Eine Frau sitzt in einem Zimmer, hat die Arme über Kreuz gelegt und schaut nachdenklich aus dem Fenster.
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Stille Entzündungen: Symptome, Ursachen und Behandlung

Von: Charlotte Herhold (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.02.2025

Stille Entzündungen bleiben oft unbemerkt. Dabei können sie einen großen Einfluss auf die Entstehung chronischer Erkrankungen haben. Welche Anzeichen auf stille Entzündungen hindeuten, warum sie gefährlich sind und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Häufige Fragen und Antworten zu stillen Entzündungen

Durch gezielte Blutuntersuchungen und eine ausführliche Analyse der Beschwerden können unterschwellige Entzündungsprozesse oft erkannt werden. Spezielle Marker im Blut, wie hs-CRP, helfen dabei, entzündliche Veränderungen nachzuweisen.

Was ist eine stille Entzündung?

Von einer stillen Entzündung (auch "Silent Inflammation" genannt) spricht man, wenn im Körper unterschwellige Entzündungen vorhanden sind, die sich nicht direkt äußern. Denn im Gegensatz zu akuten Entzündungen, die sich durch sichtbare Anzeichen wie Rötung, Schmerz oder Schwellung bemerkbar machen, zeigen stille Entzündungen kaum oder gar keine wahrnehmbaren Beschwerden.

Dennoch ist das Immunsystem dauerhaft aktiv: Es reagiert auf Entzündungen und gerät dadurch in eine Art Dauerstress. Dadurch kommt es zu einer Überproduktion entzündungsfördernder Botenstoffe (proinflammatorische Zytokine), was langfristig Gewebe und Organe schädigen kann. Damit steigt das Risiko für chronische Erkrankungen, wie zum Beispiel für Herz-Kreislauf-Störungen oder Stoffwechselerkrankungen.

Stille Entzündung: Symptome bleiben oft unbemerkt

Da stille Entzündungen keine konkreten, sofort spürbare Beschwerden verursachen, werden sie oft übersehen. Hinweise, die auch auf unterschwellige Entzündungen hindeuten können, sind beispielsweise: 

Wichtig: Wenn derartige unspezifische Symptome über einen längeren Zeitraum auftreten, sollte frühzeitig ärztlicher Rat eingeholt werden. So lassen sich Folgeerkrankungen möglicherweise verhindern.

Ursachen: So kommt es zu stillen Entzündungen

Eine stille Entzündung kann viele verschiedene Ursachen haben. Zu den häufigsten Auslösern zählen:

  • ungesunde Ernährung: Der Verzehr von stark verarbeiteten Lebensmitteln wie Fast Food und zuckerreichen Produkten kann das Gleichgewicht der Darmflora stören und entzündungsfördernde Prozesse im Körper verstärken. Besonders problematisch sind Transfette, raffinierte Kohlenhydrate und ein hoher Omega-6-Fettsäure-Anteil im Vergleich zu Omega-3-Fettsäuren.

  • chronischer Stress: Anhaltende körperliche oder psychische Belastungen führen zu einer erhöhten Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Dazu gehören beispielsweise Zeitdruck, Schlafmangel oder emotionale Konflikte. Ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel schwächt das Immunsystem. 

  • Ungleichgewicht im Darm: Eine gestörte Darmflora kann die Darmschleimhaut beeinträchtigen und möglicherweise zu einem "Leaky-Gut-Syndrom" führen. Dadurch könnten unerwünschte Stoffe in den Blutkreislauf gelangen, die normalerweise im Darm bleiben. Wissenschaftlich ist dies jedoch nicht eindeutig belegt.

  • Übergewicht (Adipositas): Vor allem viszerales Bauchfett (Fettgewebe um die inneren Organe) setzt entzündungsfördernde Botenstoffe frei.

  • Bewegungsmangel: Zu wenig körperliche Aktivität verlangsamt den Stoffwechsel und kann Entzündungsreaktionen im Körper fördern.

  • Tabak, Alkohol und Drogen: Schadstoffe aus Zigarettenrauch, Alkohol und Drogen belasten den Körper, fördern oxidativen Stress (ein Ungleichgewicht zwischen schädlichen Molekülen und Schutzmechanismen im Körper) und können Entzündungen begünstigen.

  • äußere Einflüsse: Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung können den Körper zusätzlich belasten und das Immunsystem schwächen.

Welche Krankheiten werden durch stille Entzündungen ausgelöst?

Darüber hinaus kann eine unbemerkte stille Entzündung auf Dauer verschiedene Krankheiten begünstigen. Zum Beispiel:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Entzündungen in den Blutgefäßen erhöhen das Risiko für Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall.

  • rheumatische Erkrankungen: Arthritis und andere Gelenkerkrankungen können durch unterschwellige Entzündungsprozesse verstärkt werden.

  • Hautprobleme: Akne, Neurodermitis oder Psoriasis werden häufig durch entzündungsfördernde Prozesse verschlimmert.

Auch neurologische Erkrankungen wie Alzheimer und Depressionen werden von einigen Fachleuten mit stillen Entzündungen in Verbindung gebracht. Bei der Entstehung einer Krankheit spielen jedoch in den meisten Fällen mehrere Faktoren eine Rolle.

Diagnose: Wie lassen sich stille Entzündungen feststellen?

Da stille Entzündungen nicht durch klassische Symptome erkennbar sind, setzt die Diagnostik auf einen ganzheitlichen Ansatz. Wichtig ist die Kombination von Blutuntersuchungen, Symptomanalyse und der Beurteilung individueller Risikofaktoren.

Im Labor lassen sich leicht erhöhte Entzündungswerte mithilfe des hochsensitiven C-reaktiven Proteins (hsCRP) erkennen. Ein erhöhter hsCRP-Wert im Blut deutet auf eine unterschwellige Entzündung im Körper hin.

Zusätzlich können weitere Laborwerte Aufschluss geben:

  • LPS-Antikörper-Test: Diese Methode zeigt an, ob bakterielle Stoffwechselprodukte (Lipopolysaccharide) aus dem Darm in den Blutkreislauf gelangen und dort Entzündungen fördern.

  • Kynurenin-Tryptophan-Analyse: Dieses Verhältnis gibt Hinweise darauf, ob das Immunsystem durch chronische Entzündungen beeinträchtigt ist.

Behandlung: Was hilft gegen stille Entzündungen?

Um stille Entzündungen zu behandeln, erstellen Fachleute auf der Grundlage einer umfassenden Untersuchung einen individuellen Behandlungsplan, der die verschiedenen Auslöser einer stillen Entzündung berücksichtigt – häufig in Kombination mit Lebensstiländerungen wie verbesserter Ernährung und mehr Bewegung.

Folgende Maßnahmen können darin vorkommen:

  • medikamentöse Therapie: Je nach Ursache und Schweregrad der Entzündung können entzündungshemmende Medikamente verschrieben werden. Dazu gehören nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen. Sie hemmen die Produktion von entzündungsfördernden Botenstoffen (Prostaglandinen). Kortisonhaltige Medikamente können die Entzündung reduzieren, indem sie die Aktivität des Immunsystems dämpfen. 

  • gezielte Nahrungsergänzung: Nach ärztlicher Rücksprache können Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren oder Curcumin eingesetzt werden. Diese Pflanzenstoffe können den Körper bei der Bewältigung von Entzündungsprozessen unterstützen. 

  • Darmsanierung: Wenn es Anzeichen für Darmprobleme gibt, wie ein Ungleichgewicht der Darmbakterien, kann eine Darmsanierung empfohlen werden. Dabei helfen zum Beispiel Probiotika und Ballaststoffe, die Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen und das Immunsystem zu unterstützen. Sie sollte jedoch nur nach ärztlicher Absprache durchgeführt werden.

Wie lässt sich stillen Entzündungen vorbeugen?

Durch eine gesunde Lebensweise lässt sich das Risiko einer chronischen, unbemerkten Entzündungsreaktion senken. Zwar kann ein einzelner Auslöser nicht immer vermieden werden, jedoch tragen die folgenden Maßnahmen zu einer besseren Balance im Körper bei:

  • ausgewogene Ernährung: Frische, unverarbeitete Lebensmittel, reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien, senken Entzündungsprozesse im Körper (z. B. Gemüse, Obst, Nüsse, Fisch, Olivenöl).

  • regelmäßige Bewegung: Sport und Bewegung fördern die Durchblutung und stärken das Immunsystem (z. B. Joggen, Radfahren, Schwimmen, Walking oder Yoga). Sie helfen zudem, überschüssiges Körperfett abzubauen.

  • Stressmanagement: Enspannungstechniken wie Meditationen, Yoga oder Atemübungen senken den Stresspegel und verhindern, dass chronischer Stress entzündungsfördernde Prozesse auslöst.

  • Schlaf: Ausreichende Ruhephasen sind essenziell für das Immunsystem. Schlaf ermöglicht es dem Körper, sich zu regenerieren und kann so dazu beitragen, stille Entzündungen langfristig zu vermeiden.

  • Verzicht auf Rauchen: Rauchen fördert Entzündungen und erhöht das Risiko für zahlreiche chronische Erkrankungen.

  • Alkoholkonsum und Drogen: Übermäßiger Alkoholkonsum schwächt das Immunsystem. Am gesündesten ist es, komplett auf Alkohol zu verzichten. Auch der Verzicht auf Drogen ist generell förderlich für die Gesundheit und das Immunsystem.