Eine Ärztin untersucht den Knöchel eines Patienten mit Tarsaltunnelsyndrom
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Tarsaltunnelsyndrom: Test, Behandlungen und Übungen

Von: Julia Heidorn (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 06.11.2024

Beim Tarsaltunnelsyndrom wird ein Nerv am Innenknöchel eingeengt. Betroffene können unter Schmerzen, Missempfindungen und Muskelschwäche im Fuß leiden. Zu den möglichen Ursachen gehören Sehnenprobleme, Zysten und Tumoren. Wie entsteht das Tarsaltunnelsyndrom, welcher Test hilft bei der Diagnose und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Tarsaltunnelsyndrom

Das Tarsaltunnelsyndrom macht sich unter anderem durch Schmerzen am Innenknöchel sowie Missempfindungen wiekribblen im Fuß bemerkbar. Die Diagnose erfolgt mittels verschiedener Untersuchungen in der orthopädischen Praxis.

Das Tarsaltunnelsyndrom kann mit und ohne OP behandelt werden. Zum Einsatz kommen beispielsweise Schmerzmittel. Zudem können beim Tarsaltunnelsyndrom Übungen und Orthesen helfen. Führen diese Maßnahmen nicht zum Erfolg, kann ein operativer Eingriff nötig sein.

Die Heilungsdauer beim Tarsaltunnelsyndrom ist abhängig von der Ursache, dem Zeitpunkt des Behandlungsbeginns sowie dem individuellen Krankheitsverlauf.

Was ist das Tarsaltunnelsyndrom?

Beim Tarsaltunnelsyndrom wird durch einen Engpass ein Nerv am Innenknöchel des Fußes eingeengt. Der Schienbeinnerv (Nervus tibialis) verläuft durch den sogenannten Tarsaltunnel am Innenknöchel. Wird er unter einem festen Band aus Bindegewebe (Retinaculum musculorum flexorum pedis) eingedrückt (Kompression), können Beschwerden im Bereich des Fußgelenks, der Zehen und der Fußsohle auftreten.

Das Tarsaltunnelsyndrom am Fuß entspricht dem Karpaltunnelsyndrom am Handgelenk. Es ist selten und zudem schwierig zu diagnostizieren.

Tarsaltunnelsyndrom: Symptome der Erkrankung

Das Tarsaltunnelsyndrom löst Schmerzen an der Innenseite des Fußes unterhalb des Knöchels aus. Diese können in die Fußsohle und die Zehen übergehen. Gelegentlich strahlen die Beschwerden beim Tarsaltunnelsyndrom in den Fußrücken, die Ferse oder den Unterschenkel aus. Typischerweise beginnen die Schmerzen schleichend.

Zusätzlich können noch weitere Symptome auftreten:

  • brennende Missempfindungen am Innenknöchel und an der Fußsohle, die vor allem nachts auftreten
  • Lähmungen der Fußmuskulatur
  • Druckschmerz am Schienbeinnerv, der von der Kniekehle über die Wade zum Innenknöchel verläuft

Ursachen: Woher kommt das Tarsaltunnelsyndrom?

Das Tarsaltunnelsyndrom kann verschiedene Ursachen haben. Beispielsweise kann eine der folgenden Ursachen hinter der Erkrankung stecken:

  • Spätfolge einer Verletzung im Bereich des Sprunggelenks
  • Sehnenerkrankung, etwa eine Sehnen- oder Sehnenscheidenentzündung
  • Knochenneubildung wie beispielsweise der Fersensporn
  • Ganglion, eine Zyste an einem Gelenk oder Sehnenscheide
  • Gefäßerkrankung, etwa eine Venenentzündung
  • Knochentumor

In einem von fünf Fällen lässt sich jedoch kein Auslöser erkennen. Das Risiko für ein Tarsaltunnelsyndrom steigt bei einem Plattfuß sowie bei bestimmten Grunderkrankungen: Dazu gehören Diabetes mellitus, Gicht oder Schilddrüsenunterfunktion.

Diagnose: Mit diesem Test wird das Tarsaltunnelsyndrom festgestellt

Das Tarsaltunnelsyndrom ist schwierig zu diagnostizieren. Zunächst sind ein ärztliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung notwendig. Bei Verdacht auf das Tarsaltunnelsyndrom erfolgt ein Test auf das sogenannte Hoffmann-Tinel-Zeichen. Durch Abklopfen der Haut über einem Nerv wird dabei versucht, Missempfindungen auszulösen.

Gegebenenfalls führt die*der Ärztin*Arzt noch eine oder mehrere der folgenden Untersuchungen durch:

  • Röntgen
  • Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Ultraschall
  • Elektroneurographie (ENG) zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit
  • Elektromyographie (EMG), um festzustellen, wie gut die Informationen vom Nerv in die Muskulatur weitergeleitet werden

Tarsaltunnelsyndrom: Behandlung mit und ohne OP

Das Tarsaltunnelsyndrom kann operativ oder konservativ, also ohne OP, behandelt werden. Während bei einem Eingriff die Ursache beseitigt wird, dient eine konservative Behandlung dazu, die Symptome zu lindern und entzündliche Prozesse zu hemmen.

Durch Kühlen, etwa mit einem Kühlpack, lassen sich akute Beschwerden wie schwellungen lindern. Außerdem können Schmerzmittel zum Einsatz kommen, insbesondere die nicht-steroidalen Antirheumatika Ibuprofen und Diclofenac. Ohne ärztlichen Rat sollte die orale Einnahme mehrere Tage nicht überschreiten, da sonst das Herz und der Verdauungstrakt belastet werden können. Eine schonende Alternative sind schmerzlindernde Präparate zur lokalen Anwendung wie Salben, Gels oder Sprays, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Lidocain.

Tarsaltunnelsyndrom behandeln: Therapie ohne OP

Eine dauerhafte medikamentöse Behandlung des Tarsaltunnelsyndroms kann mit verschiedenen Wirkstoffen erfolgen, die den Schmerzen vorbeugen:

Außerdem können weitere Behandlungsmethoden aus der Schmerztherapie zum Einsatz kommen:

  • Kältetherapie
  • Ultraschallbehandlung
  • Schallwellentherapie (Phonophorese)
  • Iontophorese
  • Elektrotherapie

Beim Tarsaltunnelsyndrom kann Tapen helfen, den betroffenen Bereich zu stützen und zu entlasten. Ebenso können Orthesen den Fuß ruhigstellen und auf diese Weise schonen. Auch stützende Einlagen in den Schuhen sind eine mögliche Option.

Liegt ein Ganglion vor, kann dieses mit einer Nadel punktiert werden, um Flüssigkeit zu entnehmen. Eine weitere Behandlungsoption in diesem Fall sind Injektionen mit Kortison.

Ein Tumor als Ursache für das Tarsaltunnelsyndrom kann eine konservative, aber auch eine operative Behandlung notwendig machen.

Tarsaltunnelsyndrom: Ist eine OP nötig?

Führt die konservative Behandlung des Tarsaltunnelsyndroms nicht zum gewünschten Erfolg, kann eine Operation erfolgen. Bei dem Eingriff wird das Bindegewebe gespalten. So wird eine Dekompression, also Entlastung, des Schienbeinnervs erreicht.

Tarsaltunnelsyndrom: Übungen zur Kräftigung und Dehnung

Beim Tarsaltunnelsyndrom können Übungen zur Kräftigung sowie zur Dehnung des Wadenmuskels sinnvoll sein. Diese sollten physiotherapeutisch begleitet oder ärztlich abgesprochen werden.

Zur Kräftigung eignen sich beispielsweise sogenannte Calf Raises, auch als Wadenheben bezeichnet. Dazu sollten die Fußballen auf einer Erhöhung stehen, etwa auf einer Treppenstufe. Die Fersen schweben in der Luft. Nun auf die Zehenspitzen stellen und die Fersen dann wieder senken.

Um die Wadenmuskulatur zu dehnen, wird ein Ausfallschritt gemacht, wobei die Hände an einem Stuhl oder an der Wand abgestützt werden. Dann wird das Körpergewicht auf das vordere Bein verlagert, während man das Knie des hinteren Beins durchstreckt. Die Ferse sollte dabei weiterhin den Boden berühren.

Verlauf und Prognose beim Tarsaltunnelsyndrom

Wird das Tarsaltunnelsyndrom rechtzeitig erkannt und behandelt, stehen die Heilungschancen gut. Insbesondere bei zu später Therapie und/oder Diabetes besteht jedoch die Gefahr, dass die Beschwerden auch nach einem operativen Eingriff nicht ganz verschwinden.

Außerdem kann das Tarsaltunnelsyndromkann bei ausbleibender Therapie zu einer Neuropathie des Schienbeinnervs führen, die wiederum dauerhafte Schmerzen sowie Missempfindungen und Muskellähmungen auslösen kann.

Nach einer Operation können Komplikationen wie Wundheilungsstörungen und Infektionen auftreten. Es besteht auch die Gefahr, dass die Beschwerden nach dem Eingriff fortbestehen oder zu einem späteren Zeitpunkt erneut auftreten.