Trichterbrust (Pectus excavatum): Symptome und Behandlung
Die Trichterbrust ist eine angeborene Deformierung des Brustkorbs. Dabei sinkt das Brustbein und der untere Rippenbögen nach innen ein, wobei die Form einem Trichter ähnelt. Die Erkrankung Pectus excavatum betrifft in der Mehrzahl Jungen und zählt zu den häufigsten angeborenen Deformitäten der Brustwand. Mehr zu den Behandlungsverfahren.
Zusammenfassung
- Definition: Ein angeborener, deformierter Brustkorb, der trichterförmig nach innen in Richtung Wirbelsäule einsinkt.
- Symptome: In den meisten Fällen bestehen keine Symptome, jedoch oft kosmetisches Problem und deshalb psychisch belastend. Bei starker Ausprägung Probleme mit körperlicher Leistungsfähigkeit möglich.
- Ursachen: Noch nicht abschließend geklärt; oftmals Probleme im Wachstum der Rippenknorpel und Knochen im Brustkorbbereich.
- Behandlung: Physiotherapie und konservative Therapie mit einer Saugglocke; chirurgische Korrektur bei starker körperlicher Einschränkung.
- Diagnose: Blickdiagnose, Röntgen des Brustkorbs, Untersuchungen der Lungen und des Herzens.
- Verlauf und Prognose: Zeigt sich oft im ersten Lebensjahr; Beschwerden können sich durch Wachstum verstärken; gute Prognose bei rechtzeitiger Behandlung.
Was ist eine Trichterbrust?
Bei einer Trichterbrust ist der Brustkorb nach innen in der Form eines Trichters eingesunken. Warum es zu einer Trichterbrust kommt, ist unklar, allerdings lassen sich familiäre Häufungen der Erkrankung beobachten. Die angeborene Fehlbildung zeigt sich in einer Störung des Knorpel- und Knochenwachstums im unteren Brustbereich.
Eine Trichterbrust tritt bei etwa einem bis acht von 1.000 Kindern auf. Beschwerden verursacht sie eher selten. Es kann aber sein, dass Betroffene gerade beim Sport über Herz- und Atembeschwerden klagen, da die Organe durch den eingeengten Brustraum weniger Platz haben. Sehr häufig leiden Patient*innen seelisch darunter, weil sie sich wegen der optischen Fehlbildung in ihrem Selbstwert beeinträchtigt fühlen und deshalb Sport-, Bade-, Strand- und Schwimmsituationen möglichst vermeiden.
Symptome der Trichterbrust
Eine Trichterbrust ist meist schon beim Neugeborenen zu erkennen, im Laufe des Wachstums wird die Deformität immer deutlicher sichtbar. Medizinisch wird sie als gesundheitlich eher unbedenklich eingestuft. Wirkliche Beschwerden verursacht eine Trichterbrust selten. Bei Belastungen können Probleme auftreten, ragt der Trichter tief in den Brustraum hinein, kann es zu Schmerz- oder Stichgefühlen beim Liegen kommen.
Betroffene fühlen sich wegen der Deformierung oft unwohl und stigmatisiert. Infolgedessen haben sie sich oftmals eine Fehlhaltung angewöhnt, um mit einem Rundrücken und hängenden Schultern die Fehlbildung zu verbergen. Das wiederum kann zu Muskelschwäche im Brust- und Rückenbereich führen und sekundäre Beschwerden wie Verspannungen und Muskelverkürzungen verursachen. Die psychische Belastung ist daher höher zu werten als der körperliche Befund.
Ursachen der Trichterbrust
Damit sich der Brustkorb beim Atmen bewegen und dehnen kann, sind die Rippenknochen durch Knorpelgewebe mit dem Brustbein verbunden. Bei einer Trichterbrust weisen diese Rippenknorpel und das Knochengewebe in dem Bereich Schädigungen auf. Die genaue Ursache ist bisher noch nicht entdeckt, aber es besteht eine genetische Veranlagung für die Gewebedeformationen.
Die Ursachen der Trichterbrust der Frau wie des Mannes sind gleich. Im Geschlechterverhältnis kommen vier bis fünf Jungen und nur ein Mädchen mit Trichterbrust zur Welt. Bei Mangelversorgung ist sie eine Folge von akutem Vitamin-D-Mangel (Rachitis). Die Trichterbrust kann bei Frauen und Männern, aber auch als Folgeerscheinung anderer Erkrankungen entstehen:
- Skoliose: Die Wirbelsäule ist zur Seite hin verkrümmt und beeinträchtigt den Brustkorb.
- Marfan-Syndrom: Die erbliche Bindegewebserkrankung führt neben der Trichterbrust zu überdehnbaren Gelenken oder Herzklappenfehlern.
- Poland-Syndrom: Brustmuskel und Brustdrüse sind fehlgebildet, was die Ausbildung einer Trichterbrust zur Folge haben kann.
- Fetales Alkoholsyndrom: Alkohol in der Schwangerschaft schädigt den Embryo, neben den typischen Merkmalen im Gesicht kann auch eine Trichterbrust Folge des mütterlichen Konsums sein.
Therapie der Trichterbrust[Therapie]
Zur Behandlung der Trichterbrust gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten:
- konservative Methoden: Physiotherapie, Sport, Saugglocke
- operative Methoden: minimalinvasive OP nach Nuss, offenes Verfahren nach Ravitch, Implantate
Konservative Behandlungsmethoden der Trichterbrust
Grundsätzlich wird im Kindesalter noch nicht operiert, sondern erst einmal der Erfolg der konservativen Maßnahmen abgewartet. Gerade in der Wachstumsphase kann man mit Physiotherapie und täglichen Übungen viel Einfluss nehmen, einer Fehlhaltung entgegenzuwirken und die Ausdehnung des Brustkorbs zu verbessern. Dazu werden gezielt Rückenmuskulatur und Brustmuskeln gestärkt.
Auch Sportarten wie Schwimmen und Joggen beeinflussen den Brustkorb positiv. Für die regelmäßige, meist jahrelange Physiotherapie brauchen Patient*innen Disziplin, Ausdauer und Geduld, denn die Erfolge stellen sich nicht von heute auf morgen ein.
Ein weiteres, konservatives Behandlungsverfahren ist die Saugglocke. Dazu wird eine Silikonglocke auf die Brust aufgesetzt und ein Unterdruck erzeugt, der mit der Zeit dafür sorgt, dass der Brustkorb sich hebt. Der Vorteil der Methode ist, dass sie schon bei Kindern angewendet werden kann, sie kommt aber auch noch im Erwachsenenalter als mögliches Verfahren infrage.
Der Nachteil ist, dass man Durchhaltevermögen braucht, denn die Saugglocke muss gut zwei Jahre getragen werden, eine bis mehrere Stunden täglich. Sie lässt sich unter der Kleidung platzieren und stört auch beim Sport nicht. Die Saugglocke wird im Sanitätshaus angepasst, in manchen Fällen übernimmt die Krankenkasse anfallende Kosten. Das mechanische Anheben des Brustkorbes muss unbedingt durch entsprechende Physiotherapie unterstützt werden, damit der gesamte Halteapparat sich mit der Zeit anpassen kann.
Operative Behandlungsmethoden der Trichterbrust
Heute wird in der Regel mit der MIRPE (Minimally invasive repair of pectus excavatum) – Methode nach Nuss operiert. Nach dem Ende der Wachstumsphase ist dafür der ideale Zeitpunkt, aber auch bei Erwachsenen ist der Eingriff noch möglich. Bei diesem Verfahren wird ein langer, gebogener, starker Metallbügel unter den Trichter geschoben und an den Rippen fixiert. Der Bügel hebt so das Brustbein an und hält es in der gewünschten Position.
In der ersten Zeit nach der OP ist eine intensive Schmerzbehandlung notwendig, weil der Bügel die Rippen in eine neue Haltung zwingt. Wenn diese ersten Anpassungsschwierigkeiten vorbei sind, merken Patient*innen meist nichts mehr. Etwa nach zwei oder auch erst drei Jahren wird der Bügel mit einem weiteren Eingriff entfernt. Der Brustkorb hat sich dann in der gewünschten Stellung gefestigt.
Ein weiteres OP-Verfahren ist die offene chirurgische Trichterbrustkorrektur nach Ravitch, die aber nur noch bei massiven Fehlbildungen angewendet wird. Hierbei ist ein großer Schnitt notwendig. Brustbein und Knorpel werden dann durchtrennt und in der korrigierten Form wieder zusammengefügt. Es kann notwendig sein, zur Stabilisierung noch Metallimplantate einzufügen, die ebenfalls später wieder entfernt werden.
Ist die Trichterbrust nicht stark ausgeprägt, dann kann auch ein spezielles Implantat helfen. Gerade, wenn die Trichterbrust einer Frau ein eher kosmetisches als medizinisches Problem darstellt, kann ein Brustimplantat aus Silikon die richtige Wahl sein. Die Implantate aus medizinischem Silikonkautschuk verbleiben lebenslang im Körper, sie werden maßgefertigt und unter dem Muskel platziert, sodass optisch nichts davon zu sehen ist.
Man muss jedoch bedenken, dass ein Brustimplantat bei der Trichterbrust ein rein kosmetischer Eingriff ist, der an der Fehlbildung nichts verändert. Außerdem sollte man die Operation nur von einem ausgewiesenen plastischen Chirurgen*in machen lassen.
Diagnose der Trichterbrust
Eine Trichterbrust kann relativ einfach mit der Blickdiagnose festgestellt werden. Das geschieht bei den Vorsorgeuntersuchungen im Baby- und Kindesalter. Von der Kinderarztpraxis werden Betroffene weiter an die Kinderchirurgie verwiesen. Erwachsene können sich direkt an eine Thoraxchirurgie wenden. Bei der Diagnostik wird der Befund im ersten Schritt mit Fotografien aus verschiedenen Winkeln dokumentiert und vermessen. Dann muss untersucht werden, ob die Fehlbildung innere Organe beeinträchtigt. An Untersuchungsverfahren gibt es:
- Röntgen des Brustkorbs
- Spirometrie (Lungenfunktionstest) in Ruhe und unter Belastung
- Magnetresonsantztomographie (MRT) des Brustkorbs
- Echokardiografie (Ultraschall des Herzens)
- Elektrokardiogramm (EKG)
- Blutuntersuchung
Verlauf, Prognose, Nachsorge der Trichterbrust
Die Trichterbrust stellt kein ernsthaftes, gesundheitliches Risiko dar und wird in der Regel meist aus psychischen und kosmetischen Gründen behandelt. Das Krankheitsbild verändert sich auch nicht im Laufe der Jahre, nur die Begleiterscheinungen wie schlechte Körperhaltung und daraus entstehende Beschwerden können sich verschlimmern.
Mit regelmäßigen, gymnastischen Übungen kann man hier vorbeugen. Die Behandlungsmöglichkeiten der Trichterbrust sind gut. Man sollte sich dafür an eine Thoraxchirurgie oder an eine plastische Chirurgie mit entsprechender Erfahrung auf dem Gebiet wenden.
Nach der operativen Trichterbrustkorrektur als auch nach dem Einsetzen eines Implantats müssen sich Patienten*innen circa drei Monate schonen, danach ist wieder alles an Bewegung möglich. Eine gezielte Physiotherapie sollte die operative Behandlung immer ergänzen. Wenn später der Bügel entfernt wird, gilt es nichts zu beachten. Der mit der Operation erreichte Zustand bleibt auch stabil.