Spitzfuß (Pes equinus): Symptome und Behandlung
Menschen mit einem Spitzfuß können beim Stehen und Gehen den Fuß nicht vollständig auf den Boden aufsetzen. Als Ursache kommen eine angeborene Fehlstellung, aber auch verschiedene Grunderkrankungen infrage. Wie ein Spitzfuß entsteht und welche Behandlung helfen kann, erfahren Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Spitzfuß
Bei einem Spitzfuß ist die Ferse nach oben gezogen, während sich der Vorfuß nach unten senkt. Betroffene laufen meist auf den Zehen.
Beim Spitzfuß ist die Fußsohle dauerhaft gebeugt, es liegt also eine Fehlstellung vor. Eine Fehllage des Fetus in der Gebärmutter (Uterus), Verletzungen, Narben, neurologische Erkrankungen oder eine ungünstige Lagerung bei Bettlägerigkeit können die Ursache sein.
Die Behandlung des Spitzfußes hängt von der Ursache ab. Unter anderem können spezielle Übungen, Korrekturgipse, eine Operation, Injektionen mit Botox, spezielles Schuhwerk und Orthesen zum Einsatz kommen.
Was ist ein Spitzfuß?
Bei einem Spitzfuß handelt es sich um eine Fußfehlstellung. Betroffenen ist es nicht möglich, mit der Ferse den Boden zu berühren. In der Fachsprache wird die Spitzfußstellung auch als Pes equinus bezeichnet, was wörtlich Pferdefuß bedeutet.
Bei betroffenen Babys und Kindern ist oft eine Fehllage im Uterus die Ursache. Doch auch Nervenschädigungen, neurologische Erkrankungen oder Verletzungen können zur Entstehung eines Spitzfußes führen.
Symptome: Wie erkennt man einen Spitzfuß?
Betroffene mit Spitzfuß können sich nur auf den Zehenspitzen und dem Fußballen fortbewegen (Fersenhochstand). Somit kommt es zu einer dauerhaften Beugung in Richtung der Fußsohle (Plantarflexion). Auch durch manuelle Bewegungen und Handgriffe lässt sich der Fuß nicht ausstrecken.
Je stärker die Fehlstellung ist, desto ausgeprägter ist der Zehenspitzengang. Zudem weisen Betroffene oft ein verändertes Gangbild auf.
Der Spitzfuß vom Klumpfuß zu unterscheiden. Der Klumpfuß ist eine komplexe Fehlstellung mit Beteiligung mehrerer Knochen und Gelenke. Unter anderem liegt auch ein Spitzfuß vor, jedoch in Kombination mit weiteren Deformitäten.
Spitzfuß: Was sind die Ursachen?
Der angeborene Spitzfuß ist zumeist die Folge einer Fehllage des Fetus in der Gebärmutter. Ein erworbener Spitzfuß, der im Verlauf des Lebens entsteht, geht in vielen Fällen auf eine Verkürzung der Achillessehne oder Wadenmuskulatur zurück. Dies kann verschiedene Ursachen haben:
- Kinderlähmung
- systemische Erkrankungen, wie Bluterkrankheit (Hämophilie), bei der es zu Einblutungen in die Wadenmuskulatur kommt
- Schädigung des Nervus fibularis communis, der die Bewegungen des Wadenmuskels steuert
- spastische Lähmung der Muskulatur in der Wade, beispielsweise durch Schlaganfall, Hirnblutung, Multiple Sklerose, Hirnhautentzündung, Kopf- oder Wirbelsäulenverletzungen
- Verletzungen mit Folgen wie einer dauerhaften Verkürzung von Muskeln, Sehnen und/oder Bändern sowie Narbenzug
- Bettlägerigkeit, bei welcher der Fuß nicht richtig gelagert wird
Wie erfolgt die Behandlung bei einem Spitzfuß?
Die Behandlung eines Spitzfußes richtet sich nach der Ursache. Liegt der Deformität eine Erkrankung zugrunde, muss diese entsprechend behandelt werden. Diese Maßnahmen können zum Einsatz kommen:
Korrekturgips: Beim angeborenen Spitzfuß ist eine Therapie mit Korrekturgipsen angezeigt, bei denen der Fuß Schritt für Schritt in die richtige Position gebracht wird.
Operation: Bringt die konservative Gipsbehandlung nicht das gewünschte Ergebnis, kann eine Operation notwendig sein. Durch einen operativen Eingriff lässt sich meist eine Korrektur der Fehlstellung erzielen.
Orthesen: Orthesen kommen zum Einsatz, um den Fuß zu stabilisieren und/oder die Fehlstellung zu korrigieren oder zumindest teilweise zu kompensieren. Auch nach einer Operation ist das Tragen einer Orthese notwendig, die den Fuß in der richtigen Position hält und so einen Rückfall verhindert.
Botoxinjektionen: Falls eine spastische Lähmung zur Entstehung des Spitzfußes geführt hat, kann eine Behandlung mit Botox (Nervengift) erfolgen. Dieses wird in die Muskulatur gespritzt und soll diese entspannen.
Physiotherapie: Spezielle physiotherapeutische Übungen sollen dabei helfen, die Fußfehlstellung zu korrigieren.
orthopädisches Schuhwerk: Zudem empfehlen sich beim Spitzfuß Schuhe mit passend erhöhten Absätzen oder orthopädische Maßschuhe. Auch spezielle Einlagen können verordnet werden.
Wie lässt sich ein Spitzfuß diagnostizieren?
Einen Spitzfuß können Ärzt*innen oftmals schon mit bloßem Auge feststellen. Um die Diagnose zu sichern, sind neben dem ärztlichen Gespräch (Anamnese) jedoch weitere Untersuchungen nötig. Mithilfe einer Probe aus dem Muskelgewebe (Muskelbiopsie) und einer Kontrolle der Nervenfunktion mittels Elektromyographie (EMG) lassen sich gelähmte und verkrampfte Muskelgruppen ermitteln.
Durch eine Röntgenaufnahme des Fußes kann zudem das Ausmaß der Fußfehlstellung beurteilt werden. Auch mögliche Auswirkungen auf Knie, Hüfte oder Wirbelsäule lassen sich mit einer Röntgenuntersuchung feststellen.
Spitzfuß: Verlauf und Prognose
Verlauf und Prognose des Spitzfußes hängen von der zugrunde liegenden Ursache ab. Bei manchen Kindern mit angeborenem Spitzfuß heilt dieser von selbst aus. In anderen Fällen lassen sich mit einer entsprechenden Behandlung und Physiotherapie große Fortschritte erzielen. In der Regel ist die Therapie jedoch langwierig. Eine vollständige Rückbildung der Fehlstellung ist nur selten möglich.
Ein unbehandelter Spitzfuß kann im weiteren Verlauf einige negative Auswirkungen auf das Skelett haben. Es kann zu Beschwerden oder gar Schäden an den Hüft- und Kniegelenken sowie der Wirbelsäule kommen.
Kann man einem Spitzfuß vorbeugen?
Um der Entstehung eines Spitzfußes vorzubeugen, ist ein gesundheitsförderlicher Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, Rauchverzicht und ausreichend Bewegung wichtig. So sinkt das Risiko für Erkrankungen, die einen Spitzfuß verursachen können.
Nach Verletzungen mit Narbenbildung im Bereich des Unterschenkels, Sprunggelenks oder Fußes ist nach ärztlicher Rücksprache eine geeignete Narbenpflege von Bedeutung.
Bei längerer Bettlägerigkeit sind physiotherapeutische Übungen und eine entsprechende Lagerung zur Vorbeugung eines Spitzfußes unerlässlich.