Das Bild zeigt einen älteren Mann in Gedanken.
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Seborrhoisches Ekzem (seborrhoische Dermatitis)

Von: Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften)
Letzte Aktualisierung: 22.12.2021

Braunrote Flecken und fettig wirkende, gelbliche Krusten: So sehen seborrhoische Ekzeme typischerweise aus. Vor allem Babys und Männer sind von der entzündlichen Hauterkrankung betroffen, die sich meist am Kopf und im Gesicht zeigt. Die gute Nachricht: Die Ekzeme sind harmlos und nicht ansteckend.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Seborrhoisches Ekzem (seborrhoische Dermatitis)

Was ist ein seborrhoisches Ekzem?
Als seborrhoisches Ekzem oder seborrhoische Dermatitis bezeichnet man eine Hautentzündung, die sich durch örtlich begrenzte, gelblich und fettig wirkende Krusten äußert. Manchmal ist die Haut auch gerötet. Die Ekzeme treten an Hautbereichen mit vielen fettbildenden Drüsen (sog. Talgdrüsen) in Erscheinung. Dazu zählen Kopfhaut, Nasolabialfalte, Kinn und Augenbrauen sowie bei Säuglingen der Windelbereich.

Etwa jeder zehnte Europäer hat seborrhoische Ekzeme, betroffen sind vor allem Männer und Säuglinge. Was genau die schuppigen Entzündungen hervorruft, ist noch nicht vollständig geklärt. Man weiß aber, dass gewisse Faktoren die Entstehung begünstigen. Zu einer seborrhoischen Dermatitis kann es kommen, wenn

  • das Immunsystem eingeschränkt ist,
  • die Haut übermäßig viel Fett bildet (sog. Seborrhö) und
  • mit bestimmten Mikroorganismen (z.B. Hefepilzen) besiedelt ist.

Die Ekzeme lassen sich mit verschiedenen Shampoos und Cremes behandeln. Bei Erwachsenen heilen sie jedoch meist nur vorübergehend aus und können immer wieder auftreten – vor allem im Winter. Dagegen klingt die auch "Kopfgneis" genannte seborrhoische Säuglingsdermatitis normalerweise nach dem ersten Lebensjahr wieder ab.

Achtung: Seborrhoische Ekzeme sind mitunter leicht mit anderen Hauterkrankungen zu verwechseln:

  • Treten sie bei Säuglingen am Kopf auf, halten Eltern sie manchmal für Milchschorf. Doch zwischen Kopfgneis und Milchschorf gibt es wichtige Unterschiede: Ein seborrhoisches Ekzem zeigt sich etwa um die dritte Lebenswoche des Babys und verschwindet von allein – echter Milchschorf dagegen ist die erste Ausprägung einer Neurodermitis und taucht oft erst um den dritten Lebensmonat auf.
  • Betrifft die seborrhoische Säuglingsdermatitis den Windelbereich, ähnelt sie auch der sogenannten Windeldermatitis. Letztere ist ebenfalls eine Entzündung. Sie entsteht jedoch durch Reizungen (aufgrund von Stuhl und Urin) und durch das feuchtwarme Klima in der Windel.
  • Auch bei Erwachsenen haben seborrhoische Ekzeme häufig Ähnlichkeit mit anderen Hauterkrankungen wie etwa allergischen oder atopischen Ekzemen oder der Schuppenflechte (Psoriasis).

Seborrhoisches Ekzem: Ursachen

Warum manche Menschen an der seborrhoischen Dermatitis erkranken, ist noch nicht vollständig geklärt. Ursachen der Entzündung sind offenbar Infektionen mit Mikroorganismen wie Hefepilzen oder Staphylokokken. Diese an sich harmlosen "Bewohner" der menschlichen Haut können unter bestimmten Bedingungen Krankheiten auslösen.

Günstige Bedingungen für seborrhoische Ekzeme herrschen etwa, wenn

  • die Haut zu viel Fett produziert (überaktive Talgdrüsen) und
  • dasImmunsystem geschwächt ist (etwa infolge einer HIV-Infektion).

Auch vermuten Mediziner, dass ein veränderter Stoffwechsel bestimmter Fettsäuren in der Haut eine Rolle spielt. Möglicherweise begünstigt auch psychischer Stress die Erkrankung.

Wie entstehen die schuppigen Krusten?

Die aus mehreren Zellschichten bestehende Haut gesunder Menschen unterliegt einem ständigen Erneuerungsprozess: Im Inneren der Haut bilden sich neue Hautzellen, an der Außenseite der Haut schilfern sich alte, abgestorbene Hautzellen ab. Mit dem bloßen Auge sind diese winzigen Hautschüppchen nicht zu erkennen. Beim seborrhoischen Ekzem wird die Haut hingegen in großen, fettigen Schuppen abgestoßen – der natürliche Prozess der Hauterneuerung ist gestört.

Seborrhoisches Ekzem: Symptome

Bei seborrhoischen Ekzemen handelt es sich um

  • scharf begrenzte,
  • symmetrische,
  • gelbliche oder rote Hautflecken
  • mit fettiger Schuppung.

Betroffen sind in erster Linie Hautareale, die besonders viele Talgdrüsen aufweisen. Dazu zählen insbesondere der Kopf und das Gesicht: Häufig treten die Ekzeme an den Augenbrauen und Augenlidern, am Haaransatz, an der Stirn, an den Falten zwischen Nase und Lippen, hinter den Ohren sowie am Nacken auf. Auch die Brust und der Rücken (vordere und hintere Schweißrinne) sowie der Genitalbereich können betroffen sein.

Seborrhoische Ekzeme jucken in der Regel nicht. Dennoch leiden viele Betroffene unter ihrer Erkrankung, da die Schuppen oft deutlich sichtbar sind und sich nur schwer verbergen lassen.

Seborrhoisches Ekzem: Diagnose

Ein seborrhoisches Ekzem ist leicht mit anderen Erkrankungen zu verwechseln. Auch für eine Kontaktallergie, Neurodermitis, Dermatophytose und Schuppenflechte sind schuppige, krustige Hautflecken typisch. Allerdings rufen seborrhoische Ekzeme im Gegensatz zu den genannten Hauterkrankungen in der Regel keinen Juckreiz hervor.

Daher fragt der Hautarzt den Patienten unter anderem, ob die Ekzeme jucken. Zudem kann er Tests durchführen, um bestimmte Erkrankungen auszuschließen: Etwa lässt sich eine Kontaktallergie mithilfe eines Allergietests feststellen.

Zum Ausschluss einer Dermatophytose nimmt der Arzt einen Abstrich vom Ekzem und trägt die Hautschüppchen auf ein spezielles Nährmedium auf. Wenn die Haut tatsächlich von der Dermatophytose (einer Pilzerkrankung) betroffen ist, treten die Pilze nach einigen Wochen auf dem Nährmedium in Erscheinung.

Eine mikroskopische Untersuchung von Hautzellen (Biopsie) reicht zu einer sicheren Diagnose einer seborrhoischen Dermatitis nicht aus. Denn die Gewebeveränderungen bei einer seborrhoischen Dermatitis sind nicht spezifisch, können also auch auf andere Hauterkrankungen hinweisen.

Seborrhoisches Ekzem: Therapie

Die Therapie seborrhoischer Ekzeme richtet sich danach,

  • ob sie bei einem Erwachsenenoder einem Säugling auftreten und
  • wie stark die Entzündung und Schuppung ist.

Therapie bei Erwachsenen

Die Behandlung soll zum einen die Besiedlung mit schädlichen Mikroorganismen eindämmen und zum anderen die Entzündung lindern.

Dazu kann der Arzt Cremes und Shampoos mit Ketoconazol, Ciclopirox und Clotrimazol (Wirkstoffe gegen Pilze) verordnen sowie Metronidazol-haltige Gele oder Cremes. Metronidazol wirkt antibakteriell. Shampoos mit Teer, Zinkpyrithion oder Selendisulfid wirken verschiedenen Arten von Erregern entgegen und können somit ebenfalls gegen die Infektion helfen.

Bei stark entzündlichen Formen der seborrhoischen Dermatitis kann der Arzt vorübergehendGlukokortikoide in Form von Salben verordnen, welche die Entzündungsreaktion eindämmen. Für eine Dauertherapie (insbesondere im Gesicht) sind Glukokortikoide jedoch nicht geeignet.

Ist die Schuppenbildung besonders ausgeprägt, finden sogenannte Keratolytika Verwendung – wie etwa Salizylsäure und Harnstoff. Diese Substanzen weichen die Hautschuppen auf und lösen sie ab.

Hautpflege bei seborrhoischer Dermatitis
Menschen mit seborrhoischen Ekzemen sollten versuchen, die Haut nicht zusätzlich mit aggressiven Reinigungsmitteln zu reizen. Besser sind pH-hautneutrale Produkte ohne Duftstoffe und Alkohol. Auch auf ölhaltige und fettende Cremes und Make-ups gilt es zu verzichten, da die erkrankte Haut von selbst bereits zu viel Fett bildet.

Therapie des Säuglingsekzems

Bei Säuglingen klingen die Ekzeme meist nach ein paar Wochen von selbst wieder ab. Um die Heilung zu unterstützen, sollten Eltern dafür sorgen, dass das Kind

  • nicht zu warm angezogen ist und schwitzt,
  • ausreichend trinkt.

Wenn die Ekzeme in Hautfalten und Beugen auftreten, wo sich schnell und häufig Schweiß bildet, kann es helfen, die Stellen mit austrocknenden Pasten einzucremen. Ist vor allem der Windelbereich betroffen, kann eine weiche Zinkpaste helfen.

Um die Schuppen auf dem Kopf schonend zu lösen, können Eltern abends Olivenöl auf die Ekzeme auftragen und über Nacht einwirken lassen. Am nächsten Tag lässt sich das Öl mit Babyshampoo auswaschen.

Der Arzt kann zudem Cremes mit Wirkstoffen verordnen, die der Besiedelung der Haut mit Pilzen und anderen Mikroorganismen entgegenwirken, wie zum Beispiel Clotrimazol, Nystatin oder Fusidinsäure. Bei starken Entzündungen ist es auch möglich, die Ekzeme für kurze Zeit mit schwachen Glukokortikoiden (Klasse 1) zu behandeln.

Seborrhoisches Ekzem: Verlauf

Bei Säuglingenheilen seborrhoische Ekzeme nach ein paar Wochen meist von allein aus.

Bei Erwachsenen ist die Erkrankung hingegen oft chronisch und verläuft in Schüben – ähnlich der Neurodermitis oder der Schuppenflechte. Manchmal verschwinden die Ekzeme im Sommer fast vollständig und treten im Winter erneut auf.

Komplikationen

Ein seborrhoisches Ekzem (seborrhoische Dermatitis) nimmt meist einen chronischen Verlauf. Komplikationen können bei einem ausgedehnten Befall im Säuglingsalter zusätzliche Infektionen der betroffenen Hautareale mit Bakterien oder Pilzen sein. Auch bei Erwachsenen können Bakterien die betroffenen Hautareale besiedeln (Superinfektion).

Daneben kann ein seborrhoisches Ekzem beim Säugling einen sehr schweren Verlauf nehmen. Mediziner bezeichnen dies dann als eine Erythrodermia desquamativa Leiner, welche vorwiegend im zweiten Lebensmonat auftritt. Hierbei ist die Haut am ganzen Körper befallen, die Säuglinge sind schwer krank, haben Fieber, Erbrechen und Durchfall.

Seborrhoisches Ekzem: Vorbeugen

Einer seborrhoischen Dermatitis kann man nicht generell vorbeugen. Wenn Sie zu fettiger Haut und starkem Schwitzen neigen, sollten Sie Ihre Hautpflege darauf abstimmen: Nutzen Sie weder austrocknende noch fettende Pflegemittel. Verwenden Sie lieber hautneutrale Waschsubstanzen – oft reicht es auch, sich nur mit Wasser zu waschen.

Wenn Sie ein seborrhoisches Ekzem hatten, können Sie einem Rückfall vorbeugen, indem Sie Ihre Haut in Absprache mit Ihrem Arzt mit speziellen Produkten (z.B. mit Keratolytika oder Antipilzmitteln) pflegen und auf Ihre seelische Gesundheit achten und Stress vermeiden.

Aufenthalte in der Sonne und an der frischen Luft, insbesondere am Meer und im Gebirge, wirken sich günstig auf den Krankheitsverlauf aus. Dabei sollten Sie jedoch keinesfalls die Gefahren der UV-Strahlung außer Acht lassen, sondern immer für ausreichenden Sonnenschutz sorgen.