Frau am Handy informiert sich über Cortisol-Detox.
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Cortisol-Detox: Gefährlicher Internettrend?

Von: Romina Enz (Medizinredakteurin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 03.04.2025

In sozialen Netzwerken kursieren zunehmend Hashtags wie #CortisolDetox und #CortisolFace. Dabei wird behauptet, das Stresshormon Cortisol könne aus dem Körper entgiftet werden, um so Bauchfett, Müdigkeit oder Haarausfall zu vermeiden. Doch wie sinnvoll ist dieser Trend wirklich? Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) warnt ausdrücklich vor solchen Empfehlungen.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Cortisol-Detox

Nein. Cortisol ist ein lebenswichtiges Hormon, das sich im Körper selbst reguliert. Der Begriff „Detox“ ist irreführend – eine gezielte Ausscheidung von Cortisol ist weder notwendig noch möglich.

Was ist Cortisol-Detox?

Hinter dem Begriff "Cortisol-Detox" verbirgt sich die Vorstellung, den Cortisolspiegel durch spezielle Maßnahmen senken oder das Hormon aus dem Körper ausleiten zu können – etwa durch bestimmte Diäten, Nahrungsergänzungsmittel oder Routinen. Dabei wird oft der Eindruck vermittelt, dass Cortisol grundsätzlich schädlich sei. Fachleute sehen das jedoch kritisch. 

Warum gilt Cortisol-Detox als gefährlicher Trend?

Der Begriff "Detox" suggeriert, dass das Stresshormon aus dem Körper ausgeleitet werden muss, um einen erhöhten Cortisolspiegel zu vermeiden. Dies ist jedoch gefährlich, so Fachleute der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE).

Cortisol ist ein lebenswichtiges Hormon, das in der Nebennierenrinde gebildet und bei Stress ausgeschüttet wird. Es hilft dem Körper zudem, den Blutzuckerspiegel zu regulieren und Entzündungen zu kontrollieren.

Das Stresshormon macht den Menschen erst leistungsfähig und unterliegt im Tagesverlauf natürlichen Schwankungen. So ist die Konzentration am Morgen höher, während sie um Mitternacht den Tiefpunkt erreicht. Auch beim Sport braucht der Körper Cortisol. Das Hormon wird zum Beispiel beim Rennen benötigt. 

Eine gezielte Cortisolentgiftung des überlebenswichtigen Hormons, wie es der Trend zum Cortisol-Detox nahelegt, ist daher nicht sinnvoll und auch nicht möglich. Es handelt sich dabei um ein Lifestyle-Konzept und nicht um eine medizinisch anerkannte Therapie.

In sozialen Medien wird unter anderem mit Selbsttests geworben, die den Cortisolspiegel überprüfen sollen. Diese sind laut DGE ungenau und irreführend. Um ein sicheres Ergebnis über seine Cortisolkonzentration zu erhalten, ist eine Blutuntersuchung und ein Termin in einer endokrinologischen Praxis nötig. 

Chronisch erhöhter Cortisolspiegel – was das bedeutet

Cortisol-Face (rundliches Mondgesicht), zu viel Bauchfett, vorzeitige Hautalterung und Haarausfall – all diese Dinge bringen Gesundheitsinfluencer*innen mit einem erhöhten Cortisolspiegel in Verbindung. Dies ist allerdings so nicht richtig. Natürlicher alltäglicher Stress und die damit verbundenen Peaks der Cortisolkonzentration im Körper haben nicht solche körperlichen Auswirkungen.

Es handelt sich stattdessen um Folgen einer krankhaften Cortisolausschüttung, wie sie unter anderem beim Cushing-Syndrom vorkommt. Diese Stoffwechselerkrankung kann durch eine Langzeittherapie mit Kortison oder durch Tumoren der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) oder der Nebennieren entstehen. Dann sind in jedem Fall eine ärztliche Diagnose und Behandlung wichtig. 

Dauerstress ist trotzdem ungesund

Andauernder Stress im beruflichen und privaten Leben führt zwar nicht zwangsläufig zu einem Cortisol-Face und Fetteinlagerungen am Bauch, dennoch ist der Zustand für den Körper ungesund. Neben Schlafproblemen kann es zu Stimmungsschwankungen, Libidoverlust oder zu einem erhöhten Risiko für Diabetes mellitus oder psychischen Erkrankungen kommen. 

Wie lässt sich der Cortisolspiegel auf gesunde Weise unterstützen?

Es ist wichtig, keine Entgiftung des Hormons Cortisol anzustreben. Vielmehr geht es darum, über bewusste Lebensstiländerungen die natürliche Regulation des Hormonhaushalts zu unterstützen.

Dazu zählen unter anderem:

  • regelmäßige Entspannung
  • ausreichend Schlaf
  • eine ausgewogene Ernährung
  • moderate Bewegung

Auch Maßnahmen wie digitale Auszeiten, Atemübungen oder der Verzicht auf übermäßigen Koffein- und Alkoholkonsum können helfen, das Stresssystem zu entlasten.

Fazit zum Trend "Cortisol-Detox"

Cortisol-Detox ist kein medizinisch fundiertes Entgiftungsprogramm, sondern beschreibt im Kern bewährte Strategien zur Stressbewältigung. Eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Erholung, Schlaf und Balance im Alltag bleibt der wirksamste Weg, um den Cortisolspiegel langfristig zu stabilisieren und die Gesundheit zu fördern.

Treten Symptome wie anhaltende Erschöpfung, Schlafprobleme oder unkontrollierte Gewichtszunahme auf, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.