Frau mit Transitorische ischämische Attacke (TIA)
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Transitorische ischämische Attacke: Welche Symptome treten bei TIA auf?

Von: Romina Enz (Medizinredakteurin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 05.09.2024

Ähnlich wie bei einem Schlaganfall kommt es bei einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA) zu Symptomen wie Lähmungen, Taubheit oder Sprachstörungen. Diese bilden sich allerdings bereits nach kurzer Zeit wieder ohne Folgen zurück. Eine TIA gilt als Vorbote eines Schlaganfalls. Warum ärztlicher Rat und eine genaue Diagnose sehr wichtig sind, erfahren Sie in diesem Text.

FAQ: Häufige Fragen und Antwort zur TIA

Die Beschwerden ähneln denen eines Schlaganfalls. Es treten zum Beispiel Lähmungen, Sprach- oder Sehstörungen, Gleichgewichtsprobleme, Gefühlsstörungen oder Schluckbeschwerden auf. 

Die Symptome klingen in der Regel nach weniger als einer Stunde, meist bereits innerhalb weniger Minuten ab.

In den ersten zwei Tagen nach einer TIA ist das Risiko für einen Schlaganfall um 10 Prozent erhöht, in den darauffolgenden zwei Wochen um 15 Prozent. Jede*r dritte Person erleidet nach einer TIA einen Schlaganfall und 50 Prozent davon bereits im Folgejahr.  

Was ist eine transitorische ischämische Attacke (TIA)?

Eine transitorische ischämische Attacke (TIA) ist eine vorübergehende Störung der Gehirndurchblutung. Sie kann zu plötzlichen Funktionsausfällen wie einseitigen Lähmungen, Gefühlsbeeinträchtigungen oder Sprachstörungen führen. Diese Symptome klingen nach weniger als einer Stunde wieder ab, häufig dauern sie weniger als fünf Minuten an. 

Im Volksmund wird eine TIA manchmal als "kleiner Schlaganfall“ bezeichnet. Obwohl eine TIA keine dauerhaften Schäden hinterlässt, stellt sie ein ernstzunehmendes Warnsignal für einen bevorstehenden Schlaganfall dar. Um einem tatsächlichen Schlaganfall vorzubeugen, sollten daher rechtzeitig geeignete Maßnahmen ergriffen werden.

Was sind die Symptome einer transitorischen ischämischen Attacke?

Die Symptome einer transitorischen ischämischen Attacke gleichen denen eines Schlaganfalls, bilden sich aber von selbst nach kurzer Zeit (innerhalb einer Stunde) zurück. Dennoch sollte immer der Notruf (112) verständigt werden. Folgende Anzeichen sprechen für eine TIA:

  • Lähmungen oder Schwäche einer Körperhälfte
  • Sprachstörungen (lallende oder verwaschene Sprache)
  • Sprachverständnisstörungen
  • Sehstörungen
  • Taubheitsgefühle
  • Gleichgewichtsprobleme
  • Schwierigkeiten beim Erinnern und Denken
  • Schluckprobleme

Es ist möglich, dass die Symptome einer TIA mehrmals hintereinander auftreten. Diese Episoden müssen sich in der Symptomatik auch nicht ähneln.

Ursachen und Risikofaktoren einer TIA

Bei einer TIA kommt es zu einer vorübergehenden Minderdurchblutung bestimmter Gehirnareale. Der Mechanismus ist der Gleiche wie bei einem Hirninfarkt, also einem Schlaganfall, der auf einer Durchblutungsstörung beruht.

Im Gegensatz zum Schlaganfall, bei dem Nervenzellen im Gehirn absterben, dauert die Durchblutungsstörung bei einer TIA in der Regel nur wenige Minuten an. Der Bereich kann anschließend wieder durchblutet und mit Nährstoffen versorgt werden und die Symptome bilden sich zurück. Trotzdem ist eine TIA ein Notfall und sollte umgehend medizinisch behandelt werden. 

Wie bei einem Schlaganfall gibt es für eine transitorische ischämische Attacke mehrere Ursachen. Meistens sind die großen oder kleinen Blutgefäße, zum Beispiel durch Arteriosklerose, geschädigt. Dabei lagern sich Fett und Kalk in den Gefäßinnenwänden der hirnversorgenden Arterien ein. Die daraus entstehende Verengung der Blutgefäße kann zur Entstehung von Blutgerinnseln beitragen. Sie können sich lösen und ein Blutgefäß im Gehirn verstopfen, was zu einer Minderdurchblutung führt. Solch ein Gerinnsel kann auch im Herzen entstehen, unter anderem durch Vorhofflimmern, also einem unregelmäßigen Herzschlag. 

Risikofaktoren für eine TIA

Die Risikofaktoren für eine transitorische ischämische Attacke entsprechen im Grunde denen eines Schlaganfalls. Dazu zählen:

Daneben steigt das Risiko einer TIA mit dem Alter an. Auch eine vorherige TIA oder ein Schlaganfall sind Risikofaktoren.

Transitorische ischämische Attacke: So erfolgt die Diagnose

In der Regel sind die Symptome einer TIA bereits verschwunden, wenn Betroffene ärztlichen Rat einholen. Das bedeutet, dass die Anamnese, also die Beschreibung der Beschwerden, sehr wichtig ist. Anhand der geschilderten Symptomatik kann eine Diagnose bereits vermutet werden. Ein wichtiger Anhaltspunkt ist der Rückgang der Symptome innerhalb einer Stunde.

Meist erfolgen weitere Untersuchungen, um eine TIA sicher zu diagnostizieren:

  • Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT): Mit den bildgebenden Verfahren ist es meist möglich, eine TIA oder einen Schlaganfall nachzuweisen. Zudem lässt sich so das betroffene Hirnareal lokalisieren. 

  • CT-Angiographie oder Magnetresonanz-Angiographie (MRA): Damit lassen sich Blutgefäße grafisch darstellen. 

  • Langzeit-EKG: Um Vorhofflimmern als Ursache einer TIA auszuschließen, wird das Herz über einen längeren Zeitraum überwacht.

  • Ultraschall: Mithilfe dieser Methode lässt sich feststellen, ob eine Verengung (Stenose) der Halsarterien (Karotisarterien) vorliegt, welche auch Ursache für eine TIA sein kann.

  • Echokardiographie: Der Herzultraschall dient unter anderem dazu, Blutgerinnsel im Herzen oder Herzklappenfehler zu erkennen.

Die Abklärung einer transitorischen ischämischen Attacke sollte möglichst schnell erfolgen, da das Risiko für einen nachfolgenden Schlaganfall sehr hoch ist. Deshalb werden Betroffene häufig stationär aufgenommen. 

ABCD2-Score zur Abschätzung des Schlaganfallrisikos nach TIA

Mithilfe des ABCD2-Scores kann das Risiko für einen Schlaganfall nach einer transitorischen ischämischen Attacke eingeschätzt werden. Der Score wird durch Addition der Punkte berechnet, die für folgende Faktoren verteilt werden:

  • Alter über 60: = 1 Punkt
  • Blutdruck: Systolischer Blutdruck über 140 mmHg oder diastolischer über 90 mmHg = 1 Punkt
  • Clinical Features (Klinische Merkmale): Schwäche während des TIA = 2 Punkte, Sprechstörung ohne Schwäche = 1 Punkt
  • Dauer der TIA: Über 60 Minuten = 2 Punkte, 10 bis 59 Minuten = 1 Punkt, unter 10 Minuten = 0 Punkte
  • Diabetes: Erkrankung liegt vor = 1 Punkt

Nun kann das Risiko für einen Schlaganfall in den nächsten zwei Tagen berechnet werden. Das Risiko liegt für eine 

  • Punktzahl von 6 bis 7 bei 8 %
  • Punktzahl von 4 bis 5 bei 4 %
  • Punktzahl von 0 bis 3 bei 1 %

Behandlung der TIA

Die Behandlung nach einer transitorischen ischämischen Attacke soll einen Schlaganfall und andere Gefäßerkrankungen verhindern. Neben einer medikamentösen Therapie können auch operative Maßnahmen nötig sein. Das ist abhängig von der Ursache der TIA. 

Medikamente nach einer TIA

Je nach Ursache der TIA können verschiedene Medikamente zum Einsatz kommen. Am häufigsten sind:

  • Thrombozytenaggregationshemmer: Die Medikamente verhindern, dass Blutplättchen (Thrombozyten) im Blut verklumpen und sich zu einem Gerinnsel ausbilden. Neben Acetylsalicylsäure (ASS) können auch Clopidogrel oder Ticagrelor zum Einsatz kommen. Bei Patient*innen mit hohem Schlaganfallrisiko nach einer TIA kann ASS auch kombiniert mit Clopidogrel oder Ticagrelor für einen gewissen Zeitraum verschrieben werden. 

  • Antikoagulanzien: Betroffene einer TIA mit Vorhofflimmern erhalten mitunter eine orale Antikoagulation. Die Medikamente beeinflussen Gerinnungsfaktoren im Blut. 

Zudem gilt es Risikofaktoren zu verhindern, die einen Schlaganfall begünstigen. Liegt beispielsweise ein Bluthochdruck vor, sollten Blutdrucksenker eingenommen werden. 

Prognose nach einer transitorischen ischämischen Attacke

Das Risiko nach einer transitorischen ischämischen Attacke im Folgejahr einen Schlaganfall zu erleiden, ist erhöht. So erleidet jede*r dritte Person nach einer TIA einen Schlaganfall und 50 Prozent davon bereits im Folgejahr. 

Um dies zu vermeiden, ist es wichtig, seinen Lebensstil anzupassen. 

  • Medikamente einnehmen:  Je nachdem, welche gesundheitlichen Probleme vorliegen, sollten Medikamente wie Blutdrucksenker oder Blutverdünner eingenommen werden. Falls ein Diabetes mellitus vorliegt, sollte dieser gut medikamentös eingestellt werden.

  • Stress vermeiden: Ein erhöhtes Stresslevel über einen längeren Zeitraum kann das Schlaganfallrisiko erhöhen. Daher ist es von Vorteil, Stress zu reduzieren und gegebenenfalls mit Entspannungstechniken wie Meditation oder autogenem Training entgegenzuwirken. 

  • Gesunde Lebensweise: Regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung wie die mediterrane Küche können sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirken. 

  • Fortlaufende Untersuchungen: Vor allem Personen, die bereits eine TIA oder einen Schlaganfall hatten, sollten sich regelmäßig ärztlich durchchecken lassen. So können Risiken wie Arteriosklerose erkannt und behandelt werden.