Eine Frau erhält eine Impfung.
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Tetanus (Wundstarrkrampf)

Von: Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 19.01.2022

Tetanus (Wundstarrkrampf) kann man sich praktisch überall einfangen. Eine kleine, kaum sichtbare Wunde reicht schon, um sich anzustecken. Die Tetanus­impfung bietet aber einen sicheren Schutz vor der Erkrankung.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Tetanus (Wundstarrkrampf)

In Deutschland sind viele Menschen gegen Tetanus geimpft. Das ist einer der Gründe, warum Wundstarrkrampf hierzulande relativ selten ist. Weltweit erkranken aber nach wie vor Tausende Menschen daran – und selbst bei moderner Behandlung stirbt mindestens jeder Zehnte von ihnen.

Was ist Tetanus?

Tetanus ist eine durch das BakteriumClostridium tetani verursachte Infektionskrankheit. Das Bakterium produziert einen Giftstoff namens Tetanustoxin, der Krämpfeund Lähmungserscheinungen der Muskulatur hervorruft. Darum bezeichnet man Tetanus auch als Wundstarrkrampf.

Mediziner unterscheiden mehrere Formen von Tetanus:

  • Generalisierter Tetanus:
    • in Mitteleuropa die häufigste Form von Wundstarrkrampf
    • betrifft die gesamte Muskulatur
  • Neonataler Tetanus:
    • die weltweit häufigste Form von Wundstarrkrampf
    • kommt ausschließlich bei Neugeborenen und fast nur in Ländern mit mangelhafter medizinischer Versorgung vor
  • Lokaler Tetanus:
    • seltene Form von Wundstarrkrampf
    • bleibt auf eine bestimmte Körperregion begrenzt
  • Zephaler Tetanus:
    • Sonderform des lokalen Tetanus
    • tritt typischerweise nach einer Verletzung von Kopf, Gesicht oder Nacken auf
  • Puerperaler Tetanus:
    • betrifft Mütter nach Geburten und Fehlgeburten (lat. puerperium = Wochenbett)
    • entsteht durch Infektion der Gebärmutter
  • Postoperativer Tetanus:
    • tritt nach chirurgischen Eingriffen auf
    • entsteht durch Infektion der Operationswunde

Tetanus: Symptome

Tetanus (Wundstarrkrampf) verursacht anfangs eher allgemeine Symptome, wie:

Schreitet Tetanus fort, kommen weitere Symptome hinzu. Hierbei spielen Muskelkrämpfe die Hauptrolle, die zu der Bezeichnung Wundstarrkrampf geführt haben. Dazu gehören:

  • verkrampfte Kiefermuskulatur (Kieferklemme oder Trismus)
  • grinsender Gesichtsausdruck, der durch die krampfende Gesichts- und Zungenmuskulatur entsteht (Risus sardonicus bzw. Teufelsgrinsen)
  • Muskelstarre (Rigor) der langen Rücken- und Bauchmuskeln, die vom Kopf und Nacken ausgeht
  • Verkrampfung der Muskeln in Armen und Beinen, der Rippen, des Kehlkopfs und schließlich des Zwerchfells

Die schmerzhaften Muskelkrämpfe sind für Tetanus typisch. Sie dauern ein bis zwei Minuten, können in Minutenabständen auftreten und werden durch geringste äußere Reize ausgelöst. Das können zum Beispiel sein:

  • laute Geräusche (akustischer Reiz)
  • helles Licht (optischer Reiz)
  • Berührungen (mechanischer Reiz)

Die für Tetanus typischen Muskelkrämpfe sorgen für zusätzliche Symptome, die teils sehr schwerwiegend sein können. Beispiele:

  • Der in den krampfenden Muskeln stark erhöhte Stoffwechsel verursacht hohes Fieber.
  • Durch Krämpfe der Nacken- und Rückenmuskulatur können Wirbelkörper der Wirbelsäule brechen und Dornfortsätze der Wirbel abreißen.
  • Krämpfe der Kehlkopf- und Rippenmuskulatur beeinträchtigen die Atmung. Ist das Zwerchfell beteiligt, können die Betroffenen im Extremfall ersticken.

Häufig beeinträchtigt Tetanus auch den Teil des vegetativen Nervensystems, den man als Sympathikus bezeichnet. Typische Symptome für Funktionsstörungen des vegetativen Nervensystems bei Wundstarrkrampf sind zum Beispiel:

Aber nicht bei jeder Form von Tetanus treten all diese Symptome auf:

  • Der generalisierte Tetanus kann zwar die gesamte Muskulatur betreffen, doch Arme und Beine bleiben oft unbeteiligt.
  • Der neonatale Tetanus verläuft in der Regel als generalisierte Form. Die ersten Symptome treten typischerweise in den ersten zwei Lebenswochen auf. Neben Muskelstarre und Krämpfen zeigen die betroffenen Babys eine Trinkschwäche.
  • Beim lokalen Tetanus bleiben die Symptome auf die Muskeln begrenzt, in deren Bereich die Erreger eingedrungen sind.

Tetanus: Ursachen

Erreger

Tetanus (Wundstarrkrampf) entsteht durch den Erreger Clostridium tetani. Dieses Bakterium kommt praktisch überall in der Umwelt vor. Außerdem ist es ein natürlicher Bestandteil der menschlichen und tierischen Haut- und Darmflora. In besonders hoher Konzentration steckt es im Erdboden und in tierischen Ausscheidungen (v.a. von Pferden, seltener auch von Rindern und anderen Tieren).

Clostridium tetani: Steckbrief

Clostridium tetani ist stäbchenförmig und bildet Sporen, die auch bei ungünstigen Bedingungen überleben können – im Erdreich sogar jahrelang. Denn in einer Spore sind die Erbinformationen von einer mehrschichtigen Kapsel umhüllt: Das macht den Tetanus-Erreger sehr widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse wie Hitze und Austrocknung sowie gegen einige Desinfektionsmittel.

Sporen können sich jedoch nicht vermehren. Dazu müssen sie sich erst in die vermehrungsfähige (bzw. vegetative) Bakterienform umwandeln. Hierzu benötigen sie eine sauerstoffarme Umgebung. Eine solche Umgebung bieten zum Beispiel viele Wunden, besonders wenn sie stark ausgefranste Ränder haben oder Wundtaschen bilden.

Infektionsweg

Typische Ursache für Tetanus ist eine Wundinfektion: Dabei gelangen die Bakteriensporen über eine (meist verschmutzte) Wunde in den Körper. Für diese Infektion reichen schon kleinste Verletzungen aus. So können beispielsweise Fremdkörper (wie Holzsplitter oder Dornen), die bei der Gartenarbeit in die Haut eindringen, zu Wundstarrkrampf führen.

Großflächige und stark verschmutzte Wunden mit ausgefransten Wundränder, bei denen Teile der Haut oder des Muskels schlecht durchblutet sind, können ebenso zu Tetanus führen. Solche Wunden entstehen oft bei Verkehrs- oder landwirtschaftlichen Unfällen.

Nachdem die Bakteriensporen in die Wunde eingedrungen sind, wandeln sie sich in vermehrungsfähige Bakterien um. Dann beginnen sie sich durch Teilung zu vermehren. Dabei setzen sie einen Giftstoff namens Tetanustoxin (bzw. Tetanospasmin) frei. Dieses Gift ist die eigentliche Ursache für Tetanus:

  • Über den Blutkreislauf und die Nervenbahnen gelangt das Tetanustoxin bis ins zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark).
  • Dort bremst es die Aktivität bestimmter Nervenzellen (sog. Vorderhornzellen).
  • Dadurch können Nervenimpulse, die normalerweise muskelentspannend wirken, nicht weitergeleitet werden.
  • Die Folge ist Wundstarrkrampf mit den typischen Muskelverkrampfungen.

Inkubationszeit

Inkubationszeit heißt der Zeitraum zwischen der Infektion und dem Ausbruch einer Erkrankung. Bei Tetanus beträgt die Inkubationszeit in der Regel drei Tage bis drei Wochen. In Einzelfällen kann sie auch länger dauern. Wenn die ersten Symptome wegen einer hohe Giftmenge früher auftreten, hat Wundstarrkrampf eine schlechtere Prognose.

Tetanus: Diagnose

Tetanus (Wundstarrkrampf) erkennt der Arzt oft schon anhand der Symptome – auch ohne sichtbare Wunde. Wenn mindestens eines der drei folgenden Kriterien zutrifft, spricht das für eine Infektion mit Clostridium tetani:

  • schmerzhafte Dauerverkrampfungen der Halsmuskulatur und der Kiefermuskulatur
  • schmerzhafte Verkrampfungen der Rumpfmuskulatur
  • örtlich begrenzte oder allgemeine Muskelkrämpfe bei gleichzeitig erhöhter Muskelspannung

Wenn die klassischen Anzeichen für Tetanus fehlen, schließt das eine Infektion mit Clostridium tetani jedoch nicht immer aus: Bei einem atypischen Wundstarrkrampf können andere neurologische Symptome im Vordergrund stehen. Ist gleichzeitig eine infizierten Wunde erkennbar, liegt dennoch der Verdacht auf Tetanus nahe.

Unwahrscheinlich ist die Diagnose hingegen, wenn jemand vollständig gegen Tetanus geimpft ist (d.h. die Grundimmunisierung plus Auffrischimpfungen fristgerecht erhalten hat). Darum versucht der Arzt bei Verdacht auf Wundstarrkrampf auch, den Impfstatus abzuklären.

Um Tetanus sicher zu diagnostizieren, kann der Arzt eine Blutprobe entnehmen und auf den ursächlichen Giftstoff – das Tetanustoxin – untersuchen lassen: Ist das Toxin nachweisbar, handelt es sich um Wundstarrkrampf.

Mit Sicherheit ausschließen lässt sich Tetanus mit der Methode allerdings nicht. Auch der direkte Erregernachweis im Blut ist hierbei unzuverlässig.

Tetanus: Behandlung

Bei Tetanus (Wundstarrkrampf) zielt die Behandlung hauptsächlich darauf ab,

  • die weitere Vermehrung der Krankheitserreger zu verhindern,
  • das von den Erregern im Körper freigesetzte Tetanustoxin zu neutralisieren und
  • die Symptome zu lindern.

Ein direktes Gegenmittel gegen das Tetanustoxin gibt es nicht. Darum beschränkt sich die Behandlung von Tetanus auf folgende Maßnahmen und Medikamente:

  • Gründliche chirurgische Säuberung der Wunde: Durch breites Herausschneiden und offene Wundbehandlung gelangt mehr Sauerstoff in den Wundbereich, wodurch sich die Bakterien nicht weiter vermehren können.
  • Tetanus-Immunglobulin: Das sind Antikörper gegen das Tetanustoxin, die den noch nicht in Rückenmark und Gehirn angekommenen Giftstoff neutralisieren können.
  • Tetanus-Impfung: Die aktive Immunisierung setzt die Bildung eigener Antikörper in Gang.
  • Antibiotika in hoher Dosis: Die Mittel (vorzugsweise Metronidazol) sollen möglichst viele Erreger abtöten, damit diese nicht noch mehr Tetanustoxin bilden können.
  • Intensivmedizinische Überwachung: Komplikationen bei der Atmung können eventuell einen Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) und künstliche Beatmung erfordern.
  • Mittel zur Linderung der Symptome: Die symptomatische Therapie mit muskelentspannenden Medikamenten (Muskelrelaxanzien), Beruhigungsmitteln und Magnesium kann auch Komplikationen verhindern.
  • Unterbringung in reizarmer Umgebung: Ein abgedunkelter und schallgeschützter Raum ist wichtig, da Geräusche, Licht und Berührungen die für Tetanus typischen Muskelkrämpfe auslösen oder verstärken.

Bei Verdacht auf Tetanus sollte die Behandlung so schnell wie möglich beginnen.

Tetanus: Verlauf

Wie Tetanus (Wundstarrkrampf) verläuft, hängt unter anderem davon ab, wie viele Bakterien sich in der Eintrittswunde befinden: Je mehr Erreger, desto größer die gebildete Giftstoffmenge. Die Wirkung von Tetanustoxin kann vier bis zwölf Wochen anhalten. Daher ist es günstig, wenn die behandelnden Ärzte die Eintrittswunde rasch entdecken und gründlich chirurgisch reinigen können.

Komplikationen

Tetanus kann zu verschiedenen Komplikationen führen. Eine lebensbedrohliche Notsituation entsteht, wenn die für Wundstarrkrampf typischen Krämpfe an Kehlkopfmuskulatur oder Atem- beziehungsweise Zwerchfellmuskulatur auftreten. Denn dann können die Betroffenen an den Krämpfen ersticken.

Auch eine geschädigte Wirbelsäule gehört zu den möglichen Komplikationen von Tetanus: Es kann zu Wirbelkörperbrüchen und Dornfortsatzabrissen der Wirbel kommen, wenn diese durch die Krämpfe überstreckt und somit extremer Belastung ausgesetzt sind.

Auch wer Tetanus einmal überstanden hat, ist nicht zuverlässig immun gegen den Giftstoff – Wundstarrkrampf kann also durchaus ein weiteres Mal auftreten.

Prognose

Ohne Behandlung ist bei Tetanus mit einer Sterblichkeit von 25 bis 30 Prozent zu rechnen. Ob Wundstarrkrampf tödlich verläuft, hängt vor allem davon ab, wie stark die Beschwerden sind und wie viel Zeit zwischen Infektion und Ausbruch vergeht: Je kürzer die Inkubationszeit, desto schwerer der Verlauf und desto schlechter die Prognose.

Aber auch bei intensivmedizinischer Behandlung ist Tetanus immer noch lebensbedrohlich und endet in 10 bis 25 Prozent der Fälle tödlich – vor allem bei älteren Menschen.

Tetanus: Vorbeugen

Einen wirksamen Schutz vor Tetanus (Wundstarrkrampf) bietet die Tetanus-Impfung. Die Kosten hierfür übernehmen die Krankenkassen.

Die vorbeugende Tetanus-Impfung inklusive regelmäßiger Auffrischung ist sehr wichtig, da es bislang kein wirksames Gegenmittel gibt, auf das man bei einer Infektion zurückgreifen kann.

Grundsätzlich rät die Ständige Impfkommission (STIKO) allen Personen zu einer Tetanus-Impfung,

  • die bislang noch ohne Impfschutz sind oder
  • bei denen die letzte Impfung der Grundimmunisierung oder die letzte Auffrischung mehr als zehn Jahre zurückliegt.

Tetanus-Impfung bei Erwachsenen – wie oft?

  • Grundimmunisierung: Als Erwachsener erhalten Sie, falls in der Kindheit keine Grundimmunisierung erfolgt ist, insgesamt drei Tetanus-Impfungen. Die ersten beiden Impfungen erfolgen dabei im Abstand von vier bis sechs Wochen, die dritte Impfung sechs bis zwölf Monate später.
  • Auffrischimpfung: Nach erfolgreicher Grundimmunisierung sollten Sie die Tetanus-Impfung alle zehn Jahre auffrischen lassen. Kommt es durch eine Verletzung zu einer tiefen und / oder verschmutzten Wunde, frischt man die Tetanus-Impfung bereits auf, wenn die letzte Impfung fünf Jahre oder länger zurückliegt.

Tetanus-Impfung bei Kindern – wie oft?

  • Grundimmunisierung:
    • 1. bis 3. Impfung: Die ersten drei Tetanus-Impfungen sollten im Alter von 2, 3 und 4 Monaten erfolgen.
    • 4. Impfung: Zur vollständigen Grundimmunisierung benötigen Kinder im Alter von 11 bis 14 Monaten eine weitere Tetanus-Impfung.
  • Auffrischimpfungen:
    • 1. Auffrischung im Alter von 5 bis 6 Jahren
    • 2. Auffrischung im Alter von 9 bis 17 Jahren
    • Anschließend routinemäßig alle zehn Jahre eine weitere Auffrischung

In der Regel erfolgt die Tetanus-Impfung mit einem Impfstoff, der gleichzeitig vor weiteren Krankheiten schützt: einem sogenannten Kombinationsimpfstoff (wie z.B. der Kombinationsimpfstoff gegen Tetanus und Diphtherie oder der Kombinationsimpfstoff gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten).

Tetanus-Impfung im Verletzungsfall

Wenn jemand nicht ausreichend geimpft ist und sich eine Wunde zuzieht, kann eine möglichst baldige Impfung dem Ausbruch von Tetanus vorbeugen. Mediziner bezeichnen dies als Postexpositionsprophylaxe (PEP).

  • Bei vorhandener Grundimmunisierung gegen Wundstarrkrampf (also bei mindestens drei dokumentierten Tetanus-Impfungen) ist eine Auffrischung nötig, …
    • … wenn die Wunde tief und verschmutzt ist und seit der letzten Impfung mehr als fünf Jahre vergangen sind.
    • … wenn die Wunde sauber und geringfügig ist und die letzte Impfung über zehn Jahre zurückliegt.
    • … (vorsichtshalber) wenn die Situation unklar ist und die letzte Impfung über zehn Jahre zurückliegt.
  • Bei unvollständiger oder fehlender Grundimmunisierung (weniger als drei dokumentierte Tetanus-Impfungen) oder unbekanntem Impfstatus ist es wichtig, …
    • … bei einer Verletzung zusätzlich zur üblichen Tetanus-Impfung sofort Tetanus-Immunglobuline zu geben: Diese Antikörper sind gegen das Tetanustoxin gerichtet und können dessen schädliche Wirkung neutralisieren.
    • … die bei der Grundimmunisierung fehlenden Impfungen entsprechend den aktuellen Empfehlungen nachzuholen.