Frau mit Schimmelpilzallergie putzt sich die Nase
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Schimmelpilz­allergie: Ursachen, Anzeichen und Behandlung

Von: Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 06.09.2024

Eine Schimmelpilzallergie entsteht, wenn der Körper überempfindlich auf die Sporen bestimmter Schimmelpilze reagiert. Die Beschwerden können dabei saisonal auftreten oder auch ganzjährig bestehen. Erfahren Sie, welche Anzeichen bei einer Schimmelpilzallergie möglich sind und was Betroffenen hilft.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Schimmelpilzallergie

Die Diagnose erfolgt durch eine ärztliche Befragung, Hauttest (Prick-Test) und gegebenenfalls Bluttests, um Antikörper gegen Schimmelpilze nachzuweisen.

Wichtig ist das Meiden der allergieauslösenden Sporen. Um die Reaktion auf die Allergene zu mindern, können antiallergische Medikamente (Antihistaminika) verordnet werden. In schweren Fällen kommt möglicherweise eine Immuntherapie infrage.

Ja, Schimmelsporen sind sowohl im Freien als auch in Innenräumen das ganze Jahr über vorhanden, insbesondere bei hoher Luftfeuchtigkeit​.

Was ist eine Schimmelpilzallergie?

Eine Schimmelpilzallergie ist eine Allergie auf Schimmelpilze. Die Sporen gelangen über die Luft an die Atemwege und Schleimhäute oder durch den Verzehr belasteter Lebensmittel in den Magen-Darm-Trakt.

Die für eine Allergie verantwortlichen Schimmelpilze sind überall in der Umwelt vorhanden. Typische Quellen für Schimmelsporen in Wohnräumen sind feuchte Stellen hinter Tapeten, Textilien, Kachelwänden und Polstermöbeln. Hier kann sich ein Schimmelpilzbefall mit bloßem Auge erkennbar sein.  Auch Nahrungsmittel können Schimmelpilze enthalten. 

Je höher die Luftfeuchtigkeit in den Räumen ist, desto größer ist die Schimmelpilzbelastung. Draußen ist die Konzentration der Sporen in der Luft im Sommer und Herbst am höchsten.

Welche Ursachen hat eine Schimmelpilzallergie?

Eine Schimmelpilzallergie entsteht durch eine übermäßige Reaktion des Immunsystems auf Schimmelpilzsporen, die als Allergene wirken. Diese mikroskopisch kleinen Sporen dienen zur Vermehrung der Schimmelpilze und verteilen sich ähnlich wie Pollen über die Luft. Sie lösen bei Betroffenen allergische Reaktionen des Soforttyps (Typ I) aus.

Je nach Art des auslösenden Schimmelpilzes kann die Allergie saisonal oder ganzjährig auftreten. Eine saisonale Schimmelpilzallergie kommt im Sommer und Herbst vor. Oft sind Sporen folgender Gattungen beteiligt:

  • Cladosporium
  • Alternaria
  • Helminthosporium

Bei einer ganzjährigen Schimmelpilzallergie hingegen sind meist folgende Schimmelpilze verantwortlich:

  • Penicillium (Pinselschimmel)
  • Mucor (Köpfchenschimmel)
  • Aspergillus (Gießkannenschimmel)
  • Chaetonium
  • Aureobasidium

Die Reaktion auf die Schimmelsporen kann sich durch saisonal unterschiedliche Konzentrationen der Sporen in der Luft oder durch dauerhafte Schimmelquellen in Innenräumen bemerkbar machen:

  • In der freien Natur sind Schimmelpilze häufig auf Laubhaufen, Kompost und Brennholz zu finden. Vor allem bei hoher Luftfeuchtigkeit und wechselnden Wetterbedingungen – etwa bei einem Übergang von feuchtem zu trockenem Wetter – nimmt die Sporenkonzentration in der Luft deutlich zu. 

  • In Innenräumen sind feuchte Wände sowie feuchte Stellen hinter Tapeten, Textilien oder Kachelwänden häufige Schimmelquellen. Auch Klimaanlagen, Matratzen, Polstermöbel, Luftbefeuchter und Blumenerde sind oft betroffen. Warme Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit fördern das Schimmelwachstum, vor allem wenn die Belüftung unzureichend ist oder durch Baumängel Feuchtigkeitsschäden entstehen.

Auch im beruflichen Umfeld kann eine Schimmelpilzallergie entstehen, da an bestimmten Arbeitsplätzen deutlich höhere Konzentrationen von Schimmelpilzsporen vorkommen als in Wohnräumen. Betroffen sind vor allem Berufe, in denen Mitarbeitende regelmäßig mit organischen Materialien oder feuchten Umgebungen in Kontakt kommen – wie in der Landwirtschaft, im Bauwesen oder in der Abfallverarbeitung.

Schimmel in Nahrungsmitteln

Auch schimmelbelastete Nahrungsmittel können allergische Reaktionen hervorrufen. Lebensmittel können entweder direkt verschimmeln oder mit verschimmelten Zutaten zubereitet worden sein.

Zudem werden Schimmelpilze bei der Herstellung bestimmter Produkte bewusst eingesetzt, etwa als sogenannte Starterkulturen für Käse wie Roquefort oder Wein. Auch Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen kommen in der Lebensmittelverarbeitung zum Einsatz.

Risikofaktoren

Es gibt mehrere gesundheitliche Faktoren, die das Risiko einer Schimmelpilzallergie erhöhen. Zu diesen Risikofaktoren gehören etwa:

Schimmelpilzallergie erkennen: Mögliche Anzeichen

Die Beschwerden bei einer Schimmelpilzallergie ähneln denen anderer allergischer Reaktionen wie bei einer Hausstaub- oder Pollenallergie. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • juckende und tränende Augen
  • Fließschnupfen
  • verstopfte Nase
  • Niesanfälle
  • Husten
  • Atembeschwerden bis hin zu allergischem Asthma
  • Nesselsucht
  • Migräne (selten)

In seltenen Fällen kann es zu einem lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock kommen.

Auch der Verzehr von schimmelbelasteten Lebensmitteln kann bei Betroffenen Beschwerden hervorrufen, die häufig mit Magen-Darm-Problemen wie Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen verbunden sind.

Die Symptome der Schimmelpilzallergie können entweder das ganze Jahr über oder nur saisonal auftreten, je nachdem, welche Schimmelpilzart die Reaktion verursacht.

Diagnose: So wird eine Schimmelpilzallergie festgestellt

Zur Diagnose einer Schimmelpilzallergie beginnt der*die Arzt*Ärztin in der Regel mit einer detaillierten Befragung (Anamnese), um herauszufinden, wann und wo die Symptome auftreten. So lassen sich mögliche Allergene eingrenzen.

Ein häufiger nächster Schritt ist der Prick-Test (Allergietest). Dabei werden Testlösungen auf die Haut aufgetragen und diese leicht angeritzt. Bei einer allergischen Reaktion zeigen sich nach 15 bis 20 Minuten Rötungen, Schwellungen und Juckreiz. Allerdings sind die für Schimmelpilze verwendeten Testlösungen nur teilweise standardisiert, was die Diagnose erschwert.

Wenn ein Verdacht bestätigt wird, folgt eine Blutuntersuchung auf spezifische Antikörper, der sogenannte RAST-Test. Manchmal kann auch ein nasaler Provokationstest durchgeführt werden, bei dem das Allergen direkt in die Nase eingebracht wird. Dieser Test birgt jedoch ein erhöhtes Risiko für starke allergische Reaktionen und wird daher nur unter ärztlicher Überwachung durchgeführt.

Wie wird eine Schimmelpilzallergie behandelt?

Die wichtigste Maßnahme bei der Behandlung ist es, den Kontakt zu den allergieauslösenden Schimmelsporen zu vermeiden (Allergenkarenz). In Wohnräumen bedeutet dies, vorhandenen Schimmel gründlich zu entfernen und betroffene Bereiche zu sanieren. Auch bei unsichtbarem Schimmelbefall ist es entscheidend, die Belastung durch Schimmelpilze so weit wie möglich zu reduzieren.

So sollten etwa feuchte Stellen und befallene Klimaanlagen saniert werden. Kleinere Schimmelstellen lassen sich eventuell mit Sodalauge oder hochprozentigem Essig behandeln, wobei chemische Schimmelentferner nur kurzfristig wirken und gesundheitlich bedenklich sein können. Bei starkem Befall, etwa bei großflächigen Verfärbungen durch Schimmel, sollte Fachpersonal hinzugezogen werden, um eine gründliche und sichere Beseitigung zu gewährleisten.

Medikamente

Zur Linderung akuter Beschwerden einer Schimmelpilzallergie kann der*die Arzt*Ärztin Medikamente wie Antihistaminika und Glukokortikoide verordnen. Diese Wirkstoffe helfen, die Symptome wie Juckreiz, Schnupfen oder Atemprobleme zu mildern.

Allerdings beheben diese Medikamente nicht die eigentliche Ursache der Allergie, also die Überempfindlichkeit des Immunsystems gegenüber Schimmelsporen. Sie dienen vielmehr dazu, die allergischen Reaktionen zu kontrollieren oder zu reduzieren, ohne die Allergie selbst zu heilen.

Hyposensibilisierung

Bestimmte Schimmelpilzallergien lassen sich möglicherweise auch ursächlich mit einer spezifischen Immuntherapie (Hyposensibilisierung) behandeln. Voraussetzung ist, dass die auslösenden Schimmelpilzallergene bekannt sind. 

Bei dieser Immuntherapie wird das Allergen in sehr kleinen Dosen über einen festgelegten Zeitraum verabreicht. Dies geschieht in regelmäßigen Abständen, um das Immunsystem schrittweise an den Allergieauslöser zu gewöhnen. Ziel dieser Therapie ist es, die Toleranz des Körpers gegenüber dem Allergen zu erhöhen und dadurch allergische Reaktionen langfristig zu verringern.

Schimmelpilzallergie: Tipps zur Vorbeugung und Behandlung

Einer Schimmelpilzallergie lässt sich zwar nicht vollständig vorbeugen, aber durch einige Maßnahmen kann das Risiko einer Exposition reduziert werden. Folgende Tipps helfen dabei:

  • regelmäßiges Lüften: Idealerweise sollte die relative Luftfeuchtigkeit in Räumen zwischen 40 und 60 Prozent liegen. Stoß- oder Querlüften ist besonders effektiv. 

  • Feuchtigkeit im Blick behalten: Auf mögliche Anzeichen von Feuchtigkeit, wie Stockflecken hinter Möbeln, Kacheln oder Holzverkleidungen achten. Materialien wie Kalkputz oder Silikatfarben bieten Schimmelpilzen keinen Nährboden.

  • Lebensmittel richtig lagern: Obst und Gemüse im Kühlschrank lagern und möglichst frisch verzehren. Schimmelige Lebensmittel sollten sofort entsorgt werden.

  • Blumenerde kontrollieren: Zimmerpflanzen sparsam gießen und die Blumenerde regelmäßig wechseln, da Schimmel oft in der Erde wächst. 

  • Luftbefeuchter und Klimaanlagen: Luftbefeuchter von Heizkörpern entfernen und die Klimaanlagen regelmäßig warten und reinigen.

  • Küchenabfälle entsorgen: Eine sorgfältige Küchenhygiene kann Schimmelbildung verhindern. 

  • Vorsicht bei Gartenarbeit: Intensiven Kontakt mit abgestorbenen Pflanzenteilen oder Kompost vermeiden, da sich dort häufig Pilzsporen ansammeln.