Rotavirus: Symptome der Infektion, Impfung und Behandlung
Eine Infektion mit dem Rotavirus betrifft besonders häufig Säuglinge und Kleinkindern. Doch auch Erwachsene können sich infizieren. Rotaviren sind hoch ansteckend und können leicht über eine Schmierinfektion übertragen werden. Welche Symptome sind neben Magen-Darm-Problemen bei einer Rotavirus-Infektion typisch und wie erfolgt die Behandlung?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten rund um Rotaviren
Die Zeit zwischen der Ansteckung mit dem Rotavirus und dem Ausbruch der Symptome (Inkubationszeit) beträgt ein bis drei Tage. Außerdem sind Erkrankte über den Zeitraum der akuten Rotavirus-Infektion hinaus so lange ansteckend, wie die Viren mit dem Stuhl ausgeschieden werden – gewöhnlich bis zu acht Tage (in Einzelfällen auch länger).
Ja, trotz einer Rotaviren-Impfung kann es sein, dass es zu einer Infektion kommt. Der Verlauf der Erkrankung ist dann in der Regel jedoch milder. Auch das Risiko einer stationären Behandlung wird durch eine Rotaviren-Impfung gesenkt.
Eine Infektion mit Noroviren führt zu ähnlichen Symptomen wie eine Rotavirus-Gastroenteritis. Eine Norovirus-Gastroenteritis kann allerdings auch schwächer ausgeprägt sein. Die akuten Beschwerden sind in der Regel nach zwei bis drei Tagen ausgestanden. Eine Rotavirus-Erkrankung verläuft bei kleinen Kindern unter zwei Jahren überwiegend deutlich schwerer als eine Norovirus-Gastroenteritis und die Symptome halten länger an.
Was ist das Rotavirus?
Eine Infektion mit dem Rotavirus zählt zu den häufigsten Ursachen von Durchfallerkrankungen bei Säuglingen und Kleinkindern. Fachleute bezeichnen eine durch Rotaviren ausgelöste Magen-Darm-Grippe (Gastroenteritis) deshalb auch als Rotavirus-Gastroenteritis. Rotaviren sind äußerst ansteckend. Fast alle 5-jährigen Kinder haben bereits eine Infektion durchgemacht.
Der Schutz gegen den Erreger entwickelt sich erst im Laufe der ersten Jahre – hält jedoch nicht ein Leben lang an. Deshalb sind erneute Infektionen mit dem Rotavirus möglich. Auch Erwachsene können sich infizieren. In Deutschland besteht Meldepflicht für den Nachweis von Rotavirus-Infektionen.
Häufigkeit
Schätzungen zufolge erkranken in Entwicklungsländern jährlich über 100 Millionen Kinder – 350.000 bis 600.000 Kinder unter fünf Jahren sterben daran. Hierzulande infizieren sich am häufigsten Säuglinge und Kleinkinder im Alter von sechs Monaten bis zwei Jahren mit dem Rotavirus. Auch Menschen über 60 Jahre sind gefährdet – Rotavirus-Ausbrüche in Altenheimen sind keine Seltenheit. In Deutschland treten Rotavirus-Infektionen besonders häufig von Februar bis April auf.
Rotavirus: Welche Symptome bereitet eine Infektion?
Säuglinge und Kleinkinder reagieren besonders stark auf eine Infektion mit dem Rotavirus. Aber auch Erwachsene können sich infizieren, wobei die Symptome oft schwächer ausgeprägt sind. Kommt es zu einer Infektion mit dem Rotavirus, sind diese Symptome typisch:
- wässrige Durchfälle
- Übelkeit und Erbrechen
- Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe
- Fieber
- Schleimspuren im Stuhl
- gegebenenfalls Husten und Schnupfen
Betroffene leiden meist zwei bis sechs Tage unter den Symptomen der Infektion. Bei sehr starken Durchfällen und Erbrechen kann es zu einem hohen Flüssigkeitsverlust mit der Gefahr einer Austrocknung (Dehydratation) kommen. Das ist besonders für Babys gefährlich und muss unbedingt ärztlich behandelt werden.
Anzeichen einer Dehydratation sind:
- Durst
- Unruhe und Reizbarkeit
- trockene Zunge und Schleimhäute
- Verwirrtheit
- Lethargie
- eingesunkene Augen
- verminderte Urinausscheidung
Infolge der Dehydratation können beispielsweise Kreislaufprobleme und Schwindel auftreten. Mitunter kann ein derartiger Zustand bei Kindern einen lebensbedrohlichen Verlauf annehmen.
Rotavirus: Impfung
Im Gegensatz zu Noroviren, die ebenfalls zu schweren Durchfallerkrankungen führen können, gibt es eine Impfung gegen Rotaviren. Es handelt sich um sogenannte Lebendimpfstoffe, die Säuglingen in zwei oder drei Dosen oral (über den Mund, als Schluckimpfung) verabreicht werden. Die Rotavirus-Impfung wird seit Juli 2013 von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen.
Möglicherweise besteht innerhalb der ersten Woche nach der ersten Impfdosis ein geringfügig erhöhtes Risiko für eine sogenannte Darminvagination, bei der sich ein Teil des Darmes über einen anderen stülpt (1 bis 2 Fälle pro 100.000 geimpfte Kinder). Da dieses Risiko mit dem Alter der Kinder zunimmt, empfiehlt die STIKO, möglichst früh gegen Rotaviren zu impfen. Je nach Impfstoff sind insgesamt zwei oder drei Impfungen notwendig:
- Die erste Impfdosis sollte ab dem Alter von 6 Wochen verabreicht werden,
- die folgenden mit einem Mindestabstand von 4 Wochen.
- Die letzte Dosis sollte je nach Impfstoff vorzugsweise bis zum Alter von 16 Wochen (bei zwei Impfungen) beziehungsweise bis zum Alter von 20 bis 22 Wochen (bei drei Impfungen) erfolgen.
- Die Impfserie muss vor Vollendung der 24. beziehungsweise 32. Lebenswoche abgeschlossen sein.
Die zweite beziehungsweise dritte Impfung kann zeitgleich mit den anderen Standardimpfungen im Säuglingsalter gegeben werden. Der Impfschutz hält für etwa zwei bis drei Jahre an – was gewöhnlich ausreicht, da die Erkrankung besonders für Säuglinge und Kleinkinder gefährlich ist.
Rotavirus-Infektion: Ursachen und Ansteckung
Rotaviren werden in sieben sogenannte Serogruppen (A-G) unterschieden: Vor allem Viren der sogenannten Serogruppe A führen weltweit zu schweren Darminfektionen, die in Entwicklungsländern häufig tödlich verlaufen.
Die Ansteckung mit den Erregern erfolgt fäkal-oral: Infizierte scheiden sie zunächst mit dem Stuhl aus (fäkal). Reinigen sich Betroffene nach dem Toilettengang die Hände nicht ausreichend, bleiben kleinste Stuhlreste an den Händen zurück und können so an Gegenstände wie Spielzeug oder Oberflächen gelangen.
Anschließend können sich andere Personen mit den Erregern infizieren, indem sie beispielsweise kontaminierte Gegenstände anfassen oder Händeschütteln. Fassen sich gesunde Menschen anschließend mit der Hand in den Mund, gelangen die Erreger in den Magen-Darm-Trakt (Schmierinfektion). Seltener befinden sich die Erreger im Wasser oder in Lebensmitteln.
Rotavirus: Wie erfolgt die Behandlung einer Infektion?
Bei einer Rotavirus-Infektion ist es besonders wichtig, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, der durch Durchfall und Erbrechen entsteht:
- In der Regel können Erwachsene den Flüssigkeitsverlust durch ausreichendes Trinken kompensieren.
- Bei Kindern kann jedoch eine Infusion im Krankenhaus notwendig sein, wenn sie nicht genug trinken wollen, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Eine Behandlung mit Mitteln gegen Viren (Virostatika) ist nicht möglich. Antibiotika (Mittel gegen Bakterien) helfen bei Virusinfektionen wie der Rotavirus-Gastroenteritis nicht.
Zuckerhaltige Getränke wie Cola sind für erkrankte Säuglinge und Kleinkinder ungeeignet. Dies hat folgenden Grund: Der enthaltene Zucker fördert die ohnehin schon durch den Durchfall gesteigerte Wasserabgabe aus dem Körper ins Darminnere. Das Kind trocknet so weiter aus. Außerdem verstärkt das in Cola enthaltene Koffein den bereits wegen des Brechdurchfalls bestehenden Kaliumverlust.
Diagnose einer Rotavirus-Infektion
Bereits die typischen Beschwerden, das Alter der Betroffenen (sehr jung oder über 60 Jahre) und etwa eine fehlende Impfung gegen Rotaviren legen die Diagnose einer Rotavirus-Infektion nahe – besonders, wenn auch andere Personen, etwa Kinder im Kindergarten infiziert sind. Allerdings gibt es zahlreiche andere Durchfallerkrankungen wie eine Norovirus-Infektion, die ähnliche Symptome bereiten, daher sind neben der Anamnese weitere Untersuchungen nötig.
Eine Infektion lässt sich am besten durch eine Stuhluntersuchung diagnostizieren. Dabei kann im Labor ein spezifisches Antigen mithilfe des sogenannten Enzym-Immun-Tests (EIA) nachgewiesen werden.
Aufwändiger ist der direkte Nachweis der Erreger mittels Elektronenmikroskopie, der jedoch selten durchgeführt wird.
Mit einer speziellen molekularbiologischen Methode, der Polymerase-Kettenreaktion (PCR), lässt sich außerdem der genaue Rotavirus-Typ ermitteln.
Verläuft eine Rotavirus-Infektion bei Kindern leicht, sollten sie lediglich mehr trinken als sonst, je nach Alter und vorheriger Kost Muttermilch, Säuglingsnahrung, ungesüßten Kräuter- oder Früchtetee oder Wasser. Soweit möglich, sollte das Kind normal gestillt werden oder essen – es ist nicht nötig auf eine spezielle Schon- oder Aufbaukost umzustellen oder längere Nahrungspausen einzulegen.
Ein drohender oder bestehender Wassermangel kann durch spezielle Elektrolylösungen ausgeglichen werden, die in der Apotheke erhältlich sind. Die*der Ärztin*Arzt stellt hierfür ein Rezept aus. Eltern sollten auf selbst hergestellte Mischungen aus Saft, Salz, Zucker und Wasser besser verzichten.
Rotavirus: Behandlung infizierter Erwachsener
Eine Rotavirus-Infektion verläuft bei ansonsten gesunden Erwachsenen auch ohne spezielle Therapie häufig unproblematisch – die Symptome bessern sich von selbst wieder und der Körper überwindet den Brechdurchfall ohne Medikamente. Erwachsene mit einer Rotavirus-Infektion müssen ebenso wie Kinder darauf achten, ausreichend zu trinken, zum Beispiel Mineralwässer oder ungesüßte Kräuter- und Früchtetees. In schwereren Fällen können sie sich Elektrolyt-Präparate aus der Apotheke besorgen (Wirkstoff Dinatriumhydrogencitrat).
Rotavirus: Verlauf einer Infektion
Eine Infektion mit dem Rotavirus kann von leichten Durchfällen bis hin zu schwersten Krankheitssymptomen reichen. Vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern sind schwere Verläufe möglich, da ihr Immunsystem noch nicht stark genug ausgebildet ist. Die größte Gefahr besteht darin, aufgrund des Flüssigkeitsverlusts durch den Durchfall und das Erbrechen auszutrocknen. Die Infektion dauert in der Regel zwei bis sechs Tage.
In Entwicklungsländern nimmt die Rotavirus-Infektion häufig einen drastischeren Verlauf: Hier versterben jedes Jahr zwischen 350.000 und 600.000 Kinder im Alter unter fünf Jahren an den Folgen. Die Sterberate in Deutschland liegt nur bei etwa 0,1 Prozent, wobei rund die Hälfte der infizierten Kinder stationär behandelt werden muss. Infizierte Erwachsene müssen in rund 20 Prozent der Fälle im Krankenhaus behandelt werden.
Wie lässt sich einer Rotavirus-Infektion vorbeugen?
Abgesehen von einer Rotaviren-Impfung ist es schwierig, einer Infektion vorzubeugen. Einfache Hygienemaßnahme sind oft wenig wirksam, da die Erreger sehr hygiene- und umweltresistent sind. Dennoch empfiehlt es sich, ein paar Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen:
Kontakt meiden: Idealerweise sollte der Kontakt zu Rotavirus-Infizierten gänzlich gemieden werden.
Händewaschen: Gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife ist nach jedem Toilettengang unerlässlich. Auch vor der Zubereitung von Mahlzeiten, vor dem Essen und nach dem Windelwechseln ist Händewaschen ratsam.
Hygiene im Badezimmer: Eigene Pflegeprodukte zu verwenden sowie regelmäßig Handtücher auf 60 Grad Celsius zu waschen, kann ebenso das Infektionsrisiko senken.
Textilien waschen: Auch Kleidung und Bettwäsche sollten regelmäßig gewechselt und auf möglichst hohen Temperaturen gewaschen werden.
Reinigung und Desinfektion: Um einer Infektion mit vorzubeugen, sollten Flächen wie Armaturen und Türgriffe gründlich gereinigt und desinfiziert werden.
Kochen: Seltener befinden sich die Erreger in Lebensmitteln. Da die Viren hitzeempfindlich sind, sollten Speisen auf mindestens 70 Grad Celsius erhitzt werden, um so einer Infektion vorzubeugen.
Ein infiziertes Kind darf Gemeinschaftseinrichtungen wie den Kindergarten so lange nicht besuchen, wie es ansteckend ist. Auch sollte es den Kontakt zu anderen Personen wie Großeltern, Bekannten und anderen Familienangehörigen in dieser Zeit meiden.
In Kliniken gelten besondere Hygienemaßnahmen bei Rotavirus-Infektionen wie das Tragen von Handschuhen und Desinfektionsmaßnahmen. Trotzdem zählen Rotavirus-Erkrankungen bei Säuglingen und Kleinkindern zu den häufigsten Darminfektionen, welche innerhalb des Krankenhauses übertragen werden (nosokomiale Infektion).