Eine Frau wandert in der Natur, Blick auf ihre Wanderschuhe
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Wanderkrätze – wenn Sport die Haut reizt

Von: Anna Besson (Medizinautorin und Biologin), Dagmar Schüller (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 24.04.2025

Die Wanderkrätze tritt typischerweise nach langen Wanderungen oder anderer körperlicher Dauerbelastung bei Hitze auf. Sie zeichnet sich durch einen rötlichen Hautausschlag an den Unterschenkeln aus. Mehr zu Symptomen, Ursachen und der Behandlung.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Wanderkrätze

Sie entsteht durch längere körperliche Belastung und Hitze, was den Druck in den kleinen Blutgefäßen der Beine erhöhen und zu kleinen Blutungen unter der Haut führen kann. In der Folge kann das Venensystem das Blut nicht schnell genug abtransportieren, was die Beschwerden verursacht.

Was ist Wanderkrätze?

Bei der Wanderkrätze handelt es sich um eine gutartige Erkrankung mit unbekannter Ursache. Vermutlich wird diese Entzündung der kleineren Blutgefäße (Vaskulitis) durch ungewohnte körperliche Anstrengung ausgelöst.

Die Wanderkrätze ist unter verschiedenen Namen bekannt: 

  • Pilgerkrätze
  • Purpura d’effort
  • belastungsinduzierte Purpura
  • anstrengungsinduzierte Vaskulitis

Als Purpura wird die typische Einblutung in die Haut bezeichnet. Dabei kommt es zu Hautveränderungen (Effloreszenzen) wie kleinen roten Punkten oder großen Flecken auf den Unterschenkeln beider Beine.

Frauen im mittleren Lebensalter sind häufiger von der Wanderkrätze betroffen – aber auch bei Kindern treten mitunter diese Effloreszenzen auf. In der Regel bedarf es bei diesem Hautausschlag keiner medizinischen Behandlung, da die Wanderkrätze oft von allein nach einigen Tagen abklingt.

Welche Symptome treten bei einer Wanderkrätze auf?

Bei der Wanderkrätze sind folgende Symptome möglich:

  • großflächige Rötung der Haut
  • Kapillarblutungen, sichtbar durch kleine rote Punkte (Petechien)
  • Quaddeln
  • Schwellungen
  • Schuppen
  • Juckreiz
  • Brennen
  • Parästhesien (Missempfindungen, wie Kribbeln oder Taubheit)

Diese Symptome treten meist an den Unterschenkeln auf. Allerdings können am Körper auch andere Hautareale betroffen sein wie Oberschenkel, Arme oder Oberkörper. Oft bleibt der Bereich, der vom Sockenbündchen abgedeckt ist, und die Füße frei von Rötungen.

Was verursacht eine Wanderkrätze?

Die Ursache für die Wanderkrätze ist wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Feingeweblich (histologisch) untersucht, weisen Gewebeproben von betroffenen Menschen jedoch eine leukozytoklastische Vaskulitis auf. Bei dieser Entzündung der kleineren Blutgefäße schädigen die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) das Gewebe, wodurch es zu Kapillarblutungen kommt – Blutungen, bei denen die feinsten Gefäße betroffen sind.

Auch wenn die Ursache für die Wanderkrätze noch nicht vollständig geklärt ist, sind Fachleuten begünstigende Umstände bekannt: Dazu zählen außerordentlich anstrengende und länger andauernde körperliche Aktivitäten wie

  • Marathon,
  • Bergsteigen,
  • Wandern,
  • Tanzen,
  • Radfahren oder
  • Schwimmen an heißen Tagen.

Dadurch kann es im Unterschenkel zu einer muskulären Überwärmung kommen. Gleichzeitig führt der erhöhte muskuläre Einsatz dazu, dass die Durchblutung der Unterschenkel stark zunimmt. Der Blutfluss aus den Arterien in die Muskulatur steigt um das bis zu 20-Fache an. Können sich die Venen nicht an diese höhere Belastung anpassen, werden die Kapillaren durchlässig, wodurch Blutzellen in das umliegende Gewebe gelangen.

Wie lässt sich Wanderkrätze diagnostizieren?

Oftmals lässt sich die Wanderkrätze bereits im Rahmen des ärztlichen Gesprächs abklären, beispielsweise wenn die betroffene Person nach einer kürzlich zurückliegenden anstrengenden Aktivität wie Wandern befragt wird. Dass der Hautbereich auf Höhe der Sockenmanschette von den Rötungen oft ausgespart bleibt, könnte ebenso ein Hinweis darauf sein, dass eine Wanderkrätze vorliegt.

Besteht der Ausschlag länger, bietet sich die feingewebliche Untersuchung der Haut an, um die Wanderkrätze von anderen Hauterkrankungen abzugrenzen. Dafür wird in der Praxis ein kleines Stück der Haut entnommen (Biopsie) und unter dem Mikroskop untersucht.

Auch durch eine Blutkontrolle lässt sich labortechnisch untersuchen, ob eine Entzündung im Körper oder eine Autoimmunerkrankung vorliegt, die für den Ausschlag verantwortlich sein könnte. Ein Ultraschall an den Beinen ermöglicht es, eine venöse Insuffizienz (Venenschwäche) auszuschließen.

Abgrenzung zu anderen Erkrankungen

Ein Hautausschlag an den Beinen nach starker körperlicher Belastung spricht meist für die gutartige Wanderkrätze. Dennoch ist es sinnvoll, bei ungewöhnlich starken Beschwerden, Schmerzen, Schwellungen oder wenn der Ausschlag länger anhält, Rat bei einer*einem Ärztin*Arzt einzuholen. So lassen sich andere, zum Teil ernstere Ursachen wie Thrombosen, Infektionen oder Allergien ausschließen.

Wie verläuft eine Wanderkrätze?

Die Wanderkrätze klingt in der Regel innerhalb weniger Tage ohne Behandlung ab, ohne dabei Hautverfärbungen zu hinterlassen. Allerdings können diese wiederkehren, wenn Betroffene wiederholt bei Hitze anstrengenden Aktivitäten nachgehen.

Wie sieht die Behandlung der Wanderkrätze aus?

Die Wanderkrätze bildet sich in der Regel innerhalb von zehn Tagen wieder zurück und muss nicht unbedingt medikamentös behandelt werden. Kommen doch Medikamente zum Einsatz, stehen unterschiedliche Wirkstoffe zur Verfügung. Um die Entzündung zu lindern, eignen sich nicht-steroidale Antirheumatika sowie äußerlich angewendetes Kortison.

Zusätzlich kann es sinnvoll sein, die Beine zu schonen und hochzulegen. Auch kalte Duschen verschaffen Erleichterung.

Lässt sich einer Wanderkrätze vorbeugen?

Möglicherweise ist es sinnvoll, an Tagen mit großer Hitze auf körperliche Anstrengung zu verzichten oder bei einer Wanderung auf Kompressionsstrümpfe oder Wandersocken mit etwas Kompression zurückzugreifen. Diese bauen von außen Druck auf die Beinmuskulatur auf und verhindern so, dass sich hier das Blut staut.

Um Wanderkrätze vorzubeugen, empfiehlt es sich, bei hohen Temperaturen auf leichte, atmungsaktive Kleidung zu achten. Spezielle Wandersocken, zum Beispiel temperaturregulierende Merinowollsocken sind besonders hautfreundlich, beugen Hitzestau vor und können helfen, die Entstehung von Wanderkrätze und anderen Hautreizungen zu verhindern.

Bei längeren Wanderungen sollte man regelmäßig Pausen einlegen und die Beine zwischendurch hochlagern. Bei ersten Anzeichen von Hautrötungen ist es sinnvoll, die Belastung zu verringern und der Haut Zeit zur Erholung zu geben.