der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst hingegen begleitet betroffene Kinder und ihre Familien ständig. Wenn möglich, sollen für eine betroffene Familie zwei Begleiter zur Verfügung stehen, die sich abwechselnd um die Familie kümmern. Pflegefachkräfte kommen im Gegensatz zum stationären Kinder- und Jugendhospiz in ambulanten Diensten nicht zum Einsatz.
"Wir können dem Leben nicht mehr Tage, aber den Tagen mehr Leben geben."
(Cicely Saunders, englische Ärztin, Sozialarbeiterin, Krankenschwester, * 22. Juni 1918 in Barnet, Hertfordshire, † 14. Juli 2005 in London)
Dieses Zitat der Mitbegründerin der Hospizbewegung und Palliativmedizin Cicely Saunders bringt die Idee der Hospizarbeit auf den Punkt und viele Hospize richten danach ihre Arbeitsweise aus.
So stehen in Hospizen nicht nur Krankheit und Tod im Vordergrund – es gibt vor allem auch Angebote, bei denen es um Leben und Lachen geht: Viele (Kinder- und Jugend)hospize bieten zum Beispiel Musiktherapie, Klinik-Clowns oder Therapiestunden mit Hunden an, um Kindern Freude zu bereiten und die verbleibenden Tage mit Leben zu füllen, statt auf den Tod zu warten.