Eine junge Frau mit gerunzelter Stirn bedeckt ihre rechte Wange mit der Hand.
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Speichelsteine, Sialolithiasis

Von: Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 19.01.2022

Wenn sich Speichelsteine bilden, sprechen Fachleute von einer Sialolithiasis. Die betroffene Speicheldrüse kann schmerzhaft anschwellen und sich sogar entzünden. Was hilft gegen die Symptome und wie kann man einen Speichelstein entfernen?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Speichelsteine, Sialolithiasis

Ein Speichelstein (Sialolith) ist ein festes Gebilde, das hauptsächlich aus Calciumphosphat und Calciumkarbonat besteht. Speichelsteine erreichen eine Größe von wenigen Millimetern bis zwei Zentimetern. Sie sind rund oder oval, glatt oder höckerig und grau oder gelb gefärbt.

Der Mensch hat neben vielen kleinen einzelnen Speicheldrüsen drei große Speicheldrüsen, die jeweils paarig vorhanden sind: die Ohrspeicheldrüse, die Unterkieferspeicheldrüse und die Unterzungenspeicheldrüse. Grundsätzlich können Speichelsteine in jeder Speicheldrüse oder deren Ausführungsgängen auftreten. Doch tatsächlich passiert das

  • am häufigsten (zu ca. 80 %) in der Unterkieferspeicheldrüse,
  • teils (zu ca. 20 %) auch in der Ohrspeicheldrüse und
  • ganz selten in der Unterzungenspeicheldrüse oder in einer kleinen Speicheldrüse.

Speichelsteine machen die Hälfte aller Erkrankungen der Speicheldrüse aus. In Deutschland entwickeln jedes Jahr bis zu 5.000 Menschen eine Sialolithiasis. Die meisten davon sind zwischen 20 und 50 Jahre alt. In seltenen Fällen können aber auch schon Kinder einen Speichelstein bekommen.

Speichelsteine, Sialolithiasis: Ursachen

Die genauen Ursachen für Speichelsteine sind bislang ungeklärt. Oft kommt es zur Sialolithiasis, wenn die Absonderung von Speichel gestört ist. Denn dadurch verändern sich Zusammensetzung und Menge des Speichels: Der Speichel wird dickflüssiger, wobei sich bestimmte Stoffe daraus absondern.

So können sich zunächst winzige Körnchen (Mikroverkalkungen) bilden, die den Speichel vermehrt stauen, sodass sich organische Speichelinhalte anreichern. Diese Speichelpfropfen können verkalken. Schließlich entstehen Speichelsteine, die die Ausführungsgänge der Speicheldrüsen teilweise oder vollständig verschließen.

Entsprechend setzen sich Speichelsteine zusammen aus organischen Anteilen (wie Kohlenhydrate, Aminosäuren) und anorganischen Anteilen (wie Calciumphosphat, Magnesium, Calciumkarbonat und Ammoniumionen).

Am häufigsten (zu ca. 80 %) betrifft die Sialolithiasis die Unterkieferspeicheldrüse. Denn diese hat einen langen und breiten Ausführungsgang, in dem Speichel sich leichter staut, sodass eher Speichelsteine entstehen können.

Risikofaktoren

Möglicherweise bilden sich Speichelsteine manchmal unter Beteiligung von Bakterien. Zudem können folgende Faktoren eine Sialolithiasis begünstigen:

  • Stoffwechselerkrankungen, durch die sich die Zusammensetzung des Speichels ändern
  • verengte Speicheldrüsengänge (wobei sich die Speicheldrüse oft gleichzeitig entzündet), etwa durch
    • Grunderkrankungen (wie z. B. Mukoviszidose)
    • einen in der Kindheit durchgemachten Mumps
    • eine Verletzung
  • eine verringerte Speichelproduktion, beispielsweise durch
    • bestimmte Medikamente (Anticholinergika), die die Speichelproduktion verringern (z. B. bei COPD oder Harninkontinenz)
    • starken Flüssigkeitsverlust (Dehydration)

Übrigens: Speichelsteine zu haben bedeutet kein erhöhtes Risiko für andere Steinbildungen (wie Gallensteine oder Nierensteine).

Speichelsteine, Sialolithiasis: Symptome

Die für Speichelsteine typischen Symptome sind:

Meist sind die durch Speichelsteine ausgelösten Symptome beim oder nach dem Essen am stärksten ausgeprägt. Der Grund hierfür ist, dass die Speicheldrüse beim Kauen mehr Speichel bildet, der aber nicht abfließen kann.

Die Schmerzen können dann so stark sein, dass man von einer Speichelsteinkolik spricht. Manche Menschen haben durch Speichelsteine auch eine so stark geschwollene Speicheldrüse, dass die Schwellung äußerlich sichtbar ist.

In der Regel ist die Schwellung vorübergehend und bildet sich innerhalb von Stunden oder Tagen zurück. Doch bei länger andauernder Sialolithiasis kann die Speicheldrüse auch länger geschwollen bleiben. Manchmal verursachen Speichelsteine auch nur eine Schwellung ohne Schmerzen.

Wenn Speichelsteine den Ausführungsgang einer Speicheldrüse verengen oder verstopfen, kann sich die Drüse wiederholt entzünden. Häufige Symptome einer solchen Speicheldrüsenentzündung sind ebenfalls Schmerzen und eine Schwellung im Bereich der betroffenen Speicheldrüse.

Speichelsteine, Sialolithiasis: Diagnose

Bei Verdacht auf Speichelsteine besteht der erste Schritt zur Diagnose darin, die Speicheldrüsen und ihre Ausführungsgänge zu betrachten und abzutasten. Zudem kann die Ärztin oder der Arzt die verdächtige Speicheldrüse massieren, um das austretende Sekret zu beurteilen.

Sind dabei keine Speichelsteine feststellbar, folgen weitere Schritte, um die Verdachtsdiagnose auszuräumen oder zu bestätigen. Normalerweise kommt dann eine Ultraschalluntersuchung zum Einsatz: Mit ihr kann man Speicheldrüsensteine meist gut nachweisen und auch das Gewebe der Speicheldrüsen beurteilen.

Manchmal reicht diese Methode aber nicht aus, um Speichelsteine sicher festzustellen oder auszuschließen. So ist der tiefe Anteil der Ohrspeicheldrüse im Ultraschall nur schlecht zu sehen. Ein in der Ohrspeicheldrüse liegender Stein oder andere Veränderungen dort können dann unerkannt bleiben.

Darum ist bei Verdacht auf Speichelsteine manchmal eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) nötig – vor allem, um auszuschließen, dass ein Tumor hinter den Beschwerden steckt.

Ein Verfahren, mit dem sich Speichelsteine diagnostizieren und gleichzeitig behandeln lassen, ist die Sialendoskopie: Das ist eine Untersuchung der Speicheldrüsengänge mit einem Endoskop. Eine rein diagnostische Sialendoskopie dauert etwa 15 Minuten.

Speichelsteine, Sialolithiasis: Behandlung

Speichelstein selbst entfernen

Um kleine Speichelsteine loszuwerden, reicht es manchmal schon, die Speichelbildung anzuregen. Der gesteigerte Speichelfluss soll die Speicheldrüsen reinigen und Steine hinausbefördern. Als speichelanregende Mittel zur Selbsthilfe eignen sich:

  • saure Bonbons
  • Kaugummis
  • Zitronen
  • saure Säfte

Sie können auch versuchen, die betroffene Speicheldrüse und ihren Ausführungsgang vorsichtig zu massieren und so den Speichelstein selbst zu entfernen. Wenn das zu starke Schmerzen verursacht, lassen Sie aber besser die Finger davon und gehen lieber zu einer Ärztin oder einem Arzt.

Ärztliche Behandlung

Auch die ärztliche Behandlung der Speichelsteine kann darin bestehen, den Speichelfluss anzukurbeln: Dazu kann die Ärztin oder der Arzt Ihnen den Wirkstoff Piocarpin verschreiben. Allerdings nur, wenn das Sjögren-Syndrom oder eine Strahlenbehandlung für Ihre Sialolithiasis verantwortlich ist.

In der Regel besteht die ärztliche Behandlung aber darin, die Speichelsteine aktiv zu entfernen. Medikamente kommen dann nur zusätzlich zum Einsatz:

  • Manchmal sind entzündungshemmende und schmerzstillende Mittel (NSAR) nötig, um die Symptome zu behandeln.
  • Ist die betroffene Speicheldrüse mit Bakterien infiziert, kann eine Behandlung mit Antibiotika sinnvoll sein.

Welche Methode am besten geeignet ist, um Speichelsteine zu entfernen, hängt vor allem von deren Lage und Größe ab. Speichelsteine nah am Ausführungsgang lassen sich womöglich ausmassieren. Damit das leichter geht, kann die Ärztin oder der Arzt den Ausführungsgang vorher vorsichtig dehnen.

Alternativ kann man solche Speichelsteine durch eine Gangschlitzung entfernen. Dabei macht die Ärztin oder der Arzt einen kleinen Schlitz die Öffnung des Ausführungsgangs: Dadurch kann der Stein leichter ausgespült oder direkt entnommen werden. Der Eingriff ist fast immer unter örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie) möglich.

Gegen weit im Gang oder im Drüsengewebe liegende Speichelsteine kann die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie zum Einsatz kommen. Die Behandlung besteht aus bis zu drei Sitzungen (mit einer Länge von je 45 bis 90 Minuten) im Abstand von 4 bis 12 Wochen.

Bei der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie zertrümmert man die Steine mit Ultraschallwellen, die von außen auf den Hals gerichtet sind. Die einzelnen Teile schwemmen anschließend mit dem Speichelfluss aus.

Ganze Speichelsteine oder kleine Teile, die nach der Zertrümmerung nicht von selbst abgegangen sind, lassen sich auch mit einem Endoskop entfernen. Bei dieser Sialendoskopie werden die Steine ausgespült oder mit einem kleinen Fangkörbchen direkt geborgen.

Um große Speichelsteine aus der Ohrspeicheldrüse zu entfernen, kann man die Sialendoskopie mit einem operativen Eingriff kombinieren. Dabei spürt die Ärztin oder der Arzt den Stein mit dem Endoskop auf und öffnet die Drüse von außen, um den Stein zu entfernen.

Nach einer Steinentfernung können sich jedoch erneut Speichelsteine bilden und trotz Behandlung immer wieder Beschwerden verursachen. In wenigen Fällen besteht dann die letzte Maßnahme darin, die betroffene Speicheldrüse in einer OP vollständig zu entfernen. Die Speichelbildung ist danach in der Regel nicht eingeschränkt: Die restlichen Speicheldrüsen bilden noch genug Speichel.

Speichelsteine, Sialolithiasis: Verlauf & Vorbeugen

Wenn Speichelsteine den Abfluss des Speichels behindern, können sich in dem gestauten Speichel Bakterien leicht vermehren. Daraus kann schnell eine akute Speicheldrüsenentzündung entstehen. In seltenen Fällen bildet sich dann als Komplikation ein Abszess.

Führen Speichelsteine wiederholt dazu, dass sich die Speicheldrüse entzündet, kann die Entzündung in einen chronischen Verlauf übergehen. Nur den ursächlichen Speichelstein zu entfernen, reicht dann manchmal nicht aus, um das Problem zu beheben:

  • Nach Entfernung eines Speichelsteins können sich neue Speichelsteine bilden.
  • Wird jedoch die gesamte Speicheldrüse entfernt, ist die Prognose gut.

Wenn Sie Speichelsteinen vorbeugen möchten, können Sie versuchen, regelmäßig Ihren Speichelfluss durch sogenannte Speichellocker (wie Kaugummis, saure Bonbons, saure Säfte) anzuregen: Das reinigt die Speicheldrüsen. Zudem ist es ratsam, …

  • … Erkrankungen, die das Risiko für Speichelsteine erhöhen, so gut wie möglich zu behandeln.
  • … 2-mal gegen Mumps geimpft zu sein, weil die Speicheldrüsengänge nach einem durchgemachten Mumps verengt sein können, was wiederum die Entstehung von Speichelsteinen fördert. (Die 2-malige MMR-Impfung ist im Säuglings- und Kleinkindalter empfohlen; Jugendliche und junge Erwachsene mit fehlendem Impfschutz oder unklarem Impfstatus sollten die Impfung ggf. nachholen).