Leberwerte: Wann sind sie erhöht und wie senken?
Bei Verdacht auf eine Lebererkrankung können mit einer Blutuntersuchung die Leberwerte bestimmt werden. Sie geben an, in welcher Konzentration bestimmte Eiweiße im Blut vorkommen. Was bedeuten erhöhte Leberwerte und wie lassen sie sich senken?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Die häufigsten Fragen zu Leberwerten
Erhöhte Leberwerte machen nicht automatisch auch Symptome. Diese treten je nach Ursache auf. Lebererkrankungen beispielsweise zeigen sich meist nur durch allgemeine Symptome. Dazu gehören:
- Müdigkeit
- Konzentrationsstörungen
- Gewichtsverlust
- Druckgefühl im rechten Oberbauch
- heller Stuhl/hellbrauner Urin
- Schmerzen im Oberbauch
Wer über längere Zeit zu wenig Flüssigkeit aufnimmt, läuft Gefahr, verschiedene gesundheitliche Probleme zu bekommen. Auch die Leberwerte können sich dadurch verschlechtern. Deshalb sollte immer ausreichend Flüssigkeit (Wasser oder ungesüßte Tees) getrunken werden, mindestens 1,5 Liter am Tag.
Bei einer deutlichen Erhöhung der Leberwerte ist eine engmaschige Kontrolle und ggf. auch ein Krankenhausaufenthalt nötig. Als deutlich erhöht gelten die Werte, wenn sie dreimal so hoch sind wie normal oder noch höher.
Einerseits gibt es Erkrankungen oder Störungen der Leber selbst, die erhöhte Leberwerte nach sich ziehen. Andererseits sind bei einer Reihe anderer Krankheiten, die nicht direkt mit der Leber zusammenhängen, die Leberwerte oft zu hoch. Auch bestimmte Medikamente können zu erhöhten Leberwerten führen.
Was sind Leberwerte?
Die Leberwerte geben an, in welcher Konzentration folgende Eiweiße im Blut vorkommen:
- GPT: Glutamat-Pyruvat-Transaminase, auch Alanin-Aminotransferase (ALT, ALAT) genannt
- GOT: Glutamat-Oxalacetat-Transaminase, auch als Aspartat-Aminotransferase (AST, ASAT) bezeichnet (zusammen mit GOT auch Transaminasen genannt)
- Gamma-GT: Gamma-Glutamyltransferase
- alkalische Phosphatase (AP)
Diese Enzyme wirken in der Leber und in anderen Organen an verschiedenen Stoffwechselprozessen mit. Wenn Lebergewebe beschädigt wird, etwa durch Alkohol, Medikamente oder Gifte, geben die abgestorbenen Leberzellen die Eiweiße frei. Diese gelangen dann vermehrt in die Blutbahn. Daher kann der Anstieg auf eine Erkrankung der Leber hindeuten.
Wichtig: GOT, Gamma-GT und AP kommen in nahezu allen Organen vor. Sie sind keineswegs nur für die Leber typisch. Somit können auch Erkrankungen anderer Organe, Stoffwechselkrankheiten sowie Viruserkrankungen zu veränderten Leberwerten führen. Nur die GPT findet sich vor allem in der Leber.
Neben GOT, GPT, Gamma-GT und alkalischer Phosphate gibt es noch weitere Eiweiße, die in der Leber hergestellt werden und deshalb zur Abschätzung der Leberfunktion gemessen werden können. Zum Beispiel:
- Gerinnungsfaktoren (meist zusammenfassend als Quick-Wert oder INR-Wert gemessen)
- Albumin
- das Enzym Cholinesterase (CHE)
Ein weiterer Leberwert ist der des Gallenfarbstoffs Bilirubin. Bilirubin entsteht beim Abbau des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Bei verschiedenen Erkrankungen der Leber, der Gallenwege und des Bluts steigt der Bilirubinwert im Blut. Ab einer gewissen Konzentration lagert sich Bilirubin im Gewebe ab. Die mögliche Folge ist eine Gelbsucht (Ikterus), bei der sich Haut und Schleimhäute gelblich färben.
Normale Leberwerte: Tabelle
Um die Leberwerte zu bestimmen, wird eine Blutprobe entnommen. Die Ergebnisse geben einen ersten Hinweis auf den Zustand der Leber – ihre Aussagekraft ist allerdings begrenzt:
- Zu hohe Leberwerte müssen nicht zwangsläufig Folge einer behandlungsbedürftigen Erkrankung sein.
- Andererseits können selbst gering erhöhte Werte Anzeichen für schwerere Lebererkrankungen sein.
Erhöhte Leberwerte bedürfen daher in jedem Fall einer vollständigen ärztlichen Abklärung.
Wann sind die Leberwerte zu hoch?
Die Normalwerte für die vier Leberwerte liegen für Erwachsene etwa bei (gemessen im Blut):
Enzym | Frauen | Männer | Einheit |
GOT* | < 35 | < 50 | U/l (Einheiten pro Liter) |
GPT* | < 35 | < 50 | U/l |
Gamma-GT | < 40 | < 60 | U/l |
alkalische Phosphatase | 35-105 | 40-130 | U/l |
* Werte für die Labormessung unter Zugabe von Pyridoxalphosphat
Wie lassen sich zu hohe Leberwerte senken?
Zwar sind erhöhte Leberwerte keinesfalls automatisch mit zu hohem Alkoholkonsum gleichzusetzen. Dennoch ist der wichtigste Schritt, um die Werte zu senken und einer weiteren Schädigung der Leber vorzubeugen, entsprechende Risikofaktoren zu meiden.
Maßnahmen, um die Leberwerte zu senken
- Alkoholkonsum einschränken
- gesunde Ernährung: Kost mit viel Fett und Zucker meiden – stattdessen mehr Ballaststoffe
- ausreichend trinken (Wasser und ungesüßte Kräutertees)
- Gewicht reduzieren, um die Leber zu entlasten
Ursachen für erhöhte Leberwerte
Erhöhte Leberwerte sind nicht automatisch gleichzusetzen mit Alkoholmissbrauch. Es ist zwar richtig, dass Personen, die zu viel Alkohol trinken, oft erhöhte Leberwerte haben. Dennoch kommen etliche andere Ursachen infrage, sodass ein vorschneller Rückschluss auf Alkoholmissbrauch nicht angebracht ist.
Erhöhte Leberwerte treten zum Beispiel in folgenden Situationen auf:
- Fettleber: alkoholbedingt oder nicht-alkoholbedingt
- akute oder chronische Hepatitis (Leberentzündung)
- Leberzirrhose
- Verlegung der Gallengänge (Gallenstau), z.B. durch Gallensteine
- Pilzvergiftung
Die verschiedenen Enzyme (GOT, GPT, Gamma-GT, alkalische Phosphatase) sind bei diesen Krankheiten nicht immer im gleichen Maße erhöht. Vielmehr gibt es typische Erhöhungen einzelner oder mehrerer dieser Werte. Die jeweilige Konstellation hilft der*dem Ärztin*Arzt, herauszufinden, warum Betroffene erhöhte Leberwerte haben.
Das Enzym Gamma-GT ist der empfindlichste Marker bei Störungen der Leber und des Gallengangsystems (z. B. bei Gallenstau) sowie bei alkoholbedingten Veränderungen der Leber. Die sogenannten Transaminasen, also die Enzyme GOT und GPT, sind typischerweise bei einer Leberzellschädigung erhöht, etwa bei einer Hepatitis oder wenn Lebergewebe abgestorben ist (Nekrose). Eine Unterform der alkalischen Phosphatase steigt bei Gallenstau (Cholestase).
Seltene Ursachen für erhöhte Leberwerte
Hierzu gehören:
- erbliche Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit)
- Morbus Wilson (Kupferspeicherkrankheit)
- primär biliäre Zirrhose (Leberschrumpfung)
- chronische Entzündung der Gallenwege (Cholangitis)
Zudem können erhöhte Leberwerte in Form von erhöhten Transaminasen (GOT, GPT) Folge eines Zustandes oder einer Krankheit sein, die ursprünglich nicht von der Leber ausgeht. Beispiele sind:
- starkes körperliches Training
- Störungen des Hormonhaushalts:
- Infektionskrankheiten:
- Tuberkulose
- Syphilis (Lues)
- Amöben, Würmer
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen:
- Kreislaufschock
- Rechtsherzinsuffizienz
- Perikarderguss (Herzbeutelerguss)
- das HELLP-Syndrom in der Schwangerschaft
Auch bösartige Erkrankungen der Leber (Leberkrebs) oder anderer Organe, die Metastasen in die Leber abgesiedelt haben (etwa Darmkrebs, Brustkrebs oder Lungenkrebs), können sich in erhöhten Leberwerten bemerkbar machen. Zudem steigen die Leberwerte mitunter bei Erkrankungen des Lymphgewebes wie dem Hodgkin-Lymphom und dem Non-Hodgkin-Lymphom.
Erhöhte Leberwerte durch Medikamente
Auch folgende in Medikamenten enthaltene Wirkstoffe können erhöhte Leberwerte nach sich ziehen (Auswahl):
- Isoniazid (Antibiotikum gegen Tuberkulose)
- weitere Antibiotika (z. B. Sulfonamide, Gyrasehemmer)
- Statine (gegen Fettstoffwechselstörungen)
- Schilddrüsenmedikamente (sog. Thyreostatika, z.B. Thiamazol)
- Narkosegase (z. B. Halothan)
- Amiodaron (gegen Herzrhythmusstörungen)
- Metformin (Diabetesmittel)
- Glitazone (Diabetesmittel)
- Diclofenac (Schmerzmittel)
- Amphetamine / Ecstasy (Drogen)
- Allopurinol (gegen Gicht)
- Phenprocoumon (Gerinnungshemmer)
- Mittel zur Chemotherapie
- verschiedene Kräuter und Heilpflanzen