Man sieht eine Frau mit Bauchschmerzen auf einem Sofa.
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Somatoforme autonome Funktionsstörung

Von: Onmeda-Redaktion, Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 19.01.2022

Die somatoforme autonome Funktionsstörung ist eine häufige psychische Störung, die aufgrund der körperlichen Beschwerden eine organische Erkrankung vermuten lässt, für die jedoch keine körperlichen Ursachen zu finden sind.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Es muss also nicht immer eine körperliche Ursache hinter dem Gefühl stecken, krank zu sein – selbst dann nicht, wenn Ärzte die Beschwerden teils auch objektiv feststellen können: Deutliche gesundheitliche Beschwerden können auch psychosomatisch (d.h. durch seelische Vorgänge) entstehen. Dann kann die Diagnose zum Beispiel "somatoforme autonome Funktionsstörung" lauten.

Die somatoforme autonome Funktionsstörung gehört zur Gruppe der somatoformen Störungen (zu denen z.B. auch die hypochondrische Störung zählt). Jede somatoforme Störung ist gekennzeichnet durch:

  • anhaltende körperliche Beschwerden, die
  • ohne erkennbare körperliche Ursache auftreten.

Die somatoforme autonome Funktionsstörung macht den größten Anteil unter den somatoformen Störungen aus: Bis zu 25 Prozent der Bevölkerung hat oder hatte schon einmal eine somatoforme autonome Funktionsstörung, wobei Männer und Frauen gleichermaßen betroffen sind.

Als mögliche Ursache für die somatoforme autonome Funktionsstörung gilt eine Wechselwirkung zwischen verschiedenen Faktoren (z.B. Veranlagung und belastende Erlebnisse). Viele Betroffene geben auch seelische Belastungen an, die einen Bezug zu der Störung zu haben scheinen – wie beispielsweise Konflikte in Beruf, Familie und Haushalt oder finanzielle Sorgen. Häufig treten gleichzeitig mit der somatoformen autonomen Funktionsstörung andere psychische Störungen wie Angststörung oder Depression auf.

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Typisch für die somatoforme autonome Funktionsstörung ist, dass ihre Symptome überwiegend auf ein bestimmtes System oder Organ konzentriert sind. Häufig wechseln die vorhandenen Symptome im Lauf der Zeit. Die Störung kann zum Beispiel gekennzeichent sein durch:

Als somatoforme autonome Funktionsstörungen gelten zum Beispiel:

Um zu verhindern, dass die somatoforme autonome Funktionsstörung dauerhaft bestehen bleibt, ist eine möglichst frühe Behandlung ratsam: Dazu bieten sich Entspannungstechniken, eine Psychotherapie und Verhaltenstraining an. Wichtig ist dabei, dass die Betroffenen lernen, den Zusammenhang zwischen ihren körperlichen Empfindungen und seelischen Vorgängen zu erkennen.

Definition

Die somatoforme autonome Funktionsstörung ist eine psychische Störung aus der Gruppe der somatoformen Störungen. Das gemeinsame Merkmal aller als somatoforme Störungen zusammengefassten Krankheitsbilder ist, dass die Betroffenen ohne erkennbare körperliche Ursache über anhaltende körperliche Beschwerden berichten. Als somatoforme Störung gelten zum Beispiel auch:

Die Bezeichnung somatoforme autonome Funktionsstörung setzt sich zusammen aus den folgenden griechischen Begriffen:

  • somatoform (d.h. körperlich, zum Körper bzw. Soma gehörend) und
  • autonom (d.h. unabhängig, selbstständig).

Eine somatoforme autonome Funktionsstörung liegt per Definition vor, wenn:

  • jemand mindestens zwei der folgenden vegetativen Symptome entwickelt (d.h. Symptome, die auf eine Störung des vegetativen – also nicht durch Willen und Bewusstsein beeinflussten – Nervensystems hinweisen), einem Organsystem zuordnet und als krankhaft deutet:
  • und gleichzeitig neben den vegetativen mindestens eins der folgenden Symptome auftritt:
  • und keine körperliche Ursache zu finden ist, die diese Beschwerden hinreichend erklären kann,
  • und die Beschwerden nicht nur im Zusammenhang mit einer phobischen oder Panikstörung auftreten.

Beispiele für die somatoforme autonome Funktionsstörung sind:

Häufigkeit

Die somatoforme autonome Funktionsstörung ist die mit größter Häufigkeit diagnostizierte somatoforme Störung: Bis zu 25 Prozent der derzeitigen Bevölkerung haben schon einmal Anzeichen für eine somatoforme autonome Funktionsstörung entwickelt, wobei beide Geschlechter gleichermaßen betroffen sind. Somatoforme Störungen wiederum gehören zu den häufigsten psychischen Störungen überhaupt: Hier sind Frauen insgesamt häufiger betroffen als Männer.

Ursachen

Für eine somatoforme autonome Funktionsstörung gelten mehrere Risikofaktoren als mögliche Ursachen: So können beispielsweise seelische (= psychische) Faktoren zur Entstehung körperlicher (= somatischer) Beschwerden führen (psychosomatische Ursache). Doch keiner der infrage kommenden Risikofaktoren ist alleiniger Auslöser einer solchen Funktionsstörung. Wahrscheinlich ist eine Wechselwirkung zwischen den einzelnen Faktoren ausschlaggebend.

Erblich bedingte Veranlagung (genetische Prädisposition)

Bei manchen Menschen kommen für die somatoforme autonome Funktionsstörung erbliche Ursache infrage: Für eine erblich bedingte Veranlagung (sog. genetische Prädisposition) spricht, dass in manchen Familien somatoforme autonome Funktionsstörungen gehäuft auftreten können – vor allem bei Verwandten ersten Grades.

Biologische Auffälligkeiten

Für die somatoforme autonome Funktionsstörung können als Ursachen auch biologische Auffälligkeiten eine Rolle spielen: Sie tragen möglicherweise dazu bei, dass die somatoforme autonome Funktionsstörung aufrechterhalten bleibt. Zu den biologischen Auffälligkeiten, die als Risikofaktor für solche Funktionsstörungen infrage kommen, gehören:

  • veränderte körperliche Abläufe wie beispielsweise bestimmte Atmungsmuster,
  • veränderte Körperwahrnehmung nach schweren Unfällen oder Krankheiten sowie
  • die verringerte Fähigkeit, sich körperlich an bestimmte Umweltbedingungen anzupassen.

Erlebnisse

Zu den Risikofaktoren, die für eine somatoforme autonome Funktionsstörung als Ursachen (mit) infrage kommen, gehören vermutlich auch bestimmte Erlebnisse:

  • Bei Menschen, die eine somatoforme autonome Funktionsstörung oder eine andere somatoforme Störung haben, sind schwierigeLebensbedingungen und Belastungen in der Kindheit und Jugend – vor allem Erfahrungen von körperlichem und/oder sexuellem Missbrauch – besonders häufig zu finden. Dies weist auf einen möglichen Zusammenhang zwischen solchen Erlebnissen und der somatoformen autonomen Funktionsstörung hin.
  • Das Erleben chronisch kranker Eltern oder Geschwister kann ebenfalls für eine somatoforme autonome Funktionsstörung (mit) verantwortlich sein: Zum einen bringen diese Erlebnisse den betroffenen Kindern schon früh der Umgang mit körperlichen Beschwerden durch "Lernen am Modell" nahe. Zum anderen erleben die Kinder oft, dass ein krankes Familienmitglied besonders viel Aufmerksamkeit erhält.
  • Auch schwerwiegende Erlebnisse im Erwachsenenalter, wie beispielsweise der Tod eines Ehepartners oder Kindes oder schwere Unfälle, kommen als Auslöser für eine somatoforme autonome Funktionsstörung infrage.

Symptome

Eine somatoforme autonome Funktionsstörung ist durch Symptome gekennzeichnet, für die keine ausreichende körperliche Ursache zu finden ist.

Typisch für die somatoforme autonome Funktionsstörung sind Symptome, die überwiegend auf ein System oder Organ konzentriert sind, für dessen Versorgung und Kontrolle – weitgehend oder ausschließlich – vegetative Nerven sorgen (vegetativ bedeutet: nicht durch Willen und Bewusstsein beeinflusst). So kann die somatoforme autonome Funktionsstörung beispielsweise einhergehen mit

Man kann die somatoforme autonome Funktionsstörung anhand der auftretenden Symptome in zwei Symptomgruppen unterteilen:

  • Die erste Symptomgruppe ist häufiger als die zweite. Hier verursacht die somatoforme autonome Funktionsstörung Symptome, die auch objektiv als Veränderungen festzustellen sind. Es besteht eine allgemeine vegetative Erregung, die sich beispielsweise in Zittern, Erröten, Schwitzen oder Verschlucken von Luft äußert. Besonders typisch sind:
    • Beschwerden des Herz-Kreislaufsystems (z.B. Herzrasen)
    • Symptome des unteren Verdauungstrakts (z.B. Durchfall o. häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen)
    • Beschwerden der Atemorgane (z.B. Hyperventilation)
  • Die zweite Symptomgruppe umfasst subjektivere und weniger kennzeichnende Beeinträchtigungen (z.B. fließender Schmerz sowie das Gefühl, aufgebläht oder auseinandergezogen zu sein).

Oft geht eine somatoforme autonome Funktionsstörung mit einem Wechsel der vorhandenen Symptome einher: So können die Betroffenen beispielsweise zunächst über Herzbeschwerden berichten, während später Verdauungsprobleme in den Vordergrund treten.

Ein weiteres typisches Anzeichen für die somatoforme autonome Funktionsstörung ist, dass die Betroffenen ihre Aufmerksamkeit übermäßig auf harmlose oder unbedenkliche körperliche Missempfindungen richten (z.B. auf kalte Hände) und diese Körperempfindungen als bedrohliche Symptome missdeuten (z.B. als Durchblutungsstörung, die Zeichen für einen drohenden Herzinfarkt sein könnte). Dies weckt Ängste in ihnen, die wiederum körperliche Angstreaktionen verursachen (wie verringerte Durchblutung in den Händen). Die Betroffenen nehmen auch diese Veränderung wahr und entwickeln neue körperliche Symptome. Sie beschäftigen sich anhaltend und quälend damit, ernsthaft krank zu sein, obwohl Ärzte dies mehrfach nicht bestätigen konnten.

Diagnose

Für die somatoforme autonome Funktionsstörung gelten folgende drei Diagnose-Kriterien (wobei für die körperlichen Beschwerden eine ausreichende körperliche Erklärung auszuschließen ist):

  • 1. Kriterium: Es treten vegetative Symptome auf, die man einem Organsystem zuordnen kann und die die Betroffenen als krankhaft deuten.
  • 2. Kriterium: Zu diesen vegetativen Symptomen gehören mindestens zwei der folgenden:
  • 3. Kriterium: Neben den vegetativen tritt mindestens eins der folgenden Symptome auf:

Bevor der Arzt eine somatoforme autonome Funktionsstörung diagnostizieren kann, sind also gründliche Untersuchungen nötig, um nach möglichen körperlichen Ursachen für die geschilderten Symptome zu suchen. Erst wenn nach Abschluss aller medizinischen Untersuchungen kein hinreichender organischer Grund für die Beschwerden zu finden ist, sind die Voraussetzungen für die Verdachtsdiagnose erfüllt.

Bei Verdacht auf eine somatoforme autonome Funktionsstörung besteht der nächste Schritt zur Diagnose in einem ausführlichen Gespräch, um die seelischen Aspekte der Beschwerden zu erfassen. Gegebenenfalls kommen auch psychologische Tests und Fragebögen zum Einsatz: Um eine somatoforme Funktionsstörung, ihren Schweregrad sowie die mit der Störung verbundenen Beeinträchtigungen einschätzen zu können, steht eine Vielzahl standardisierter Fragebögen und Checklisten zur Verfügung.

Auch wenn alles auf eine somatoforme autonome Funktionsstörung hindeutet, ist die Diagnose für die Betroffenen oftmals schwer zu akzeptieren – denn: Für viele ist es kaum vorstellbar, dass ihre Beschwerden keine körperlichen Ursachen haben, sondern möglicherweise durch seelische Vorgänge (d.h. psychosomatisch) entstanden sein könnten. Darum ist es wichtig, zu wissen, dass:

  • hinter dem Gefühl, krank zu sein, nicht immer eine körperliche Ursache stecken muss – selbst dann nicht, wenn Ärzte die Beschwerden teils auch objektiv feststellen können, und
  • dass niemand mit der Diagnose "somatoforme autonome Funktionsstörung" allein steht: Bis zu 25 Prozent der Bevölkerung haben oder hatten schon einmal solche deutlichen gesundheitlichen Beschwerden, ohne dass die Ärzte hierfür organische Gründe feststellen konnten.

Therapie

Gegen eine somatoforme autonome Funktionsstörung ist eine frühzeitige Therapie ratsam, um zu verhindern, dass die Störung dauerhaft bestehen bleibt. Wichtig ist dabei, dass Sie den Zusammenhang zwischen Ihren körperlichen Empfindungen und seelischen Vorgängen erkennen lernen.

Entspannungsverfahren

Wenn Sie eine somatoforme autonome Funktionsstörung haben, sind zur Therapie unter anderem Entspannungsverfahren geeignet: Die Entspannung soll verhindern, dass sich Ihre Beschwerden durch Angst und eine damit verbundene Erhöhung der Muskelspannung und vegetative Erregung verstärken.

Wenn Sie mithilfe der Entspannungsmethoden Ihre Anspannung vermindern können, lindert dies die Beschwerden, die durch die somatoforme autonome Funktionsstörung bedingt sind. Am häufigsten kommen zur Therapie autogenes Training, progressive Muskelentspannung und Biofeedback zum Einsatz. Allerdings ist nicht jedes Entspannungsverfahren auch für jeden Betroffenen geeignet.

Operantes Verhaltenstraining

Gegen eine somatoforme autonome Funktionsstörung kann zur Therapie auch operantes Verhaltenstraining zum Einsatz kommen: Das operante Verhaltenstraining ist besonders dann geeignet, wenn Sie durch die somatoforme autonome Funktionsstörung ein ausgeprägtes Schonverhalten entwickelt haben. Bei diesem Training lernen Sie, wieder aktiver am Leben teilzunehmen und Ihr Schonverhalten, das Beschwerden fördert, abzubauen. Zum operanten Verhaltenstraining gehören folgende Elemente:

  • systematische Verhaltensübungen (Einteilung täglicher Aktivitäten)
  • Selbstsicherheitstraining
  • Übungen mit Bezugspersonen, die häufig unbewusst ein Verhalten fördern, das Ihre Beschwerden verstärkt (indem sie Ihnen z.B. Arbeit abnehmen)
  • unabhängig von den Beschwerden erfolgende körperliche Aktivität und Medikamenteneinnahme

    Es ist ratsam, Ihren Partner oder Ihre Partnerin – wenn möglich – in die Behandlung Ihrer somatoformen autonomen Funktionsstörung miteinzubeziehen.

Kognitive Behandlungsansätze

Die gegen eine somatoforme autonome Funktionsstörung eingesetzte Therapie kann auch kognitive Behandlungsansätze umfassen (kognitiv = die Erkenntnis betreffend). Die psychotherapeutische Behandlung soll Ihnen helfen, trotz Ihrer körperlichen Beschwerden wieder ins normale aktive Leben zurückzufinden. Dieser Behandlungsansatz ist besonders dann geeignet, wenn die somatoforme autonome Funktionsstörung bei Ihnen zusätzlich zu den körperlichen Beschwerden eine Depression und/oder Ängste auslöst. In der kognitiven Therapie bearbeiten Sie gemeinsam mit dem Therapeuten vor allem die geistigen Reaktionen auf Ihre Beschwerden.

Wenn Sie Beschwerden empfinden, gehen Ihnen möglicherweise negative Gedanken durch den Kopf, beispielsweise "Die Herzschmerzen gehen nie weg!", "Diese Magenbeschwerden sind ein Zeichen für einen Tumor, der sich trotz all der Untersuchungen noch nicht feststellen ließ." (interozeptiver Wahrnehmungsstil), "Niemand kann etwas gegen die Beschwerden machen." (kognitive Fehlbewertung). Die Bearbeitung dieser gedanklichen Fehldeutungen spielt in der kognitiven Therapie eine zentrale Rolle, da sie das Befinden stark beeinflussen: Solche Gedanken sorgen nicht nur dafür, dass die somatoforme autonome Funktionsstörung weiterhin besteht, sondern sie fördern häufig Depressionen und Angststörungen.

In der Therapie erarbeiten Sie daher positive Gedanken, um Ihr Befinden zu bessern. Wenn Sie sich zum Beispiel sagen: "Nur keine Panik, ich bekomme das Herzrasen in den Griff!" oder "Ich habe solche Situationen schon oft gemeistert!", führt dies dazu, dass Sie die Beschwerden weniger stark spüren.

Außerdem lernen Sie in der kognitiven Behandlung Möglichkeiten kennen, sich abzulenken und Ihren Beschwerden weniger Aufmerksamkeit zu schenken. Durch angenehme Aktivitäten nehmen Sie wieder am Leben teil und konzentrieren sich nicht mehr nur auf Ihre Beschwerden. Im Rahmen eines allgemeinen Trainings zur Problemlösung entwickeln Sie außerdem Methoden, mit denen Sie stressfreier mit Problemen umgehen können. Eine somatoforme autonome Funktionsstörung ist oft mit sozialem Rückzug und Isolation verbunden. Um dem entgegenzuwirken, erfolgt im Rahmen der Therapie auch meist ein Kommunikationstraining.

Verlauf

Eine somatoforme autonome Funktionsstörung nimmt in der Regel einen umso besseren Verlauf, je früher eine geeignete Therapie beginnt: Frühzeitige Gegenmaßnahmen können verhindern, dass die somatoforme Störung dauerhaft bestehen bleibt.

Eine psychotherapeutische Behandlung, auch eine Gruppentherapie, kann die wesentlichen Symptome von somatoformen Störungen lindern. Ist die somatoforme autonome Funktionsstörung mit Erkrankungen wie Depression und Angststörung verbunden, ist eine psychotherapeutische Behandlung ebenfalls hilfreich. Für die individuelle Prognose ist jedoch die Krankheitsdauer entscheidend.

Häufig verläuft die somatoforme autonome Funktionsstörung chronisch. Der Hauptgrund dafür ist, dass oft Jahre vergehen, bis es gelingt, die Störung richtig zu diagnostizieren und zu behandeln. Da somatoforme autonome Funktionsstörungen mit Beschwerden verbunden sind, hinter denen körperliche Ursachen zu stecken scheinen, stehen meist über Jahre körperliche (somatische) Untersuchungen und Behandlungsversuche im Vordergrund.

Ein weitere Grund dafür, dass die somatoforme autonome Funktionsstörung oft einen hartnäckigen Verlauf zeigt: Die Störung ist durch ein komplexes Zusammenwirken gefühlsmäßiger, gedanklich bewertender und körperlicher Faktoren bestimmt, die sich gegenseitig verstärken:

  • Ausschlaggebend ist dabei, dass die Betroffenen ihre Aufmerksamkeit übermäßig auf harmlose oder unbedenkliche körperliche Missempfindungen lenken: Sie missdeuten diese Körperempfindungen und sehen sie als bedrohlich an.
  • Die Folge: Es entstehen Ängste, die wiederum zu körperlichen Reaktionen führen.
  • Die Betroffenen nehmen auch diese Veränderung wahr und entwickeln neue körperliche Symptome.

Ein Beispiel für diesen typischen Teufelskreis: Wer eine somatoforme autonome Funktionsstörung hat, sieht kalte Hände als Durchblutungsstörung an, in deren Verlauf ein Herzinfarkt drohen könnte. Die dadurch verstärkte Sorge um eine lebensbedrohliche Krankheit führt zu typischen körperlichen Angstreaktionen – unter anderem kalte feuchte Hände. Die Betroffenen beachten diese als mögliches Zeichen für einen bevorstehenden Herzinfarkt nun noch genauer.

Die durch die somatoforme autonome Funktionsstörung ausgelösten Ängste um die körperliche Gesundheit führen dazu, dass die Betroffenen wiederholt verschiedene Ärzte besuchen, was mit vielen Untersuchungen bis hin zu Operationen verbunden sein kann – immer auf der Suche nach einer richtigen Diagnose. Dabei können Schonverhalten und unkontrollierte Medikamenteneinnahme die somatoforme autonome Funktionsstörung zusätzlich festigen. Aber auch wenn die angegebenen Beschwerden positive Folgen im sozialen Umfeld haben (wie Rücksichtnahme im Beruf oder in der Familie), kann dies dazu beitragen, dass die somatoforme autonome Funktionsstörung hartnäckig verläuft.

Vorbeugen

Eine somatoforme autonome Funktionsstörung können Sie nicht verhindern: Es sind keine Methoden zum Vorbeugen der Störung bekannt. Wenn Sie möglicherweise zu den Betroffenen zählen, ist es ratsam, dass Sie sich frühzeitig über somatoforme autonome Funktionsstörungen informieren:

Wer akzeptiert, dass selbst deutliche körperliche Beschwerden nicht nur körperliche, sondern auch seelische Ursachen haben können, hat bessere Chancen, eine geeignete Behandlung zu bekommen. Ein früher Therapiebeginn kann verhindern, dass die somatoforme autonome Funktionsstörung dauerhaft bestehen bleibt.