Schlafapnoe: Ursachen und Behandlung der nächtlichen Atemaussetzer
Erschöpfung, extreme Müdigkeit bis hin zum Sekundenschlaf: Eine Schlafapnoe kann tagsüber zu starken Einschränkungen führen. Bei der schlafbezogenen Atmungsstörung kommt es nachts zu gefährlichen Atemaussetzern. Welche Anzeichen für eine Schlafapnoe sprechen und wie eine CPAP-Maske helfen kann, erfahren Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Schlafapnoe
Mögliche Anzeichen sind Schnarchen, nächtliche Atemaussetzer, Kopfschmerzen und insbesondere Tagesmüdigkeit. Betroffene sind oft leicht reizbar, haben Konzentrationsschwierigkeiten und wachen mit einem trockenen Mund auf.
Die nächtlichen Atemaussetzer können ernsthafte Folgen mit sich bringen, etwa Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Zudem erhöht die Tagesmüdigkeit die Unfallgefahr.
Schlafapnoe kann als Behinderung anerkannt werden und je nach Schweregrad und Therapienotwendigkeit zu einem Grad der Behinderung von 20 bis 50 Prozent führen. Betroffene können sich über einen Schwerbehindertenausweis in der ärztlichen Praxis oder dem zuständigen Versorgungsamt informieren. Ein solcher Ausweis ist meist mit vielen, den Alltag erleichternden Vorteilen verbunden.
Was ist Schlafapnoe?
Schlafapnoe ist eine schlafbezogene Atmungsstörung (SBAS). Zu Atemaussetzern kommt es hauptsächlich beim Schlafen, die Atmung setzt in der Nacht immer wieder aus. Oft ist das Syndrom auch mit Schnarchen (Rhonchopathie) verbunden. Betroffene fühlen sich im Alltag häufig erschöpft und müde.
Der Begriff Apnoe leitet sich aus dem griechischen Wort ápnoia ab, was Atemlosigkeit bedeutet. Schlafapnoe zeichnet sich durch zwei Kriterien aus:
- Die nächtlichen Atemaussetzer halten jeweils für mindestens zehn Sekunden an.
- Es kommt zu mindestens fünf Atemaussetzern pro Schlafstunde.
Atempausen während des Einschlafens und im REM-Schlaf (REM = Rapid Eye Movement) zählen nicht dazu, da sie recht häufig und nicht ungewöhnlich sind. Auch bis zu fünf Atempausen pro Stunde weisen nicht zwangsläufig auf die Erkrankung hin, sondern gelten als normal.
Symptome: Wie äußert sich eine Schlafapnoe?
Für die Schlafapnoe sind vor allem zwei Symptome typisch:
- lautes, unregelmäßiges Schnarchen
- Tagesmüdigkeit mit Neigung zum Einschlafen, Sekundenschlaf
Der Schlafrhythmus ist ebenso gestört. Betroffene erholen sich im Schlaf nicht ausreichend und entwickeln oft einen chronischen Schlafmangel.
Darüber hinaus sind weitere Beschwerden möglich, wie:
- morgendliche Kopfschmerzen
- Abgeschlagenheit
- Mundtrockenheit beim Aufwachen
- Konzentrationsschwäche
- Gedächtnisstörungen
- Depressionen
- Potenzstörungen
Ursachen: Obstruktive und zentrale Schlafapnoe
Es gibt zwei Formen der Schlafapnoe, die unterschiedliche Ursachen haben.
Obstruktive Schlafapnoe
Häufig schnarchen Betroffene mit Schlafapnoe stark. Die wiederholten nächtlichen Atemaussetzer entstehen dann in der Regel durch eine Blockierung (Obstruktion) der Atemwege. Aus diesem Grund lautet die Bezeichnung dieser Form auch obstruktives Schlafapnoesyndrom (OSAS).
Bei der obstruktiven Schlafapnoe arbeitet die Atemmuskulatur weiter, jedoch erschlafft die Schlundmuskulatur im Schlaf. Beim Einatmen entsteht ein Unterdruck, was die Atemwege verengt. In der Folge kommt es zu einem Sauerstoffmangel und gleichzeitigem Anstieg des Kohlendioxidgehalts mit verlangsamter Pulsfrequenz. Dieser CO2-Anstieg (Hyperkapnie) führt dazu, dass
- der Antrieb der Atmung im Gehirn steigt,
- wodurch Betroffene tiefer und schneller atmen (Hyperventilation),
- sich die Atemwege öffnen und
- die Herzfrequenz gleichzeitig steigt.
Betroffene wechseln dabei von tiefen zu leichten Schlafphasen. Dies führt letztlich dazu, dass Menschen mit Schlafapnoe unter Erschöpfung und Tagesmüdigkeit leiden.
Verschiedene Faktoren können eine obstruktive Schlafapnoe begünstigen. Dazu zählen:
- starkes Übergewicht (Adipositas)
- Nasenpolypen
- vergrößerte Rachenmandeln
- vergrößerte Zunge (Makroglossie)
- Kieferfehlstellungen
- übermäßiger Alkoholkonsum
- Rauchen
- Einnahme von Beruhigungsmittel
- Diabetes mellitus
- Metabolisches Syndrom (Vorliegen mehrerer Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes, wie Übergewicht, erhöhte Cholesterin-, Blutdruck- und Blutzuckerwerte)
- Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
- Schlafen in Rückenlage
Zentrale Schlafapnoe
Wenn bei einer Schlafapnoe zwischenzeitlich keine Atembewegungen feststellbar sind, spricht das für ein zentrales Schlafapnoesyndrom (ZSAS). Hierbei setzt der Atemantrieb – und damit die Atemmuskulatur – immer wieder aus, weil die Atmungsregulation gestört ist.
Ursache für die zentrale Schlafapnoe ist eine Störung des Atemzentrums im Gehirn. Ist die Atemmuskulatur dadurch zeitweise funktionsuntüchtig, führt das ebenfalls zu Sauerstoffmangel mit Kohlendioxidanstieg und löst zudem eine Weckreaktion aus.
Die zentrale Schlafapnoe kommt beispielsweise bei der Cheyne-Stokes-Atmung vor: Dies ist eine bestimmte Form der periodischen Atmung, bei der Betroffene abwechselnd immer schneller und tiefer und dann wieder langsamer und flacher atmen, bis es zum Atemaussetzer kommt. Mögliche Ursachen sind:
- geschädigtes Atemzentrum infolge einer Gehirnentzündung (Enzephalitis) oder von Durchblutungsstörungen im Gehirn
- gehemmtes Atemzentrum (zentrale Atemdepression) durch bestimmte Medikamente, Drogen oder sonstige Substanzen
- Herzerkrankungen, die mit einer verlangsamten Blutzirkulation einhergehen
Eine zentrale Schlafapnoe mit Cheyne-Stokes-Atmung findet sich bei:
- bis zu 50 Prozent aller Menschen, die eine Herzschwäche mit krankhaft verminderter Pumpfunktion (sog. systolische Herzinsuffizienz) haben.
- rund 26 Prozent der Menschen, die kürzlich einen Schlaganfall hatten.
Häufigkeit
Die obstruktive Schlafapnoe ist mit einem Anteil von rund 90 Prozent deutlich häufiger als die zentrale Form. Etwa vier Prozent der Männer und zwei Prozent der Frauen über 40 Jahre sind von einer Schlafapnoe betroffen. Die Häufigkeit nimmt in der Regel mit dem Alter zu.
Zudem haben Betroffene mit Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems rund zwei- bis dreimal häufiger Atemaussetzer als gesunde Personen.
Fragen zur Schlafapnoe an unseren Experten
Schlafapnoe: Wie erfolgt die Diagnose?
Oftmals geben bereits geschilderte Beschwerden und mögliche Beobachtungen einer dritten Person wie Schnarchen oder Atemaussetzer einen Hinweis auf Schlafapnoe. Um die Diagnose zu sichern, sind jedoch weitere Untersuchungen nötig. Neben Fragen zur Krankengeschichte und den genauen Symptomen (Anamnese) führt die*der Ärztin*Arzt meist folgende Kontrollen durch:
- körperliche Untersuchung hinsichtlich möglicher Grunderkrankungen wie Herzschwäche, COPD oder Diabetes mellitus
- Blutuntersuchung
- Blutgasanalyse
Untersuchung im Schlaflabor
Eine Untersuchung im Schlaflabor kann weitere Aufschlüsse geben. Patient*innen verbringen dazu eine Nacht in einer Schlafkabine, dabei werden während des Schlafes in einer sogenannten Polysomnographie Kenngrößen erfasst.
Auf diese Weise lässt sich etwa herausfinden, ob es sich um die zentrale oder obstruktive Form handelt. Zudem können Fachleute eine zusätzliche oder andere Schlafstörung feststellen.
Das Ausmaß der Schlafapnoe kann anschließend ermittelt werden, indem der*die Arzt*Ärztin aus der Anzahl der Atemaussetzer und Hypopnoen (vollständiger Atemstillstand für mindestens zehn Sekunden) pro Schlafstunde den sogenannten Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) berechnet.
Es ist auch möglich, die Untersuchung ambulant durchzuführen. Dann erhält die betroffene Person ein Gerät für zu Hause, mit dem der Schlaf gemessen wird. Am nächsten Tag wird das Gerät in die ärztliche Praxis zur Auswertung zurückgebracht.
Behandlung bei Schlafapnoe: Wie helfen Masken und Schnarchschienen?
Die Therapie einer Schlafapnoe hat das Ziel, die Atmung im Schlaf zu normalisieren. Diese Behandlungsmöglichkeiten stehen zur Auswahl:
CPAP-Gerät mit Atemmaske: Dieses Gerät erzeugt einen Überdruck, der über einen Schlauch und eine Maske (Vollgesicht- oder Nasenmaske) zu den Atemwegen übertragen wird. Dadurch sollen während des Schlafs die Atemwege offengehalten und so Schnarchen und Atempausen verhindert werden. CPAP-Geräte (engl. continuous positive airway pressure, CPAP) arbeiten mit einem Druck, der beim Ein- und Ausatmen gleich hoch ist. Einige Krankenkassen übernehmen einen Teil der Kosten für Atemtherapiegeräte wie das CPAP-Gerät.
Schnarchschiene: Spezielle von Zahnärzt*innen angefertigte Schienen verhindern, dass der Rachenraum durch einen nach hinten gerutschten Unterkiefer eingeengt wird. So soll verhindert werden, dass es beim Schlafen zu Problemen mit der Atmung und Schnarchen kommt.
Operation: Sind beispielsweise vergrößerte Gaumenmandeln oder Nasenpolypen die Ursache, kann ein operativer Eingriff hilfreich sein, um derartige mechanische Hindernisse in den oberen Atemwegen zu befreien.
Schlafapnoe: Was können Betroffene noch tun?
Zudem können folgende Maßnahmen hilfreich sein und Atemstörungen zugleich vorbeugen:
- Verzicht auf Alkohol und Nikotin
- regelmäßige Schlafzeiten
- Schlafen in Seitenlage (nicht in Rückenlage)
- Übergewicht abbauen
Schlafapnoe: Verlauf und Folgen
In den meisten Fällen verbessert eine CPAP-Maske sowohl die Beschwerden als auch die Prognose deutlich. Oftmals führt die Behandlung zu einer normalisierten Atmung im Schlaf. Auch die Tagesmüdigkeit und letztlich die Lebensqualität von Betroffenen verbessern sich oft stark.
Im Vergleich zu gesunden Personen kann die Lebenserwartung reduziert sein, was jedoch meist an Begleiterkrankungen liegt.
Mögliche Folgen und Komplikationen einer Schlafapnoe
Bleibt die Schlafapnoe unbehandelt, drohen aufgrund der typischen Tagesschläfrigkeit ein erhöhtes Unfallrisiko und eine dauerhafte Arbeitsunfähigkeit. Zudem wirkt sich die obstruktive Form negativ auf das Herz-Kreislauf-System aus.
Ständige Atemstörungen erhöhen das Risiko für folgende Erkrankungen:
- Herzschwäche
- Arteriosklerose
- Herzrhythmusstörungen
- Bluthochdruck
- Polyglobulie (krankhafte Vermehrung roter Blutkörperchen)
- schlimmstenfalls Herzinfarkt oder Schlaganfall