Vorhofflimmern: Symptome, Ursache und Behandlung
Bei Vorhofflimmern schlägt das Herz unregelmäßig. Vor allem ältere Menschen sind von dieser Herzrhythmusstörung betroffen. Vorhofflimmern ist nicht unmittelbar lebensgefährlich. Unbehandelt drohen jedoch schwere Folgeschäden. Mögliche Symptome und welche Behandlung helfen kann, erfahren Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Vorhofflimmern
Ja, die Rhythmusstörung des Herzens kann gefährlich sein, da beispielsweise das Schlaganfallrisiko erhöht ist. Betroffene sollten sich deshalb ärztlich untersuchen und behandeln lassen.
Bei entsprechender Behandlung und ohne weitere Erkrankungen wirkt sich Vorhofflimmern in der Regel nicht negativ auf die Lebenserwartung aus. Unbehandelt oder bei Betroffenen mit weiteren Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist die Prognose in der Regel schlechter.
Nein, Vorhofflimmern lässt sich nicht selbst beenden. Betroffene sollten ärztlichen Rat einholen und sich stets an verordnete Behandlungsmaßnahmen halten.
Was ist Vorhofflimmern?
Vorhofflimmern ist eine Form von Herzrhythmusstörung, bei der die Weiterleitung elektrischer Reize im Herzen gestört ist. Die Folge: Das Herz schlägt unregelmäßig und schnell. Dadurch arbeitet es weniger effizient und kann nicht mehr ausreichend Blut durch den Körper pumpen. Vorhofflimmern ist nicht unmittelbar lebensbedrohlich, kann jedoch das Risiko für Herzschäden und Schlaganfälle erhöhen. Wichtig ist deshalb, die Erkrankung zu erkennen und zu behandeln.
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Besonders oft sind ältere Menschen betroffen. Etwa fünf Prozent der über 70-Jährigen und 10 Prozent der über 80-Jährigen leiden darunter.
Wie entsteht Vorhofflimmern?
Ein gesunder Herzrhythmus (sogenannter Sinusrhythmus) wird durch elektrische Impulse des Sinusknotens gesteuert. Dieser liegt wenige Zentimeter vor der rechten Herzkammer (Ventrikel) auf dem rechten Vorhof (Atrium). Am Übergang der Vorhöfe zu den Herzkammern liegt der sogenannte AV-Knoten (Atrioventrikularknoten). Dieser leitet die elektrische Erregung an die innere Muskulatur der Herzkammern weiter, die kontrahiert und letztlich einen Herzschlag erzeugt. Ein gesundes Herz pumpt im Ruhezustand mit etwa 60 bis 80 Schlägen pro Minute Blut durch den Körper.
Bei einem Vorhofflimmern gerät dieser Herzrhythmus aus dem Takt. Die elektrischen Erregungen im Herzvorhof sind gestört, was eine regelmäßige Reizausbreitung verhindert. Die Vorhöfe zittern unkontrolliert und "flimmern". Zudem erhöht sich die Frequenz auf mitunter mehr als 350 Schläge pro Minute.
Durch diese hohe Flimmerfrequenz entwickelt sich ein Vorhofstillstand: Die Vorhöfe können keine Pumpleistung mehr erbringen und die Herzkammern mit ausreichend Blut befüllen. Das Schlagvolumen der Kammern sinkt um rund 20 Prozent.
Formen von Vorhofflimmern
Fachleute teilen die Herzrhythmusstörung in drei Formen ein:
- anfallsartiges (paroxysmales) Vorhofflimmern, das maximal 48 Stunden lang dauert
- länger anhaltendes (persistierendes) Vorhofflimmern mit einer Dauer von mehr als 48 Stunden
- dauerhaftes (permanentes) Vorhofflimmern, das nicht mehr in den normalen Herzrhythmus übergeht
Unterschied: Vorhofflimmern und Vorhofflattern
Vorhofflimmern und Vorhofflattern sind Formen von Herzrhythmusstörungen. Das Flimmern wird durch unregelmäßige und unkoordinierte elektrische Signale in den Vorhöfen ausgelöst. Beim Vorhofflattern liegt ein schneller, aber regelmäßiger Rhythmus vor.
Vorhofflimmern: Symptome sind nicht immer spürbar
Schätzungen zufolge bereitet Vorhofflimmern bei jeder zweiten betroffenen Person keine oder nur schwach ausgeprägte Beschwerden. Insbesondere, wenn die Herzrhythmusstörung neu auftritt, fühlen sich Betroffene körperlich wenig belastbar.
Darüber hinaus sind folgende Symptome bei Vorhofflimmern möglich:
- Herzklopfen oder Herzstolpern
- beschleunigter, unregelmäßiger Puls (bis zu 160 Schläge pro Minute)
- Brustschmerzen (Angina pectoris)
- Atemnot
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Beklemmungs- und Angstgefühle
- Schwindel
- Benommenheit
- kurzzeitige Ohnmacht (Synkope)
Vor allem Menschen mit chronischem Vorhofflimmern bemerken häufig keine Symptome, da sich ihr Körper oft an die Rhythmusstörung anpasst. Kommt es zu starken Schwankungen der Herzfrequenz, sind die Beschwerden jedoch meist deutlich spürbar.
Vorhofflimmern: Symptome bei Frauen oft ausgeprägter
Betroffene Frauen mit Vorhofflimmern leiden häufig stark unter den Beschwerden und entwickeln Ängste und Sorgen. Die Krankheit wirkt sich oft deutlicher auf den Alltag aus, als es bei Männern der Fall ist. Insgesamt tritt die Herzrhythmusstörung jedoch häufiger bei Männern als bei Frauen auf.
Vorhofflimmern: Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen von Vorhofflimmern sind häufig krankhaft veränderte Herzmuskelzellen in den Vorhöfen. Diese stören die normale Erregungsleitung im Vorhofgewebe. Auch krankhaft vermehrtes Bindegewebe (Fibrose) oder eine Entzündung der Herzmuskelzellen des Vorhofs können ursächlich sein.
Folgende Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommen ebenso als Auslöser infrage:
- Herzklappenerkrankungen
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- koronare Herzkrankheit (KHK)
- Herzinfarkt
- Herzschwäche
- Vorhofvergrößerungen
- Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien)
Weitere mögliche Ursachen von Vorhofflimmern
Auch andere Erkrankungen und Risikofaktoren können Vorhofflimmern begünstigen. Dazu zählen:
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
- Diabetes mellitus
- chronisches Nierenversagen
- chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
- Übergewicht (Adipositas)
- Schlafapnoe-Syndrom
- Alkoholmissbrauch
- psychische Belastung wie anhaltender Stress
- genetische Veranlagung
In manchen Fällen bleibt die Ursache ungeklärt, was als idiopathisches Vorhofflimmern bezeichnet wird.
Wie erfolgt die Behandlung bei Vorhofflimmern?
Zur Behandlung von Vorhofflimmern können verschiedene Maßnahmen angewendet werden. Ziel ist es, die Beschwerden zu lindern und Folgen wie einen Schlaganfall zu verhindern. Ist die Ursache beispielsweise eine Schilddrüsenerkrankung, bessern sich durch die Therapie dieser Erkrankung meist auch die Rhythmusstörungen. Unterschieden wird in der Behandlung von Vorhofflimmern zwischen Frequenz- und Rhythmuskontrolle.
Behandlung mittels Frequenzkontrolle
Durch die Frequenzkontrolle versuchen Fachleute, den Puls zu senken. Das Vorhofflimmern bleibt dabei weiterhin bestehen. Zum Einsatz kommen hierfür Medikamente zur Herzfrequenzkontrolle wie
Rhythmuskontrolle: Therapie von Vorhofflimmern
Lindert die Frequenzkontrolle die Beschwerden nicht ausreichend, raten Ärzt*innen möglicherweise zu einer Rhythmuskontrolle. Ziel ist es, den Herzrhythmus zu stabilisieren. Hierfür kommt eine elektrische Kardioversion zum Einsatz. Die*der Ärztin*Arzt versucht dabei, durch einen starken elektrischen Impuls das Herz in den normalen Rhythmus zu versetzen. Die Behandlung wird unter Narkose im Krankenhaus durchgeführt.
Im Anschluss erhalten Patient*innen oftmals Medikamente, um erneutes Flimmern der Vorhöfe zu verhindern. Auch eine Katheterablation kann erfolgen. Bei der Ablation schieben Fachleute einen dünnen Schlauch (Katheter) über die Leiste bis zum Herzen. Mithilfe von Strom oder Kälte werden Zellen verödet, um die Reizweiterleitung zu unterbrechen. Ist der Herzschlag von Betroffenen zu langsam, kann unter Umständen im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs ein Herzschrittmacher eingesetzt werden.
Weitere mögliche Therapiemaßnahmen
Ein weiteres wichtiges Therapieziel ist die Schlaganfallvorbeugung. Hierfür können unterschiedliche Maßnahmen zum Einsatz kommen. Dazu zählt die Gabe von
- Acetylsalicylsäure,
- oralen Antikoagulanzien (Antikoagulation) oder
- Vitamin-K-Antagonisten wie etwa Phenprocoumon.
Diese Medikamente wirken blutverdünnend und sollen die Bildung eines Blutgerinnsels und damit eines Schlaganfalls verhindern.
Diagnose von Vorhofflimmern mittels EKG
Da die Herzrhythmusstörung häufig keine Symptome verursacht, wird sie oftmals zufällig bei Routineuntersuchungen entdeckt. Um eine sichere Diagnose zu stellen, werden im ärztlichen Gespräch zunächst Fragen zu möglichen Beschwerden, Vorerkrankungen und zur Familiengeschichte geklärt. Dann schließt sich eine körperliche Untersuchung an, bei der Puls und Blutdruck gemessen werden.
Darüber hinaus ordnen Fachleute weitere Kontrollen an, wie zum Beispiel:
Elektrokardiogramm (EKG): Durch ein EKG in Ruhe sowie unter Belastung und ein Langzeit-EKG für 24 Stunden können Herzströme erfasst und ein Vorhofflattern meist sicher festgestellt werden.
Blutuntersuchung: Verschiedene Blutwerte können Aufschluss darüber geben, ob etwa eine andere Krankheit wie eine Schilddrüsenerkrankung ursächlich ist.
Herzultraschall (Echokardiographie): Mittels Herzultraschall können Fachleute zum Beispiel die Herzklappenfunktion und Größe der Herzkammern beurteilen.
Verlauf und Prognose bei Vorhofflimmern
Grundsätzlich hängt die Prognose davon ab, wie lange die Rhythmusstörung vorliegt und ob weitere Erkrankungen bestehen. Beispielsweise ist bei Personen unter 65 Jahren bei guter medikamentöser Einstellung und ohne weitere Herzkrankheiten keine Auswirkung auf die Lebenserwartung zu erwarten.
Unbehandelt kann Vorhofflimmern jedoch zu schweren Folgeschäden führen, die sich negativ auf den Verlauf und die Prognose auswirken. Mögliche Komplikationen sind:
- Schlaganfall
- Herzschwäche
- Herzinfarkt
Wichtig: Auch symptomfreies Vorhofflimmern kann das Risiko für Komplikationen erhöhen. Deshalb sind regelmäßige ärztliche Kontrollen im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen wichtig.
Vorhofflimmern: Vorbeugende Maßnahmen
Der Rhythmusstörung lässt sich unter Umständen durch einige Maßnahmen vorbeugen. Wer Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck hat, sollte diese behandeln lassen. Erste Anzeichen wie Kurzatmigkeit oder Leistungsminderung sollten ärztlich abgeklärt werden. Darüber hinaus sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:
- Übergewicht abbauen
- regelmäßige Bewegung und Sport
- gesunde, ausgewogene Ernährung
- Verzicht auf Alkohol