Mycoplasma Pneumoniae: Ärztin untersucht Kind
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Mycoplasma pneumoniae: Symptome, Spätfolgen und Therapie

Von: Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 08.10.2024

Mycoplasma pneumoniae ist ein Bakterium und gehört zur Gruppe der Mykoplasmen. Der Erreger ist ansteckend und wird über Tröpfcheninfektion übertragen. Eine Infektion kann eine Mykoplasmen-Pneumonie auslösen, eine spezielle Form der Lungenentzündung. Erfahren Sie, welche Symptome auftreten, was Spätfolgen sein können und wie die Therapie erfolgt.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Mycoplasma pneumoniae

Mykoplasmen sind eine Gruppe von sehr kleinen, zellwandlosen Bakterien, die verschiedene Infektionen beim Menschen auslösen können. Mycoplasma pneumoniae kann etwa Atemwegserkrankungen wie eine atypische Lungenentzündung verursachen.

Das Bakterium verbreitet sich durch Tröpfcheninfektion, beispielsweise beim Husten oder Niesen​.

Mycoplasma pneumoniae ist normalerweise ein bis zwei Wochen nach Beginn der Symptome ansteckend, kann aber auch schon einige Tage vorher übertragen werden. In manchen Fällen kann die Ansteckungsfähigkeit über einen längeren Zeitraum bestehen, insbesondere bei Personen, die nicht behandelt werden.

Ja, in seltenen Fällen können Komplikationen wie Lungenversagen, Herzprobleme oder neurologische Erkrankungen wie eine Enzephalitis auftreten, besonders bei älteren oder immungeschwächten Personen.

Was ist Mycoplasma pneumoniae?

Mycoplasma pneumoniae ist ein Bakterium aus der Familie der Mykoplasmen. Es handelt sich dabei um besonders anpassungsfähige Erreger, die im Gegensatz zu anderen Bakterien keine feste Zellwand besitzen. 

Dadurch sind die Bakterien in ihrer äußeren Form sehr flexibel und können unter Umständen auch Filter durchwandern, die Bakterien normalerweise eher nicht durchlassen. Mycoplasma pneumoniae siedelt sich hauptsächlich in den Atemwegen an und kann dort verschiedene Erkrankungen wie eine Bronchitis oder eine atypische Lungenentzündung auslösen. Diese verläuft oft milder als andere Formen der Lungenentzündung.

Häufigkeit

Eine durch Mykoplasmen ausgelöste Pneumonie kann alle Altersgruppen betreffen. Am häufigsten kommt sie jedoch bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen vor. Mykoplasmen sind für etwa 10 Prozent der Lungenentzündungen verantwortlich, die außerhalb des Krankenhauses erworben werden. 

Interessant zu wissen: Andere Mykoplasmenarten siedeln sich häufig im Körper an, ohne dabei Schaden zu verursachen. Dazu gehören etwa:

  • Mycoplasma hominis
  • Mycoplasma genitalium
  • Ureaplasma urealyticum

Als Kommensale ernähren sich diese Erreger von Nahrungsresten. Unter bestimmten Bedingungen, zum Beispiel bei immungeschwächten Personen, können die Bakterien jedoch Infektionen des Urogenitaltrakts (etwa eine Harnröhrenentzündung) hervorrufen.

Mycoplasma pneumoniae: Welche Symptome möglich sind

Nach einer Infektion mit Mycoplasma pneumoniae beträgt die Inkubationszeit meist 10 bis 20 Tage. Die Symptome entwickeln sich schleichend und sind häufig unspezifisch. Im Gegensatz zu typischen Lungenentzündungen, wie sie beispielsweise durch Pneumokokken verursacht werden, sind diese aber in der Regel weniger stark ausgeprägt. 

Häufige erste Beschwerden sind:

Manchmal treten zeitgleich auch Halsschmerzen und Ohrenschmerzen auf. Das häufige Husten kann dazu führen, dass sich die Muskeln im Bereich der Lunge verkrampfen und Brustschmerzen auftreten.

Etwa 10 Prozent der Kinder mit Mykoplasmen-Pneumonie bekommen einen Hautausschlag, der sich durch rote Flecken und kleine Erhebungen auszeichnet. Auch Haut- und Schleimhautläsionen werden als Symptome beobachtet.

Mycoplasma pneumoniae: Übertragung und Ansteckung

Der Krankheitserreger Mycoplasma pneumoniae wird durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen und gelangt so mit der Atemluft in die Atemwege, wo er sich in der Luftröhre, den Bronchien sowie deren Verzweigungen (Bronchiolen) an die Flimmerhärchen anheftet. 

Aufgrund der Art der Übertragung kommt es insbesondere an Orten, bei denen naturgemäß ein enger Kontakt zur erkrankten Person besteht, zur Verbreitung des Erregers. Solche Situationen finden sich zum Beispiel in Familien, Kindergärten, Schulen, Kinder- und Schülerheimen oder Wohngemeinschaften.

Mycoplasma pneumoniae: Verlauf und Spätfolgen

Die Mykoplasmen-Pneumonie verläuft in der Regel milder als Lungenentzündungen, die durch Pneumokokken oder Streptokokken verursacht werden. Meistens erholen sich Betroffene vollständig und Spätfolgen sind selten.

In wenigen Fällen kann es jedoch zu längerfristigen Beschwerden oder Komplikationen kommen, insbesondere bei älteren Personen oder Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Zu den möglichen Spätfolgen zählen:

  • chronischer Husten: Der Husten kann mehrere Wochen nach der akuten Infektion bestehen bleiben.

  • Asthma-ähnliche Symptome: In einigen Fällen können sich durch die Schädigung der Atemwege asthmatische Beschwerden entwickeln.

  • neurologische Komplikationen: Sehr selten treten Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis) oder des Rückenmarks auf.

  • Herz-Kreislauf-Probleme: Myokarditis (Herzmuskelentzündung) oder Perikarditis (Herzbeutelentzündung) können in seltene Folgen sein.

Die Immunität gegen den Erreger hält laut Fachleuten wenige Jahre an, sodass Reinfektionen möglich sind.

Mycoplasma pneumoniae: Wie erfolgt die Therapie?

Normalerweise heilt eine Mykoplasmen-Pneumonie von selbst aus. Ohne Therapie kann die Krankheit jedoch langwierig sein, weswegen viele Fachleute bei Erregernachweis eine Behandlung mit Antibiotika empfehlen. 

Die Therapie unterscheidet sich von der Behandlung anderer bakterieller Lungenentzündungen, da Mykoplasmen keine feste Zellwand besitzen. Dadurch sind bestimmte Antibiotika – zum Beispiel Penicilline oder Cephalosporine – unwirksam. Diese zielen auf die Zerstörung der Zellwand ab. 

Daher werden Antibiotika mit einem anderen Wirkmechanismus verordnet – etwa Doxycyclin oder Erythromycin. Letzteres kommt bei Kindern unter neun Jahren zum Einsatz. Normalerweise dauert die Therapie zwischen fünf und sieben Tagen. Schwere Infektionen erfordern jedoch mitunter eine längere Behandlung.

Betroffene sollten Bettruhe halten und auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Zusätzlich können fiebersenkende Mittel wie Paracetamol oder Ibuprofen sowie Hustenstiller die Symptome lindern. 

Mycoplasma pneumoniae: Diagnose der atypischen Lungenentzündung

Die Diagnose einer Infektion mit Mycoplasma pneumoniae kann aufgrund der oft unspezifischen Symptome eine Herausforderung darstellen. Der*die Arzt*Ärztin erfragt die genauen Beschwerden und führt eine körperliche Untersuchung durch. Beim Abhören der Lunge (Auskultation) fehlen häufig die klassischen Anzeichen einer Lungenentzündung, was eine erste Indikation für eine atypische Ursache sein kann.

Zur Diagnose stehen verschiedene Tests zur Verfügung, die eine präzise Erkennung des Erregers ermöglichen. Diese Tests helfen, zwischen einer Mykoplasmen-Infektion und anderen Atemwegserkrankungen zu unterscheiden.

  • DNA-Nachweis: Die gängigste Methode ist der PCR-Test, der das Erbgut des Erregers identifiziert und eine schnelle, präzise Diagnose ermöglicht. Üblicherweise erfolgt dazu ein Rachenabstrich.

  • Antikörpernachweis: Im Blut können spezifische Antikörper gegen das Bakterium nachgewiesen werden. IgM-Antikörper deuten auf eine frische Infektion hin. IgG-Antikörper sprechen für eine frühere oder länger zurückliegende Infektion.

Um das Ausmaß der Lungenentzündung zu beurteilen, kann eine Röntgenaufnahme der Lunge hilfreich sein.

Mycoplasma pneumoniae: Wie lässt sich einer Infektion vorbeugen?

Um einer Infektion mit Mycoplasma pneumoniae vorzubeugen, sind einfache, aber wirksame Maßnahmen wichtig, da der Erreger durch Tröpfcheninfektion verbreitet wird. Folgende Tipps helfen, das Infektionsrisiko zu minimieren:

  • regelmäßiges Händewaschen: Gründliches Händewaschen mit Seife ist eine der wichtigsten Schutzmaßnahmen, insbesondere nach Kontakt mit erkrankten Personen oder potenziell kontaminierten Oberflächen.

  • enge Kontakte mit infizierten Personen meiden: Da die Ansteckung durch Tröpfchen erfolgt, sollten direkte Kontakte mit infizierten Personen, wie z. B. in Schulen oder Haushalten, so gut wie möglich vermieden werden.

  • Hust- und Niesetikette: Das Bedecken von Mund und Nase beim Husten oder Niesen – am besten in die Armbeuge – reduziert die Verbreitung der Erreger in der Luft.

  • Gesundheit des Immunsystems fördern: Ein starkes Immunsystem kann vor Infektionen schützen. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige Bewegung fördern die Immunabwehr.