Schizophrenie: Erste Anzeichen, Symptome & Behandlung
Wahnvorstellungen oder Halluzinationen sind nur einige der möglichen Symptome einer Schizophrenie. Betroffene zeigen mitunter schon Jahre vor dem Ausbruch der Erkrankung erste Anzeichen einer beginnenden Psychose. Welche Ursachen können eine Schizophrenie auslösen? Wie äußert sie sich und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zu Schizophrenie
Nicht jede Schizophrenie ist heilbar. Jedoch lässt sich die Erkrankung heutzutage gut behandeln, sodass viele Erkrankte ihren Alltag selbstständig bewältigen können. Paradoxerweise lassen sich sehr akute Formen mit ausgeprägter Positivsymptomatik besonders gut behandeln und haben auch eine günstigere Prognose als die symptomarmen Erkrankungsformen.
Die Symptome einer Schizophrenie können je nach Erkrankungsform sehr unterschiedlich sein. Typisch sind vor allem
- Realitätsverlust,
- Wahrnehmungsstörungen,
- Denkstörungen,
- Probleme mit der Sprache,
- Antriebsstörungen und
- motorische Störungen.
Das Erkrankungsrisiko ist bei erblicher Vorbelastung deutlich erhöht. Grundsätzlich kann eine Schizophrenie aber jeden Menschen treffen. Denn neben genetischer Disposition begünstigen weitere Faktoren die Entstehung einer Schizophrenie, etwa Stress, Traumata und der Konsum von Drogen.
Schizophrenie wird im Volksmund manchmal mit einer "gespaltenen Persönlichkeit" gleichgesetzt. Möglicherweise liegt das daran, dass Fachleute die Erkrankung früher als "Spaltungsirresein" bezeichnet haben. Mit einer Persönlichkeitsspaltung hat die Schizophrenie jedoch nichts zu tun. Wenn ein Mensch mehrere Persönlichkeiten in sich vereint, spricht man von einer dissoziativen Identitätsstörung. Bei Schizophrenie ist die Persönlichkeit nicht "gespalten", vielmehr sind das innere Erleben und die Wahrnehmung der Umwelt stark gestört.
Was ist Schizophrenie?
Unter Schizophrenie verstehen Fachleute eine Gruppe psychischer Störungen, die zu den Psychosen zählen. Eine Psychose ist eine Erkrankung, bei der das eigene Erleben und die Wahrnehmung gestört sind, sodass der Bezug zur Realität verloren geht. Eine Person, die gerade eine Psychose erlebt, nimmt ihre Umwelt und sich selbst anders wahr, als sie es normalerweise tut.
Menschen mit Schizophrenie stoßen immer wieder auf Ablehnung. Eine mögliche Ursache dieser Stigmatisierung ist Unwissenheit. Viele denken, schizophrene Menschen seien grundsätzlich gewalttätig und unberechenbar. Fest steht: Aggression und Gewalt können zwar während einer akuten Krankheitsphase vorkommen – die allermeisten Betroffenen werden anderen gegenüber jedoch nicht gewalttätig.
Dass eine Schizophrenie viele verschiedene Facetten und Ausprägungen hat und nicht unbedingt mit Aggression, Halluzinationen oder Wahnvorstellungen einhergehen muss, ist Außenstehenden oft gar nicht bewusst. Vielmehr sind die einzelnen Ausprägungen der Erkrankung so verschieden, dass es ein typisches Krankheitsbild gar nicht gibt. Psychiatrische Fachleute sprechen daher stattdessen oft vom "schizophrenen Formenkreis".
Wer ist betroffen?
Nach aktuellem Forschungsstand erkranken rund 0,7 Prozent der Bevölkerung an Schizophrenie. Frauen und Männer sind etwa gleich häufig von einer Schizophrenie betroffen. Männer sind im Durchschnitt drei bis vier Jahre jünger als Frauen, wenn die Diagnose gestellt wird.
Schizophrenie: Welche Formen gibt es?
Psychiater*innen unterschieden verschiedene Formen von Schizophrenie. Je nach Form sind bestimmte Symptome besonders stark ausgeprägt.
Paranoide Schizophrenie
Die paranoide Schizophrenie ist die häufigste Erkrankungsform, etwa sieben bis acht von zehn Menschen mit Schizophrenie erhalten diese Diagnose. Im Vordergrund stehen vor allem Wahnvorstellungen und Halluzinationen (z. B. Stimmenhören). Betroffene glauben beispielsweise, Außerirdische oder Geister würden sie beobachten und mit ihnen reden. Mitunter sind sie der Überzeugung, dass sie verfolgt werden oder dass ihre Gedanken abgehört werden. Die meisten Patient*innen sind bei der Diagnose zwischen 25 und 35 Jahre alt.
Hebephrene Schizophrenie (desorganisierte Schizophrenie)
Die hebephrene Schizophrenie beginnt häufig im Jugendalter. Typisch ist ein gestörtes Gefühls- und Gemütsleben. Die Stimmung passt nicht zur jeweiligen Situation: Zum Beispiel lachen Betroffene immer wieder, ziehen Grimassen und verhalten sich unangemessen heiter, obwohl es keinen objektiven Grund dazu gibt. Weitere häufige Symptome der hebephrenen Schizophrenie sind formale Denkstörungen oder ein flapsiges, unberechenbares Auftreten.
Katatone Schizophrenie
Die seltener vorkommende katatone Schizophrenie zeichnet sich vor allem durch Bewegungsstörungen aus. Die ersten Symptome treten meist schon im Jugendalter auf. Einige Betroffene sind sehr unruhig und haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang. Der Gegensatz dazu ist der katatone Stupor: Patient*innen harren wie erstarrt und bewegungslos aus.
Auch sogenannte Automatismen können bei der katatonen Erkrankungsform vorkommen: Die Person führt bestimmte Bewegungen immer wieder aus (z. B. schaukelt sie mit dem Oberkörper hin und her) oder sie wiederholt immer wieder bestimmte Worte oder Silben. Möglich ist zudem, dass Betroffene wie ein Automat allen Wünschen nachkommen (sog. Befehlsautomatismus).
Schizophrenia simplex
Die Schizophrenia simplex ist eine milde Form der Schizophrenie. Sie entwickelt sich meist schleichend. Die intellektuelle Leistungsfähigkeit verringert sich allmählich, die Konzentrationsfähigkeit nimmt ab. Die Person interessiert sich immer weniger für Dinge, die ihr früher wichtig waren, und sie zieht sich zurück.
Auf Außenstehende wirken die Erkrankten "merkwürdig" und "verschroben". Halluzinationen und Wahnvorstellungen treten bei der Schizophrenia simplex in der Regel nicht auf.
Erste Anzeichen einer Schizophrenie
Schon Monate bis Jahre vor dem eigentlichen Ausbruch können bestimmte Anzeichen auf eine mögliche spätere Schizophrenie hinweisen. Dieses Vorstadium bezeichnen Fachleute als Prodromalphase. Eine Schizophrenie kann aber auch plötzlich ohne vorherige Anzeichen auftreten.
In der Prodromalphase ziehen sich die Betroffenen immer mehr aus ihrem sozialen Umfeld zurück. Sie wirken distanziert, sind häufig depressiv und nehmen die Realität unter Umständen bereits verzerrt wahr.
Wichtig zu wissen: Symptome wie sozialer Rückzug, Depressionen oder andere Beschwerden sind nicht zwangsläufig Anzeichen einer beginnenden Schizophrenie. Sie können auch im Rahmen anderer Erkrankungen auftreten. Meist lässt sich erst im Nachhinein beurteilen, ob die Beschwerden tatsächlich mit einer sich ankündigenden Schizophrenie in Zusammenhang standen.
Schizophrenie: Welche Symptome sind typisch?
Eine akute schizophrene Episode kann je nach Form und Ausprägung mit verschiedenen Symptomeneinhergehen. Fachleute unterscheiden
- positive und
- negative Symptome.
Positivsymptome (Plussymptome) sind verschiedene Phänomene, bei denen das normale Erleben übersteigert ist. Zur Positivsymptomatik zählen etwa Wahnvorstellungen oder Halluzinationen.
Von einer Negativsymptomatik (Minussymptomen) sprechen Mediziner*innen hingegen, wenn bestimmte Bereiche im Vergleich zum gesunden Menschen eingeschränkt sind. Mögliche Negativsymptome sind mangelnder Antrieb, Aufmerksamkeitsstörungen, die Unfähigkeit, sich zu freuen (Anhedonie) und sozialer Rückzug.
Folgende Symptome sind im Rahmen einer Schizophrenie möglich.
Wahnvorstellungen
Etwa acht von zehn Menschen mit Schizophrenie haben im Verlauf der Erkrankung Wahnvorstellungen. Eine Wahnvorstellung ist eine sogenannte inhaltliche Denkstörung: Die Vorstellungen und Überzeugungen der Betroffenen weichen stark von der Realität ab oder sie interpretieren das, was um sie herum passiert, falsch. Personen mit Wahnvorstellungen fühlen sich beispielsweise von anderen verfolgt oder sie glauben, über besondere Macht zu verfügen.
Auf Außenstehende wirken Wahnideen oft bizarr, vor allem, da sie häufig magisch-mystische Einschläge aufweisen:
- Verfolgungswahn: Patient*innen fühlen sich von einem Geheimdienst verfolgt.
- Beziehungswahn: Betroffene sind davon überzeugt, dass der Nachrichtensprecher im Fernsehen verschlüsselte Botschaften an sie sendet.
- Größenwahn, religiöser Wahn: Betroffene glauben, ein (verkanntes) Genie zu sein oder Botschaften von einem gottähnlichen Wesen zu erhalten.
Halluzinationen
An Halluzinationen leidet etwa die Hälftealler Menschen mit Schizophrenie. Eine Halluzination ist eine Sinnestäuschung. Wer sie erlebt, nimmt Dinge wahr, die eigentlich nicht existieren. Für die Betroffenen selbst sind Halluzinationen in sich schlüssig und vollkommen real. Sie lassen sich nicht davon überzeugen, dass ihre Ansichten nicht der Wirklichkeit entsprechen. Generell können Halluzinationen jedes Sinnesorgan betreffen, also das Hören, Riechen, Tasten, Sehen und Schmecken.
- Akustische Halluzinationen: Diese kommen besonders häufig vor. Betroffene hören Stimmen, die ihre Handlungen kommentieren (kommentierende Stimmen), oder solche, die ihnen Befehle erteilen (imperative Stimmen). Manche Betroffene hören Stimmen, die sich untereinander unterhalten (sog. dialogisierende Stimmen). Beim sogenannten Gedankenlautwerden glauben Erkrankte, die eigenen Gedanken zu hören.
- Optische Halluzinationen: Betroffene sehen eine Person, die nicht existiert.
- Geruchs- und Geschmackshalluzinationen: Erkrankte nehmen einen fauligen Geruch wahr, den andere Menschen nicht bemerken.
- Körperhalluzinationen: Personen haben das Gefühl, es würde elektrischer Strom durch ihre Körper fließen.
Formale Denkstörungen
Formale Denkstörungen treten bei rund zwei von drei Menschen mit Schizophrenie auf. Dabei ist der Denkablauf gestört:
- Betroffene reden zusammenhanglos, umständlich und ohne Logik.
- Patient*innen antworten völlig unpassend auf eine Frage oder verlieren plötzlich den Gesprächsfaden.
- Bei manchen Betroffenen bricht das Denken in einem Gespräch plötzlich ohne erkennbaren Grund ab (sog. Gedankensperrung).
- Erkrankte kombinieren Wörter miteinander oder erfinden neue Wörter (Neologismen).
- Verwandte Sachverhalte verschmelzen (sog. Kontamination).
- Das Denken ist verlangsamt oder beschleunigt, was sich auch sprachlich bemerkbar macht.
Ich-Störungen
Betroffene können nicht mehr oder nur schwer zwischen sich und der Umwelt unterscheiden.
- Derealisation: Die Umgebung kommt einem eigenartig fremd und künstlich vor.
- Depersonalisation: Die eigene Person oder einzelne Körperteile werden als fremdartig und nicht zu einem zugehörig erlebt.
- Gedankenausbreitung: Betroffene glauben etwa, dass sie eigene Gedanken auf andere Menschen übertragen können.
- Gedankenentzug: Erkrankte glauben zum Beispiel, eine höhere Macht habe ihnen die Gedanken "geraubt".
- Gedankeneingebung: Betroffene befürchten etwa, dass ihre Gedanken nicht die eigenen sind, sondern von einer fremden Macht "eingepflanzt" wurden.
Störungen des Affekts
Fast alle Menschen mit Schizophrenie zeigen affektive Symptome. Das bedeutet: Die Erkrankung wirkt sich auf die Gefühlswelt aus.
- Gefühle werden nur eingeschränkt wahrgenommen.
- Betroffene fühlen sich depressiv, aggressiv oder angespannt.
- Erkrankte lachen, obwohl sie traurig sind (sog. Parathymie).
- Die Betroffenen haben gegensätzliche, ambivalente Gefühle. Sie lieben und hassen zur selben Zeit oder können etwas wollen und gleichzeitig nicht wollen (sog. psychotische Ambivalenz). Insbesondere die hebephrene Schizophrenie ruft bei Erkrankten diese gegensätzlichen Emotionen hervor.
- Wenn die akute Phase der Schizophrenie abgeklungen ist, bleibt häufig eine Gefühlsarmut bestehen. Die Betroffenen erleben Gefühle wie Freude oder Trauer dann nicht mehr so intensiv wie früher.
Psychomotorische Störungen, Willensstörungen
Der Bewegungsablauf und der Wille sind beeinträchtigt:
- Betroffene möchten eine bestimmte Sache tun, ihnen fehlt jedoch der Antrieb, diese umzusetzen (sog. Abulie).
- Patient*innen führen bestimmte Bewegungsmuster immer wieder aus, z. B. ziehen sie wiederholt Grimassen oder schaukeln mit dem Oberkörper (sog. Stereotypien).
- Ausdruck und Mimik sind erstarrt, Patient*innen bewegen sich kaum oder gar nicht und zeigen keine/kaum Reaktionen auf Ansprache (sog. katatoner Stupor).
- Es kommt zu starken Unruhezuständen (Agitiertheit), Betroffene wirken verängstigt und innerlich angespannt.
- Bewegt man einen Körperteil der Betroffenen, etwa einen Arm, verharren sie in der veränderten Position.
- Die Fähigkeit, mit anderen Menschen zu kooperieren, kann durch eine psychomotorische Störung beeinträchtigt sein. Manche Patient*innen führen etwa automatisch genau das Gegenteil von dem aus, was man ihnen sagt (sog. Negativismus) oder sie erledigen Aufgaben so, als ob sie eine Maschine oder ein Automat wären (sog. Befehlsautomatie).
Schizophrenie: Welche Ursachen sind möglich?
Die genauen Ursachen der Schizophrenie sind noch nicht bekannt. Forschende nehmen an, dass eine genetische Veranlagung (Disposition) eine zentrale Rolle spielt.
Die Krankheit bricht jedoch nur aus, wenn mehrere begünstigende und auslösende Faktoren zusammentreffen. Fachleute sprechen von einer multifaktoriellen Entstehung. Zu den begünstigenden Faktoren zählen:
- Besonderheiten/geringe Schädigungen in der Hirnstruktur, evtl. während der Schwangerschaft oder Geburt; bestimmte biochemische Veränderungen der Botenstoffe im Hirn (etwa Dopamin)
- infektiöse Erkrankungen des Nervensystems
- psychosozialer Stress, z. B. traumatische Erlebnisse, Trennung, Ortswechsel, Start ins Berufsleben, Isolation, anhaltende Konflikte
- häufiger Drogenkonsum; vor allem Cannabinoide, Amphetamine, Halluzinogene und Kokain können schizophrene Psychosen begünstigen
Genetische Veranlagung und Erkrankungswahrscheinlichkeit
Die Wahrscheinlichkeit, Schizophrenie zu bekommen, erhöht sich, wenn Verwandte erkrankt sind. Je enger jemand mit einer erkrankten Person verwandt ist, desto höher ist das Risiko:
- Ist ein Elternteil schizophren, beträgt die Wahrscheinlichkeit für das Kind etwa zehn Prozent. Das bedeutet: In zehn von 100 Fällen erkrankt das Kind von schizophrenen Eltern ebenfalls.
- Sind in einer Familie beide Elternteile erkrankt, liegt das Risiko für das Kind bei bis zu 40 Prozent ebenfalls eine Schizophrenie zu entwickeln.
- Hat ein Zwilling eine Schizophrenie, liegt das Risiko, dass das Geschwisterkind ebenfalls erkrankt, bei eineiigen Zwillingen bei rund 50 Prozent. Bei zweieiigen Zwillingen beträgt das Risiko 15 Prozent.
Ist ein eineiiger Zwilling erkrankt, bekommt also der andere Zwilling nicht zwangsläufig ebenfalls Schizophrenie. Dies beweist, dass eine genetische Komponente nicht allein die Ursache sein kann – denn Zwillinge haben ein identisches Erbgut. Wäre Schizophrenie eine reine Erbkrankheit, müssten stets beide Zwillinge erkranken. Es müssen also noch weitere Ursachen hinzukommen, die dann in der Summe zur Entstehung der Krankheit führen.
Wie wird Schizophrenie diagnostiziert?
Schizophrenie kann sich in ganz unterschiedlichen Symptomen äußern. Daher ist es gerade zu Beginn der Erkrankung oft nicht leicht, eine genaue Diagnose zu stellen.
Es gibt keinen speziellen Test, mit welchem sich die psychische Krankheit eindeutig nachweisen lässt. Besonders wichtig zur Diagnosefindung sind Gespräche, Beobachtungen sowie eine gründliche körperliche und neurologische Untersuchung.
Im Gespräch können sich Ärzt*innen (oder Psycholog*innen) einen ersten Eindruck verschaffen. Dabei stehen unter anderem das Verhalten, die Sprechweise und die Gedankengänge von Betroffenen im Vordergrund. Die Schilderungen von Angehörigen (sog. Fremdanamnese) sowie standardisierte Bewertungsverfahren/Fragebögen können ebenfalls hilfreich sein.
Körperliche Erkrankungen ausschließen
Um die Diagnose Schizophrenie stellen zu können, muss zunächst sichergestellt werden, dass keine körperliche Ursache oder eine andere psychische Erkrankung hinter den Beschwerden steckt. Krankheiten, die zu ähnlichen Beschwerden wie bei einer Schizophrenie führen, sind etwa:
- organisch bedingte Psychosen: z. B. durch einen Gehirntumor, Entzündungen oder Vergiftungen des Gehirns, Schädel-Hirn-Trauma
- Persönlichkeitsstörungen: z. B. Borderline-Störung, paranoide Persönlichkeitsstörung
- affektive Erkrankungen: Auch im Rahmen einer schweren Depression können Wahn oder Halluzinationen auftreten.
Um solche Krankheitsbilder ausschließen zu können, ist immer eine sorgfältige ärztliche Untersuchung notwendig. Dazu gehören:
- eine allgemeine körperliche Untersuchung,
- eine Prüfung, ob sich im Urin Drogen nachweisen lassen,
- eine Blutuntersuchung und
- eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns (alternativ eine CT).
Diagnosekriterien bei Schizophrenie
Die Diagnose Schizophrenie wird nur gestellt, wenn
- Patient*innen eine bestimmte Anzahl charakteristischer Symptome zeigen, die über mindestens über einen Monat hinweg ständig oder überwiegend vorhanden sind und wenn
- eine körperliche Ursache ausgeschlossen ist.
Betroffene müssen mindestens eines der folgenden Symptome (oder mehr, wenn die Symptome nur schwach ausgeprägt sind) zeigen:
- Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung, Gedankenentzug oder Gedankenausbreitung
- Kontrollwahn oder Beeinflussungswahn
- völlig unrealistische, anhaltende Wahnvorstellungen
- akustische Halluzinationen in Form von Stimmen
Alternativ müssen mindestens zwei der folgenden Symptome vorliegen:
- andere Formen von Halluzination, z. B. Geruchs-, Geschmacks- oder visuelle Halluzinationen
- formale Denkstörungen
- katatone Symptome wie starke Erregung oder das Verharren in bestimmten Körperhaltungen (Haltungsstereotypien)
- negative Symptome wie Apathie oder Sprachverarmung
Wie wird Schizophrenie behandelt?
Welche Therapie bei Schizophrenie am besten geeignet ist, richtet sich zum einen nach den individuellen Bedürfnissen von Betroffenen. Zum anderen spielt eine Rolle, ob der*die Patient*in gerade einen akuten Schub erlebt oder ob es darum geht, einen erneuten Schub zu verhindern. Darüber hinaus muss berücksichtigt werden, welche Form der Schizophrenie vorliegt.
Insbesondere bei einem akuten Schizophrenie-Schub mit Wahnvorstellungen und Halluzinationen sehen viele Betroffene nicht ein, dass sie eine Behandlung benötigen. Sie sind daher zu Beginn häufig nicht bereit, mit Ärzt*innen und Therapeut*innen zusammenzuarbeiten.
Gerade bei Wahnvorstellungen, Suizidgedanken oder großer Erregung ist meist ein stationärer Aufenthalt erforderlich. Wenn die psychotischen Symptome abgeklungen sind, gilt es, gemeinsam mit dem*der Betroffenen die weitere Therapie zu planen.
Zu wichtigen Therapie-Elementen zählen:
- Behandlung mit Psychopharmaka
- Psychoedukation
- Psychotherapie
- soziotherapeutische Angebote
Nicht zuletzt ist ein stabiles soziales Netz von Bedeutung: Betroffene, die Hilfe und Unterstützung von Freund*innen, Bekannten und Familienmitgliedern bekommen, können in der Regel besser mit der Schizophrenie umgehen.
Behandlung mit Psychopharmaka
Vor allem in der akuten Phase einer Schizophrenie ist die Therapie mit Psychopharmaka der wichtigste Baustein. Psychiater*innen setzen auf Antipsychotika (früher: Neuroleptika). Bei der Dosis gilt: so niedrig wie möglich, so hoch wie nötig. Welches Medikament im Einzelfall infrage kommt, hängt von den jeweiligen Symptomen ab.
Antipsychotika beeinflussen die Konzentration verschiedener Botenstoffe im Gehirn, so zum Beispiel von Dopamin. Dies kann insbesondere Positivsymptome wie Wahnvorstellungen oder Halluzinationen reduzieren. Heilbar ist eine Schizophrenie dadurch jedoch nicht.
Klassische Antipsychotika können zu verschiedenen, teils starken Nebenwirkungen führen. Hierzu zählen vor allem Störungen der Motorik wie Bewegungsunruhe und unwillkürliche Bewegungen, Zittern (Tremor) oder Bewegungsarmut, aber auch Gewichtszunahme.
Heutzutage kommen häufig Antipsychotika der zweiten Generation oder atypische Antipsychotika (Atypika) zum Einsatz. Ihre Nebenwirkungen fallen im Vergleich zu klassischen Antipsychotika geringer aus.
Bis die Medikamente wirken, dauert es meist einige Wochen. Sind die akuten Symptome abgeklungen, werden die Antipsychotika noch über einen längeren Zeitraum eingenommen (sog. Erhaltungstherapie), meist für mindestens zwei Jahre. Treten immer wieder Rückfälle auf, kann eine dauerhafte Einnahme sinnvoll sein.
Psychoedukation: Die Krankheit verstehen
Durch die Psychoedukation sollen Betroffene (und ggf. ihre Angehörigen oder andere Vertrauenspersonen) ausführlich und verständlich über die Erkrankung informiert werden. Wichtig ist zu verstehen,
- wie eine Schizophrenie entsteht,
- wie sie behandelt werden kann,
- woran man einen beginnenden Schub erkennt oder
- wie man einem erneuten Schub vorbeugen kann.
Psychotherapie: Auslöser ermitteln, Rückfällen vorbeugen
Eine Psychotherapie ist grundsätzlich in allen Erkrankungsphasen geeignet. In der Psychotherapie lernen Erkrankte Schritt für Schritt, mit der Schizophrenie umzugehen. Außerdem erarbeiten sie mit dem*der Therapeut*in die individuellen Auslöser für den Krankheitsausbruch und die Faktoren, die einen erneuten Schub begünstigen oder verhindern können.
Die Psychotherapie kann zudem dabei helfen, aktuelle Probleme und Lebensentscheidungen zu besprechen und Lösungen zu finden, ohne den*die Betroffene dabei zu über- oder unterfordern. Über- und Unterforderungen können einen erneuten schizophrenen Schub auslösen.
Auch die Verhaltenstherapie hat sich bei der Behandlung der Schizophrenie bewährt. Grundannahme der Verhaltenstherapie ist, dass sich Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen gegenseitig beeinflussen. Die Patient*innen erarbeiten mit den Therapeut*innen etwa Strategien, um die Aufmerksamkeit von bedrohlichen Halluzinationen abzulenken oder Auslöser für einen erneuten Schub zu vermeiden.
Ein weiteres häufiges Behandlungsverfahren ist die Familientherapie. Dabei beziehen die Therapeut*innen gezielt andere Familienmitglieder in die Behandlung ein. So wird unter anderem analysiert, wie die einzelnen Mitglieder miteinander umgehen und in welcher Beziehung sie zueinanderstehen. Im Rahmen der Sitzungen lernen sie, den*die Betroffenen bei der Krankheitsbewältigung zu unterstützen.
Soziotherapeutische Angebote
Die Soziotherapie fördert die Fähigkeiten der Erkrankten, die sie im alltäglichen Leben benötigen – etwa den Umgang mit anderen Menschen. Ziel ist es, beruflich und sozial wieder Fuß zu fassen und mit so wenig Einschränkungen wie möglich leben zu können. Zu soziotherapeutischen Angeboten gehören unter anderem die Arbeits- und Beschäftigungstherapie und Maßnahmen zur Wiedereingliederung (Rehabilitation) in verschiedenen Einrichtungen.
Schizophrenie: Verlauf
Schizophrenie verläuft häufig in Schüben. Die Gefahr liegt darin, dass nach jedem Schub bestimmte Symptome dauerhaft bestehen bleiben oder sich nicht vollständig zurückbilden. Vor allem Negativsymptome wie
- mangelnder Antrieb,
- depressive Verstimmungen,
- Verlust von Interessen,
- Störungen der Konzentration oder
- Gefühlsarmut
schränken Betroffene dann zunehmend ein.
In seltenen Fällen bilden sich sogenannte positive Symptome wie Wahn oder Halluzination nicht mehr vollständig zurück. Wenn Symptome zurückbleiben, sprechen Fachleute von einem Residuum. Der Verlauf einer Schizophrenie ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich:
- Etwa 20 von 100 Betroffenen werden nach einer ersten schizophrenen Episode wieder vollständig gesund, ohne dass weitere psychotische Schübe auftreten. Sie gelten als geheilt.
- Bei einem Großteil der Erkrankten tritt die Schizophrenie in Schüben immer wieder auf. Zwischen den einzelnen Schüben können die Beschwerden fast vollständig verschwinden oder teilweise bestehen bleiben.
- Bei etwa zehn bis 15 von 100 Erkrankten bleiben einige schwere Symptome dauerhaft bestehen.
Generell gilt: Je früher und umfassender die Schizophrenie behandelt wird, desto besser kann ihr Verlauf positiv beeinflusst werden. Deshalb wird ständig nach Früherkennungsmöglichkeiten geforscht. Relativ neu sind Erkenntnisse von Veränderungen an der Netzhaut (Retina), die einen einfachen Zugang als diagnostische Methode ermöglichen.
Kann man einer Schizophrenie vorbeugen?
Erbliche Faktoren spielen bei der Schizophrenie eine große Rolle. Daher kann man der Erkrankung nicht sicher vorbeugen.
Doch auch soziale und psychische Faktoren wie Stress, Traumata und belastende Ereignisse sowie Drogenkonsum begünstigen eine Schizophrenie bei entsprechender Veranlagung. Aus diesem Grund empfiehlt man Menschen mit einer erblichen Vorbelastung, Stress weitestgehend zu vermeiden und keine Drogen zu konsumieren.