Warzen besprechen: Funktioniert das?
Das Besprechen von Warzen hört sich nach Hokuspokus an, kommt aber auch heute noch zum Einsatz. Allein durch Worte und Rituale sollen die Hautwucherungen verschwinden. Warum Warzen durch diese Methode mitunter tatsächlich verschwinden, erfahren Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Warzen besprechen: Wie funktioniert das?
Warzen (Verrucae) werden durch Viren verursacht, meist humane Papillomaviren (HPV). Sie sind häufig schwer zu behandeln, denn gegen die Viren selbst lässt sich nichts tun. Die gutartigen Wucherungen können zwar beispielsweise mithilfe von Lasern oder Vereisung entfernt oder mit Salicylsäure behandelt werden. Allerdings kommen sie häufig wieder.
Das Besprechen der Warzen ist eine alte volkstümliche Methode, die allerdings auch heute noch vor allem in der alternativen Medizin angewendet wird. Dabei werden häufig bestimmte Sätze oder Reime wie "Warze alt. Warze kalt. Warze ab" wiederholt ausgesprochen oder gemurmelt. Hinzu kommen manchmal bestimmte Gesten oder Rituale wie das Einstreichen der Warzen mit Schneckenschleim, Kochsalzlösung oder Knoblauch. Auch Hypnose kommt mitunter zum Einsatz.
Suggestion soll das Immunsystem stimulieren
Die Idee dahinter: Durch einen neuropsychologischen Effekt sollen die positiven Gedanken, die den Betroffenen vermittelt werden, das Immunsystem aktivieren und auf die Warzen richten, damit es die Viren besser bekämpfen kann. Das Abwehrsystem spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und Ausbreitung von Warzen. Ist die körpereigene Abwehr intakt, kann sie die Virusinfektion häufig selbst bekämpfen, sodass die Hautwucherungen verschwinden.
Warzen besprechen: Ist das sinnvoll?
An der Universitäts-Hautklinik in Marburg wurde bei zehn Kindern eine Behandlung mittels Röntgenstrahlen simuliert. Bei dem Gerät wurde nur die Lüftung angeschaltet, es kam also nicht wirklich zum Einsatz. Bei 90 Prozent der kleinen Patient*innen verschwanden die Warzen. Studien mit ähnlichen Placebo-Methoden, etwa mit Hypnose wie an der Tulane Medical School of New Orleans, ergaben bei 41 Betroffenen eine Heilungsrate von 70 bis 80 Prozent.
Allerdings haben Warzen eine hohe Spontanheilungsrate. In bis zu 60 Prozent der Fälle heilen sie auch ohne Behandlung innerhalb von drei Monaten aus. Bei Kindern passiert dies häufig. Bei älteren und immungeschwächten Personen können Warzen dagegen über Jahre bestehen bleiben.
Warzen müssen meist nicht behandelt werden
Ob es also wirklich am Besprechen der Warzen liegt, wenn diese verschwinden, oder ob der Körper den Erreger schließlich selbst besiegt hat, ist nicht nachzuweisen. Allerdings gibt es gerade bei kleinen Kindern, die besonders häufig von Warzen betroffen sind, wenig Alternativen, weil Methoden wie Lasern oder Vereisen mitunter schmerzhaft sind.
Da die positive Suggestion durch Worte keine Nebenwirkungen hat, spricht zumindest nichts dagegen, es auszuprobieren. Schließlich kann das Besprechen der Warzen auch selbst zu Hause durchgeführt werden, und ist dann auch nicht mit Kosten verbunden.
Aus medizinischer Sicht müssen die Wucherungen nicht behandelt werden, solange sie nicht schmerzen oder sich aufgrund einer Immunschwäche stark ausbreiten. Sie sind allerdings potenziell ansteckend für andere Menschen. Zudem sollten Hautveränderungen ärztlich untersucht werden, um andere Hauterkrankungen auszuschließen.
Alternative zum Besprechen von Warzen
Seit einigen Jahren gibt es eine weitere schmerzlose und nebenwirkungsfreie Behandlungsmethode von Warzen. Diese eignet sich besonders für Kinder, bei denen gängige Methoden wie die Behandlung mit Salicylsäure nicht anschlagen: Das Bestrahlen der Warzen mit wassergefiltertem Infrarotlicht. Das tiefliegende Gewebe wird dabei erwärmt, aber nicht geschädigt. Das soll die Durchblutung und die körpereigene Abwehr in diesem Bereich verbessern.
Eine Studie zeigte einen Rückgang der Warzenfläche um 86 Prozent nach 18 Wochen bei der mit Infrarotlicht behandelten Gruppe. Bei der Kontrollgruppe, die mit normalem Licht bestrahlt wurde, ging die Warzenfläche um 31 Prozent zurück.
Es handelt sich dabei um eine sogenannte IGeL-Leistung. Das bedeutet: Die Kosten von rund 17 Euro pro Sitzung und die Untersuchungskosten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen nicht. Es sind mehrere Sitzungen nötig. Die Methode kommt auch in anderen Bereichen zum Einsatz, etwa bei der Wundheilung.
Letztlich gibt es jedoch keine Methode zur Entfernung von Warzen, die garantiert, dass die Wucherungen nicht zurückkehren. Häufig ist Geduld der entscheidende Faktor.