Hände fangen Trinkwasser aus einem Hahn auf
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Typhus: Impfung, Symptome und Therapie

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 27.06.2023

Typhus und Paratyphus sind Krankheiten, die durch Salmonellen entstehen. Im Gegensatz zu anderen Salmonelleninfektionen, bei denen Magen-Darm-Beschwerden im Vordergrund stehen, macht sich Typhus jedoch typischerweise als Allgemeinerkrankung bemerkbar. An welchen Symptomen lässt sich die Krankheit erkennen und bei welchen Reisezielen ist eine Impfung sinnvoll?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Überblick: Typhus und Paratyphus sind durch Salmonellen hervorgerufene Infektionskrankheiten, wobei Paratyphus milder verläuft als Typhus.
  • Symptome: Die erste Krankheitswoche beginnt mit allgemeinen Symptomen wie Kopfschmerzen und erhöhter Temperatur. Ohne Antibiotikagabe folgen Fieber, schweres Krankheitsgefühl und Durchfall.
  • Übertragung: Die Bakterien werden mit dem Kot und Urin ausgeschieden und vor allem über Lebensmittel und Trinkwasser übertragen.
  • Impfung: Es existieren eine Schluckimpfung sowie eine Impfung, die per Spritze verabreicht wird.
  • Vorbeugung: In Endemiegebieten sollte nur abgekochtes Wasser getrunken und auf rohe oder nicht ausreichend erhitzte Speisen verzichtet werden.
  • Therapie: Gegen die verursachenden Bakterien helfen Antibiotika.
  • Diagnose: Die Diagnose erfolgt über den Nachweis der Erreger in Stuhl oder Blut oder über im Blut vorhandene Antikörper.
  • Verlauf: Unbehandelt verläuft Typhus in etwa zehn Prozent der Fälle tödlich. Paratyphus heilt in vier bis zehn Tagen meist folgenlos aus. Einige Menschen bleiben Dauerausscheider und somit ansteckend.

Was ist Typhus?

Typhus und Paratyphus sind meldepflichtige Infektionskrankheiten, die zwar durch Salmonellen entstehen, sich aber in ihrem Krankheitsbild klar von anderen Salmonellenerkrankungen (Salmonellosen) abgrenzen. Sie können sich auf den gesamten Körper auswirken, wohingegen bei anderen Salmonelleninfektionen Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall im Vordergrund stehen.

Unterschied zwischen Typhus und Paratyphus

Typhus (auch Bauchtyphus bzw. Typhus abdominalis genannt) ist eine fieberhafte Allgemeinerkrankung, die von dem Erreger Salmonella Typhi hervorgerufen wird. Sie kann unbehandelt schwerwiegend verlaufen und zum Tod führen. Der Name der Krankheit leitet sich vom griechischen Wort typhos ab, was so viel bedeutet wie "Dunst" oder "Nebel".

Paratyphus wird von dem verwandten Erreger Salmonella Paratyphi ausgelöst. Es kann ein ähnliches Krankheitsbild hervorrufen wie Typhus, die Erkrankung verläuft aber in der Regel milder.

Die Erreger der Erkrankungen sind zwar weltweit verbreitet, hierzulande jedoch selten. Besonders häufig treten die beiden Erkrankungen in Ländern mit unzureichenden hygienischen Bedingungen auf, vor allem in

  • Afrika,
  • Südamerika und
  • Südostasien.

Häufigkeit

Weltweit treten jährlich etwa 14 Millionen neue Fälle von Typhus und 5,5 Millionen Fälle von Paratyphus auf. In Deutschland ist Typhus sehr selten – im Jahr 2019 waren es 86 Fälle, 2020 waren es bedingt durch die Corona-Pandemie nur 26. Meist handelt es sich um importierte Fälle von nicht geimpften Fernreisenden. Die Häufigkeit von Paratyphus ist vergleichbar: Im Jahr 2019 gab es 36 Betroffene, 2020 waren es zehn.

Diese Typhus-Symptome sind typisch

    Bei Typhus sind die ersten Symptome wenig kennzeichnend und können einer Erkältung ähneln.

    Die erste Krankheitswoche beginnt mit

    Der ohne Behandlung anschließende typische Krankheitsverlauf des Typhus kommt in den Industrieländern gewöhnlich nicht mehr vor, da der frühe Einsatz von Antibiotika die Erkrankung bereits zu Beginn stoppt. 

    In der zweiten Krankheitswoche nehmen die Symptome zu:

    • Die Temperatur steigt auf Werte von 39 bis 41 Grad Celsius. Das Fieber kann in dieser Höhe bis zu drei Wochen fortbestehen.
    • Der Pulsschlag ist häufig verlangsamt.
    • Die Betroffenen fühlen sich schwer krank und sind oft benommen.
    • Die Zunge ist grau-weiß belegt, wobei die Spitze und die Ränder oft frei bleiben und hochrot erscheinen (Typhuszunge).
    • Leber und Milz sind vergrößert.

    Gegen Ende der zweiten Woche entwickelt sich in jedem dritten Fall von unbehandeltem Typhus ein typischer Hautausschlag. Die Symptome betreffen dabei hauptsächlich den Rumpf und seltener die Gliedmaßen: Kennzeichnend sind zarte, blassrote, etwa einen Millimeter große Hautveränderungen (Roseolen).

    In der dritten Krankheitswoche führt ein unbehandelter Typhus zu

    • erbsenbreiartigen Durchfall und
    • bewusstseinsgetrübten Zuständen (Delirium).

    In dervierten Krankheitswoche lassen die Symptome nach: Das Fieber sinkt wieder und es kommt zu stark schwankenden Temperaturen. Daran schließt sich eine lange Erholungsphase (Rekonvaleszenz) an.

    Paratyphus: Mildere Symptome

    Auch beim Paratyphus kann der gesamte Körper von der Erkrankung betroffen sein. Meistens verursacht die Erkrankung aber mildere Symptome als Typhus. Nicht selten ähneln die Beschwerden einer reinen Magen-Darm-Erkrankung mit:

    Inkubationszeit

    Bei Typhus und Paratyphus ist die Inkubationszeit verschieden – das heißt, es vergeht unterschiedlich viel Zeit, bis nach der Ansteckung die ersten Symptome auftreten:

    • Typhus hat eine variable Inkubationszeit, die 3 bis 60 Tage betragen kann. Im Mittel dauert es aber 10 Tage, bis die Krankheit ausbricht. Die Inkubationszeit ist von der Infektionsdosis abhängig und umso kürzer, je höher die primäre Keimzahl ist – und umgekehrt.

    • Paratyphus hat eine kürzere Inkubationszeit als Typhus: Hier vergehen nach der Ansteckung nur 1 bis 10 Tage bis zum Ausbruch der Erkrankung.

    Übertragung von Typhus

    Ursache für Typhus ist eine Infektion mit dem Bakterium Salmonella Typhi. Der Erreger kommt nur beim Menschen vor.

    Für Paratyphus kommen als Ursachen Infektionen mit Salmonella Paratyphi A, B oder C infrage. Die Erreger A und C sind praktisch nur in tropischen und subtropischen Ländern verbreitet, äußerst selten tauchen sie auch im Mittelmeerraum auf. B kommt dagegen auch in Europa vor.

    Die Erreger infizieren ebenfalls hauptsächlich den Menschen – allerdings sind Paratyphus-B-Erreger vereinzelt auch bei Haustieren zu finden.

    Trinkwasser und Nahrungsmittel sind Infektionsquellen

    Die Ansteckung erfolgt meist durch Trinkwasser oder Nahrungsmittel, die mit erregerhaltigem Stuhl oder Urin von infizierten Menschen kontaminiert sind. Die Bakterien überleben längere Zeit im Wasser und können sich zum Beispiel in Muscheln anreichern. Seltener übertragen sich die Erreger direkt von Mensch zu Mensch. Die Ansteckung erfolgt dann fäkal-oral, die Erreger gelangen aus dem Stuhl in den Mund. 

    Dauerausscheider

    Die Ausbreitung geschieht aber nicht nur durch Menschen mit akuten Symptomen – die wichtigste Infektionsquelle für Typhus sind sogenannte Dauerausscheider, die die Typhussalmonellen nach überstandener Krankheit weiterhin ausscheiden. Das ist bei etwa zwei bis fünf Prozent der Betroffenen der Fall. Dauerausscheider unterliegen der regelmäßigen Überwachung durch die Gesundheitsbehörden und dürfen zum Beispiel nicht in der Lebensmittelindustrie arbeiten.

    Unabhängig vom Übertragungsweg sind hohe Keimzahlen erforderlich, damit sich die Erkrankung entwickelt. Denn nur ein Teil der Salmonellen überlebt nach der Übertragung im Magen – die meisten sterben in dem sauren Milieu ab.

    Ungefähr eine Woche nach Ausbruch des Typhus oder Paratyphus sind die Betroffenen dann über ihren salmonellenhaltigen Stuhl ansteckend.

    Typhus: Impfung ist die beste Vorsorge

    Die als Reiseimpfung gegen Typhus empfohlene Schluckimpfung wirkt mindestens ein Jahr. Die Schutzimpfung per Spritze wirkt bis zu drei Jahre. Die Impfung sollte mindestens zwei Wochen vor Antritt der Reise erfolgen. In der Regel übernehmen die Reisenden die Kosten für die Impfung, einige Krankenkassen bezuschussen die Impfung jedoch zumindest. 

    Gegen Paratyphus steht hingegen kein wirksamer Impfstoff zur Verfügung. Studien zeigen jedoch, dass die Schluckimpfung auch einen gewissen Schutz vor Paratyphus bietet.

    Typhus: Lebendimpfstoff als Schluckimpfung

    Die aktive Schutzimpfung gegen Typhus mit einem oralen Lebendimpfstoff schützt rund 60 Prozent der Geimpften mindestens ein Jahr lang vor Typhus oder bewirkt zumindest einen leichteren Krankheitsverlauf: Diese Schluckimpfung ist auch als Reiseimpfung empfehlenswert. Sie besteht aus drei Impfkapseln, die nacheinander im Abstand von je zwei Tagen einzunehmen sind.

    Typhus: Totimpfstoff als Spritze

    Außerdem steht ein Impfstoff zur Verfügung, der einmalig per Spritze verabreicht wird und der bei rund 60 Prozent der Geimpften bis zu drei Jahre lang gegen Typhus wirkt. Dann ist (bei Bedarf) eine Auffrischung nötig.

    Wer braucht eine Typhus-Impfung?

    Die Typhus-Impfung ist empfehlenswert für Menschen, die in Länder mit mangelnden hygienischen Bedingungen und schlechter Trinkwasserqualität reisen. Das gilt insbesondere für Abenteuer- und Rucksackreisende, die Asien, Afrika oder Südamerika besuchen. Vor allem Indien, Nepal, Bangladesch, Pakistan und Afghanistan sind Risikogebiete.

    Typhus-Impfung: Nebenwirkungen

    Nach Einnahme der Schluckimpfungen sind vor allem Magen-Darm-Beschwerden wie

    • Übelkeit,
    • Erbrechen und
    • Durchfall

    möglich. 

    Nach der Injektion des Impfstoffs sind

    mögliche Nebenwirkungen.

      Vorbeugende Maßnahmen gegen Typhus

      Auch für Menschen, die gegen Typhus geimpft sind, sind die folgenden vorbeugenden Maßnahmen vor allem beim Aufenthalt in einem der typischen Verbreitungsgebiete empfehlenswert:

      • nur abgekochtes Wasser trinken
      • rohe oder nicht ausreichend erhitzte Speisen wie Salat, Meeresfrüchte, ungeschältes Obst und Fruchtsaft meiden
      • im Umgang mit Lebensmitteln allgemein auf ausreichende Hygiene achten.

      Thyphus: So erfolgt die Behandlung

      Gegen Typhus und Paratyphus kommen Antibiotika zum Einsatz – dabei gilt: je früher, desto besser! Die Medikamente sind über einen Zeitraum von 5 bis 14 Tagen einzunehmen. Die Erreger sollten auf ihre Empfindlichkeit gegenüber verschiedener Antibiotika getestet werden, da immer mehr Resistenzen auftreten.

      Zur Behandlung von Typhus und Paratyphus besonders geeignet sind

      Gleichzeitig zur Antibiotika-Behandlung ist es sowohl bei Typhus als auch bei Paratyphus notwendig, den Wasser- und Mineralstoffhaushalt auszugleichen und die Kreislauffunktionen zu überwachen.

      Hygiene ist wichtig

      Um zu verhindern, dass sich die Erkrankung ausbreitet, ist während der Therapie außerdem sorgfältige Hygiene notwendig – das bedeutet zum Beispiel:

      • Kontakte zu anderen Menschen so weit wie möglich einzuschränken.
      • die Wäsche zu desinfizieren und eine strenge Handhygiene einzuhalten.

      Trotz angemessener Antibiotika-Therapie ist es möglich, dass die erkrankte Person die Erreger nach überstandener Infektion weiterhin ausscheidet. Für solche Dauerausscheider ist eine vierwöchige Behandlung mit Ciprofloxacin oder auch eine 2-wöchige Einnahme von Ceftriaxon empfehlenswert.

      Sowohl bei Typhus als auch bei Paratyphus ist häufig eine Therapie im Krankenhaus erforderlich. 

      Diagnose: Wie wird Typhus festgestellt?

      Bei Typhus und Paratyphus gelingt die richtige Diagnose anhand der ersten Krankheitszeichen nur selten: Oft werden die Beschwerden zunächst mit einem grippalen Infekt verwechselt.

      Wenn jedoch über vier Tage lang hohes Fieber unklarer Ursache besteht, ist es nach einem Aufenthalt in Ländern mit hoher Infektionsrate ratsam, an Typhus oder Paratyphus zu denken.

      Bei einer Blutuntersuchung sind folgende Anzeichen typisch:

      • hohe Entzündungswerte
      • eine geringe Anzahl an weißen Blutkörperchen
      • Fehlen von eosinophilen Blutkörperchen, einer speziellen Form der weißen Blutkörperchen

      Um Typhus oder Paratyphus sicher zu diagnostizieren, gibt es zwei Möglichkeiten:

      • Den Nachweis der Erreger selbst oder
      • den Nachweis von Antikörpern gegen die Erreger.

      Erregernachweis in Stuhl oder Blut

      Zu Beginn der Erkrankung ist es noch möglich, die ursächlichen Bakterien der Gattung Salmonella direkt im Stuhl nachzuweisen. In der ersten und zweiten Krankheitswoche gelingt dieser direkte Erregernachweis dann nur noch über eine Blutprobe, aus der man die Salmonellen in einer Blutkultur anzüchtet. Voraussetzung ist jedoch, dass die Betroffenen noch keine Antibiotika eingenommen haben. Mit dem Ende der zweiten Krankheitswoche gelingt dann meist wieder der Nachweis im Stuhl. Auch in Knochenmark und Urin können sich die Erreger nachweisen lassen.

      Nachweis von Antikörpern

      Bei einer Infektion bildet der Körper Antikörper gegen die Erreger. Daher kann auch der Nachweis solcher Antikörper im Blut dazu beitragen, die Erkrankungen zu diagnostizieren. Dies ist jedoch erst spät im Krankheitsverlauf möglich.

      Zur Nachkontrolle wird der Stuhl auf die Erreger hin untersucht, bis drei Proben in Folge negativ sind.

      Wie gefährlich ist Typhus?

      Typhus kann unbehandelt in etwa zehn Prozent der Fälle tödlich verlaufen. Die Prognose ist dabei abhängig vom Alter sowie vom Immun- und Ernährungszustand der Betroffenen. Wenn rechtzeitig Antibiotika zum Einsatz kommen, ist die Prognose jedoch gut: Die Sterblichkeit liegt dann unter einem Prozent.

      Paratyphus gleicht einem leichten bis mittelschweren Typhus. Rückfälle und Komplikationen sind selten, die Prognose ist gut. Die Dauer der Erkrankung beträgt vier bis zehn Tage.

      Wer einen Typhus oder Paratyphus überstanden hat, ist anschließend etwa ein Jahr lang relativ immun gegen die jeweiligen Erreger. Nur eine erneute Infektion mit einer hohen Dosis an Erregern kann im Verlauf dieses Jahres eine Neuerkrankung hervorrufen.

      Komplikationen

      Da Typhus im Unterschied zu Paratyphus unbehandelt einen schwereren Verlauf nimmt, ist hier auch das Risiko für Komplikationen höher. Das gilt vor allem für Kinder unter einem Jahr. Zu den möglichen Komplikationen gehören:

      • schwere Darmblutungen,
      • Darmgeschwüre, die selten einen Darmdurchbruch mit anschließender Bauchfellentzündung verursachen können,
      • Entzündungen der verschiedensten Organe und Gewebe (z. B. Herz, Hirnhaut, Lunge, Knochen) infolge einer Verschleppung der Erreger mit dem Blutstrom,
      • Entzündungen der ableitenden Harnwege und besonders der Gallenwege durch ausgeschiedene Typhussalmonellen,
      • Thrombosen und
      • Lungenembolien.