Leukopenie (Leukozytopenie)
Bei einer Leukopenie liegen zu wenige weiße Blutkörperchen im Blut vor. Das kann das Risiko für Infektionskrankheiten erhöhen. Erfahren Sie, ab wann man von einer Leukopenie spricht und welche Ursachen hinter einem Leukozyten-Mangel stecken.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Was ist eine Leukopenie?
Unter dem Begriff Leukopenie (Leukozytopenie) versteht man einen Mangel an weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Weiße Blutkörperchen zählen zu den Zellen des Immunsystems. Der Körper benötigt sie, um Krankheitserreger abzuwehren.
Außer zu niedrigen Leukozyten-Werten treten bei einer Leukopenie anfangs oft keine weiteren Symptome auf. Manchmal macht sich der Mangel an weißen Blutkörperchen möglicherweise durch eher allgemeine Beschwerden wie Müdigkeit, Leistungsabfall oder Appetitlosigkeit bemerkbar. Je nachdem, wie stark der Leukozyten-Mangel ist, besteht ein erhöhtes Risiko für Infektionen, die dann mit hohem Fieber einhergehen können.
Man unterscheidet drei Formen von Leukozyten, die zu unterschiedlichen Anteilen im Blut vorkommen: Granulozyten (ca. 60 %), Lymphozyten (ca. 30 %) und Monozyten (ca. 6 %). Meist liegt bei einer Leukopenie ein Mangel an neutrophilen Granulozyten (sog. Neutrophile) vor. Diese machen mehr als 90 Prozent der Granulozyten aus (daneben gibt es noch eosinophile und basophile Granulozyten). Der Fachausdruck für einen Mangel an Neutrophilen lautet Neutropenie.
Leukozyten-Mangel zeigt sich im Blutbild
Ob eine Leukopenie vorliegt, zeigt sich mithilfe einer Blutuntersuchung. Im kleinen Blutbild wird neben anderen Werten auch die Leukozyten-Gesamtzahl bestimmt. Will man erfahren, wie sich die Leukozyten genau zusammensetzen, benötigt man außerdem ein Differenzialblutbild.
Offiziell spricht man von einer Leukopenie, wenn weniger als 4.000 Leukozyten pro Mikroliter (µl) Blut vorliegen. Sinkt die Zahl der weißen Blutkörperchen unter 1.000, steigt das Risiko für Infektionen stark an. Bei ansonsten Gesunden liegt die Zahl normalerweise bei 4.000 bis 10.000 Leukozyten pro Mikroliter.
Abhängig davon, wie niedrig die Leukozyten-Werte sind, teilt man die Leukopenie in vier Schwergrade ein.
Schweregrad | Leukozyten (gesamt) pro µl | Granulozyten pro µl |
Grad 1 | 3.000 bis 4.000 | 1.500 bis 2.000 |
Grad 2 (mild) | 2.000 bis 3.000 | 1.000 bis 1.500 |
Grad 3 (moderat) | 1.000 bis 2.000 | 500 bis 1.000 |
Grad 4 (schwer) | weniger als 1.000 | weniger als 500 |
Bitte beachten: Die Normalwerte (Referenzwerte) können von Labor zu Labor leicht voneinander abweichen. Entscheidend für die Interpretation Ihrer Blutwerte sind immer die Referenzwerte des Labors, welches die Untersuchung vorgenommen hat.
Leukopenie: Ursachen
Zu einer Leukopenie (Leukozytopenie) kann es kommen, wenn der Körper entweder zu wenige Leukozyten produziert oder zu viele Leukozyten abbaut oder wenn übermäßig viele Leukozyten aus dem Blut ins Gewebe einwandern. Dafür kann es unterschiedliche Ursachen geben.
Mögliche Auslöser für eine Leukopenie sind zum Beispiel:
- ein Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure
- Erkrankungen, die die Stammzellen im Knochenmark beeinträchtigen, wie eine aplastische Anämie oder Myelodysplasie
- Speicherkrankheiten wie Morbus Gaucher
- eine Krebsbehandlung (z. B. Chemotherapie, Strahlentherapie)
- Arzneimittelunverträglichkeiten (z. B. gegen Metamizol, Acetylsalicylsäure, Codein, Carbimazol, Penicillin)
- entzündliche Prozesse
- Krebserkrankungen (z. B. Leukämie)
- Autoimmunerkrankungen (z. B. Kollagenose, rheumatoide Arthritis )
- eine vergrößerte Milz (Splenomegalie)
- Virusinfektionen (z. B. Grippe, Hepatitis, HIV)
- (selten) bakterielle Infektionskrankheiten wie Typhus, Brucellose
- Sepsis (Blutvergiftung)
Leukopenie: Therapie
Ob eine Leukopenie (Leukozytopenie) behandelt werden muss, hängt davon ab, wie niedrig die Leukozyten-Werte im Einzelfall sind und was genau die Ursache für die niedrigen Werte ist. Ist die Ursache beispielsweise eine bakterielle Infektion, kann diese gegebenenfalls gezielt behandelt werden (z. B. mit Antibiotika).
Liegen weniger als 1.000 Leukozyten pro Mikroliter Blut vor, besteht akute Infektionsgefahr. Bis man den Grund für solch einen starken Mangel kennt, erhalten Betroffene häufig vorbeugend Antipilzmittel und Antibiotika, um Infektionen zu vermeiden. Gleichzeitiges Fieber macht zur Sicherheit einen Krankenhausaufenthalt notwendig.
Bei geringen Abweichungen der Leukozyten-Anzahl bis 20 Prozent unter der Norm reicht es unter Umständen, die Werte erst einmal zu beobachten. Diese treten häufig infolge von Virusinfektionen auf und normalisieren sich im Laufe der Heilung von selbst.
Manche Menschen haben zudem im Vergleich zu anderen immer etwas niedrigere Leukozyten-Werte, sind aber dennoch ansonsten gesund. In solchen Fällen ist der leichte Leukozyten-Mangel der Normalzustand und hat keinen Krankheitswert.