Ein altes Segelschiff auf dem Meer
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Skorbut

Von: Anna Besson (Medizinautorin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 14.09.2021

Skorbut, auch als Seemannskrankheit bekannt, ist die Folge eines schweren Vitamin-C-Mangels. Im Allgemeinen für ausgerottet gehalten, tritt diese Erkrankung jedoch immer noch in Entwicklungsländern und vereinzelt auch in Industrieländern als Folge einer Mangelernährung auf. Lesen Sie hier mehr über die Ursachen und darüber, wie sich Skorbut behandeln und vorbeugen lässt.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Skorbut: Was ist das?

Die Krankheit Skorbut (lat. scorbutus = Mundfäule) ist die Folge eines schweren Vitamin-C-Mangels und zählt zu den Vitaminmangelkrankheiten, den sogenannten Hypo- oder Avitaminosen. Skorbut ist auch als Seemannskrankheit bekannt, da Seemänner früher am häufigsten von ihr betroffen waren. Da frische Lebensmittel auf den langen Fahrten zur See innerhalb weniger Wochen verdarben, erhielt die Besatzung nicht ausreichend Vitamin C über die Nahrung. Dies führte im Laufe der Fahrt dazu, dass die Betroffenen zunächst an Leistungsabfall, entzündetem Zahnfleisch und Zahnausfall litten und einige von ihnen schließlich an Herzschwäche starben.

Auch heute erkranken Menschen noch an Skorbut. Dabei tritt der schwere Vitamin-C-Mangel mit etwa 74 Prozent im Norden Indiens sehr häufig auf, im Vergleich zu den USA mit 7,1 Prozent. Er ist meist die Folge eines unzureichenden Zugangs zu frischen Lebensmitteln oder eines ungesunden Lebensstils. Auch wenn ein Vitamin-C-Mangel in Industrieländern vorkommt, erkranken Menschen dort selten an Skorbut.

Tritt bei Säuglingen und Kindern ein Vitamin-C-Mangel auf, spricht man von der Möller-Barlow-Krankheit. Dabei sind die Knochenbildung und das Wachstum gestört.

Früher verlief Skorbut oft tödlich, bis der schottische Arzt der Royal Navy, James Lind, im Jahr 1747 durch Versuchsreihen herausfand, dass die Kombination aus Kraut und Zitrusfrüchten vorbeugend gegen Skorbut wirkte und auch zum Abklingen der Krankheit führte.

Skorbut: Ursachen

Massiver Vitamin-C-Mangel ruft Skorbut hervor. Von einem massiven Mangel spricht man, wenn der Gesamtvorrat an Vitamin C im Körper von 1.500 Milligramm dauerhaft auf unter 350 Milligramm absinkt.

Zu diesem Mangel kann es aus verschiedenen Gründen kommen, wie zum Beispiel durch

  • starken Alkoholkonsum,
  • eine einseitige, vitaminarme Ernährung,
  • Essstörungen,
  • Typ-I-Diabetes,
  • Eisenüberschuss im Blut, der verhindert, dass die Nieren das Vitamin C optimal verstoffwechselt,
  • entzündliche Darmerkrankungen,
  • restriktive Diäten, das heißt eine Ernährungsweise, bei der Menschen bewusst auf bestimmte Nahrungsmittel verzichten. Dabei können die Gründe dafür unterschiedlich sein, wie zum Beispiel eine Nahrungsmittelallergie.

Der menschliche Organismus ist nicht in der Lage, Vitamin C selbst herzustellen oder lange im Körper zu speichern. Daher ist es wichtig, Vitamin C regelmäßig über die tägliche Ernährung aufzunehmen – am besten über ausgewogene Mahlzeiten mit viel Obst und Gemüse. Erhält der Körper über einen Zeitraum von vier bis zwölf Wochen kein Vitamin C mehr, kann es zu ersten Problemen kommen. Denn Vitamin C (Ascorbinsäure) ist an einer Vielzahl von Stoffwechselprozessen beteiligt.

Unter anderem schützt es die Körperzellen und Moleküle im Körper vor der schädlichen Wirkung freier Radikale. Es ist aber auch bei der Herstellung von Kollagen von großer Bedeutung. Dies ist der wichtigste Faserbestandteil von Haut, Sehnen, Knochen, Knorpeln, Zähnen und Blutgefäßen und verleiht diesen Strukturen ihre Festigkeit. Mangelt es an Vitamin C, kann dies dazu führen, dass zum Beispiel kleine Blutgefäße brüchig werden und Blutungen auftreten.

Skorbut: Symptome

Liegt der Vitamin-C-Mangel dauerhaft – das heißt mindestens drei Monate – vor, kann es bereits zu verschiedenen Beschwerden kommen. Dazu gehören

  • schlechte Wundheilung
  • Gelenkschmerzen
  • Infektionen
  • geschwollenes Zahnfleisch
  • Zahnausfall
  • andauerndes Schwächegefühl
  • Durchfall

Das Zahnfleisch kann so stark anschwellen, dass es die Zähne komplett bedeckt. Dies erschwert die Nahrungsaufnahme, was zu einer zusätzlichen Schwächung führt. Auffällig sind auch kleine Einblutungen in die Haut und das Gewebe. Diese Petechien zeigen sich unter anderem in kleinen roten Punkten rund um die Haarwurzeln, zum Beispiel an den Armen oder in blauen Flecken am Körper.

Skorbut: Diagnose

Eine Blutuntersuchung und zusätzliche Fragen zu Ernährungsgewohnheiten sichern erste Erkenntnisse über einen möglichen Mangel an Ascorbinsäure. Die Diagnose Skorbut ergibt sich meist schon aufgrund der typischen Symptome, dennoch äußern sich auch andere Erkrankungen mit roten Punkten auf der Haut oder in einer Neigung zu blauen Flecken und müssen zunächst ausgeschlossen werden.

Es gibt verschiedene Erkrankungen, deren Symptome jenen des Skorbuts ähneln. Darunter fallen zum Beispiel die Meningokokkämie – eine Infektionskrankheit, bei der es zu Fieber, Ausschlag sowie zu Symptomen an den oberen Atemwegen, der Augen und der Ohren kommen kann – oder eine nekrotisierende Zahnfleischentzündung (Gingivitis), bei der lokal das Gewebe abstirbt.

Um Skorbut sicher diagnostizieren zu können, müssen diese und andere Erkrankungen, die zum Beispiel auch einen Niacin- (Vitamin B3) oder Biotin- (Vitamin B7)-Mangel auslösen, ausgeschlossen werden. Liegt ein Niacin-Mangel vor, können an Hautstellen, die der Sonne ausgesetzt sind, symmetrische, stark pigmentierte Ausschläge auftreten. Bei einem Biotin-Mangel kommt es zu einem Haarausfall, meist am Kopf. Durch die genannten Symptome und das Fehlen von punktförmigen Einblutungen an den Haarfollikeln oder in der Haut lassen sich diese Erkrankungen jedoch gut von Skorbut unterscheiden.

Skorbut: Therapie

Ein diagnostizierter Skorbut sollte so bald wie möglich behandelt werden, um ein Fortschreiten der Erkrankung – und damit Komplikationen – zu verhindern. Um Skorbut zu behandeln, ist keine aufwändige Therapie notwendig. Der Goldstandard ist die Einnahme von bis zu 300 Milligramm Vitamin C für Kinder und 500 bis 1000 Milligramm Vitamin C für Erwachsene, bis die Symptome abgeklungen sind. Dies ist in der Regel nach ca. drei Monaten der Fall.

Für eine langfristige Genesung ist es gleichzeitig wichtig, die Ernährung umzustellen. Dabei sollten täglich frische und vitaminreiche Lebensmittel auf dem Speiseplan stehen. Auch ist es ratsam, auf einen ausgeprägten Alkohol- oder Nikotinkonsum zu verzichten. Beides führt zu einem höheren Vitamin-C-Bedarf und stellt einen Risikofaktor für Skorbut dar, wenn die täglich benötigte Vitamin-C-Zufuhr nicht gewährleistet ist.

Ist Skorbut die Folge einer zugrundeliegenden Erkrankung, wie zum Beispiel einer Essstörung, sollte diese gleichzeitig behandelt werden.

Skorbut: Verlauf und Vorbeugung

Hält der Vitamin-C-Mangel etwa drei Monate lang an, äußert sich dieser zunächst in Müdigkeit und einer damit verbundenen Leistungsminderung. Ohne Gegensteuerung kommen Hautprobleme – zum Beispiel in Form von Hautentzündungen – hinzu, die oft mit Knochen- oder Gelenkschmerzen, Fieber oder Zahnfleischbluten oder -wucherungen einhergehen. Da die Nahrungsaufnahme mit entzündetem Zahnfleisch schmerzhaft sein kann und der Appetit oft schwindet, kann sich dadurch der Vitaminmangel verstärken. Gleichzeitig wird das Immunsystem schwächer, was Infektionen begünstigt. Bleibt der Skorbut unbehandelt, fallen im weiteren Verlauf die Zähne aus. Auch kann sich eine Herzschwäche entwickeln.

Wie lässt sich Skorbut vorbeugen?

Skorbut lässt sich in erster Linie durch eine ausgewogene Ernährung, die ausreichend Vitamin C enthält vorbeugen. So sollten regelmäßig frisches Gemüse wie zum Beispiel

  • Gemüsepaprika,
  • Kartoffeln,
  • Spinat,
  • Tomaten,
  • Brokkoli und
  • Zitrusfrüchten

auf dem Speiseplan stehen.

Wichtig ist dabei, auf die Zubereitungsart des Gemüses zu achten. Gedünstet, das heißt im eigenen Saft oder mit wenig hinzugefügten Wasser oder Brühe zubereitet, bleibt mehr von dem Vitamin und den anderen Mineralstoffen erhalten. So lässt es sich nämlich vermeiden, dass das wasserlösliche Vitamin mit dem Wasser, das nach dem Garvorgang weggegossen wird, ebenfalls im Ausguss landet. Des Weiteren sind zu hohe Gartemperaturen zu vermeiden und der Garprozess zu beenden, solange das Gemüse noch bissfest ist. Denn auch zu lange Garzeiten zerstören das hitzeempfindliche Vitamin C.

Eine gute Orientierung über die eigene Vitamin-C-Aufnahme bieten Empfehlungen zur Tagesdosis für Vitamin C. So liegt bei gesunden Kindern der Tagesbedarf bei 45 mg pro Tag, 90 mg pro Tag bei Männern, 75 mg pro Tag bei Frauen und bis zu 120 mg pro Tag bei stillenden Frauen.