Dichtes Brustgewebe bei Frauen: Erhöhtes Risiko für Brustkrebs?
Ob eine Frau ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs hat, hängt von vielen Faktoren ab. Die wichtigsten Risikofaktoren sind erbliche Veranlagung und höheres Alter. Einen Einfluss hat aber auch die Brustdichte. Was hat es damit auf sich? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema dichtes Brustgewebe
Hat eine Frau einen hohen Anteil an Binde- und Brustdrüsengewebe und einen niedrigen Anteil an Fettgewebe, sprechen Fachleute von dichtem Brustgewebe.
Ja, ungefähr jede zweite Frau über 40 Jahre hat eine hohe Brustdichte.
Nein, der Anteil von Drüsen-, Fett- und Bindegewebe in der weiblichen Brust kann sich sowohl kurzzeitig als auch langfristig verändern.
Die hohe Brustdichte gilt als Risikofaktor für Brusttumoren. Allerdings ist der Einfluss nur sehr gering und die Aussagekraft eingeschränkt. Andere Umstände wie familiäre Vorbelastung und zunehmendes Alter gelten als entscheidende Faktoren.
Dichtes Brustgewebe bei Frauen
Die weibliche Brust (lateinisch: Mamma) besteht aus Binde- sowie Fettgewebe und Drüsengewebe, das sich wiederum aus 15 bis 20 Einzeldrüsen zusammensetzt. Das Drüsengewebe besteht aus Milchgängen und Drüsenläppchen und umgibt die Brustwarze sternförmig. Im Gewebe der Brust sind zudem Lymphgefäße, Adern und Nerven zu finden. Der Anteil der einzelnen Gewebearten kann von Frau zu Frau variieren.
Das Brustgewebe gilt dann als dicht, wenn
- der Anteil an Drüsen- und Bindegewebe hoch und
- der Anteil an Fettgewebe niedrig ist.
Rund die Hälfte der über 40-jährigen Frauen hat dichtes Brustgewebe.
Was beeinflusst die Brustdichte?
Einen großen Einfluss auf das Brustgewebe haben die Geschlechtshormone. Da deren Produktion im Laufe des Zyklus schwankt, kann die Brustdichte während des Menstruationszyklus zu- und wieder abnehmen.
In den Wechseljahren bildet sich das Drüsengewebe der weiblichen Brust oft zurück – dafür entsteht mehr Fettgewebe. Entsprechend nimmt dann normalerweise auch die Brustdichte ab. Wenn eine Frau Östrogenpräparate einnimmt, kann sich ihre Brustdichte jedoch erhöhen. Zudem kann das Körpergewicht die Brustdichte beeinflussen. So haben Frauen mit Übergewicht eher ein weniger dichtes Brustgewebe.
Wie lässt sich die Dichte der Brust bestimmen?
Die Brustdichte kann mithilfe von bildgebenden Untersuchungsmethoden bestimmt werden, zum Beispiel mit einer Röntgenuntersuchung der Brust (Mammographie). Eine Mammographie wird in der Regel im Rahmen der Krebsvorsorge oder bei auffälligen Veränderungen der Brust durchgeführt. Durch Abtasten der Brust lässt sich die Dichte nicht ermitteln.
Wie sieht dichtes Brustgewebe im Röntgenbild aus?
Dichtes Brustgewebe ist im Röntgenbild an den vielen weißen Bereichen zu erkennen, die dem Drüsen- oder Bindegewebe entsprechen. Dunkle Bereiche bedeuten viel Fettgewebe und damit eine geringere Brustdichte.
Brustdichte: Einteilung in Kategorien
Fachleute unterscheiden bei der Brustdichte vier Kategorien, wobei die meisten Frauen der Kategorie 2 oder 3 zuzuordnen sind:
Kategorie 1: Die Brustdichte ist sehr gering, sie besteht überwiegend aus Fettgewebe.
Kategorie 2: Das Gewebe setzt sich aus einem großen Anteil Fettgewebe und in vereinzelten Bereichen aus dichtem Binde- und Drüsengewebe zusammen.
Kategorie 3: Das Brustgewebe baut sich zu einem größeren Anteil aus Binde- und Drüsengewebe als aus Fettgewebe auf.
Kategorie 4: Die Brustdichte ist sehr hoch, da die Brust fast vollständig aus Binde- und Drüsengewebe besteht.
Ist die Beurteilung der Brustdichte zuverlässig?
Nein, die Beurteilung ist eher ungenau. Denn das Ergebnis kann – je nach Untersuchungsverfahren, verwendetem Gerät und Zeitpunkt der Messung – unterschiedlich ausfallen. Zudem ist die Beurteilung der Brustdichte subjektiv. Verschiedene Ärzt*innen können ein und dasselbe Bild unterschiedlich bewerten. Insgesamt werden bis zu 18,7 Prozent der schon beurteilten Röntgenbilder bei einer erneuten Bewertung einer anderen Brustdichte-Kategorie zugeordnet.
Hat die Brustdichte Einfluss auf das Brustkrebsrisiko?
Ja, Frauen mit einem dichten Brustgewebe haben ein höheres Risiko für Brustkrebs (Mammakarzinom) als Frauen mit geringerer Brustdichte. In Zahlen ausgedrückt heißt das zum Beispiel für 50-jährige Frauen:
Brustdichte | Risiko einer Brustkrebs-Erkrankung in den nächsten 10 Jahren |
Kategorie 1 | 1 % (d.h. 10 von 1.000 Frauen werden erkranken) |
Kategorie 2 | 1,8 % (d.h. 18 von 1.000 Frauen werden erkranken) |
Kategorie 3 | 2,7 % (d.h. 27 von 1.000 Frauen werden erkranken) |
Kategorie 4 | 3,2 % (d.h. 32 von 1.000 Frauen werden erkranken) |
Zudem ist der Brustkrebs bei Frauen mit dichtem Brustgewebe zum Zeitpunkt der Diagnose durchschnittlich weiter fortgeschritten als bei Frauen mit geringer Brustdichte. Bezogen auf das Risiko der Normalbevölkerung ist das Krebsrisiko bei hoher Brustdichte mit einem Faktor von circa 1,3 aber nur leicht erhöht.
Erschwert dichtes Brustgewebe die Krebsdiagnose?
Bei dichtem Brustgewebe ist die Krebsdiagnose oftmals erschwert. Allerdings können Fachleute mithilfe der Mammographie auch bei hoher Brustdichte viele Fälle von Brustkrebs diagnostizieren. Denn die Geräte lassen sich so einstellen, dass sie auch bei dichtem Brustgewebe möglichst gute Bilder liefern.
Doch grundsätzlich ist Brustkrebs bei einer hohen Brustdichte – vor allem der Stufe 4 – im Röntgenbild schwerer zu erkennen. Denn nicht nur dichtes Brustgewebe sieht im Röntgenbild weiß aus, sondern auch Tumoren. Deshalb ist es möglich, dass das Brustgewebe einen Tumor verdeckt.
Brustdichte | Durch Mammographie erkannte Tumoren |
Kategorie 1 | fast 100 % |
Kategorie 2 | ca. 83 % |
Kategorie 3 | ca. 80 % |
Kategorie 4 | ca. 50 % |
Was bringen zusätzliche Untersuchungen?
Bei Frauen mit hoher Brustdichte können womöglich ergänzend zur Mammographie eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) und eine Magnetresonanztomographie (MRT) der Brust helfen, Tumoren zu erkennen. Welchen Nutzen Zusatzuntersuchungen haben, ist wissenschaftlich noch nicht ausreichend belegt und wird unter Frauenärzt*innen diskutiert. Laut aktueller Leitlinie stellt die Sonographie außerhalb der Hochrisiko-Situation jedoch eine geeignete Ergänzung zur Mammographie dar.
Studien zeigen, dass durch den ergänzenden Ultraschall tatsächlich Karzinome gefunden werden können. Bekannt ist jedoch, dass zusätzliche Untersuchungen im Rahmen der Früherkennung auch Nachteile haben können. Denn verglichen mit dem normalen Mammographie-Screening führen sie häufiger zu:
Testergebnissen, die fälschlicherweise auf Brustkrebs hindeuten (sogenannte Falsch-positiv-Ergebnisse)
seelisch belastenden Kontrolluntersuchungen und Methoden wie Entnahmen von Gewebeproben (Biopsie)
Überdiagnosen, also Diagnosen und Behandlungen von Tumoren, die ohne die Zusatzuntersuchung nie aufgefallen wären – zum Beispiel, weil das Wachstum von sich aus gestoppt hätte
Zudem ist noch nicht erwiesen, ob Zusatzuntersuchungen dazu beitragen können, das Sterberisiko von Patientinnen durch Brustkrebs zu senken.
Trotz dieser Problematik empfehlen einige Fachleute, dichtes Brustgewebe ergänzend per Ultraschall zu untersuchen. Dabei sollte die*der Ärztin*Arzt Frauen in die Entscheidung über die Zusatzdiagnostik mit einbeziehen und über deren Nutzen und Risiken aufklären.