Rheumafaktor (RF): Wert zur Diagnose rheumatischer Erkrankungen
Unter dem sogenannten Rheumafaktor (RF) verstehen Fachleute einen speziellen Autoantikörper, der für die Diagnose von rheumatischen Erkrankungen wichtig ist. Bei rund 50 Prozent der Betroffenen mit rheumatoider Arthritis ist der Wert positiv. Wann und wie die Bestimmung des Rheumafaktors erfolgt, erfahren Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Was ist der Rheumafaktor?
Das Immunsystem bildet Antikörper normalerweise, um körperfremde Strukturen und dadurch mögliche Eindringlinge zu erkennen und diese zu bekämpfen. Der Rheumafaktor ist jedoch ein Autoantikörper. Das heißt, er richtet sich fälschlicherweise gegen körpereigene Strukturen – in diesem Fall gegen den Abschnitt eines anderen körpereigenen Antikörpers, gegen das sogenannte Fc-Fragment des Immunglobulins G (IgG). Auch Antikörper der Klassen IgM, seltener IgA oder IgE können betroffen sein.
Diese Autoantikörper sind bei einigen Autoimmunerkrankungen im Blut nachweisbar. Hohe Werte sind insbesondere bei rheumatoider Arthritis (Rheuma) mit schweren Entzündungen der Gelenke typisch.
Rheumafaktor: Wann erfolgt eine Messung?
Der Rheumafaktor gibt einen Hinweis darauf, ob eine rheumatische Erkrankung vorliegt. Die*der Ärztin*Arzt bestimmt den Rheumafaktor im Rahmen einer Blutabnahme. Bis zu einer Obergrenze von 20 IU/ml (Internationale Einheiten pro Milliliter) gilt der Wert als normal. Ist der Wert erhöht, kann dies ein Hinweis auf Rheuma oder andere Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises sein, wie zum Beispiel:
- Lupus erythematodes
- systemische Sklerose (Sklerodermie)
- Sicca-Syndrom
- Sjögren-Syndrom
- Gefäßentzündung (Kryoglobulinämie)
- Leberzirrhose
- Mischkollagenosen
Die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung mit rheumatischem Hintergrund steigt dabei, je höher der Wert ist.
Der Rheumafaktor kann aber auch bei entzündlichen Erkrankungen erhöht sein, die keinen rheumatischen Hintergrund haben und dadurch zu falsch-positiven Werten führen. Dies ist unter anderem bei folgenden Erkrankungen möglich:
- bakterielle Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut)
- Tuberkulose
- Salmonellen-Infektion
- Syphilis
- akute Virusinfektion (wie pfeiffersches Drüsenfieber, Hepatitis, Grippe)
- akute Infektion mit Parasiten
Ein erhöhter Rheumafaktor liegt zum Teil auch vor, wenn
- der Körper zu viele Immunglobuline produziert (sog. Hypergammaglobulinämie).
- bösartige Tumoren vorhanden sind.
- bei Betroffenen eine Strahlentherapie oder Chemotherapie erfolgt ist.
Fachleute bewerten den Laborwert bei Betroffenen daher stets im Zusammenhang mit den Symptomen und weiteren Befunden, um eine Diagnose stellen zu können. Um sicherzugehen, sollten deshalb weitere Laborwerte kontrolliert werden, wie Blutsenkungsgeschwindigkeit, C-reaktives Protein (CRP) und Antikörper gegen ein bestimmtes Eiweiß, das zyklisch citrullinierte Peptid (CCP).
Dabei ist zu beachten: Ein erhöhter Rheumafaktor bedeutet nicht automatisch, dass auch tatsächlich Rheuma oder eine andere Autoimmunerkrankung vorliegt. Zum einen gibt es Rheuma-Patient*innen, bei denen dieser Wert nicht erhöht, sondern ganz normal ist. Zum anderen ist der Wert bei circa 5 bis 10 von 100 gesunden Menschen ohnehin leicht erhöht und hat hier medizinisch gesehen keine Bedeutung.