Eine Frau sitzt verzweifelt an einer Wand, ihr Gesicht in die Hände gestützt
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Trauma: Symptome, Arten und Ursachen

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 07.03.2024

Ein Trauma ist eine Verletzung, die durch Gewalteinwirkung von außen entsteht. Es kann sowohl seelischer als auch körperlicher Natur sein. Mehr über die Definition eines Traumas, wie es sich äußert und was man dagegen tun kann, lesen Sie hier.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Trauma

Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf ein traumatisierendes Erlebnis. Häufig fühlen sich die Betroffenen hilflos und überwältigt. Manche Personen haben Angst und sind unruhig, andere scheinbar erstarrt und wie betäubt. Körperlich kann sich das in Form von Schwitzen, Blässe, Herzrasen und flacher Atmung zeigen.

In einer akuten traumatischen Situation ist es wichtig, die betroffene Person zunächst körperlich gut zu versorgen, sie zum Beispiels zu verarzten, sie zuzudecken oder ihr Wasser oder Taschentücher zu reichen. Helfende sollten zudem für eine ruhige Umgebung sorgen und Sicherheit vermitteln, also etwa geduldig und ruhig mit der Person sprechen und Augenkontakt halten.

Eine akute Belastungssituation hält in der Regel einige Stunden bis Tage an. Manche Menschen erholen sich etwa nach 14 Tagen vollständig von dem Erlebten. Andere haben anhaltende Probleme. Manchmal tritt die Belastungsreaktion auch erst Jahre nach dem Trauma in Erscheinung, vor allem, wenn es sich über einen längeren Zeitraum hingezogen hat. 

Definition: Was ist ein Trauma?

Der Begriff Trauma stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Wunde". Traumata können sowohl seelischer als auch körperlicher Natur sein. In beiden Fällen bedroht ein Trauma die Unversehrtheit eines Menschen. 

Ein körperliches Trauma kann zum Beispiel ein Unfall sein, bei dem sich jemand Knochen gebrochen hat. Ein seelisches Trauma ist eine überwältigende Erfahrung, die sehr belastend ist und Angst, Kontrollverlust und ein Gefühl von Hilflosigkeit zur Folge hat.

Fachleute unterscheiden:

  • Typ-1-Traumata: Einmalige, plötzliche Erlebnisse wie ein schwerer Unfall
  • Typ-2-Traumata: Sich wiederholende oder andauernde Erlebnisse wie Misshandlungen

Psychische Traumata können zunächst eine akute Belastungsstörung und schließlich eine Traumafolgestörung wie die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) nach sich ziehen.

Was ist ein körperliches Trauma?

Ein körperliches Trauma bezeichnet jede Verletzung, die durch äußere Gewalt am lebenden Gewebe entsteht.

Die Gewalteinwirkung kann

  • mechanisch (etwa bei einem Autounfall),
  • chemisch (etwa bei Verätzungen),
  • strahlenbedingt (z. B. bei Reaktorunfällen)
  • oder thermisch (bei Verbrennungen oder Erfrierungen) sein.

Ein Trauma wird in der Regel nach dem Ort am Körper benannt, an dem sich die Verletzung befindet. Beispiele sind das Schädel-Hirn-Trauma oder das Wirbelsäulentrauma.

Kategorien körperlicher Traumata

Traumata werden außerdem kategorisiert nach ihrem Ausmaß:

  • Ein Monotrauma ist eine nicht lebensbedrohliche Einzelverletzung. Das kann zum Beispiel ein Knochenbruch sein.

  • Ein Barytrauma ist eine lebensbedrohliche Einzelverletzung. Das kann zum Beispiel ein schweres Schädel-Hirn-Trauma oder eine Organverletzung sein.

  • Ein Polytrauma betrifft mehrere Körperbereiche und Verletzungen, wie es zum Beispiel nach einem schweren Verkehrsunfall auftritt.

  • Ein Mikrotrauma entsteht durch unterschwellige Gewalteinwirkung, zum Beispiel auf Gelenke oder Muskeln. Wiederholt sich dies, etwa bei dauerhafter Fehl- oder Überbelastung, können Schäden wie Ermüdungsbrüche auftreten.

  • Ein Bagatelltrauma ist eine geringfügige Verletzung ohne hohen Krankheitswert, etwa bei Schürfwunden.

Was ist ein seelisches Trauma?

Ein psychisches Trauma ist eine erschütternde Erfahrung, die noch lange nachwirkt. Das kann ein einmaliges Erlebnis wie ein Unfall sein, eine schwere Erkrankung, ein Überfall, Erlebnisse im Krieg, eine Vergewaltigung, ein Verlust oder die Erfahrung einer Naturkatastrophe. Ebenso können sich wiederholende Erlebnisse wie sexueller Missbrauch oder Vernachlässigung im Elternhaus die Ursache sein. Meist sind es Situationen, die tatsächlich oder potenziell das Leben bedrohen.

Es müssen nicht immer objektiv schreckliche Erfahrungen sein, die weit über das alltägliche menschliche Erleben hinausgehen. Auch eine Sportverletzung kann einen Menschen traumatisieren, wenn sie ihn in seinen Grundfesten erschüttert und ihm vor Augen hält, wie verletzlich er ist. Erlebnisse müssen auch nicht unmittelbar die eigene Person betreffen, um traumatisierend zu wirken. Auch etwas Schlimmes mit ansehen zu müssen, kann Menschen traumatisieren. 

Traumata bei Kindern

In der Kindheit können Erlebnisse traumatisch sein, denen wir als Erwachsene gar keine so große Bedeutung zumessen. Denn ein Kind hat noch nicht die Möglichkeit, Erfahrungen so zu bewerten und einzuordnen, wie es später als erwachsene Person möglich ist. Kindern können Erlebnisse Angst machen, lebensbedrohlich wirken und das Vertrauen nehmen, die ihnen als Erwachsene später gar nicht mehr so schlimm vorkommen.

Wie äußert sich ein psychisches Trauma? Symptome der akuten Belastungsstörung

Ein traumatisches Ereignis löst eine akute Stressreaktion aus, die sich psychisch wie auch körperlich bemerkbar macht. Bereits während des Ereignisses oder einige Minuten danach kann eineakute Belastungsstörung auftreten.

Betroffene…

  • …fühlen sich wie betäubt.
  • …empfinden das Geschehen als unwirklich.
  • ...haben das Gefühl, neben sich zu stehen (Dissoziation).
  • …können das Ereignis nicht in allen Einzelheiten wahrnehmen oder blenden es ganz aus.
  • …sind unruhig.
  • ...sind innerlich erstarrt.
  • …können zusätzliche Reize nicht verarbeiten.
  • …können häufig das Geschehene nicht in Worte fassen.
  • …zeigen ausgeprägte Gefühlsschwankungen von Wut über Trauer bis zur Teilnahmslosigkeit.
  • ...können sich an wichtige Daten nicht erinnern (zum Beispiel ihre Telefonnummer).

Körperlich können sich folgende Symptome zeigen:

  • Schwitzen
  • Übelkeit
  • Desorientiertheit
  • Herzrasen
  • Blässe
  • flache Atmung

Diese Symptome sind zunächst eine normale Reaktion auf ein außergewöhnliches Erlebnis, die innerhalb von Stunden oder Tagen abebbt.

Im Rahmen der Stressverarbeitung kann es später zu Albträumen und lebhaften Wiedererinnerungen (Flashbacks) kommen. Die Betroffenen sind angespannt, schreckhaft, reizbar und haben Schlafstörungen. Sie können von Ängsten heimgesucht werden und vermeiden mitunter bestimmte Dinge, die sie an das Geschehene erinnern. Das können Orte, aber auch Gerüche oder Gegenstände sein.

Können die betroffenen Personen den ersten Schock überwinden, folgt die Verarbeitung. Gelingt diese, bilden sich die Symptome zurück. Nach etwa 14 Tagen beginnen sich manche Menschen von dem Trauma zu erholen. Sie sind dann in der Lage, das Geschehene aus einer Distanz heraus zu betrachten. Das Gehirn ist dann in der Lage, das Ereignis langfristig im Gehirn abzuspeichern.

Was ist eine Traumafolgestörung?

Wenn der Körper unter starkem Stress steht, ist es dem Gehirn oft nicht möglich, die Ereignisse richtig zu verarbeiten, einzuordnen und anschließend im Langzeitgedächtnis abzuspeichern.

Dann kann sich der posttraumatische Stress manifestieren. Das Erlebte verliert dann auch mit zeitlichem Abstand nicht seinen Schrecken, sondern bleibt präsent und holt Betroffene immer wieder mit voller Wucht ein. Durch bestimmte Reize (Trigger) wachgerufen, die mit dem traumatischen Erlebnis verbunden sind, tauchen die Erinnerungen und die damit verbundenen Gefühle wieder auf. Das können Geräusche, Gerüche oder bestimmte Situationen, Dinge oder Personen sein. Durch das ständige Wiedererleben bleibt der Körper konstant auf einem hohen Stressniveau.

Bestehen langfristige Symptome nach einem Trauma, sprechen Fachleute von einer Traumafolgestörung. Solche Störungen sind zum Beispiel:

  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Betroffene erleben traumatische Erlebnisse in der Gegenwart immer wieder und vermeiden Situationen, Erinnerungen und Menschen, die damit in Verbindung stehen. Sie sind schreckhaft und sehr wachsam gegenüber potenziellen Gefahren.

  • Komplexe posttraumatische Belastungsstörung: Bei dieser Form der posttraumatischen Belastungsstörung haben die Betroffenen zusätzlich Probleme, Gefühle wie Wut oder Angst zu kontrollieren und empfinden häufig Scham oder Schuld. Häufig haben sie Probleme in Beziehungen zu anderen Menschen.

  • Dissoziative Identitätsstörung: Eine solche Traumafolgestörung entwickeln meist Menschen, die ein schweres und lange andauerndes Trauma erlebt haben, etwa sexuelle oder emotionale Gewalt zu Hause. Unfähig, mit dem Erlebten fertig zu werden, kapseln sie ihr Ich ab und entwickeln weitere Identitäten. 

Nicht jedes potenziell traumatische Erlebnis zieht eine Traumafolgestörung nach sich. Ob und wann es einer Person gelingt, den traumatischen Stress zu überwinden, hängt von dem Ereignis, der psychischen Situation der Person und ihrer Vorgeschichte ab. Aber auch davon, ob sie geeignete Hilfe bekommt und Unterstützung erfährt, zum Beispiel durch die Familie. Eine frühzeitige psychotherapeutische Behandlung kann sehr wichtig sein.

Transgenerationales Trauma

Traumata haben häufig nicht nur Einfluss auf die Personen, die sie erlebt haben, sondern auch auf deren Nachkommen. Das gilt vor allem, wenn ein traumatisches Erlebnis nicht richtig aufgearbeitet wird und die betroffene Person keine Hilfe erfährt. Möglicherweise schwebt das Trauma und die damit verbundene Stimmung wie eine dunkle Wolke über der Familie oder wirkt sich auf den Umgang der Person mit den eigenen Kindern aus. Der betroffene Mensch gibt sein Trauma auf diese Weise unbewusst weiter.

Studien zufolge könnten Traumata sogar epigenetische Auswirkungen haben. Das bedeutet, dass sie sich auf die Gene auswirken und somit in gewisser Weise vererbt werden.

Verdrängtes Trauma: Symptome

Kann ein Mensch etwas nicht bewältigen, versucht die Psyche möglicherweise, damit fertig zu werden, indem sie das Erlebte abkapselt und verdrängt. Kurzfristig kann das sinnvoll sein, wenn etwa gerade die Kraft fehlt, um etwas aufzuarbeiten. Langfristig lässt sich das Problem so allerdings nicht lösen. 

Verdrängte Traumata kommen häufig bei Kindern vor, die nicht in der Lage sind, das Erlebte allein aufzuarbeiten. Möglicherweise treten bei ihnen im Erwachsenenalter Beschwerden auf, die sie zunächst nicht einordnen können. Ob und warum ein Trauma vorliegt, kann nur mit psychotherapeutischer Hilfe herausgefunden werden.

Folgende Anzeichen können jedoch Hinweise für ein vorliegendes Trauma sein:

  • Schreckhaftigkeit
  • Angstgefühle, möglicherweise Panikattacken
  • Depressionen
  • Schlafstörungen
  • erhöhte Reizbarkeit
  • Schwierigkeiten in Beziehungen
  • emotionaler Rückzug
  • Erinnerungslücken
  • wiederkehrende Verhaltensmuster, zum Beispiel gehen Betroffene immer wieder Beziehungen ein, die aus ähnlichen Gründen scheitern

Besonders, wenn solche Symptome ignoriert werden, können in bestimmten Situationen körperliche Reaktionen wie Schweißausbrüche, Herzrasen oder Zittern hinzukommen. 

Anpassungsstörungen: Wo ist der Unterschied zum Trauma?

Der Tod eines geliebten Menschen, der Verlust des Arbeitsplatzes, die Geburt eines Kindes oder auftretende Konflikte stellen manchmal Ereignisse dar, die das Leben eines Menschen völlig verändern. 

Kann eine Person diese Veränderung emotional nicht verarbeiten, liegt eine Anpassungsstörung vor. Betroffene sind womöglich verzweifelt und haben große Ängste. Eine Anpassungsstörung tritt immer innerhalb eines Monats nach dem auslösenden Ereignis auf, während eine PTBS auch noch Jahre später in Erscheinung treten kann und von ständigem, mehr oder weniger bewusstem Wiedererinnern geprägt ist.

Traumatherapie: Was hilft bei Traumata?

Infrage kommen zur Therapie eines Traumas grundsätzlich verschiedene Therapieformen und Techniken, unter anderem

  • tiefenpsychologische Verfahren,
  • Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) und
  • kognitive Verhaltenstherapie.

In der Traumatherapie geht es darum, Betroffenen dabei zu helfen, das Gefühl der Kontrolle und Sicherheit wiederzuerlangen. Dafür ist es wichtig, dass eine sichere Umgebung geschaffen wird, in der die Person vor weiterer Traumatisierung geschützt ist.

Betroffene sollen zunächst lernen, ihre Symptome zu verstehen und damit umzugehen. Hierbei sind beispielsweise Entspannungstechniken hilfreich. 

Anschließend soll das belastende Ereignis langfristig im Gedächtnis verankert und so bewertet werden, dass es nicht übermächtig ist und es zu keinen unkontrollierbaren Flashbacks mehr kommt. Therapeut*innen konfrontieren die Betroffenen dafür mit ihren Ängsten, damit sie lernen, dass ihre Befürchtungen nicht eintreten und die Situationen künftig nicht mehr vermeiden.