Toxoplasmose kann durch Katzen übertragen werden
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Toxoplasmose: Symptome der Infektionskrankheit

Von: Onmeda-Redaktion, Dagmar Schüller (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 19.01.2022

Meist verläuft die Infektionskrankheit Toxoplasmose harmlos – nur in der Schwangerschaft für das ungeborene Kind sowie für Menschen mit geschwächtem Immunsystem stellt sie ein Risiko dar. Einfache Verhaltensregeln können eine Infektion jedoch verhindern.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was ist Toxoplasmose?

Toxoplasmose ist eine durch einen einzelligen Parasiten verursachte Infektionskrankheit. Da der Erreger Toxoplasma gondii Tiere und Menschen befällt, gehört die Toxoplasmose zu den Zoonosen: Das sind zwischen Tier und Mensch übertragbare Erkrankungen.

Die erste Beschreibung der Toxoplasmose beim Menschen stammt aus dem Jahr 1923. Doch erst im Jahr 1969 gelang es, den Entwicklungszyklus der Toxoplasmen vollständig aufzudecken.

Toxoplasmose: Symptome

Die mit Toxoplasmose verbundenen Symptome können sehr unterschiedlich ausfallen. Meistens verläuft die Infektion ohne Anzeichen einer Erkrankung und bleibt daher unbemerkt. In seltenen Fällen treten grippeähnliche Beschwerden auf, die von selbst wieder verschwinden, wie:

Ob eine Toxoplasmose Symptome hervorruft, hängt vor allem vom Zeitpunkt der Infektion und vom Zustand des Immunsystems der Betroffenen ab. Man unterscheidet drei Krankheitsformen.

Nach der Geburt erworbene (postnatale) Toxoplasmose

Wer sich nach der Geburt infiziert und ein intaktes Immunsystem hat, erkrankt meist gar nicht. In den restlichen Fällen zeigen sich Symptome, die einer Grippe ähneln. Begleitend führt eine postnatale Toxoplasmose dazu, dass die Lymphknoten anschwellen, vor allem im Halsbereich (Halslymphknoten-Toxoplasmose). Die Symptome verschwinden in der Regel von selbst wieder.

Toxoplasmose bei geschwächtem Immunsystem

Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann eine Toxoplasmose heftigere Symptome auslösen. Der Erreger befällt häufig das zentrale Nervensystem (ZNS) und bildet dort Zysten aus. Bei gesunden Menschen überlebt der Erreger lebenslang in den Zysten im Gehirn, ohne Beschwerden hervorzurufen. Ist das Immunsystem jedoch geschwächt, entstehen aus den Zysten große Entzündungsherde. Die häufigsten Toxoplasmose-Symptome bei geschwächtem Immunsystem sind:

Vor (pränatale) oder während der Geburt erworbene (konnatale) Toxoplasmose

Wenn sich eine Frau während der Schwangerschaft zum ersten Mal infiziert, entwickelt sie selten Symptome. Der Erreger geht aber mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 50 Prozent von der Mutter auf den Fötus über. Eine solche vor oder während der Geburt erworbene Toxoplasmose kann schwerwiegende Folgen haben.

Möglich sind:

  • Fehlgeburt
  • Totgeburt
  • Symptome wie ein Wasserkopf (Hydrozephalus)
  • Verkalkungen im Gehirn
  • Entzündungen der Augeninnenhaut

Welches Ausmaß die Symptome einer vor der Geburt erworbenen Toxoplasmose haben, hängt vom genauen Zeitpunkt der Infektion ab. Eine Toxoplasmose in der Frühschwangerschaft führt zu schweren Schädigungen des Ungeborenen. Findet die Infektion später statt, ist das Ausmaß der Veränderungen geringer.

Toxoplasmose: Ursachen

Erreger der Toxoplasmose ist der weltweit verbreitete einzellige Parasit Toxoplasma gondii. Er befällt Vögel und Säugetiere, einschließlich des Menschen als Zwischenwirt. Endwirte der Toxoplasmen sind immer Katzen, die parasitenhaltige Oozysten ausscheiden.

Der Mensch kann sich durch den Verzehr von verunreinigtem, rohem oder ungenügend erhitztem Fleisch infizieren. Außerdem kann der Mensch den Erreger der Toxoplasmose über den Kot einer Katze einfangen – etwa beim Reinigen der Katzentoilette. Beim Spielen im Sand oder bei der Gartenarbeit kann der Mensch den Erreger aus dem Katzenkot über den Mund aufnehmen.

Infiziert sich der Mensch mit dem Erreger der Toxoplasmose, befällt dieser bevorzugt einen bestimmten Teil des menschlichen Immunsystems, das retikuloendotheliale System. Es bildet sich eine Pseudozyste, deren Wand aus der Zellmembran der Wirtszelle besteht. Die Pseudozyste zerfällt und die Erreger verteilen sich über das Blut im Körper (Parasitämie). Sobald das Immunsystem reagiert, bildet der Parasit in der Muskulatur und im Gehirn echte Zysten aus, die sehr widerstandsfähig sind.

Inkubationszeit

Bei der Toxoplasmose beträgt die Inkubationszeit, also der Zeitraum zwischen der Infektion und dem Auftreten erster Symptome, zwei bis drei Wochen.

Ärztliche Diagnose bei Toxoplasmose

Um eine Toxoplasmose zu diagnostizieren, muss der Erreger nachgewiesen werden. Dazu entnimmt der*die Arzt*Ärztin eine Gewebeprobe (Biopsie) – zum Beispiel aus einem Lymphknoten oder aus der Gebärmutter. Dieser Erregernachweis mit speziell angefärbter Probe ist jedoch wenig spezifisch, weshalb er seltener zum Einsatz kommt.

Das gängige Verfahren zur Diagnose einer Toxoplasmose ist der indirekte Nachweis. Mithilfe einer Blutuntersuchung können Fachleute feststellen, ob Betroffene Antikörper gegen den Erreger gebildet haben. Bei diesem Test kann man eine Woche nach der Infektion einen Anstieg des Antikörperspiegels (Titer) nachweisen.

Meldepflicht

Zur Toxoplasmose besteht eine eingeschränkte Meldepflicht: Nach dem Infektionsschutzgesetz sind nur Infektionen, die im Mutterleib oder bei der Geburt erfolgen (konnatale Toxoplasmose), meldepflichtig. Die Meldung erfolgt anonym, ohne Nennung des Patientennamens.

Therapie: Welche Behandlung bei Toxoplasmose?

Bei Toxoplasmose ist meist keine Therapie notwendig, da die Infektion im Allgemeinen wenige Beschwerden verursacht. Wer jedoch schwanger ist und sich zum ersten Mal mit Toxoplasma gondii infiziert, sollte sich nach ärztlicher Rücksprache mit Antibiotika behandeln lassen, auch wenn keine Beschwerden vorliegen. Bei einer Toxoplasmose in der Schwangerschaft zielt die Therapie darauf ab, eine Infektion des Kindes zu verhindern. 

Häufig werden Medikamente mit den Wirkstoffen Spiramycin, Pyrimethamin, Sulfadiazin und Clindamycin eingesetzt. Ab der 16. Schwangerschaftswoche kann das Antibiotikum Spiramycin auch in Kombination mit Pyrimethamin zum Einsatz kommen. Die gleichzeitige Gabe von Folinsäure soll Schäden am Knochenmark verhindern.

Die Medikamente werden auch bei einer lokalen Toxoplasmose-Infektion am Auge oder bei geschwächtem Immunsystem, zum Beispiel infolge einer HIV-Infektion, eingesetzt. Alternativ kann bei befallenen Augen das Antibiotikum Clindamycin verschrieben werden, während Betroffene mit Immunschwäche gegebenenfalls zusätzlich Atovaquone im Sinne einer Chemoprophylaxe erhalten.

Toxoplasmose: Verlauf

Meist ist die Toxoplasmose harmlos. Schwerwiegend ist der Verlauf der Infektionskrankheit in folgenden Fällen:

  • Tritt die Erstinfektion einer Frau während der Schwangerschaft auf, kann das ungeborene Kind Schäden davontragen oder sogar sterben.
  • Erkranken Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem, kann das zu schwerwiegenden Komplikationen führen.

Infiziert sich ein Ungeborenes während der Schwangerschaft mit Toxoplasmose, ist die Prognose vom Zeitpunkt und von der Intensität der Infektion abhängig. Etwa 90 Prozent der in der Schwangerschaft mit Toxoplasma gondii infizierten Kinder sind zum Zeitpunkt der Geburt gesund. Dennoch kann sich die Infektion auch erst später bemerkbar machen. So kann die konnatale Toxoplasmose nach Monaten oder Jahren Symptome verursachen wie:

  • Veränderungen der Augen bis hin zur Erblindung
  • Entwicklungsstörungen
  • Geistige Verlangsamung

Bei Patient*innen mit geschwächtem Immunsystem verläuft die Toxoplasmose häufig schwer. Nicht selten entwickelt sich eine Entzündung des Gehirns (Enzephalitis). Darüber hinaus können auch andere Organe wie Herz, Lunge, Leber oder Milz in Mitleidenschaft gezogen sein.

Mögliche Komplikationen der Toxoplasmose bei immungeschwächten Menschen sind eine Lungenentzündung oder eine Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis). Unbehandelt führt die Erkrankung bei geschwächtem Immunsystem innerhalb weniger Wochen zum Tod.

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Toxoplasmose vorbeugen

Einer Toxoplasmose kann man durch folgende Maßnahmen vorbeugen:

  • Hände mit Seife waschen, vor allem vor dem Essen, nach dem Berühren von rohem Fleisch und nach jedem Kontakt mit möglicherweise kontaminierter Erde (zum Beispiel nach der Gartenarbeit oder nach dem Spielen im Sandkasten)
  • Beim Umgang mit Katzen auf Hygiene achten: Bekommen reine Hauskatzen kein rohes Fleisch, besteht kein Risiko einer Toxoplasmose. Bei frei laufenden Katzen ist jedoch eine Infektion über Beutetiere wie Mäuse möglich.
  • Das Katzenklo während der Schwangerschaft nur mit Handschuhen reinigen.
  • In der Schwangerschaft oder bei Immunschwäche kein rohes Fleisch (Tatar, roher Schinken, Salami, Mettwurst) beziehungsweise kein ungenügend erhitztes Fleisch essen.
  • Die Fleischverarbeitung mit Pökeln, Räuchern, Kochen und Frosten bis minus 21 Grad Celsius tötet Toxoplasmen ab.
  • Gemüse, Salate und Früchte vor dem Verzehr gründlich waschen.

Anders als vor vielen anderen Infektionskrankheiten kann man sich vor einer Toxoplasmose nicht mit einer Impfung schützen. Wer die Infektion jedoch einmal durchgemacht hat, ist nach der Erstinfektion ein Leben lang immun. Hat sich eine Frau vor der Schwangerschaft bereits infiziert, kann sie nicht erneut daran erkranken.

Ob man immun ist oder nicht, kann durch eine Blutuntersuchung auf die Antikörper (Immunglobuline) IgG und IgM festgestellt werden. Fällt dieser Toxoplasmose-Test negativ aus, ist er während der Schwangerschaft (im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge) wiederholt notwendig, um eine frische Infektion früh zu erkennen und behandeln zu können.