Eine Frau hat nach einer Grippeimpfung an Pflaster am Arm
© Getty Images/ Luis Alvarez

Grippeimpfung: Wann sie sinnvoll ist und mögliche Nebenwirkungen

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 26.02.2025

Eine Grippeimpfung ist der beste Schutz vor der Grippe (Influenza). Lesen Sie, für wen eine Grippeschutzimpfung wichtig ist, was für Kinder und in der Schwangerschaft gilt, wann die Impfung erfolgen sollte und welche Nebenwirkungen auftreten können. 

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Grippeimpfung

Ja, leichte körperliche Aktivität ist nach einer Grippeimpfung meist unbedenklich. Auf intensiven Sport sollte jedoch für 24 bis 48 Stunden verzichtet werden, um den Körper nicht zusätzlich zu belasten.

Grippeimpfung – für wen ist sie sinnvoll?

Die Grippeimpfung ist sinnvoll für Menschen, bei denen eine Influenza schwere bis lebensbedrohliche Folgen haben könnte. Die Impfung bietet ihnen zwar keinen 100-prozentigen Schutz vor einer Grippeerkrankung. Wenn sie sich anstecken, verläuft die Erkrankung aber in der Regel harmloser, als es ohne Impfung der Fall wäre.

Wer sollte sich impfen lassen?

In Deutschland berät die Ständige Impfkommission (STIKO) jedes Jahr darüber, welche Impfungen für wen sinnvoll sind. Die STIKO ist ein unabhängiges Gremium aus wissenschaftlichen Expert*innen. Sie empfiehlt folgenden Personen, sich gegen die Grippe impfen zu lassen:

  • Menschen über 60 Jahre
  • gesunden Schwangeren ab dem 4. Schwangerschaftsmonat
  • Schwangeren mit einer chronischen Krankheit wie Asthma oder Diabetes schon im ersten Trimester
  • Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab 6 Monaten mit chronischen Erkrankungen (z. B. Asthma, chronischer Bronchitis, chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), Lebererkrankungen, Nierenerkrankungen, Diabetes oder der Nervenerkrankung Multiple Sklerose)
  • Bewohner*innen von Alten- oder Pflegeheimen
  • Personen, die allgemein ein höheres Risiko haben, mit Grippeviren in Kontakt zu kommen (z. B. medizinisches und pflegendes Personal)
  • Kontaktpersonen von Menschen mit erhöhtem Risiko
  • Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln (um problematische Doppelinfektionen mit der Vogelgrippe zu vermeiden)

Für gesunde Kinder, Jugendliche und Erwachsene unter 60 Jahren besteht derzeit keine ausdrückliche Impfempfehlung. Wer sich gegen die Grippe impfen lassen möchte, kann dies trotzdem tun.

Kann man trotz Impfung an Grippe erkranken?

Die Grippeimpfung bietet keinen 100-prozentigen Schutz – in manchen Fällen können auch Geimpfte an Grippe erkranken. Die Grippeschutzimpfung reduziert jedoch das Risiko für schwere Verläufe. Erkrankt eine geimpfte Person an Grippe, kann das zum Beispiel folgende Gründe haben:

  • falscher Zeitpunkt: Es dauert etwa 10 bis 14 Tage, bis die Grippeimpfung wirkt. Hat man sich vor oder kurz nach der Impfung mit dem Virus angesteckt, kann man trotz Grippeschutzimpfung erkranken.

  • Variabilität des Virus: Fachleute bewerten in jedem Jahr, welche Virusstämme in der kommenden Saison voraussichtlich dominieren. Impfstofffirmen produzieren darauf basierend den saisonalen Impfstoff. Wie gut die Virusbestandteile im Impfstoff dann tatsächlich mit den aktuell auftretenden Grippeviren übereinstimmen, ist unterschiedlich. Wenn ein Virus sich beispielsweise stark verändert hat, ist die Grippeimpfung weniger wirksam.

  • anderer Erreger: Die Grippeschutzimpfung schützt nur vor Influenzaviren. Gegen Erkältungsviren oder andere grippeähnliche Infektionen ist sie wirkungslos.

  • abgeschwächte Immunantwort: Ältere Menschen oder Personen mit geschwächtem Immunsystem entwickeln oft eine schwächere Immunantwort auf die Impfung. Dadurch kann der Schutz geringer ausfallen.

Grippeimpfung in der Schwangerschaft

Frauen, die im Winter schwanger sind, sollten sich ab der 13. SSW gegen Grippe impfen lassen – so empfiehlt es die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut.

Denn Schwangere sind anfälliger für Krankheitserreger wie das Grippevirus und haben ein höheres Komplikationsrisiko. Dies hängt mit verschiedenen physiologischen und immunologischen Veränderungen zusammen, die während einer Schwangerschaft im Körper ablaufen.

Eine Grippeimpfung in der Schwangerschaft schützt nicht nur die Mutter, sondern später auch das Neugeborene, das selbst erst ab dem sechsten Lebensmonat gegen Grippe geimpft werden kann. Über die Plazenta (Mutterkuchen) gibt die Mutter die Antikörper an das Kind weiter – dies verleiht dem Neugeborenen einen gewissen Schutz vor der Grippe.

Die Grippeimpfung gilt für Schwangere und für das ungeborene Kind als unbedenklich.

Studien haben gezeigt, dass die Grippeimpfung

Auch auf den Gesundheitszustand des Säuglings nach der Geburt hat die Grippeimpfung keinen Einfluss.

Warum erst nach dem ersten Trimester impfen?

Trotz der Unbedenklichkeit empfiehlt die STIKO, Grippeimpfungen bei gesunden Schwangeren erst ab der 13. Schwangerschaftswoche durchzuführen. Der Grund: Die meisten Fehlgeburten (75 Prozent) treten im ersten Drittel der Schwangerschaft auf. Diese spontanen Fehlgeburten sollen nicht fälschlicherweise mit der Grippeschutzimpfung in Verbindung gebracht werden. Nur Schwangeren mit bestimmten Vorerkrankungen wird die Impfung schon im ersten Trimester empfohlen.

Dürfen sich stillende Mütter gegen Grippe impfen lassen?

In der Stillzeit ist eine Grippeimpfung bedenkenlos möglich– sowohl für die Mutter als auch für das Kind. Wenn sich eine stillende Mutter gegen Grippe impfen lässt, gibt sie die Antikörper über die Muttermilch an ihr Kind weiter. Daher kann die Grippeimpfung dazu beitragen, Neugeborene vor einer Grippe zu schützen.

Grippeimpfung: Sollten Kinder geimpft werden?

Auch für Kinder kann eine Grippeimpfung sinnvoll sein. Die STIKO empfiehlt die Grippeschutzimpfung für Kinder ab sechs Monaten mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen. Das liegt beispielsweise vor, wenn sie eine der folgenden Erkrankungen haben, die ihr Immunsystem und/oder ihre Atemwege schwächen:

  • Asthma
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Lebererkrankungen
  • Nierenerkrankungen
  • Diabetes mellitus
  • Nervenerkrankungen wie Multiple Sklerose
  • HIV-Infektion

Grippeschutzimpfung für gesunde Kinder: Ja oder Nein?

Auch gesunde Kinder können von der Impfung profitieren, da sie in Kita und Schule ein hohes Ansteckungsrisiko haben und das Virus leicht an andere weitergeben. Zudem kann die Grippe auch bei ihnen zu Komplikationen wie Lungenentzündungen oder Mittelohrentzündungen führen. In einigen Ländern wie den USA oder Großbritannien wird die Impfung für alle Kinder empfohlen, da sie schwere Verläufe verhindern und die Verbreitung des Virus eindämmen kann.

Kinder: Impfstoff und Dosis

Kinder bekommen wie Erwachsene einen Totimpfstoff, der als Spritze verabreicht wird. Säuglinge und Kleinkinder unter drei Jahren erhalten die Hälfte der Dosis, die für Erwachsene üblich ist. Älteren Kindern und Jugendlichen wird die gleiche Dosis verabreicht wie Erwachsenen. Nur für Kinder bis 9 Jahren, die die Grippeimpfung zum ersten Mal erhalten, gilt eine Besonderheit: Sie bekommen zwei Impfungen im Abstand von vier Wochen.

Bei Kindern und Jugendlichen zwischen 2 und 17 Jahren kann die Grippeimpfung alternativ mit einem Influenza-Lebendimpfstoff (als Nasenspray) erfolgen. Beide Impfungen bieten einen ähnlich guten Schutz vor der Grippe mit geringen Nebenwirkungen. Kinder mit Immunschwäche oder schwerem Asthma sollten allerdings nicht mit dem Lebendimpfstoff geimpft werden. 

Nebenwirkungen der Grippeimpfung

Die Grippeschutzimpfung ist gut verträglich. Nur gelegentlich treten danach leichte Nebenwirkungen auf, zum Beispiel:

  • Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle
  • Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen
  • Abgeschlagenheit
  • leichtes Fieber

Etwa 9 von 100 Personen entwickeln nach der Grippeimpfung erkältungsähnliche Symptome. Diese Beschwerden sind in der Regel harmlos und verschwinden nach einigen Tagen von selbst.

Die Grippeimpfung per Nasenspray kann bei einigen Kindern vorübergehend eine verstopfte oder laufende Nase auslösen.

Allergische Reaktionen möglich

Wie bei jeder Impfung können manche Menschen auch nach der Grippeimpfung allergische Reaktionen zeigen. Da der Impfstoff in der Regel Hühnereiweiß enthält, kann die Impfung für Personen, die allergisch darauf reagieren, gefährlich sein. Wer an einer schweren Allergie gegen Hühnereiweiß leidet, sollte sich vor der Impfung ärztlichen Rat einholen. In diesem Fall steht ein hühnereiweißfreier Impfstoff zur Verfügung, der sich auch für Menschen mit Allergie eignet.

Wann darf man sich nicht gegen Grippe impfen lassen?

Nicht impfen lassen sollte sich, wer:

  • Fieber hat (Körpertemperatur ≥ 38,5° C) 
  • an einem akuten Infekt erkrankt ist

Die Grippeimpfung sollte dann zum frühestmöglichen Zeitpunkt nachgeholt werden. Bei einer leichten Erkältung hingegen ist eine Grippeimpfung in der Regel problemlos möglich. 

Grippeimpfung: Impfstoffe und Durchführung

Ihren Höhepunkt hat die Grippewelle in der Regel nach dem Jahreswechsel. Um rechtzeitig geschützt zu sein, sollte die Impfung daher ab September bis Mitte Dezember erfolgt sein. Es kann jedoch auch danach noch sinnvoll sein, sich impfen zu lassen. 

Der Impfstoff wird entweder

  • mit einer Spritze in den Muskel oder in die mittlere Hautschicht gespritzt oder
  • über ein Nasenspray in die Nase gesprüht (bei Kindern zwischen 2 und 17 Jahren).

Impfen dürfen:

  • Ärzt*innen aller Fachrichtungen, z. B. in hausärztlichen, internistischen, kinderärztlichen oder frauenärztlichen Praxen
  • Apotheker*innen mit entsprechender Fortbildung

Totimpfstoffe gegen Influenza

In der Regel werden Totimpfstoffe verwendet. Der Impfstoff enthält entweder ganze, abgetötete Krankheitserreger oder nur Teile des Erregers.

Nach der Grippeimpfung mit einem Totimpfstoff bildet der menschliche Organismus Antikörper, spezielle Eiweiße, die das Immunsystem bildet, um die Grippeviren abzuwehren. Bei einer Infektion mit Influenzaviren (des jeweils aktuellen Subtyps) werden diese dann umgehend von den Antikörpern bekämpft.

Da der Totimpfstoff keine vermehrungsfähigen Erreger enthält, kann die Grippeschutzimpfung bei Erwachsenen keine Grippe verursachen.

Inaktivierte Grippeimpfstoffe sind verfügbar als:

  • Dreifach-Impfstoffe (trivalent) oder
  • Vierfach-Impfstoffe (tetravalent)

Dreifach-Impfstoffe richten sich gegen zwei Influenza-A-Stämme und einen Influenza-B-Stamm. Meist kommen jedoch tetravalente Impfstoffe zum Einsatz. Diese beinhalten dieselben Antigene wie die Dreifach-Impfstoffe, zusätzlich aber noch Antigene von einem weiteren B-Virus.

Hochdosis-Impfstoff für Menschen über 60 Jahre

Die Ständige Impfkommission empfiehlt für Menschen ab 60 Jahren einen Hochdosis-Impfstoff, der Studien zufolge eine erhöhte Wirksamkeit bei älteren Personen haben soll. Er enthält die vierfache Antigenmenge des herkömmlichen Impfstoffs. Hintergrund dieser Empfehlung ist, dass das Immunsystem älterer Menschen erfahrungsgemäß schlechter auf Impfungen anspricht als das jüngerer Menschen.

Kosten der Grippeimpfung

Für Risikopersonen ist die Grippeimpfung kostenlos – zum Beispiel für Schwangere oder für Personen ab 60 Jahren. Die Kosten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen.

Für Personen, die keiner Risikogruppe angehören, kann eine Grippeimpfung mit Kosten in Höhe von etwa 10 bis 30 Euro verbunden sein. Viele Krankenkassen zeigen sich dabei allerdings entgegenkommend und übernehmen für alle Versicherten die Kosten der Grippeschutzimpfung.

In einigen Fällen tragen die Unternehmen die Kosten für den Grippeimpfschutz ihrer Mitarbeitenden.