Eine junge Frau mit einer Tasse Tee in der Hand hält sich die aufgrund einer Zahnwurzelentzündung schmerzende Wange
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Zahnwurzelentzündung: Symptome, Ursachen und Behandlung

Von: Pauline Hahn (geb. Zäh) (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 30.10.2024

Zahnwurzelentzündungen kommen relativ häufig vor und gehen mitunter mit starken Zahnschmerzen einher. Früh erkannt, ist die Wurzelentzündung meist gut behandelbar und Symptome lassen sich erfolgreich lindern. Welche Behandlung ist nötig und helfen Hausmittel?

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Zahnwurzelentzündung

Bei einer Zahnwurzelentzündung ist das tief im Zahn liegende Zahnmark (Zahnpulpa) entzündet und unter Umständen geschädigt.

Typisches Symptom einer Zahnwurzelentzündung sind Zahnschmerzen, die zunächst nur kurz anhalten, etwa wenn der Zahn Kälte oder Wärme ausgesetzt ist. Mit Fortschreiten der Entzündung halten die Schmerzen oft länger an und sind mitunter pochend oder pulsierend.

Um eine dauerhafte Schädigung des Zahnmarks und eine Ausbreitung der Entzündung zu verhindern, ist es sinnvoll, beim Verdacht auf eine Wurzelentzündung baldmöglichst eine zahnärztliche Praxis aufzusuchen.

Eine Zahnwurzelentzündung heilt in der Regel nicht von allein aus. Ist die Wurzelentzündung noch nicht weit fortgeschritten, kann die Karies in der zahnärztlichen Praxis entfernt und die Löcher im Zahn gefüllt werden. Hat die Zahnwurzelentzündung bereits zu Schäden am Zahnmark geführt, sind gegebenenfalls eine Wurzelbehandlung oder Wurzelspitzenresektion notwendig.

Bleibt eine Zahnwurzelentzündung unbehandelt, kann das Zahnmark stark geschädigt werden und absterben. Auch ist es möglich, dass die Entzündung auf umliegendes Gewebe oder den Kieferknochen übergeht.

Was ist eine Zahnwurzelentzündung?

Der Aufbau eines Zahns lässt sich äußerlich betrachtet nach der Zahnkrone – dem sichtbaren Teil des Zahns – und der Zahnwurzel unterscheiden, die vom Zahnfleisch umgeben und fest im Kieferknochen verankert ist. Im Inneren eines jeden Zahns befindet sich die Zahnpulpa, auch Zahnmark genannt. Das ist eine weiche Schicht, die tief im Zahn in einem Hohlraum – der Pulpahöhle – liegt und Nerven sowie Blutgefäße enthält. Die Pulpa ist unter anderem dafür zuständig, den Zahn mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Kommt es zu einer Entzündung des Zahnmarks, liegt eine Pulpitis vor. Umgangssprachlich wird diese oft als Zahnwurzel- oder nur als Wurzelentzündung bezeichnet, da die Pulpa einen Teil der Zahnwurzel darstellt.

Die Zahnwurzelentzündung lässt sich in zwei Formen unterteilen:

  • reversible Pulpitis: die Entzündung ist noch nicht weit fortgeschritten und lässt sich durch eine Behandlung rückgängig machen, das Zahnmark bleibt erhalten
  • irreversible Pulpitis: hierbei ist das Zahnmark durch die Entzündung bereits stark geschädigt und kann nicht mehr gerettet werden

Die Zahnwurzelentzündung ist eine häufige Zahnerkrankung, die sich in vielen Fällen gut behandeln lässt.

Symptome einer Zahnwurzelentzündung

Eine Entzündung der Zahnwurzel zeigt sich in der Regel durch zunehmende Zahnschmerzen. Zu Beginn der Entzündung

  • äußern sich diese Schmerzen oft nur beim Essen, etwa von kalten oder süßen Speisen,
  • verschwinden nach wenigen Sekunden wieder und
  • lassen sich meist gut lokalisieren.

Ist die Zahnwurzelentzündung bereits fortgeschritten und das Zahnmark dauerhaft geschädigt,

  • reagiert der Zahn besonders empfindlich auf Wärme,
  • die Schmerzen sind oft pochend oder pulsierend und
  • halten mitunter über mehrere Minuten an, auch wenn der betroffene Zahn dem Reiz – zum Beispiel einer warmen Suppe – gar nicht mehr ausgesetzt ist.

Betroffenen fällt es in diesem Stadium oft schwer, den Schmerz einem bestimmten Zahn zuzuordnen. Auch das Zahnfleisch kann von der Entzündung betroffen sein und zum Beispiel beim Zähneputzen leicht zu bluten beginnen.

Als weiteres Symptom einer Zahnwurzelentzündung kann es zu einer Schwellung der Wange kommen. Dies deutet darauf hin, dass sich die Entzündung auf den Kiefer ausgebreitet und sich ein Abszess gebildet hat – eine abgekapselte Eitersammlung. Es ist möglich, dass nach einer schmerzhaften Phase die Symptome der Zahnwurzelentzündung plötzlich für einige Tage von allein verschwinden. Dies ist ein Hinweis darauf, dass der betroffene Nerv im Zahn abgestorben ist. Die Entzündung besteht jedoch weiterhin.

Zahnwurzelentzündung – mögliche Ursachen

Meist ist Karies der Auslöser für eine Pulpitis. Karies entsteht vor allem, wenn der häufige Konsum von süßen Lebensmitteln, übermäßiger Zahnbelag und eine unzureichende Mundhygiene zusammentreffen. Die damit einhergehenden Bakterien können tief in den Zahn, bis zum Zahnmark vordringen, dieses schädigen und dort eine Entzündung hervorrufen.

Neben Karies kommen jedoch – wenn auch seltener – noch weitere Ursachen für eine Zahnwurzelentzündung infrage:

  • eine Verletzung, beispielsweise ein früherer Schlag auf den Kiefer oder ein Sturz, bei dem das Innere des Zahns beschädigt wurde
  • eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontitis oder Parodontose), die auf die Zahnwurzel übergegangen ist
  • schief herauswachsende Weisheitszähne, die womöglich das Gewebe und die Wurzeln umliegender Zähne reizen
  • vorangegangene Zahnbehandlungen, bei denen der Zahn versehentlich beschädigt wurde, sodass Bakterien leichter in sein Inneres gelangen
  • feine Risse in den Zähnen – entstanden etwa durch Zähneknirschen oder das Kauen sehr harter Lebensmittel – über die Erreger in den Zahn finden und eine Zahnwurzelentzündung auslösen können

Wichtig: Um die Ursache einer Wurzelentzündung herauszufinden und behandeln zu können, ist eine gründliche zahnärztliche Untersuchung entscheidend. Die Pulpitis und ihre zugrunde liegenden Auslöser verschwinden meist nicht von selbst – auch wenn die Symptome der Zahnwurzelentzündung unter Umständen nachlassen.

Diagnose: Wie lässt sich eine Zahnwurzelentzündung feststellen?

Es empfiehlt sich, beim Verdacht auf eine Zahnwurzelentzündung möglichst zeitnah eine zahnärztliche Praxis aufzusuchen. Dort sollen die Patient*innen beispielsweise folgende Fragen beantworten:

  • Wie lange bestehen die Schmerzen schon und wie stark sind diese?
  • Lassen sich die Schmerzen lokalisieren? Wenn ja, wo genau liegen sie?
  • Wie fühlen sich die Schmerzen an (beispielsweise eher pochend, drückend oder ziehend)?
  • Sind die Schmerzen anhaltend oder verschwinden sie zeitweise?

Die Antworten auf diese Fragen geben der*dem Zahnärztin*Zahnarzt bereits erste Hinweise darauf, ob eine Zahnwurzelentzündung vorliegen könnte. Zusätzlich werden die Zähne beziehungsweise der Mundraum genau untersucht.

Untersuchungen bei Zahnwurzelentzündungen

Um den Zustand des Zahnmarks besser einschätzen zu können, ist es zudem möglich, die Empfindlichkeit eines Zahns zu testen. Dafür wird gezielt Hitze oder Kälte eingesetzt, um den Zahn zu reizen. Lässt der Schmerz nach wenigen Sekunden wieder nach, spricht das für eine reversible Pulpitis. Hält der Schmerz hingegen länger an oder tritt er auch ohne Reiz auf, könnte das Zahnmark bereits stark beschädigt sein und eine irreversible Zahnwurzelentzündung vorliegen.

Zudem lässt sich bei einer Zahnwurzelentzündung mit einem elektrischen Pulpatester prüfen, ob das Zahnmark bereits abgestorben ist. Dafür werden über ein kleines Gerät leichte elektrische Impulse an den Zahn abgegeben. Spüren Betroffene den elektrischen Reiz, ist das Zahnmark noch lebendig – eine Entzündung liegt eventuell aber dennoch vor.

Weiterhin kann eine Röntgenaufnahme des Kieferbereichs bei einer Zahnwurzelentzündung zum Einsatz kommen. Diese zeigt, ob sich die Entzündung womöglich auf den Kieferknochen ausgebreitet und diesen geschädigt hat.

Zahnwurzelentzündung: Ärztliche Behandlung und Hausmittel

Eine Zahnwurzelentzündung heilt in der Regel nicht von selbst aus. Es braucht daher eine entsprechende zahnärztliche Behandlung. Wie diese aussieht, hängt vor allem vom Fortschreiten der Pulpitis ab.

Behandlung bei reversibler Wurzelentzündung

Ist das Zahnmark noch nicht dauerhaft beschädigt, lässt sich die Wurzelentzündung meist relativ einfach behandeln. Die*der Zahnärztin*Zahnarzt entfernt mittels Bohrung von Karies befallene Stellen und setzt eine Füllung ein, um das Loch zu verschließen. Der Zahn bleibt vollständig erhalten und die Entzündung heilt aus. In manchen Fällen ist bis dahin zusätzlich die Einnahme von Antibiotika notwendig, um eine Ausbreitung der Infektion zu verhindern.

Behandlung bei irreversibler Wurzelentzündung

Ist die Zahnpulpa durch die Entzündung bereits anhaltend geschädigt, bedarf es einer aufwändigeren zahnärztlichen Behandlung. Ziel dieser ist, die bakterielle Infektion zu beseitigen und einen dichten Verschluss des Wurzelkanals herzustellen. Mögliche Verfahren dafür sind:

  • Wurzelkanalbehandlung (umgangssprachlich Wurzelbehandlung): Hierbei wird nach der Kariesbehandlung tiefer in den Zahn gebohrt und über eine Öffnung das geschädigte Zahnmark entfernt. Anschließend erfolgt eine gründliche Reinigung, antibakterielle Spülung und eventuell Erweiterung des Wurzelkanals, bevor dieser wieder mit einer speziellen Füllung verschlossen wird.

  • Wurzelspitzenresektion: Reicht die Wurzelkanalbehandlung nicht aus oder ist die Wurzelentzündung bereits sehr weit fortgeschritten, ist es nötig, die Wurzelspitze des entzündeten Zahnes zu kürzen. Während einer Operation werden Zahnfleisch und Knochenhaut durchtrennt, um an den Kieferknochen zu gelangen. Über diesen werden der darin verankerte Zahn beziehungsweise die Zahnwurzel gekürzt, geschädigtes Gewebe beseitigt und der Zahnwurzelkanal erweitert. Anschließend erfolgt ähnlich wie bei einer Wurzelbehandlung eine Reinigung des Wurzelkanalsystems und eine abschließende Füllung des Zahns.

Sollten bei fortgeschrittenen Formen der Pulpitis sowohl Wurzelbehandlung als auch Wurzelspitzenresektion nicht erfolgreich sein, ist es gegebenenfalls notwendig, den betroffenen Zahn vollständig zu entfernen. Dies ist jedoch selten der Fall.

Helfen Hausmittel bei einer Zahnwurzelentzündung?

Unter Umständen lindern Hausmittel bei einer Wurzelentzündung für kurze Zeit die Symptome. Wer beispielsweise von außen den Kiefer kühlt, kann eventuell Zahnschmerzen verringern. Manche Personen setzen bei einer Wurzelentzündung zudem auf Mundspülungen mit pflanzlichen Ölen oder das Kauen eines Kohlblattes. Solche Hausmittel sind jedoch zur Behandlung einer Zahnwurzelentzündung ungeeignet, da sie nicht die Ursache der Infektion beheben.

Verlauf einer Zahnwurzelentzündung

Bei der Zahnwurzelentzündung handelt es sich um eine ernst zu nehmende Erkrankung. Ist die Wurzelentzündung jedoch noch nicht zu weit fortgeschritten und das Zahnmark erhalten, ist sie durch eine entsprechende zahnärztliche Behandlung oft vollständig heilbar.

Bleibt die Wurzelentzündung jedoch unbehandelt oder besteht schon länger, sind die Schäden an der Pulpa nicht mehr rückgängig zu machen. Das Zahnmark stirbt ab und damit auch der Zahn, wodurch er ausfallen kann. Außerdem ist es möglich, dass sich ein Eiterabszess an der Zahnwurzel bildet. Die Zahnentzündung kann sich auf das umliegende Zahnfleisch, den Kieferknochen oder die Nebenhöhlen ausbreiten. Das führt wiederum zu weiteren Beschwerden und Schäden der jeweiligen Strukturen, die eine angepasste Behandlung benötigen.

Im schlimmsten Fall ist sogar eine lebensbedrohliche Blutvergiftung (Sepsis) als Folge der Zahnwurzelentzündung denkbar, wenn sich die Infektion auf den gesamten Körper ausbreitet. Damit solche Komplikationen möglichst nicht auftreten, ist es entscheidend, sich bei den Symptomen einer Zahnwurzelentzündung zeitnah in zahnärztliche Behandlung zu geben.

Prophylaxe: Lässt sich eine Zahnwurzelentzündung vorbeugen?

Die häufigste Ursache für eine Wurzelentzündung ist eine Karieserkrankung – und Karies lässt sich in vielen Fällen verhindern. Entscheidend ist vor allem eine gründliche Mund- und Zahnhygiene, diese umfasst:

  • das zweimal tägliche Zähneputzen, am besten für ungefähr drei Minuten
  • die Nutzung einer Zahnpasta mit Fluorid, die den Zahnschmelz stärkt
  • die tägliche Reinigung der Zahnzwischenräume mit speziellen Zahnzwischenraumbürsten oder Zahnseide
  • die regelmäßige Anwendung einer Mundspülung mit antibakterieller Wirkung

Auch durch eine angepasste Ernährung lässt sich das Kariesrisiko und so die Wahrscheinlichkeit einer Zahnwurzelentzündung reduzieren. Karies verursachende Bakterien brauchen Zucker für ihr Wachstum. Wer den Konsum von süßen Speisen verringert und zum Beispiel auf zuckerhaltige Getränke verzichtet, bietet den Bakterien so automatisch weniger Nährboden.

Wichtig sind außerdem regelmäßige zahnärztliche Kontrollen – mindestens einmal oder besser noch zweimal im Jahr. Bei diesen lassen sich eventuelle Veränderungen der Zähne feststellen und frühzeitig behandeln. Auch das trägt dazu bei, einer Entzündung der Zahnwurzel vorzubeugen.